Test

Overwatch

Von Lars Peterke am 08.06.2016

Immer wenn der kalifornische Entwickler Blizzard ein neues Videospiel veröffentlicht, horcht die gesamte Branche auf. Und das liegt neben der riesigen Beliebtheit von Marken wie Warcraft oder Diablo, im Besonderen an Blizzards Ruf. Ein Blizzard-Spiel geht für den Qualitätsgrad viele Extrameilen, die bei anderen Studios dem Budget zum Opfer fallen würden. Da ist es umso aufregender, wenn Blizzard nicht nur ein neues Spiel, sondern eine ganz neue IP veröffentlicht. Der teambasierte Helden-Shooter Overwatch ist nun Blizzards erste neue Marke seit 17 Jahren. Wir haben den Titel auf Herz und Nieren geprüft.

Neue Helden braucht das Land!

Bevor bei Blizzard im großen Stil an Overwatch gearbeitet wurde, werkelte das Team über viele Jahre hinweg an dem ambitionierten Online-Spiel Titan. Offenbar wurde dabei so viel Kreativität freigesetzt, dass man für Overwatch nun aus dem Stand ein komplettes Heldenuniversum erschaffen konnte, welches der Welt eines Comic-Giganten wie Marvel in nichts nachsteht. Die Rahmenhandlung spielt in der nahen Zukunft auf der Erde. Hier rebellieren Roboter und andere künstliche Intelligenzen gegen ihre Schöpfer. Ganze 21 spielbare Charaktere hat der Spieler in diesem Setting zur Auswahl. Diese sind durch die für das Spiel irrelevante Story in zwei Lager geteilt: die fiesen Abkömmlinge der Roboter sowie die Beschützertruppe der vereinten Nationen, die Overwatch.

Bereits lange vor der Veröffentlichung hat Blizzard begonnen sein neues Universum zu etablieren. Animierte Kurzfilme auf Pixar-Niveau, Comics und sogar Guideline-Dokumente für Cosplayer tragen ihren jeweiligen Teil dazu bei, dass die vielen Helden den Spielern bereits zum Launch bekannt sind. Die Speerspitze der Overwatch bilden die flinke Tracer sowie der äußerst kräftige und kluge Gorilla Winston. Ihnen gegenüber stehen etwa die Scharfschützin Widowmaker oder der Cyber-Ninja Genji. Die komplette Heldenriege präsentiert sich extrem abwechslungsreich und stilistisch hat man die verschiedensten Kulturkreise und Ursprünge in die (nicht-)menschlichen Figuren verarbeitet, sodass für jeden Spieltyp, Fanboy und Fangirl ein passender Held dabei ist. Sie kämpfen nun auf verschiedenen Schauplätzen auf der Welt um die Vorherrschaft. Dabei handelt es sich immer um Duelle mit sechs Spielern pro Team, bei denen eine Seite den Angriff und die Andere die Verteidigung übernimmt, bevor im nächsten Match die Rollen getauscht werden.

Die Qual der Wahl

Die Charaktere in Overwatch unterscheiden sich allesamt in vielerlei Hinsicht. Dadurch ist eine klare Abgrenzung zum Shooter-Einerlei wie Call of Duty und Co. gegeben. Wenn man artverwandte Spiele ausmachen will, landet man am ehesten bei Team Fortress 2 oder dem ebenfalls kürzlich veröffentlichten Battleborn. Vor einem Match kann man live mitverfolgen für welche Helden sich die Mitspieler entscheiden. Tooltips am rechten Bildschirmrand geben dabei Auskunft, ob das Team eine gute Balance an Helden aus den insgesamt vier Klassen bietet. Neben offensiven und defensiven Helden sollten auch unbedingt ein paar Tanks und Unterstützer am Start sein. Sie sorgen für die nötige Wucht, stecken Schaden ein oder kümmern sich um die Heilung oder die Verbesserung von Statuswerten der Teamkollegen.

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Im Spiel ist die linke Maustaste immer mit der Primärwaffe belegt. Hiermit schießt Hanzo mit seinem Bogen, Bastion mit seinem Maschinengewehr oder Pharah mit ihrem Raketenwerfer. Die rechte Maustaste ist mit der Sekundäraktion belegt, die nicht immer in Zusammenhang mit der Waffe steht. Reinhardt fährt hier beispielsweise seinen Energieschild aus, Phara fliegt für begrenzte Zeit und Tracer benutzt ihre Teleport-Fähigkeit. 

