
Senran Kagura Peach Ball
Senran Kagura stand bis vor einigen Jahren noch vor allem für zwei Dinge: schnelle, kleiderzerfetzende Ninja-Girl-Power und – trotz des überbordenden Fanservice – gut geschriebene Charaktere mit teils sehr dramatischen Hintergrundstories. Inzwischen haben Asuka und ihre Busenfreundinnen aber auch weitere Genres unsicher gemacht. In Senran Kagura Peach Beach Splash auf der PS4 liefern sie sich beispielsweise spritzige Wasserpistolenkämpfe in Bikinis und in Senran Kagura Reflexions auf der Switch (zum NplusX-Test) dürft ihr „Hand anlegen“ und die gut bestückten Schattenkriegerinnen nach Herzenslust massieren. Da verwundert es kaum noch, dass die Serie nun auch einen Pinball-Ableger spendiert bekommen hat. Da Pinball nun einmal Pinball ist, sind die wichtigsten Fragen zu dem Spiel: „Muss man Senran-Kagura-Fan sein, um das Spiel zu genießen?“ und „Lohnt sich das Spiel für einen Senran-Kagura-Fan?“
Story: Etwas schwach auf der Brust
Es mag jetzt etwas seltsam anmuten, dass die Story eines Fanservice-Pinball-Games kritisiert wird, aber wenn es eine anbietet, muss sie auch mit auf den Prüfstand. Ähnlich wie schon in den letzten Ablegern der Senran-Kagura-Reihe, und ganz und gar nicht wie die in dieser Hinsicht vorbildlichen ersten Teile, ist die Story von Peach Ball nichts Bahnbrechendes. Sie ist im Gegenteil fast schon so schlecht, dass man sie zugunsten anderer Features vielleicht sogar ganz hätte weglassen sollen.
Haruka, die sadistische Wissenschaftlerin des Crimson Squad, einer Gruppe abtrünniger Ninja Girls, langweilt sich in ihrem Nebenjob in einer Arcadehalle und experimentiert nebenher mit seltsamen Substanzen. Asuka, Yumi, Ryona, Murasaki und Harukas Kollegin Yomi kommen mit diesen während eines Turniers in der Spielhalle in Kontakt und verwandeln sich dadurch in spärlich bekleidete Furry-Cosplayer. Dadurch wird zwar nicht unbedingt weniger Haut bedeckt als bei so manch einem anderen Outfit der jungen Kunoichi, aber dazu kommt, dass sie auch ihr Gedächtnis verloren haben und sich für das jeweilige Tier halten, in dessen Kostüm sie geschlüpft sind. Asuka hoppelt in ihrem Häschenkostüm durch die Felder, während Murasaki sich für eine wilde Bärin hält und herumbrüllt.
Glücklicherweise hat Haruka aber schon ein Gegenmittel für diese „Krankheit“ erfunden: den Peach Ball. Man lege die infizierte Dame bloß auf einen Flippertisch und bearbeite sie etwas mit dieser Kugel und schwupps – ist sie wieder sie selbst.
Ihr, die Spieler, seid in dieser Story die Hauptfigur, denn Haruka übergibt euch ihre Peach Balls und hilft euch bei der Suche nach den Ninja-Mädels, die ihr dann mit den Flippern „bearbeiten“ dürft. Unterbrochen werden die insgesamt 25 Missionen dabei durch extrem langweilige Visual-Novel-Einlagen, in denen geschildert wird, was die wild gewordenen Kämpferinnen gerade so treiben und welche Tricks ihr euch einfallen lasst, um sie auf den Flippertisch zu locken.
Gameplay: Wie ein freizügiger Bikini…
Das Gameplay und der allgemeine Umfang des Spiels lassen sich mit einem sehr knappen Bikini vergleichen: Das Nötigste wird abgedeckt. Es gibt zwei verschiedene Tische, die sich auch nur bedingt durch ein paar Gimmicks an den Seiten voneinander unterscheiden. Das zu bearbeitende Ninja-Girl nimmt auf dem hinteren Teil des Tischs Platz. Sie gilt es mit gezieltem Flippereinsatz mit dem magischen Peach Ball abzuschießen. Dies und das Erfüllen von „Sidequests“, die am Bildschirmrand auftauchen und von euch meist das Treffen bestimmter Objekte auf dem Tisch fordern, führt irgendwann zur ersten „Sexy Challenge“.
Diese Minispiele bringen euch in eine Extra-Arena, in der ihr für eine begrenzte Zeit unendlich viele Peach Balls zur Verfügung habt und diverse auf dem Tisch herumlaufende oder fahrende Objekte abschießen müsst, damit diese dann über Asuka oder eine ihrer Freundinnen herfallen können, was in echter Senran-Kagura-Manier mit der Zerstörung eines Teils der Kleidung einhergeht. Nach zwei absolvierten Sexy Challenges folgt dann das Finale der Flipperpartie: Die „Super Sexy Challenge“. Um das jeweilige Mädchen in ihre ursprüngliche Form zurückzuverwandeln, werden hier alle Register gezogen und am Ende gewisse Körperteile direkt mit den Flippern „bearbeitet“, bis sich auch das letzte Stückchen Stoff verabschiedet…
Abseits von den Flippertischen dürft ihr aber noch in einem Shop stöbern und das Herzstück eines jeden Senran-Kagura-Spiels besuchen: Die Umkleidekabine. Hier könnt ihr euch von dem durch Missionen verdienten Geld einigen Kram kaufen: Bilder der Protagonistinnen, Musikstücke und vor allem Kleidungsstücke und Accessoires für eure Ninjakriegerinnen. Im Umkleideraum könnt ihr den Mädels dann die gekauften Textilien anlegen und sie in all ihrer Pracht bewundern – und betatschen… Im Diorama-Modus könnt ihr dann ein, zwei oder sogar alle Mädels mit von euch auswählbaren Posen und Kleidungsstücken vor einem einstellbaren Hintergrund drapieren und nach Belieben Gebrauch von der Schnappschuss-Funktion der Switch machen.
Technik: Kann sich sehen lassen
Auch wenn Senran Kagura Peach Ball keine neuen Grafik-Maßstäbe auf der Switch setzt, macht das Spin-Off (nicht zuletzt aufgrund der sorgfältig animierten Damen) doch einiges her und läuft dabei auch wunderbar flüssig mit gesetzten 60 Bildern pro Sekunde. Das HD-Rumble-Feature der Joy-Cons, das auch schon beim Vorgänger Senran Kagura Reflexions zum Einsatz kam, wird auch hier verwendet, damit sich die Ninja-Girls so echt wie möglich „anfühlen“. Auf Touchscreen-Funktionen im Handheldmodus oder Multiplayer-Optionen wurde verzichtet.
FAZIT
Senran Kagura Peach Ball hält, was es verspricht – nicht mehr und nicht weniger. Ihr bekommt eine solide, wenn auch etwas umfangsarme Flipper-Simulation als Spin-Off einer humoristisch übersexualisierten Beat-em-up-Serie. Leider hat nicht nur das Gameplay nichts mit der spaßigen Prügelorgie der Hauptteile zu tun, auch die Visual-Novel-Teile lassen seit geraumer Zeit immer mehr zu wünschen übrig, sodass sich selbst Hardcore-Senran-Kagura-Fans überlegen sollten, ob sie wirklich 40 Euro für ein fünfstündiges Pinball-Spiel ausgeben wollen. Richtig dreist wird das Ganze dann noch durch zahlreiche, recht teure DLC-Päckchen, die mehr Musikstücke, Kleidungsstücke und Posen für den Diorama-Modus bereithalten.

