Redaktionszwischenfazit: Nintendos Auftritt auf der E3
Nintendos Treehouse-Stream läuft noch. Wir haben uns aber bereits Gedanken über die vergangenen zwei Stunden gemacht. Unsere Redaktionskommentare.
Nico Zurheide meint:
Zelda Brot, wie ich es liebevoll nennen werde, macht den Schritt weg vom Adventure und hin zum Rollenspiel. Und das mit aller Macht: Link kann jedes kleine Fitzelchen der Spielwelt einsammeln und später verwenden, es gibt viele verschiedene Rüstungsteile und der "Material"-Reiter lässt auf Crafting schließen. Darüber hinaus nimmt man "Open World" tatsächlich wörtlich und besinnt sich auf seine Wurzeln, indem offensichtlich alle Bereiche der Spielwelt von Beginn an begehbar sind. Man kann also ohne Übertreibung sagen, dass Zelda Breath of the Wild das größte Zelda aller Zeiten werden wird.
Mit der Öffnung des Gameplays und der Spielwelt gleichermaßen wandelt sich Zelda vom begrenzten und leicht angestaubten Abenteuer der letzten Iterationen zum großen, aktuellen Rollenspiel, das - wie die Demo andeutet - keinen Vergleich mit modernen Vertretern des Genres scheuen muss. Eiji Aonuma erfüllt sich seinen Traum und lässt das große Ocarina of Time seines Vorgängers endlich hinter sich.
Tim Herrmann meint:
Zelda sieht super aus! Doch die Präsentation hat Nintendo gehörig versemmelt: Die Treehouse-Show war genau wie in den vergangenen Jahren ausführlich und sehr detailliert. Der entscheidende Unterschied: In den vergangenen Jahren ging den Treehouse-Streams ein Digital Event oder eine Pressekonferenz voraus, die mit coolen Trailern, komprimierten Informationen oder ausgefeilten Inszenierungen neugierig auf die Spiele machten und Spannung erzeugten. Dieses Mal übernahm das Treehouse selbst diese Rolle - und versagte dabei vollständig.
Nintendo hat keinerlei Mühe in die Inszenierung gesteckt, wirkt ziemlich lust- und inspirationslos. Eine Moderatorin fragt die Pokémon-Entwickler nach Details, die noch gar nicht beantwortet werden dürfen, der andere kann plötzlich nicht mehr weiterspielen, weil die Demozeit abgelaufen ist (!). "Haben die sich nicht vorbereitet, bevor 300.000 Menschen live einschalten?", fragt man sich als Fan beim Zuschauen unweigerlich. Diese Art, mit der wichtigsten Spielemesse der Welt umzugehen, ist unprofessionell und eines Milliardenkonzerns mit einem durchaus liebenswürdigen und beachtenswerten Spiel im Gepäck nicht würdig.
Nintendo hat die E3 nicht ernstgenommen, legte keinen Wert darauf, Spannung, Aufregung und Hype um sein(e) Spiel(e) zu kreieren und hat mit seiner planlosen Präsentation über weite Strecken gelangweilt. Die Konsequenz: ein sehr spannend wirkendes The Legend of Zelda versickert irgendwo in stundenlangem, ziellosem und unkoordiniertem Let’s Play-Livestream.
Niko Schopinski meint:
So mag ich es: Im Vorfeld war ich aufgrund der ärgerlichen Verschiebungen des neuen Zelda-Titels ungewohnt reserviert. Gute Voraussetzungen aber, um positiv überrascht zu werden. The Legend of Zelda: Breath of the Wild scheint tatsächlich mit einigen Konventionen der Serie zu brechen. Es gibt endlich - dezent eingesetzt - Sprachausgabe, außerdem konnten mich die atmosphärische und stilsichere Spielwelt sowie die wunderschöne Musik begeistern. Was der Titel hinsichtlich Storytelling bieten kann, wie sich Gameplay, Spieltiefe und Lebendigkeit der Welt über das gesamte Spiel verteilt zeigen, wird sich erst später herausstellen. Außerdem bleibt die Frage, inwiefern der Aufbau von Spannung und die Integration von Dungeons eine Rolle spielen werden. Was mir leider schon jetzt auf die Nerven geht, sind einige Soundeffekte. Das ständige Gepiepe, wenn Link einen Gegenstand aufhebt oder eine Schatzkiste öffnet, empfinde ich als unpassend und penetrant. Insgesamt stelle ich für den Moment aber zufrieden fest, dass uns ein faszinierendes Videospielmärchen erwarten könnte. Ich freue mich jetzt auf das neue Zelda - wirklich gehyped bin ich aber noch nicht.