Zusätzlich zu den zwei Aktionen verfügt jeder Charakter über unterschiedlich viele Skills, die auf den Tasten Shift und E zu finden sind. Nachgeladen wird bei Bedarf mit der R-Taste und die Leertaste dient zum Springen. Auch hier gibt es Besonderheiten. So ist Soldier 76 der einzige Held mit Sprint-Fähigkeit, während Genji als einziger den Doppelsprung beherrscht. Zu guter Letzt existiert eine stetig steigende Prozentanzeige, die durch gute Spielaktionen noch weiter befeuert werden kann. Erreicht sie das Maximum, kann mit der Q-Taste die sogenannte Ultimate-Aktion ausgelöst werden. So verwandelt sich Bastion temporär in einen Panzer, Reaper trifft mit seinen Shotguns alle Gegner im näheren Umkreis und Mercy kann einen eigentlich schon toten Mitspieler wieder ins Spiel zurückholen.

Auf den Konsolen ist die Steuerung von Overwatch gelungen. Die Primär uns Sekundäraktionen wurden auf die Trigger gelegt, werden sich die Skills eines Charakters auf den darüberliegenden Schultertasten befinden. Nachladen, Ducken, Springen und das Auslösen der Ultimate-Aktion erfolgt dann über die regulären Buttons.

Ein Feel-Good-Shooter mit sehr gutem Balancing

Trotz unterschiedlicher Charaktere ist Overwatch sehr gut ausbalanciert. Für jede Aktion eines Helden bietet sich für die Gegner eine passende Kontermöglichkeit. Wer seine Kontrahenten genau beobachtet, findet fast immer einen Weg diese mit einer gekonnten Aktion aus dem Spiel zu nehmen. Zudem bietet sich die Möglichkeit jederzeit den Helden zu wechseln, sofern man sich gerade im Startbereich seines Teams befindet und dabei in Kauf nimmt, dass der Zähler für die Ultimate-Aktion zurückgesetzt wird. Das ist nur fair, denn mit dem richtigen Ultimate-Angriff im richtigen Moment kann mitunter das komplette gegnerische Team auf einen Schlag ausgelöscht werden.

Ferner werden solche opulenten Spielaktionen unter Umständen als “Moment des Spiels” geadelt und allen Mitspielern nach dem Ende des Matches als Replay präsentiert. Und selbst wenn es mal nicht für die beste Spielaktion des Matches reicht, bemüht sich Overwatch jederzeit um positives Feedback. Kills von Gegnern werden prinzipiell allen Spielern angezeigt, die auf irgendeine Art und Weise daran beteiligt waren. Und auf dem Ergebnisschirm werden oft auch passive Aktionen wie das Blocken von Angriffen oder das Heilen von Teammitgliedern herausgestellt. Sie können dann von den übrigen Spielern gevoted werden. Erreicht ihr einen neuen Level, gibt es eine Lootbox als Belohnung. Sie enthält Gegenstände wie Embleme, Avatare, Siegerposen oder alternative Kostüme, mit denen ihr nach und nach eure Heldengalerie vervollständigt. Ein echter Sammeltrieb will dabei aber nicht aufkommen. Den Drang zusätzliche Lootboxen im Shop zu erwerben, dürften wohl die Wenigsten haben.

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Bemerkenswert ist Blizzards Leistung eine positive Spielerfahrung in einem Spiel zu bieten, welches sich einem nicht so verzeihlichen Genre zuordnen lässt. Selbst Shooter-Neulinge können mit einem Charakter wie die Unterstützerin Mercy sofort einsteigen, einen gewichtigen Beitrag zum Teamsieg leisten und so erste Erfolge feiern. Als weitere Hilfestellung werden die Helden im Auswahlbildschirm einer von drei Schwierigkeitsstufen zugeordnet. So ist schnell klar, welche Helden besonders für Einsteiger geeignet sind.

Tolles Mapdesign, geringe Modi-Vielfalt

Neben einem Tutorial und einer Trainings-Map kann Overwatch nur auf drei Arten gespielt werden: dem Schnellspiel, dem benutzerdefinierten Spiel sowie dem Spiel gegen ein KI-Team auf Leicht, Mittel oder Schwer. Insbesondere der letzte Modus ist gut geeignet, um sich an das Spiel heranzutasten. Im Schnellspiel funktioniert das Matchmaking meist problemlos und ohne längere Wartezeiten. Auch die Einbindung von Spielergruppen wurde sehr gut umgesetzt. Das ist allerdings auch bitter nötig, da Absprachen im Team ungeheuer wichtig sind. Leider geht damit auch ein großer Wermutstropfen einher. Wer keine fünf Freunde zur Hand hat, mit denen er gemeinsam in einer Gruppe spielt, der wird weniger Freude an Overwatch haben, da Absprachen nur bedingt möglich sind. Immerhin greift an dieser Stelle das Matchmaking, bei dem die Gruppengröße berücksichtigt wird, sodass es zu keinen unfairen Spielkonstellationen kommt.

