South Park: The Fractured But Whole
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South Park: The Fractured But Whole ließ einige Zeit auf sich warten. Ursprünglich für das Weihnachtsgeschäft 2016 angesetzt, wurde der Titel recht kurzfristig verschoben und erschien schließlich fast ein ganzes Jahr später als geplant.
Das fertige Spiel ist ein Produkt, dem man sofort anmerkt, dass es von Ubisoft stammt. In der Gestalt eines frei editierbaren Charakters erforschen wir die aus der Fernsehserie bekannte Stadt und lösen extrem einfache Aufgaben, um uns Zugang zu hunderten Collectibles zu verschaffen. Anstelle von Flaggen oder Schatzkisten sammeln wir in South Park Yaoi-Zeichnungen oder die umstrittenen Memberberries, schießen Selfies mit den Bewohnern und kacken jedes Klo voll, das wir finden können. Dieses Open-World-Füllmaterial hat wenig bis gar keinen spielerischen Anspruch und dient offensichtlich dazu, die ansonsten recht kurze Spielzeit ordentlich aufzublähen. Immerhin: Als Belohnung erhalten wir haufenweise Superhelden-Outfits, die zum Teil wirklich genial sind. The Fractured But Whole spielt nämlich zu dem Zeitpunkt, als Cartman die "Coon and Friends" anführt und alle bekannten Kinder von South Park in mehr oder weniger skurrilen Kostümen ihr heldenhaftes Unwesen treiben.
Zu Beginn der Story hat sich die Heldentruppe zerstritten und einige der Kids sind unter Mysterions Führung zu den Freedom Pals abgewandert. Beide verfolgen das gleiche Ziel: Die vermisste Katze Mr. Scrambles aufzutreiben, weil auf sie ein Finderlohn von 100 Dollar ausgesetzt ist. Beide Gruppen sind sich sicher: Wer dieses Startkapital für sich gewinnen kann, dem winkt eine blühende Zukunft mit diversen Kinofilmen und Netflix-Serien. Doch in South Park ist selten alles so unscheinbar, wie es sich zunächst präsentiert, und so kommen die Helden recht schnell einer Supermafia auf die Spur. Die Handlung reißt in The Fractured But Whole keine Bäume aus und lässt den knallharten, gesellschaftskritischen Humor aus der Serie weitgehend vermissen. Stattdessen geht es um Fürze, Alkohol, Drogen... und noch mehr Fürze. Trotzdem gibt es immer wieder Highlights, beispielsweise wenn Tweek und Craig bei Mr. Mackey eine extrem fragwürdige Paartherapie durchmachen.
South Park Tactics
Einer der zentralen Gameplay-Aspekte von The Fractured But Whole ist das neue Kampfsystem. Auf einem meist etwa 20 bis 30 Felder großen Schachbrett könnt ihr bis zu vier Mitstreiter frei bewegen, denen jeweils vier verschiedene Aktionen zur Verfügung stehen. Die Kämpfe gestalten sich zu Beginn recht simpel, doch auf der höchsten Stufe steigt der Schwierigkeitsgrad im Laufe des Spiels auf ein angenehm forderndes Niveau und die Fülle der taktischen Möglichkeiten entpuppt sich als überraschend groß. Ab diesem Punkt müsst ihr nicht nur größtmöglichen Schaden anrichten, sondern auch etwas vorausplanen und eure Charaktere geschickt positionieren. Durch kurze, Paper Mario-artige Quick-Time-Events könnt ihr euch weitere kleine Vorteile verschaffen. Viele Kämpfe bringen zudem eigene Regeln ins Spiel - in der ersten Story-Mission müssen wir uns beispielsweise einen langen Korridor entlangkämpfen, während wir von einem extrem starken Gegner verfolgt werden.
Letztendlich ist das Lizenzspiel aber trotz des guten Kampfsystems, wenn man das Open-World-Füllmaterial hinzurechnet, spielerisch nur Mittelmaß. Das Hauptargument in Ubisofts Repertoire ist der exzessive Fanservice, der fast im Minutentakt auf irgendeinen Aspekt aus der Serie anspielt. Für Liebhaber ist es natürlich schon cool, einen Titel zu spielen, der den markanten Grafikstil der Serie originalgetreu umsetzt, und dabei mit fast allen bekannten Charakteren interagieren zu können. Die Entwickler haben die Spielwelt jedoch zusätzlich noch mit unzähligen Details vollgestopft, die volles Kapital aus der starken Lizenz schlagen. Auf der Suche nach Items finden wir in Cartmans Badezimmerschrank eine Flasche Chipotlaway, in Randys Kommode das Gedicht "I Was Not the Bullet" und hören überall in South Park bekannte Lieder aus der Serie - von Gay Fish bis Feeling Good On a Wednesday.
Ein weiterer Pluspunkt für deutsche Fans dürfte sein, dass The Fractured But Whole mit den originalen Synchronsprechern der Serie komplett auf deutsch vertont wurde. Dieser Bonus ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn mit der Übersetzung des Skripts wurde offensichtlich mal wieder eine Agentur beauftragt, die diesen Job möglichst günstig erledigen konnte. Nutzer der deutschen Spracheinstellung müssen also mit Formulierungen Vorlieb nehmen, die sich sehr nah am englischen Original befinden und somit oft gestelzt und unnatürlich klingen. Das ist in Videospielen eigentlich normal, aber in The Fractured But Whole eben doch ein wenig enttäuschend, da die Leistung der guten Synchronsprecher unter der schlechten Übersetzung leidet. Wer des Englischen mächtig ist und der deutschen Sprachausgabe eine Chance gibt, wird daher vermutlich schon nach wenigen Minuten wieder auf die originale Synchronisation umschalten.
Fazit:
South Park: The Fractured But Whole ist ein Lizenzspiel, das nur für Fans der Serie wirklich interessant ist. Das Kampfsystem entfaltet auf den höheren Schwierigkeitsgraden ein überraschendes Potential und gestaltet sich durch einen taktischen Tiefgang, der in dieser Form nicht zu erwarten war, angenehm fordernd. Das restliche Gameplay beruft sich jedoch auf das typische Füllmaterial in Form von Collectibles, das Ubisoft in all seinen Open-World-Spielen einsetzt. Somit lebt das RPG vor allem von seinem Fanservice: Die vielen bekannten Charaktere und die schiere Masse an aus der Serie bekannten Items sollten genug sein, um jedem Serienfan zumindest ein kleines Lächeln abzugewinnen. Wer jedoch an der Comedy-Vorlage keinen Gefallen finden konnte und einfach nur ein gutes RPG spielen will, wird mit The Fractured But Whole definitiv nicht glücklich werden. Ohne die South Park-Lizenz würde dieses Spiel vermutlich keine Beachtung finden.
Wie man das Spiel persönlich empfindet hängt wohl in erster Linie davon ab, wie kritisch man die eher langweiligen Phasen bewertet und wie zufrieden man mit 20 Stunden Spielzeit (für 100%) bei einem Vollpreisspiel ist. Und ob man South-Park-Fan ist ;-)
Die PC-Version hat wohl etwas ärgere Probleme mit Softlocks und schwarzen Bildschirmen...