Test

Doom Eternal

Von Lars Peterke am 24.03.2020
Also das haben sich die Marketing-Verantwortlichen bei Bethesda sicherlich anders vorgestellt.

Nach dem hochgelobten 2016er-Reboot von Doom steht nun endlich der Nachfolger Doom Eternal in den Regalen und man kann sich denken, welche Werbe-Punchlines sich die Macher wünschen. Schneller, größer, blutiger soll das Spiel sein! Sprüche wie “Raze Hell” und natürlich “Rip and tear” schmücken dementsprechend die Poster. Irreführend ist das zwar nicht, schließlich werden in der Tat zahllose Dämonen zu Gulasch verarbeitet. Wir finden allerdings: Ein Satz wie “Das härteste Puzzle-Abenteuer deines Lebens” würde Doom Eternal ebenso gut zu Gesicht stehen. 

Darf’s von allem ein bisschen mehr sein?

Im Doom-Reboot aus dem Jahre 2016 unterzogen die Entwickler das Gameplay einer Frischzellenkur. Das Endprodukt war dann gleichermaßen ein moderner Shooter und eine Hommage an ältere Doom-Spiele. Da ist es nur logisch, dass für den Nachfolger in allen Aspekten ein paar Schippen draufgelegt werden.

Da wäre zum Beispiel die Story. Die ist bei Doom seit jeher eigentlich schmuckloses Beiwerk und soll nicht zu sehr vom Spiel ablenken. Dennoch hat sich über die Zeit so einiges an Lore angesammelt, die in Doom Eternal nun genüsslich ausgebreitet wird. Es gibt diverse schick inszenierte Zwischensequenzen, Dialoge und haufenweise gut versteckte Schriftstücke, die sich bei einer akribischen Spielweise in den einzelnen Leveln auflesen lassen. Wer will kann also tief in die Handlung abtauchen, für die meisten Spieler dürfte der Plot jedoch eher belanglos wirken, auch wenn er aufgrund seiner überzeichneten Inszenierung natürlich zum Flair des Spiels beiträgt.

Zwei Jahre nach den Ereignissen von Doom ist auf der Erde nun die Hölle los. 60% der Weltbevölkerung sind schon hops gegangen, da tritt der Doomslayer endlich auf den Plan um mit seinem Waffenarsenal mal gehörig aufzuräumen. Sein Ziel ist es, die drei Höllenpriester, die die dämonische Invasion orchestrieren, zu eliminieren. Dazu metzelt ihr euch durch 13 Missionen und bewegt euch dazwischen in einer kleinen Hub-Welt, die Doom Fortress genannt wird. Hier gibt es ebenfalls einige Dinge zu entdecken und freizuspielen. 

Auch ein Trainingsraum ist vorhanden. Hier könnt ihr euch mit dem mehr als üppigen Arsenal an Waffen vertraut machen. Das sind Klassiker wie Schrotflinte, Raketenwerfer, Plasma-Kanone oder natürlich die BFG 9000. Für jede dieser Waffen könnt ihr im Spielverlauf bis zu zwei Sekundär-Module freischalten von denen aber immer nur jeweils eines aktiv sein kann. Für jedes dieser zwei Module gibt es zudem eigene Verbesserungen. Dazu gesellen sich auch einige neue Waffenfunktionen wie etwa ein Greifhaken bei der Super Shotgun.

Allein bei den Waffen gibt es also eine Fülle an Upgrade-Möglichkeiten. Selbiges gilt für eure Rüstung. Über Upgrades verbessert ihr hier eure Basis-Werte wie die maximale Energie. Jedes dieser Upgrades schaltet aber noch weitere passive Zusätze frei, etwa verringerter Schaden bei Explosionen. Und dann gibt es natürlich noch die Runen, von denen ihr aber nur eine bestimmte Anzahl ausrüsten könnt. Sie beeinflussen verschiedene Aktionen im Spiel, beispielsweise wie schnell und aus welcher Distanz sich Glory-Kills ausführen lassen. Dadurch könnt ihr eure Fähigkeiten an euren Spielstil anpassen.

Auch beim Multiplayer wurde neben den typischen Deathmatch-Optionen nachgerüstet. So gibt es jetzt zusätzlich einen asynchronen 2vs1-Modus bei dem zwei Spieler in die Rolle diverser Dämonen schlüpfen und so versuchen einen dritten Spieler in der Rolle des Doomslayer aufs Korn zu nehmen. Darüber hinaus gibt es massig Skins, kosmetische Items und ein Season-System, mit dem man die Spieler lange bei der Stange halten will.

Komplexe Puzzle-Baller-Orgie

Nun ist die Erwartungshaltung beim Spielstart von Doom Eternal eigentlich ziemlich klar: nicht lang schnacken, Shotgun auspacken und dann massenweise Munition in die Dämonen pumpen. Dabei gibt es allerdings ein Problem: Munition ist, so verquer dies auch im ersten Moment klingt, ziemliche Mangelware. Natürlich ist es das Spielziel die Dämonen mit eurem kompletten Waffenarsenal übers Knie zu legen, aber damit dies klappt, muss man nun permanent prüfen, welche Ressourcen zur Verfügung stehen und seinen Spielstil entsprechend anpassen. Denn die genaue Art und Weise eures Abschlachtens entscheidet, welche Ressourcen ihr erhaltet: Tötet ihr die Dämonen mit einem Glory-Kill, lassen sie Lebensenergie fallen. Ferner laden Glory-Kills euren Blutschlag auf, ein verheerender Nahkampf-Angriff. Benutzt ihr hingegen den Flammenwerfer, werdet ihr mit Rüstungsenergie belohnt. Falls euch die Munition ausgeht, solltet ihr die Dämonen mit der Kettensäge ausschalten. Dann nämlich erhaltet ihr neue Patronen für eure Knarren. Allerdings lässt sich die Kettensäge nur benutzen, wenn ihr genug Benzin habt. Dazu sind neben Munitionskisten und Heilungspacks auch Kanister in den Leveln verteilt.