In den Matches selbst wird momentan in nur vier Modi gespielt. Im “Assault” muss das angreifende Team zwei Punkte auf der Karte einnehmen, während das gegnerische Team versucht die Punkte zu verteidigen. In “Escort” muss das attackierende Team ein Fahrzeug unter Zeitdruck über mehrere Checkpoints hinweg zum Ziel eskortieren. Die Kontrahenten tun dabei ihr Möglichstes um dies zu verhindern. Der dritte Spielmodus “Assault/Escort” ist lediglich eine Kombination aus den ersten beiden Varianten und im letzten Modus “Control” muss ein Punkt auf der Karte so lange von einem Team kontrolliert werden, bis der Zähler die hundert Prozent erreicht. Der Modus wird dabei nach dem Format “Best of three” gespielt.

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Die Modi-Vielfalt ist zwar recht enttäuschend, aber immerhin können die Maps überzeugen. Sie sind sehr gut auf den Matchverlauf abgestimmt und präsentieren sich eher schlauchartig. So hat man jede Karte mitsamt ihren Hotspots schnell verinnerlicht und verläuft sich selten. Dennoch bieten sich immer genug Schlupflöcher, um beispielsweise in der Verteidigung hinter die Angriffslinie zu rutschen und das Feld dann von hinten aufzuräumen. Ferner ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass Blizzard seine Spiele typischerweise auch Jahre nach dem Launch pflegt. Für Overwatch sind bereits neue Maps und Charaktere angekündigt, die für alle Spieler kostenlos sein sollen. Vielleicht ändert sich dann auch noch etwas an der Modi-Vielfalt. Zumindest ein Ranked Mode ist für Mitte Juni angekündigt.

Fazit

Overwatch erhält von uns eine hohe Wertung. Und die erreicht der Titel mit der simplen Tatsache, dass es ein verdammt guter und spaßiger Online-Shooter geworden ist. Obwohl die Menge an Spielvarianten uns trotz hoher Heldenvielfalt noch nicht überzeugt und für Solisten kaum Motivation geboten wird, haben wir in unserem Test bereits zahllose Stunden in den Overwatch-Versionen für PC und PS4 versumpft. Und bislang ist kein Ende in Sicht. Bis alle Helden mit ihren unterschiedlichen Spielfacetten ausgelotet sind, dürfte noch einige Zeit ins Land streichen. Zudem hat Blizzard bereits jetzt viele zusätzliche Gratis-Inhalte in Aussicht gestellt. Sollte der Titel über die nächsten Monate hinweg mit einer ähnlichen Liebe gepflegt werden wie Nintendo es mit Splatoon tat (und immer noch tut), dann haben wir mit Overwatch einen ganz heißen Anwärter auf den Multiplayer-Titel des Jahres.

Unsere Wertung:
8.5
Lars Peterke meint: "Overwatch ist ein herausragender Multiplayer-Titel, der aktuell noch zu wenig Match-Varianten und motivierende Inhalte für Solisten bietet."
Overwatch erscheint für PC und PlayStation 4 und XBox One. Wir haben die Version für PC getestet.
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3 Kommentare:
mowowo)
mowowo
Am 08.06.2016 um 12:21
Overwatch wird GOTY. da können sich alle anderen mal ne dicke Scheibe von abschneiden, es macht unglaublich Spaß. jeder der hier Splatton in den himmel lobt sollte sich zuerst ma in Oberwatch ankucken wie mans richtig macht! :D
Samus_Aran)
Samus_Aran
Am 08.06.2016 um 12:35
Da das Spiel überall durch die Bank 9er-Wertung einfährt: ich gebe hier keinen Vertrauensvorschuss. Es kann aber sein, dass ich den Titel (genau wie Michi es bei Splatoon getan hat) in einem halben Jahr oder so nochmal betrachte und die Wertung dann korrigiere.
mowowo)
mowowo
Am 08.06.2016 um 16:27
total korrekt. es ist rund gemacht, läuft auch auf alten PCs und kann aber mehr Umfang brauchen der bestimmt kommt.. Die 8.5 ist perfekt richtig mit genannter Begrünung
NaIzE)
NaIzE
Am 08.06.2016 um 15:48
Ich habe mir Overwatch zum Release geholt und zocke seit dem immer mal wieder ne Runde. Typische Blizzard-Qualität. Das Character Design ist super und die Maps sind nicht nur gut durchdacht, sondern sehen auch noch richtig schön aus. Spiele es übrigens auf dem PC. Selbst bei meiner in die Jahre gekommenen Kiste, läuft das Spiel einfach Rund.
mowowo)
mowowo
Am 08.06.2016 um 16:28
Exakt dieses ist bei mir auch xD ne Kumpel kann genau deswegen ma wieder mitzocken xD