Test

Stela

Von Nico Zurheide am 26.03.2020

Das Entwicklerstudio SkyBox Labs dürfte wohl vor allem für Remastered-Versionen alter Windows-Klassiker wie Age of Mythology und seine Mitarbeit an der Halo-Serie bekannt sein. Ab und zu entwickeln und veröffentlichen die Kanadier allerdings auch neue eigene Spiele, zuletzt den Puzzle-Platformer Stela, der im Oktober 2019 auf Xbox One erschien. Am 13. März folgten Versionen für Steam und Nintendo Switch, aus diesem Anlass schauten wir uns das Adventure einmal an.

Die Entwickler beschreiben die Story des Spiels so: „Eine junge Frau erlebt die letzten Tage einer mysteriösen, antiken Welt.“ Im Spiel selbst erfahren wir jedoch weder etwas von der antiken Welt, noch davon, dass wir dort gerade die letzten Tage selbiger erleben. Genau wie im modernen Klassiker Limbo von Playdead laufen wir mit unserer Spielfigur einfach los, von links nach rechts, ohne zu wissen, warum wir das überhaupt machen. Die junge Frau ist dabei nicht mit besonderen Talenten ausgestattet - sie kann einen kleinen Sprung ausführen und Dinge greifen, um sie mitzunehmen oder zu verschieben. Mit diesen Aktionen können wir jedes Rätsel lösen, dass die Entwickler uns auf unserem Trip durch die triste Welt in den Weg stellen.

„Trial & Death“

Die kleinen Aufgaben sind die meiste Zeit recht einfach gestrickt und selbst ungeübte Spieler dürften in vielen Fällen schnell auf die geforderte Lösung kommen. Hier muss eine Kiste verschoben, dort muss ein Schalter umgelegt und da muss eine Kiste über mehrere Ebenen transportiert werden. Generell beschäftigen wir uns während der Rätsel überwiegend mit dem Verschieben von Gegenständen und dem Umlegen von Schaltern, die zusätzliche Schwierigkeit im späteren Verlauf des Spiels entsteht durch eine komplexere Levelarchitektur. Obwohl das Wort „Schwierigkeit“ schon eine gewisse Herausforderung suggeriert. Dabei bestehen ausnahmslos alle Rätsel aus Trial & Error, denn bei einem Misserfolg stirbt die junge Dame direkt und wir starten vor dem Rätsel neu.

Der Tod liegt dann entweder daran, dass unsere Protagonistin zu tief gefallen ist, oder dass die einzigen anderen Lebewesen, die wir auf unserer Reise treffen, uns umgebracht haben. Das kann vor allem zu Beginn des Spiels ein Rattenschwarm sein, später kommen dann noch Slenderman-artige Kreaturen hinzu. In dem Spielabschnitt, in dem Letztgenannte das erste Mal auftreten, besteht das Gameplay weniger aus Rätseln, sondern mehr aus Hide-&-Seek-Abschnitten, in denen es auf das richtige Timing ankommt. Kämpfen können wir mit der Frau selbstverständlich nicht und so sind wir den Feinden hilflos ausgeliefert. Um weiter voranzukommen, müssen wir einen richtigen Zeitpunkt erwischen, eine Kiste passend verschieben oder die richtige Reihenfolge an Schaltern finden.

Diese interaktiven Objekte sind auf dem TV-Bildschirm normalerweise nicht schwer zu erkennen, im mobilen Gebrauch der Nintendo Switch können die schmalen Schalter jedoch regelmäßig übersehen werden. Generell ist das Spiel nicht dafür gedacht, auf einem kleinen Bildschirm gespielt zu werden, obwohl der erste Release parallel auf Xbox One und iOS erfolgte. Dafür ist die Kamera schlicht und einfach zu weit vom Spielgeschehen entfernt. Ansonsten leistet sich das Spiel jedoch keine technischen Schnitzer und läuft flüssig über den Bildschirm. Wer allerdings beim Start eines neuen Spiels erst einmal in die Optionen schaut und dort den Reiter Steuerung aufruft, der bekommt von Stela direkt einen schlechten Eindruck: Zwei der drei Beschriftungen für die Tasten, die das Spiel verwendet (Stick, A, B), überlappen sich komplett. You had one job.

„Atmosphärische Erfahrung“?

Unter anderem mit diesen Worten beschreiben die Entwickler Stela auf ihrer Website. Atmosphäre kommt in dem Puzzle-Platformer an einigen Stellen zwar durchaus auf - Highlights sind etwa eine Sequenz, in der wir über ein Schlachtfeld laufen und regelmäßig Deckung vor niederprasselnden Pfeilhageln suchen müssen oder eine Fluchtsequenz, in der wir uns vor riesigen Tentakeln in Sicherheit bringen müssen. Doch die Erfahrung bleibt dabei deutlich auf der Strecke. Im Grunde laufen wir einfach in eine Richtung und lösen dabei wortwörtlich im Vorübergehen einige nicht allzu schwere Rätsel. Eine Story ist im Spiel nicht existent und auch die überall auftauchenden, riesigen Stelen werden nicht näher erklärt. Wir treffen keine NPCs und finden auch keine Steintafel mit mysteriösen Texten.

Darüber hinaus kann Stela auch weder durch die Grafik, noch durch das Gameplay punkten, obwohl dieses in den fünf verschiedenen Gebieten des Spiels ab und zu ein wenig Abwechslung bereithält. Auch der Umfang fällt nicht sonderlich üppig aus, denn auch hier orientierten sich die Entwickler in etwa an Limbo mit seinen knapp zwei Stunden Spielzeit. Es gibt ganz einfach bessere Genre-Vertreter, die mehr Spaß machen und die es nebenbei auch noch schaffen, zumindest ansatzweise eine Story zu erzählen.

Fazit: 

Was bietet Stela euch? Das Platforming ist komplett anspruchslos und nicht gerade aufregend, die Puzzle simpel gehalten und an vielen Stellen sogar eher langweilig. Die vielen Fallen, die man oft gar nicht sehen kann bevor man sie auslöst, bewirken ein ständiges Trial & Error, wobei Error hier direkt den virtuellen Tod bedeutet. Damit ziehen die Entwickler die eigentliche Spielzeit von nur etwa einer Stunde noch etwas in die Länge. Darüber hinaus bleibt der Titel jegliche Erklärung schuldig, warum er existiert. Lediglich eine letzte Cutscene nach dem Ende lässt Raum für Spekulationen, deshalb lässt sich Stela gerade noch so eine Einzigartigkeit zuschreiben. Generell jedoch sahen wir das gleiche Spiel schon einmal, nur zehn Jahre früher.

Unsere Wertung:
4.5
Nico Zurheide meint: "Ein Puzzle-Platformer ohne Daseinsberechtigung, für Fans von Limbo jedoch interessant."
Stela erscheint für PC und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für PC getestet.
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1 Kommentar:
Denios)
Denios
Am 27.03.2020 um 09:30
uff