NplusX-Diskussion: "Kein Mensch braucht mehr Handhelds!"
Einst waren sie Sensationen auf dem Technikmarkt: portable Videospielkonsolen wie der GameBoy oder der Nintendo DS. Wir finden: Heute braucht kein Mensch mehr Nintendos Handhelds.
Als Nintendo den klobigen Kasten aus dem Wohnzimmer um das Jahr 1990 herum auf Handtaschenformat schrumpfte, entstand auf einmal ein Riesenmarkt. Unterwegs spielen? Nicht nur was für Technik-Nerds. Spätestens als die alte „Keksdose“ von der Hand- in die Hosentasche wanderte, war der Durchbruch gelungen.
Seitdem waren Handhelds bei Nintendo ein Fels in der Brandung. Alle Generationen verkauften sich doppelt, dreimal oder sogar viermal so oft wie ihre Konsolenpendants. Auch in den vergangenen fünf Jahren gingen für jede Wii U-Konsole vier Nintendo 3DS durch die Kassen.
Man könnte also meinen, die Handhelds seien eine Konstante in einem unruhigen Markt, die Nintendo noch durch jede schwierige Phase gebracht haben – und weiterhin bringen. Doch die Überlegenheit des Nintendo-Handhelds über die Heimkonsole täuscht über eines hinweg: In den vergangenen fünf Jahren ist Nintendos Handheld-Geschäft rapide geschrumpft. Und es wird weiter schrumpfen. Grund genug für uns zu sagen: Kein Mensch braucht mehr Handhelds.
Es wird mehr mobil gespielt als je zuvor, doch Nintendo spielt nicht mit
Die Ironie an der Sache: Mobile Gaming ist heute so populär wie nie zuvor. Nur befindet sich der Markt dafür heute auf Smartphones, die so weit verbreitet sind, wie es noch nie eine Spielekonsole war. Nintendo bekommt vom Kuchen kaum noch etwas ab.
„Candy Crush und Quiz-Spiele, Angry Birds und Geschicklichkeit – das sind ja alles nur Casual-Spielchen ohne Substanz“, sagen viele und meinen: für komplexe Spiele taugen Smartphones nicht. Mag stimmen. Mobile Gaming ist in aller Regel Casual Gaming. Doch diese Erkenntnis ist nicht neu; und schon gar nicht auf Smartphones beschränkt.
Sie galt immer, vor allem auf Nintendos Handhelds. Auf dem GameBoy war es Tetris, das zum Durchbruch verhalf, der Nintendo DS hatte Nintendogs, Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging und Animal Crossing. Gewissermaßen dienten die Handhelds dazu, möglichst viele Spieler mit kurzweiligen Casual-Games zu ködern, um sie dann für klassische Spiele auf der Konsole zu gewinnen. Das Ur-Konzept des GameBoys war: Spieler müssen Nintendo nie mehr aus der Hand legen.
Ohne Casual-Gaming bröckelt das Fundament des Handheld-Konzepts
Mittlerweile funktioniert dieses Konzept immer weniger. Smartphones haben Casual Games wie Rätsel, Lifestyle-Berater und Geschicklichkeitsspiele gekapert, kopiert und perfektioniert. Die mobilen Alleskönner sind noch einfacher zu bedienen und bieten Spiele zudem als nahezu kostenloses Extra-Feature. Wer nur einen schnellen Puzzle-Zeitvertreib sucht, braucht beileibe keinen Nintendo 3DS plus Spiel dafür. Auf dem Smartphone, das man sowieso hat, kostet es (fast) nichts zu spielen.
Nein, im Casual-Bereich und damit im wichtigsten Feld des Mobile Gamings ist für Nintendo-Handhelds gerade nichts zu holen. Sehr deutlich wird das am Beispiel des dritten Kawashima-Gehirntrainings für den Nintendo 3DS. Seine 90.000 Verkäufe stehen in keinem Verhältnis zu den 25 Millionen der beiden Vorgänger, in Europa erschien es nicht einmal mehr. Der Casual-Markt findet auf Nintendos Handheld-Konsole nicht mehr statt. Das hat auch Nintendo erkannt: Die Mobile-Initiative mit DeNA soll vor allem endlich wieder die große Zielgruppe erreichen. Bezeichnend ist so vor allem die Ankündigung der kommenden Apps zu Fire Emblem und Animal Crossing: zwei Kern- und Traditionsfranchises jetzt als echte Spiele auf Smartphones.
