Test

Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutanten in Manhattan

Von Michael Prammer am 06.06.2016

„Hey, jetzt komm'n die Hero Turtles, superstarke Hero Turtles, jeder kennt die Hero Turtles. Immer auf der Lauer.“ Diese Zeilen von Frank Zander aus den 90er-Jahren kennt vermutlich fast noch jeder. Es handelt sich um das Intro der Serie Teenage Mutant Hero Turtles (der internationale Name lautet  übrigens Teenage Mutant Ninja Turtles, daher auch der Name des Spiels), die seinerzeit einen großen Hype ausgelöst hatten. Doch auch heute sind die vier mutierten Ninja-Schildkröten wieder ein Thema, schließlich erscheint in diesem Jahr bereits der zweite Teil einer filmischen Turtles-Neuauflage in den Kinos. Auch die Videospielindustrie macht vor den gepanzerten Helden keinen Halt und so gab es bereits im letzten Jahrhundert diverse Spiele zur Serie. Doch viele davon waren mehr schlecht als recht. Kein geringeres Studio als die Platinum Games nahmen sich nun der Herausforderung an Fans der Serie endlich wieder ein gelungenes Videospiel zu liefern. Ob den Machern von Bayonetta und Vanquish dieses Unterfangen auch tatsächlich gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Vier Schildkröten, eine Ratte und Shredder

Wer die Turtles nicht kennt ist entweder zu jung oder hat die 90er-Jahre schlichtweg verschlafen. Es handelt sich bei der Bande um vier Jugendliche, die durch eine giftige Substanz zu Schildkröten mutiert sind. Ebenfalls davon betroffen ist eine Ratte namens Splinter, die es sich zur Aufgabe gemacht hat den vier Schildkröten in der Kanalisation von New York den Kampfstil Ninjitsu zu lehren. Und deswegen von seinen Schützlingen auch liebevoll Meister Splinter genannt wird. Fortan machen sich die vier Helden auf um für Recht und Ordnung auf den Straßen Manhattans zu sorgen. Kontakt zur Außenwelt bietet die smarte Reporterin April O'Neil, die die Helden unterstützt. Erzfeind der Turtles ist Shredder, ein abtrünniger Weggefährte von Meister Splinter, der die vier Schildkröten am liebsten so schnell wie möglich aus dem Weg schaffen möchte. Genau dieser Plot bildet auch die Grundgeschichte für das aktuelle Videospiel. Shredder will die Herrschaft über New York erlangen, die Turtles wollen ihn daran hindern.

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TMNT: Mutanten in Manhattan ist dabei ein Action-Adventure, dessen Geschichte in kurzen Zwischensequenzen weitererzählt wird. Diese leiten jede Mission ein, wovon es jedoch nur erschreckend wenige zu begutachten gibt. Insgesamt neun Missionen sind im Menü zu finden, die nach und nach freigeschaltet werden. Die einzelnen Level sind dabei nach den Endgegnern benannt, die größtenteils aus der Serie bekannt sind.

Die Wege zu diesen Bossen sind stets nach dem selben Schema aufgebaut. So seht ihr im Spielverlauf eine Leiste, die jeweils anzeigt, wie weit ihr euch noch vom Endkampf entfernt befindet. Durch das Erfüllen diverser kleiner Aufgaben steigt diese Leiste langsam an, bis ihr schließlich auf den Endgegner des Levels stößt. Das Problem: Die Aufgaben auf diesem Weg sind meist sehr simpel und wiederholen sich zudem ständig. Entweder geht es nämlich darum sämtliche Gegner aus dem Weg zu räumen, tickende Bomben zu entschärfen, sich in diverse Terminals zu hacken oder bestimmte Gegenstände zu bestimmten Zielorten zu bringen. Die Aufgaben werden dabei durch zahlreiche Foot-Krieger, die ebenfalls aus der Serie bekannt sind, erschwert.

