Test

Arc of Alchemist (Nintendo Switch)

Von Deniz Üresin am 11.02.2020

Compile Heart, japanischer Videospielentwickler und Tochterfirma von Publisher Idea Factory, dürfte höchstens dem einen oder anderen JRPG-Fan etwas sagen. Mit meist recht niedrigem Budget produzieren die Mädels und Jungs Rollenspiele mit Nischen-Setting (oft mit einem gewissen Grad an „Fanservice“) fast schon wie am Fließband. Allein 2018 brachten sie mit Death End Re;Quest, Mary Skelter 2, Super Neptunia RPG und Dragon Star Varnir vier ganze Spiele heraus, die alle zumindest ungewöhnliche Settings und einen vergleichbar hohen Produktionsstandard hatten. 2019 erschien dann Arc of Alchemist für PlayStation 4 und Nintendo Switch, zuerst in Japan und inzwischen auch in westlichen Gefilden. Wie sich das Action-RPG auf der Switch schlägt, erfahrt ihr in unserem kompakten NplusX-Test.

Das Umwelt-RPG

In Arc of Alchemist übernehmt ihr die Kontrolle über Quinn Bravesford, eine Soldatin, die zusammen mit einer kleinen Truppe von Kämpfern auf der Suche nach der „Great Power“ ist, um die Menschheit zu retten. Diese hat sich in ihrer habgierigen Ausbeutung der Natur und durch endlose, brutale Kriege selbst an den Rand der Vernichtung gebracht und die wenigen Überlebenden müssen in einer nicht enden wollenden Wüste der Verwüstung um die letzten Ressourcen kämpfen, die es noch gibt. Wenn das mal nicht eine Message ist, dann weiß ich auch nicht.

Mit ihrem mysteriösen Lunagear versucht Quinn, die vier Elemente zu bändigen und somit den Pfad zur Great Power zu ebnen. Auf ihrem steinigen Weg trifft sie nicht nur Monster und seltsame Maschinenwesen aus einer anderen Zeit, sondern auch auf feindliche Menschen aus einem anderen Lager. Da weder Quinn noch der General der gegnerischen Truppe großartige Anstalten machen, ein Gemetzel anzustiften, ebbt die Feindschaft zwischen den beiden Lagern ziemlich schnell ab und das bleibt auch für den größten Teil der leider nicht wirklich gut erzählten Story so. Mehr über eure Charaktere und deren Hintergründe erfahrt ihr nämlich nur in optionalen Cutscenes, die manchmal auftauchen, wenn ihr in eure Basis zurückkehrt. Ansonsten plätschert die Story ohne großartige Plottwists vor sich hin und versucht, mit Quinn einen zerrissenen, von Zweifeln und Trauer geplagten Charakter zu zeichnen, der sich aber in den meisten Situationen trotzdem wie ein typischer 08/15-JRPG-Held verhält.

Story pfui, Gameplay hui?

Leider kann das Gameplay auch nicht wirklich überzeugen. Eure Basis könnt ihr zwar nach Belieben gestalten und diverse Einrichtungen, wie den Waffenladen, mit Geld und in der Wüste gefundenen Ressourcen aufleveln, allerdings könnt ihr hier weder frei herumlaufen noch irgendetwas Spannenderes anstellen.

Habt ihr eure Party aus drei aktiven Kämpfern zusammengestellt, geht es in die Wüste, eine nicht sehr große, null abwechslungsreiche, in kleinere Gebiete unterteilte Spielwelt. Dort kämpft ihr euch durch Horden von immer gleich aussehenden Gegnern (es gibt nur eine handvoll Gegnermodelle, die sich durch das gesamte Spiel zieht), sammelt Krimskrams auf, errichtet Camps als neue Ausgangspunkte für eure Erkundungsausflüge und löst das eine oder andere Lunagear-„Rätsel“. Ihr startet mit dem Feuerelement in eurem Lunagear, sammelt aber recht zügig auch die Erd- und Wasserelemente auf. Mit dem Feuerelement zündet ihr Laternen in dunklen Höhlen an, mit dem Wasserelement füllt ihr leere Behälter auf, die aus irgendeinem Grund ein Tor versperren und dieses nur öffnen, wenn ihr Wasser hineinschüttet. Mit dem Erdelement könnt ihr Blöcke aus Erde erzeugen und euch somit kleine Treppen bauen, um Hindernisse zu überwinden. Das Windelement dient vornehmlich dazu, vom Sand verschüttete Gegenstände freizupusten. Sehr innovativ oder abwechslungsreich sind diese Rätsel nie, auch wenn ihr immerhin die Elemente im Kampf kombinieren könnt. Aktiviert ihr Feuer und Erde gleichzeitig, erschafft ihr somit eine kleine feuerspuckende Statue, die automatisch Gegner in der Umgebung angreift.