Bleiben also klassische Software und Traditionsmarken, die Nintendos Handhelds vom Casual-Einerlei auf Smart-Devices abheben, weil sie anständige Steuerung brauchen. Doch müssen sie wirklich unbedingt auf einem mobilen System laufen? Alle Studien zeigen: Die meisten Nutzer spielen auf ihren Handheld-Konsolen ohnehin zu Hause, weil Spiele wie The Legend of Zelda zu komplex für zehn Minuten zwischendurch sind. Brückenkonzepte, die mobil besser funktionieren als auf der Konsole, dabei aber nicht als reine Casual-Spiele gelten, sind rar. Animal Crossing gehört zum Beispiel zu ihnen. Es wandert nun auf Smartphones. Oder Pokémon; das mit Pokémon Go bekanntlich ebenfalls gerade für iOS und Android umgesetzt wird.
Das Motto „Software verkauft Hardware“ zieht aber nach wie vor. Derzeit halten Nintendos starke Eigenentwicklungen den Handheld am Leben. Spiele wie Fire Emblem, Mario Kart, Luigi’s Mansion 2 oder The Legend of Zelda binden Spieler an die Nintendo-Hardware und haben dafür gesorgt, dass der Nintendo 3DS auch in seinem fünften Jahr noch deutlich besser dasteht als sein Heimkonsolenpendant. Doch nicht, weil er ein Handheld ist. Nicht, weil man mit ihm unterwegs spielen kann. Sondern weil er die Plattform ist, für die Nintendo mehr und bessere Spiele veröffentlicht. Es ist den meisten Nutzern völlig egal, auf welcher Plattform sie laufen; Hauptsache, man kann sie spielen.
Gedankenexperiment: die ultimative Nintendo-Konsole
Für reine Casual-Konzepte wie Gehirntraining, Rätsel- oder Geschicklichkeitsspiele braucht es also keine Handheld-Konsolen mehr; sie sind auf Smartphones besser aufgehoben. Für die allermeisten klassischen Spielkonzepte braucht es sie aber auch nicht, denn sie funktionieren auf Heimkonsolen mindestens genauso gut. Grund genug für unsere provokante These: Kein Mensch braucht Nintendos Handhelds mehr.
Deshalb ein Gedankenexperiment. Nintendo gibt den Handheld auf und kann die freien Entwicklungskapazitäten auf eine Plattform konzentrieren. Das Ergebnis wäre doch eine ultimative Nintendo-Konsole, auf der quasi alle zwei Wochen ein Blockbuster erscheint, weil sich die Spiele nicht mehr auf zwei völlig voneinander losgelöste Plattformen aufteilen. Nintendo könnte sich die hauseigene Konkurrenz zur Konsole sparen, sich vom einstigen Erfolgsmodell trennen und klare Prioritäten setzen: die ultimative Nintendo-Plattform entwickeln.
Zum Schluss: ein Blick in die Kristallkugel
Ein Blick in die Zukunft: Nintendo weiß selbst alles, was hier steht. Doch die portable Hardware ist zu fest in der Firmenorganisation verankert und vor allem in Japan noch zu wichtig und ertragsstark, als dass man sie einfach aufgeben würde. Eines ist jedoch gewiss: Kommende Nintendo-Handhelds werden keine losgelösten, eigenständigen Plattformen mehr sein, die exklusive Spiele bekommen, die es auf einer Heimkonsole nicht gibt.
Vielmehr wird Nintendo daran arbeiten, Spiele für zu Hause zu entwickeln und gleichzeitig für unterwegs anzubieten; der New Nintendo 3DS diente dafür als Pilotprojekt, denn er verfügt über alle Funktionen des Wii U GamePads. Die Zusammenlegung der Hardware-Teams in Kyoto hat die Grundlagen für diese Cross-Plattform-Entwicklung geschaffen, wahrscheinlich gibt es die ersten Ergebnisse schon bei Nintendo NX zu sehen; nach wie vor wird heftig gemunkelt, dass NX aus einem Mobil- und einem Stationärteil bestehen wird.
Unterdessen wird Nintendo versuchen, weiter den wichtigen Casual-Markt zu umwerben. Doch nicht mehr auf eigenen Plattformen (früher wären es die Handhelds gewesen), sondern dort, wo das Publikum dafür ist: auf Smartphones. Sie sind ja, auch im wahrsten Sinne des Wortes, die neuen Handhelds, die „in der Hand Gehaltenen“.
Sei es Gameboy, DS, 3DS, alles eigentlich immer daheim gezockt. Evtl. durfte ich mal den Gameboy mit zur Oma bringen. Glaube ich jedoch aber nicht.
Wie dem auch sei. Meinen 3DS hatte ich aber damals vor allem gekauft, weil ich fürs Studium umgezogen und fürs Wochenende immer heimgefahren bin.
Da war ein Handheld statt der Konsole die bessere Alternative. Von dem her seh ich auch hier im Westen einen Markt für Handhelds als günstigere mobile Geräte, die man schnell wohinbringen kann.