Lahme Levels – tolle Bossfights

Am Ende eines jeden Levels wartet einer von insgesamt neun Bosskämpfen, die zu den absoluten Highlights des Spiels gehören. Das liegt vor allem an den toll animierten Charaktermodellen und an den Kämpfen ansich. Diese sind nämlich im Gegensatz zu den vorangehenden Aufgaben wirklich anspruchsvoll und fordern einiges an Geschick. So verfügen die Endgegner jeweils über komplett unterschiedliche Angriffsmuster die es zu Beginn zunächst auszuloten gilt. So muss stets eine entsprechende Taktik zurechtgelegt werden, da nur eine gut durchdachte Vorgehensweise zum Sieg führt. Dabei besitzt jeder Endgegner über insgesamt fünf Energieleisten, die ihr nach und nach mit euren Attacken abbauen müsst. Schafft ihr das hingegen nicht schnell genug und die Energie eurer Turtles neigt sich dem Ende zu, muss der Kampf stets komplett von vorne begonnen werden.

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Die Turtles sind dabei grundsätzlich immer zu viert unterwegs, wobei der Spieler zu Beginn des Levels einen der Helden aussuchen darf. Jeder der Turtles setzt dabei natürlich andere Waffen ein und kann im Laufe des Abenteuers mit anderen Attacken ausgestattet werden. Via Knopfdruck kann zwischen den vier Turtles und ihren Fähigkeiten gewechselt werden. Doch obwohl die Helden über unterschiedliche Waffen und Attacken verfügen, steuern sie sich nahezu identisch - echte Unterschiede sind zumindest kaum wahrnehmbar. Lediglich durch die verschiedenen Fähigkeiten, die man freischalten und erweitern kann, lassen sich die Turtles unterschiedlich einsetzen.

Spielt ihr alleine werden die anderen drei Turtles von der CPU übernommen. Das ist jedoch manchmal zum Haareraufen, da sich diese nicht selten richtig dämlich anstellen und oftmals euren eigenen Aktionen im Weg stehen. Glücklicherweise lassen sich zumindest Befehle geben, die dann  auch zumeist zufriedenstellend umgesetzt werden. Mit diesen Befehlen kann man seinen Helfern "befehlen", wie sie den aktiven Spieler unterstützen sollen, zum Beispiel mit einer Angriffsfunktion. Noch besser funktioniert das Spielgeschehen jedoch im Onlinemodus, bei dem ebenfalls stets zu viert, also mit drei menschlichen Mitspielern, gespielt wird. Schade ist jedoch, dass online lediglich die Kampagne gespielt werden kann, weitere Herausforderungen oder ein Battlemodus fehlen leider. Wer hingegen mit seinen Freunden vor einer Konsole spielen will schaut gänzlich in die Röhre - Ein Offline-Multiplayer fehlt komplett. Äußerst ärgerlich.

Wo Platinum Games draufsteht, ist auch Platinum Games drin

Wie eingangs bereits erwähnt, ist der Titel im Hause Platinum Games entstanden. Und das merkt man auch - der Einfluss früherer Spiele des Studios sind merklich vorhanden. Sichtbar ist das zum Beispiel beim Kampfsystem selbst, das sehr auf Kombos und Spezialangriffe ausgelegt ist. Außerdem sind viele sammelbare Extras zu finden. Zudem gibt es am Ende eines jeden Levels, wie man das von PG eben gewohnt ist, eine Endabrechnung mit einem Rangsystem. Dank verschiedener Schwierigkeitsmodi und dank der Ränge werden Perfektionisten den Titel also öfter durchspielen müssen. Das ist aber auch nötig, denn bereits nach vier bis fünf Stunden flimmert euch der Abspann zum ersten Mal entgegen.

Auch wird die Brillanz von Titeln wie Bayonetta zu keinem Zeitpunkt erreicht. Zwar sind die Level vom Design her abwechslungsreich gestaltet und gerade die Endbosse ziemlich unterhaltsam, jedoch wirken die Wege zu den Bossen einfach nur wie lästiges Beiwerk. Und irgendwie merkt man dem Spiel auch an, dass die Spielmechanik zwar im Grunde solide geworden ist, jedoch nicht gänzlich zu Ende gedacht wurde. Es fehlt einfach am Feintuning.