Damit ist das Kern-Gameplay von Doom Eternal noch bevor ihr euren ersten Schuss abgegeben habt gefühlt schon so komplex wie der Finanzhaushalt der Bundesregierung. Ihr müsst gleichzeitig die schnellen und hitzigen Gefechte überstehen und währenddessen euren Grips anstrengen, damit ihr keine kostbaren Ressourcen verschwendet. Währenddessen versuchen die vielen Gegnerhorden euch gezielt zu attackieren. Dem könnt ihr nur Herr werden, wenn ihr selbst die Schwächen der einzelnen Dämonentypen gezielt ausnutzt. 

Habt ihr etwa den Präzisionsbolzen für die schwere Kanone ausgerüstet, kann ein gezielter Schuss die Waffen der Gegner wie beispielsweise die Schulterraketen des Revenant ausschalten. Dem bekannten Cacodämon könnt ihr über die Sekundärfunktion eurer Schrotflinte eine Haftbombe in sein Maul jagen und die neuen Carcass-Dämonen verfügen zwar über ein Energieschild, welches sich mit der Plasmakanone jedoch spielend leicht zerstören lässt und so eine verheerende Explosion auslöst.

Tolles Leveldesign, wuchtiger Soundtrack

Falls euer Gehirn mit diesen ganzen kleinteiligen Aufgaben noch nicht genug ausgelastet ist, dann lasst euch gesagt sein: gerade im späteren Spielverlauf werden die Gegnerhorden immer größer und bunter gemischt. Stehen bleiben ist also keine Option und ihr müsst permanent in Bewegung bleiben und dabei im Sekundentakt eure Waffe wechseln, damit ihr immer die richtige Antwort parat habt. Dabei ist es unerlässlich, sich die Levelumgebung genau anzusehen. Oft sind die Areale, in denen diverse Wellen an Gegnern auf euch losstürmen, wie kleine Arenen gestaltet. Sie beherbergen nicht nur kostbare Items und Power-Ups, sondern verfügen auch über Sprung-Pads, Portale oder verwinkelte Gänge, die euch im Kampf gegen die Horden einen Vorteil verschaffen können. Außerdem ist es immer hilfreich die Position des nächsten Benzinkanisters zu kennen.

Überhaupt verdient das Leveldesign ein großes Lob. Denn während die Spielumgebung in den einzelnen Kämpfen oft ein arenatypisches Layout bietet, welches oft einen großen Teil der Herausforderung ausmacht, hat man sich zwischen den Runden um entsprechende Abwechslung bemüht. So gibt es viel zu erkunden und entdecken, und das Spiel bietet massig Geheimnisse und optionale Herausforderungen, sodass sich eine sorgfältige Spielweise auszahlt. 

Ferner verfügt der Doomslayer nun auch über einen Air-Dash und kann sich an bestimmten Wänden festkrallen und daran emporklettern. So konstruiert das Spiel teils anspruchsvolle Geschicklichkeits-Passagen, die zusammen mit der Erkundung ein angenehmes Gegengewicht zur Action geben. Dabei ist es sehr zuträglich, dass die einzelnen Level visuell abwechslungsreich gestaltet sind und Doom Eternal ganz generell einfach nur fabelhaft aussieht.

Ebenfalls extrem gelungen ist erneut die Vertonung des Komponisten Mick Gordon. Dieser scheppert dem Spieler nach wie vor seine brachialen Gitarrenriffs und Basslines um die Ohren, erkundet in Doom Eternal aber auch zunehmend elektronische Gefilde und bereichert seine Arrangements mit Synthesizern aus der Hölle. Genau so muss die Apokalypse klingen! Diese hält euch übrigens lange bei der Stange. Auch wenn sich die bloße Anzahl von 13 Mission erst einmal nach wenig anhört: oftmals sitzt man bis zu zwei Stunden an den einzelnen Leveln. Selbst geübte Spieler werden bei ihrem ersten Durchlauf also einiges an Zeit einplanen müssen. Danach locken diverse unmenschliche Schwierigkeitsgrade für eine noch größere Herausforderung, Permadeath-Optionen inklusive. 

Fazit:

Doom Eternal ist beileibe keine konventionelle Shooter-Kost. Die Änderungen im Gameplay sind definitiv nicht jedermanns Geschmack, es gibt eine entsprechende Lernkurve und tatsächlich erzeugt das Spielen eine gewisse Art von Stress. Wenn man aber genau nach solch einem Spiel auf der Suche ist, dann wird einem in Doom Eternal ein echtes Feuerwerk geboten. Eine audiovisuell lupenreine Präsentation und ein akribisch ausgefeiltes Gameplay geben sich hier die Klinke in die Hand. “In diesem Puzzle-Spiel wird rasiert!” ist nicht der Marketing-Spruch den Doom Eternal braucht, aber den es verdient.

Unsere Wertung:
9.0
Lars Peterke meint: "Ausgefeilte Baller-Orgie für Spieler mit Grips. Doom Eternal ist Dr. Kawashima für Erwachsene"
Doom Eternal erscheint für PC und PlayStation 4 und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für PC getestet.
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2 Kommentare:
Denios)
Denios
Am 27.03.2020 um 09:30
nice
Ramy)
Ramy
Am 27.03.2020 um 15:37
So langsam aber sicher bekomme ich so richtig Lust auf das Game!!