Sei es als Wochenendheimfahrer, oder zu nem Ausflug oder den Urlaub. Würd mcih von dem her nicht wundern, wenn es Nintendo in Zukunft mal mit nen tabletgroßen Handheldmodel versuchen wird.
Wäre zumindest im Westen praktisch. Wobei das dann wieder eine Frage des Gewichts und Handkomfort wäre.
Noch ne kleine lustige Anekdote zum Schluss: Als Kind dachte ich früher, es heißt Handheld, weil man ja im Spiel Helden in der Hand hat.^^'
Vergeblich darauf warten das sie in 50 Jahre wertvoll werden?
Trotz alledem sind aud dem 3DS Spiele erschienen, die ich lieber auf dem TV hätte wie zB Luigis Mansion 2.
Sollte NX zB eine Plattform sein, auf der nan Spiele auf beiden Geräten spielen könnte, wie es euer Ansatz aufnimmt, das fände ich genial, das würde auch zu der völlig neuen Art des gamings passen, von der immer gesprochen wird.
Ich bin ein Mensch und ich brauche Handhelds ;)
Nur weil ein Produkt irgendwann nicht mehr massenmarkttauglich sein könnte, heißt das noch nicht dass es dafür keinen lukrativen Nischenmarkt gibt. Man muss ja auch mal klar sagen, dass durch die Masse an produzierter Elektronik für Smartphones und Tablets viele Komponenten für einen Handheld ebenso verwendet werden können. Ein Handheld braucht - bis auf die Tasten - nicht zwingend exklusive Hardware. Also warum sollte es sich nicht mehr lohnen welche zu produzieren? Vielleicht wird es auch langsam Zeit dass man Handy-Handheld-Hybriden wieder eine Chance gibt.
Auch wird nicht geäußert, dass Handhelden obsolet sind, also keine Daseinsberechtigung haben.
An Nintendos Herangehensweise sieht man ja, dass der Artikel hier einen wahren Standpunkt veranschaulicht.
Meinen 3DS und meine Vita habe ich dennoch bei jedem längeren Ausflug mit dabei uns Spiele wie aktuell Bravely Second und Fire Emblem begeistern mich Stunde um Stunde.
Auch bin ich auf Nintendos nächsten Handheld wesentlich mehr gespannt als auf ne neue Heimkonsole oder ein neues Smartphone.
Im detei könnte mann noch mehr leben auf die Strecke bringen . Z.B. Laub das umher weht . Vögel die umher fliegen . Im kokpit Ansicht , Insekten die an die Scheibe klatschen . Auto das verstaubt und verdreckt während der Fahrt..
Aber das ist schon meckern auf hohem newou.
Schade das Nintendo kein realistisches rennspiel zu bieten hat
Man hört ganz oft das Wort Reisen.
Fast niemand benötigt die Handlichkeit eines Handhelds.
Zumindest früher dachte ich, dass Handhelds für die Jackentasche designt wurden, so dass man locker mal im Bus oder zwischendurch zocken kann. Ich glaube wir sind alle der Meinung, dass diese Denkweise total veraltet ist.
Trotzdem ist noch ein Markt vorhanden. Nicht jeder will für jeden Tripp seine Konsole überall rumschleppen und dann an den Strom anschließen. Ein neues mobiles Konzept muss her.
Ein Handheld in Tablet-Dimensionen wäre auch mobil genug.
Oder gleich eine mobile Rechenbox mit abgetrennten handlichen Controller, der das Spielgeschehen auf Smartphones/Tablets streamt und selbst in der Tasche bleibt.
Egal wie es dann aussieht das Fazit ist: Es gibt einen Markt zwischen Smartphone- und Heimkonsolen-Games, aber das derzeitige Handheld-Konzept ist nicht mehr darauf zugeschnitten.
Die Größe ist aber auch nur ein Punkt an dem man ansetzen kann. Allein mit einem größeren Handheld ( wie es die XL-Serie darstellt) wird man dem Wandel nicht gerecht.
Mein erstes Smartphone war 2011 das LG Optimus P920. Da war u.a. ein Shooter vorinstalliert. (Musste vor Spielbeginn leider noch einen ca. 300 MB Patch laden) Fand die Idee ganz nett, aber was mich daran gestört hat, waren die fehlenden Schultertasten und das man ständig auf dem Bildschirm mit den Fingernägel rumschmieren musste. Das hat auch den 3-D Effekt des öfteren zu nichte gemacht.
Ein Nintendo Phone mit Physischen Tasten, der Power der WiiU, Spielen auf Micro-SD Ähnlichen Modulen, dem vollen Nintendo Store Support, und zu guter letzt amiibo Einbindung das wäre mal eine Sensation.
Dadurch versteht man auch besser, wieso nicht ausgeschlossen wird, weshalb Nintendo NX ein Hybrid darstellen wird.
Interessantes Gedankengut, welches hier schön aufgearbeitet wurde!