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Technisch hingegen hat Platinum Games einen wirklich tollen Job gemacht. Die Grafik wurde nicht mit aller Gewalt auf Realismus getrimmt, sodass man hat sich für einen schicken Cell-Shading-Comiclook entschieden hat. Die richtige Wahl, denn nur ganz selten erlebt man unsaubere technische Stellen im Spiel. Auch die Musik überzeugt und die Synchronstimmen passen toll zu den einzelnen Charakteren. Lediglich bei den Zwischensequenzen hat man sich offensichtlich nicht allzu viel Mühe gegeben. Die Dialoge wirken oft platt und wenig durchdacht, als Fan der Serie scheint man das alles irgendwie schon mal gesehen zu haben. Die Steuerung ist solide und funktioniert gut, was man von der Kamera leider nicht immer sagen kann. Diese zickt immer mal wieder rum und gerade in den Bosskämpfen kann das häufige Nachjustieren sehr störend sein.

Fazit:

TMNT: Mutanten in Manhattan könnte im Grunde ein wirklich gelungenes Action-Adventure sein. Die grundlegende Spielmechanik funktioniert, der Einfluss von Platinum Games tut dem Spiel gut, die Grafik weiß zu gefallen und gerade die Bosskämpfe zählen zu den absoluten Stärken des Spiels. Aber: Lediglich neun Missionen, die sich samt Bosskämpfe in weniger als fünf Stunden bewältigen lassen, ist für einen Vollpreistitel einfach zu wenig Content. Vor allem auch deswegen, weil sich die Level abseits der Bosskämpfe oftmals nur wie lästiges Beiwerk anfühlt und sich viele der zu erledigenden Aufgaben viel zu schnell wiederholen. Schade, denn das solide Grundgerüst hätte mit etwas mehr Inhalt zu einem wirklich guten Turtles-Spiel taugen können.

Unsere Wertung:
6.0
Michael Prammer meint: "Guter Ansatz mit gelungenen Bossfights und schicker Optik. Leider viel zu kurz und mit langweiligen Missionen."
Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutanten in Manhattan erscheint für PC und PlayStation 4. Wir haben die Version für PC getestet.
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5 Kommentare:
Belphegor)
Belphegor
Am 06.06.2016 um 20:02
Der look sieht sehr interessant aus. Da sieht man mal das Cell-Shading nach wie vor aktuell und nicht ausgelutscht ist. Schade das es mal wieder ein mittelmäßiges Turtles-Spiel geworden ist. Die 4 Kröten hätten es verdient mal ein richtig geiles Game zu bekommen.
michi1894)
michi1894
Am 06.06.2016 um 22:07
Das Problem ist ja, dass ich hier ein relativ gutes Spiel gespielt habe. Man hat dem guten Grundgerüst einfach nicht genug Inhalt gegeben. Wären die Levels etwas aufwendiger und noch ein paar Missionen mehr, hätte hier auch eine bessere Note stehen können.
mowowo)
mowowo
Am 07.06.2016 um 06:34
oh man... also natürlich viele Dank für den guten Test! .....aber mein gott, wie kann es sein, das seit TMNT IV, für u.a. SNES kein guter Titel mehr erschienen ist?? kann doch nicht soooo schwer sein mannomann... -,-
JoWe)
JoWe
Am 07.06.2016 um 13:03
Die Bewertung ist halt aus Sicht von Erwachsenen. Die Zielgruppe sind aber die momentan zwölf bis 15 Jährigen und das sind in heutiger Zeit hauptsächlich "Fastfood"-Gamer, also schnell ans Game, ne Runde zocken, dann wieder los, weil bei WhatsApp gerade einer nen Treffen/Party/Abhängen veranstaltet (zumindest erleb ich das im Umkreis so). Zusätzlich denke ich, dass das auch eine Kosten/Nutzenfrage ist, da wurde dann noch am Gamedesign gespart. Kann mir vorstellen, dass das Turtles-Franchise auch extrem hohe Lizenzkosten verschlingt - insofern sollte kein AAA-Titel daraus werden.
Ja echt schade drum
NaIzE)
NaIzE
Am 07.06.2016 um 15:03
Hatte mich durch die ganzen guten Trailer echt drauf gefreut. Aber nach all den negativen Kritiken und dem ganzen Gameplay, habe ich es von meiner List gelöscht. Schade das man hier eine offene Welt, ohne Inhalt entwickelt hat. Bei einem Side-scroller, Beat´em up, hätte man sich die leere Welt, gespart.