ARMS
Zur E3 2015 rieben sich viele Nintendo-Fans die Augen. Alle hatten, wie eigentlich jedes Jahr, auf große, namhafte Serien wie Metroid gewartet. Doch dann kam Splatoon, eine der größten Überraschungsankündigungen der letzten Jahre, mit der wirklich niemand gerechnet hatte. Nintendo wurde für das Risiko belohnt. Das „Mario Kart unter den Shootern“, wie wir es damals tauften, war nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern konnte bis heute eine beträchtliche Fanbase aufbauen.
Ebenso überraschend kündigte Nintendo im Rahmen seiner Switch-Präsentation im Januar ARMS an. Angesichts starker Marken wie Zelda und Mario blieb der Titel zunächst jedoch im Hintergrund. Erst in den vergangenen paar Wochen rückte ARMS immer mehr in den Fokus. Das Echo der ersten Anspielsessions fiel indes recht unterschiedlich aus. Immerhin wird ARMS mit einer Bewegungssteuerung beworben, die bei vielen „Hardcore-Spielern“ verpönt ist. Doch eines nach dem anderen, denn ganz so einfach lässt sich das quirlige Boxspiel nicht in die Casual-Schublade packen.
Wii Boxen 2?
Hinter dem Spielprinzip von ARMS steckt tatsächlich viel mehr, als man zu Beginn vermuten könnte. ARMS ist ein Beat 'em Up, ein Kampfspiel. So steht ihr eurem Kontrahenten mit hochgezogenen Armen in einer Arena Auge in Auge gegenüber und versucht, ihn in zwei oder höchstens drei Runden auf die Matte zu schicken. Wii Boxen aus Wii Sports lässt grüßen.Doch Nintendo wäre nicht Nintendo, wenn es nicht einige Finessen eingebaut hätte. Die Kämpfer in ARMS haben nämlich allesamt ein „Handicap“, das sich als Segen für den weiteren Kampfverlauf erweist. Alle Charaktere haben Spiralarme (oder -frisuren), die sie unnatürlich weit ausfahren können. Und genau darin liegt die Würze. ARMS steht eben nicht nur für „Waffen“, sondern auch für „Arme“.
Die Kämpfer werden mit den JoyCons gesteuert, obwohl man sich wahlweise auch einer anderen, traditionelleren Spielmethode annehmen kann. Jede der Switch-Controllerhälften bewegt dabei einen Arm. Mehr braucht man auch nicht und so kann man sich gemütlich gegenseitig das Esszimmer renovieren.
Doch auch an dieser Stelle wäre es zu einfach und schlichtweg falsch, wenn man ARMS als stupiden Prügler betiteln würde. Denn mit den Joy-Cons übernehmt ihr alle Funktionen, die für die Kontrolle des Spiels nötig sind. Die Bewegung der Spielfigur sowie Ausweich-, Sprung-, Griff- und Spezial-Moves funktionieren durch Neigungen und Tastendrücke der beiden Controller. Das Besondere ist die Griffweise. Ihr haltet die Joy-Cons nämlich seitlich in der Handfläche, sodass man L/ZL oder R/ZR mit dem Daumen betätigen kann. Diese Griffweise ist ungewöhnlich, klappt aber bereits nach wenigen Kämpfen problemlos und fühlt sich intuitiv an.
Ebenfalls von Nutzen sind die verbauten Gyrosensoren in den Eingabegeräten. Mit ihnen können Spieler „Kurven schlagen“ und um die Ecke boxen. