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Controller für Nintendo Switch im Vergleich

Von Jeremiah David am 27.01.2020

Die Nintendo Switch ist seit fast drei Jahren auf dem Markt. Während es zum Launch der Hybridkonsole verständlicherweise nur wenig Third-Party-Zubehör gab und sich dieses fast ausschließlich auf Taschen und Display-Schutzfolien beschränkte, haben seit 2017 viele Hersteller unterschiedliche Controller, Joy-Con und andere mehr oder weniger sinnvolle Switch-Accessoires veröffentlicht. Akku-Erweiterungen, Schutzhüllen, Tragetaschen, Plastiklenkräder und ähnliche Gerätschaften lassen sich rasch als optional abstempeln. Zusätzliche Controller sind dagegen – zumindest für Multiplayer-Freunde – unabdingbar. Wir haben deshalb verschiedene kabellose Gamepads für euch getestet und präsentieren euch nachfolgend unsere Ergebnisse.

Nintendo Switch Pro Controller

Gleich vorweg: Der Pro Controller von Nintendo ist in dieser Liste das Maß aller Dinge, und das sollte niemanden überraschen. Qualitativ können die anderen Controller nicht mit Nintendos Eigenkreation mithalten, allerdings kostet der Pro Controller auch mindestens doppelt so viel wie die Konkurrenzprodukte. Für Nintendos Original wandern derzeit etwa 60 Euro über die Ladentheke, während die meisten anderen Gamepads für unter 30 Euro zu haben sind. Dass der Pro Controller teurer ist, macht sich aber nicht nur auf dem Kassenbon bemerkbar. Der Controller liegt nahezu perfekt in der Hand, hat ein angenehmes Gewicht von knapp 250g und eine fantastische Akku-Laufzeit von rund 40 Stunden (bei 1300mAh). Der Pro Controller ist zudem der einzige von uns getestete Controller, der die Switch aus dem Stand-by wecken kann und mit einem NFC-Kontaktpunkt ausgestattet ist. Wer also häufig amiibo benutzt, der greift besser zum Original.

Eaxus Wireless Controller – a.k.a. der No-Name-Controller

Dieser Controller wird im Internet unter diversen Namen und in verschiedenen Farbvarianten verkauft. Er stammt natürlich aus China und wird auf Ebay auch als komplett markenloses Produkt angeboten, häufiger jedoch sieht man einen scheinbar willkürlich gewählten Firmennamen vor den Begriffen „Wireless Controller“. Auf Amazon, Ebay und Co ist das 205g schwere Eaxus-Gamepad so beispielsweise auch als Maegoo-, Diswoe-, KONEE-, CuleedTec- oder Cypin Wireless Controller zu finden und kostet je nach Anbieter und Verkaufsplattform zwischen 15 und 30 Euro.

Überraschenderweise liegt der Controller trotz billig wirkender Verpackung sehr gut in der Hand und auch die Verarbeitung macht einen hochwertigen Eindruck. Die Flanken sind mit einer dünnen Gummischicht überzogen und dadurch wunderbar griffig. Genau wie Nintendos Original sind die Trigger zudem digital. Die Tasten haben alle einen angenehmen Druckpunkt und sind leicht zugänglich. Das Gamepad verfügt über zwei Vibrationsmotoren, die unabhängig voneinander vibrieren können. Der Gyro-Sensor erledigt seinen Job bei Spielen mit Bewegungssteuerung tadellos. Der 500mAh-Akku macht allerdings nach nur etwa 8 Stunden schlapp. Das ist der schlechteste Wert der von uns getesteten Controller.

ECHTPower Controller für Nintendo Switch

Im Vergleich zum obigen Controller bietet der Switch-Controller von ECHTPower tatsächlich mehr oder weniger echte Power: Der 600mAh-Akku des etwa 180g schweren Controllers hält rund 15 Stunden durch – nicht annähernd so lange wie Nintendos Original, aber dennoch länger als die 8 Stunden oben. Die Standard-Variante des Gamepads ist auf Amazon für knapp unter 30 Euro erhältlich, während die Pro-Version etwa 5 Euro mehr kostet. Wer sich für Letztere entscheidet, bekommt zusätzlich zu den üblichen Features wie Rumble und Gyro-Sensor noch einen NFC-Kontaktpunkt und ein buntes, rot-blaues Design. Etwas überraschend ist, dass das teurere Modell laut Hersteller mit einem deutlich schwächeren 350mAh-Akku ausgestattet ist und maximal 8 Stunden Laufzeit schafft. Für unseren Test haben wir uns deshalb für die „normale“ Variante entschieden. Diese liegt insgesamt gut in den Händen und erinnert in ihrer Form an einen flacheren Xbox-360-Controller mit leicht verlängerten Flanken. Letztere wurden angeraut, sind aber nicht wie der No-Name-Controller beschichtet.

Dass der Controller nicht unbedingt speziell für die Switch entwickelt wurde, zeigt sich daran, dass er analoge Trigger besitzt, die nur digital verwendet werden können. Eine minimale Eingabeverzögerung ist deshalb durch die längeren ZL- und ZR-Knöpfe praktisch vorprogrammiert. Die L- und R-Knöpfe haben dieses Problem nicht, geben jedoch reibende Geräusche von sich. Insgesamt ist die Verarbeitung des ECHTPower-Controllers alles andere als schrecklich, wirkt aber minderwertiger als die der hier genannten Konkurrenzprodukte.

CSL Nintendo Switch Pro Gamepad

Mit 185g wiegt das Gamepad von CSL ähnlich viel wie das von ECHTPower. Es verfügt zudem ebenfalls über analoge Trigger, allerdings bieten diese einen stärkeren Widerstand und dürften bei schnellen Spielen noch mehr stören. Positiv ist dagegen, dass der 500mAh-Akku ein bisschen länger durchhält und bis zu 18 Stunden schafft – Bestwert unter den Billig-Pro-Controllern. Auch der Gyro-Sensor funktioniert wieder einwandfrei. Die Verarbeitung liegt qualitativ irgendwo zwischen dem No-Name-Controller und dem von ECHTPower und ist damit absolut in Ordnung. Auch preislich pendelt sich das Gamepad mit 22 bis 25 Euro zwischen den Anderen ein.

Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Form des Controllers: Die Unterseite des Plastikgehäuses wurde mit Einbuchtungen versehen. Dort sollen während dem Zocken wohl die Finger des Spielers ruhen, allerdings wurden diese Mulden in einem etwas ungünstigen Winkel angebracht, wodurch sich die Flanken des Gamepads nicht ganz so geschmeidig anfühlen, wie sie es sollten.

8BitDo SN30 Pro+

Im Gegensatz zu den meisten anderen Drittherstellern will der chinesische Hersteller 8BitDo nicht einfach nur einen vergünstigten Pro Controller, sondern ein speziell an Vielspieler gerichtetes Gerät im Markt platzieren. Mit fast 50 Euro ist das Pad nur marginal günstiger als die First-Party-Variante, trotzdem müssen Käufer auf einen NFC-Chip und eine HD-Rumble-Funktion verzichten. Im Gegenzug bewirbt 8BitDo ein speziell für Retro-Titel und anspruchsvolle 2D-Spiele optimiertes Steuerkreuz sowie eine programmierbare Firmware, mit der unter anderem benutzerdefinierte Button-Layouts sowie Controller-Makros oder Turbo-Funktionen auf den Controller gespielt werden können. Die Akkulaufzeit wird mit 20 Stunden angegeben.

In der Praxis ist das auffällig große Steuerkreuz jedoch der einzige echte Vorzug der Premium-Hardware. Anspruchsvolle Levels in Super Mario Maker 2 oder emulierte SNES-Spiele sind mit dem SN30 Pro+ spürbar komfortabler zu spielen als mit Nintendos Eingabegeräten. Für 3D-Titel ist das Pad hingegen eine eher schlechte Wahl, da das Layout der Analogsticks für ein weniger komfortables Spielgefühl sorgt. Außerdem ist der viel zu nah am B-Knopf platzierte Home-Button ein echter Designfehler, da wir diesen in hektischen Situationen sehr schnell versehentlich treffen können und dann erst mal im Hauptmenü der Switch-Konsole landen. Die angesprochenen Firmware-Features sind in der Praxis eher eine technische Spielerei, mit der sich kaum Einfluss auf das Spielerlebnis nehmen lässt. Somit ist der SN30 Pro+ ein teures Werkzeug für einen recht speziellen Anwendungsfall und nur für Vielspieler und Retro-Fans mit großem Geldbeutel wirklich interessant.

snakebyte MULTI:PLAYCON Controller 2er Set

Anders als alle anderen Controller in diesem Artikel wurde der MULTI:PLAYCON von snakebyte speziell für Multiplayer- und Retro-Gaming auf der Nintendo Switch entwickelt und kommt stets im 2er-Pack daher. Konkret gesagt ist der MULTI:PLAYCON somit also eine Alternative zu den Joy-Con von Nintendo und nicht zum Switch Pro Controller. Dementsprechend ist das Controller-Doppelpack von Snakebyte auch nur mit Switch-Spielen kompatibel, die sich prinzipiell auch nur mit einem einzelnen Joy-Con spielen lassen (wie z.B. Mario Kart 8 Deluxe, Super Smash Bros. Ultimate, Overcooked! 2, Retro-Games etc.). Benötigt ein Spiel zwei Joy-Con Controller für einen Spieler, können diese nicht durch die Controller ersetzt werden (z.B. The Legend of Zelda: Breath of The Wild).

Der große Pluspunkt ist vor allem der Preis: Für rund 40 Euro erhaltet ihr gleich zwei Wireless-Drücker mit bis zu sieben Metern Reichweite, wahlweise in blau und orange oder aber in schwarz und grau. Dies entspricht in etwa dem Preis für einen einzelnen, originalen Joy-Con von Nintendo, der dafür jedoch auch zusätzliche Features wie Bewegungsensoren, HD-Rumble oder die IR-Kamera unterstützt. Dies hat jedoch den Nachteil, dass Multiplayer-Titel, die viel Gebrauch von der Bewegungsteuerung machen, nicht vernünftig mit dem MULTI:PLAYCON gespielt werden können. Wer also zum Beispiel weitere Controller sucht, um mit Freunden Super Mario Party oder 1-2 Switch zu spielen, der muss sich anderweitig umsehen.

Dafür wirkt der MULTI:PLAYCON aber deutlich ergonomischer in der Hand als der Original-Joy-Con. Die Druckpunkte auf allen Tasten sind zudem erstaunlich gut, der Stick sitzt hingegen sehr fest, sodass grundsätzlich etwas mehr Kraft aufgewendet werden muss. An den höheren Widerstand gewöhnt man sich jedoch recht schnell, ebenso an die weniger wertig wirkende Verarbeitung. Darüber hinaus bietet der eingebaute Akku eine sehr ordentliche Akkulaufzeit mit hoher Ladegeschwindigkeit über USB-C. Zudem lassen sich bis zu 16 MULTI:PLAYCON Controller gleichzeitig mit der Nintendo Switch verbinden. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die entstehenden Nebengeräusche der durchaus ordentlichen Vibrationen des eingebauten Mikromotors.

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2 Kommentare:
Denios)
Denios
Am 28.01.2020 um 00:14
nicer Beitrag, danke!
prog4m3r)
prog4m3r
Am 28.01.2020 um 02:47
Der 8BitDo SN30 Pro+ ist großartig, diesen auf "einen recht speziellen Anwendungsfall" zu reduzieren ist schon ziemlich unfair, da er in Sachen Komfort auch bei 3D-Spielen überzeugen kann - deutlich mehr als es bspw. Sony mit dem Dualshock4 vermag. Auch die Kritik an der Positionierung des "Home"-Button kann ich nicht wirklich teilen.

Letztendlich bleibt allerdings zu sagen, wer gar keinen Pro Controller sein eigen nennt, sollte ohnehin zum Original greifen, da nur diese in der Lage sind die Konsole zu "wecken".

Für Spieler 2-4 bzw. bei gewissen Spielen auch 2-8 bieten sich darüber hinaus diverse Möglichkeiten an. Von einem GCN-Adapter um die alten Controller des Zauberwürfels zu verwenden, bis zum 8bitdo-Wireless-Adapter mit welchem ich meinen Wii U Pro Controller eine zweite Chance genutzt zu werden gebe.

Und wenn man dergleichen nicht hat/will, die China-Plagiate des Nintendo Switch Pro Controller sind erschreckend gut und kosten je nach Design (normal, Xenoblade 2, Smash Bros, Splatoon) lediglich 20-25€ (natürlich bieten sie kein HD-Rumble/NFC).
Tobsen)
Tobsen
Am 28.01.2020 um 09:12
Ich mag den DS4 sehr und finde ihn sehr komfortabel bei 3D-Spielen.
Vyse)
Vyse
Am 28.01.2020 um 12:08
Der Text spiegelt halt meine persönlichen Erfahrungen mit dem SN30 Pro+ wider. Mir ist es im Super Mario Maker leider schon mehrmals passiert, dass ich in heiklen Situationen unabsichtlich an den Home-Button gekommen bin, vorzugsweise beim Ausführen (bzw. dem Versuch) von Shell Jumps. Und Link's Awakening fand ich damit spürbar weniger angenehmer zu spielen als mit dem offiziellen Pro Controller, obwohl ich mit dem sehr ähnlichen DS4 keine Probleme habe.

Für mich ist das nicht problematisch, da ich den SN30 Pro+ eh nur als Ergänzung zum Pro Controller gekauft habe. Aber aus der Sicht eines Casuals, der auf schwierige Spiele und 2D-Optik eh keinen Bock hat, ist der Controller IMO recht nutzlos.
TraxDave)
TraxDave
Am 29.01.2020 um 12:42
Ich kann zwar leider zum SN30er nix sagen, allerdings glaub ich sofort, dass er mindestens so komfortabel ist wie ein Dualshock 4. Der DS ist mit Abstand der schlechteste offizielle Controller der Konsolen...über den Dualshock 3 will ich gar nicht reden. ^^

Mit Dritthersteller-Controllern habe ich bis jetzt generell EHER schlechte Erfahrungen gemacht, danke aber für den Test, ist recht interessant zu wissen, was halbwegs relevant am Markt ist.