Das war aber auch schon alles, was ihr in diesem Spiel machen könnt. Ein bisschen die Basis ausbauen, in die Wüste gehen und den nächsten Wegmarker finden, der meist einen Bosskampf oder eine Cutscene bereithält. Bosskämpfe sind übrigens sehr spaßig, denn sie sind absolut unbalanciert. Ist eure Truppe auf Level 40 (die Levelups geschehen in Arc of Alchemist recht schnell) und hat die beste aktuell verfügbare Ausrüstung, kann euch ein Level-35-Boss trotzdem mit 2-3 Angriffen mühelos zerquetschen. Häufiges, langes Grinden ist somit leider ein Muss.

Der mieseste Switch-Port?

Falls euch die Beschreibungen der Story und des Gameplays noch nicht abgeschreckt haben, keine Sorge: Jetzt kommt nämlich der Sargnagel. Arc of Alchemist ist auf der Nintendo Switch fast unspielbar. Heftige Framerateeinbrüche sind sowohl docked als auch im Handheld-Modus genauso an der Tagesordnung wie lange Ladezeiten und Input-Lag.  Immerhin ist uns das Spiel beim Testen nicht abgestürzt. Die nicht gerade detailreichen Umgebungen und Chibi-Figuren mit überaus steifen Animationen sollten die Nintendo Switch aber keinesfalls derart arg ins Schwitzen bringen – hier ist klar: Die Portierung auf die Hybrid-Konsole ist einfach misslungen.

Fazit:

Wer das Review übersprungen hat und nur schnell lesen will, ob er das Spiel kaufen soll oder nicht, dem sei gesagt: Lasst es. Das Action-RPG kann seine halbwegs interessante Story nicht richtig erzählen, bietet rudimentäres Gameplay und altbackene Grafik und läuft zudem auf der Switch einfach nur miserabel. Mit Ys VIII, der Collection of Mana, Tales of Vesperia – Definitive Edition und vielen weiteren tollen Spielen gibt es aber glücklicherweise mehr als genügend Alternativen im Action-RPG-Bereich. Immerhin wurde beim Vertrieb des Spiels im Westen an die Umwelt gedacht - Arc of Alchemist erscheint lediglich digital im Nintendo eShop, für stolze 39,99 Euro. Die PlayStation-4-Fassung ist allerdings auch physisch erhältlich.

Unsere Wertung:
3.0
Deniz Üresin meint: "Finger weg von diesem Spiel. "
Arc of Alchemist (Nintendo Switch) erscheint für PlayStation 4 und Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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2 Kommentare:
Vyse)
Vyse
Am 11.02.2020 um 13:28
"Ist eure Truppe auf Level 40 (die Levelups geschehen in Arc of Alchemist recht schnell) und hat die beste aktuell verfügbare Ausrüstung, kann euch ein Level-35-Boss trotzdem mit 2-3 Angriffen mühelos zerquetschen."

Klingt doch cool! Vielleicht kaufe ich es mir.
Denios)
Denios
Am 11.02.2020 um 13:34
Dann warte aber auf einen heftigen Discount :D. Die PS4-Version soll ja immerhin ein bisschen besser laufen, dann hat man vielleicht auch eine Chance, sich mit Skill durchzukämpfen. Die Switch-Fassung registriert halt nicht alle Dodge-Inputs und dann ist man direkt tot :D
Matthew1990)
Matthew1990
Am 11.02.2020 um 14:24
Ich bin vom Spiel positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass Little Town Hero so schnell unterboten werden kann!
Denios)
Denios
Am 11.02.2020 um 20:28
Ja, in der Hinsicht ist AoA einsame Spitze :D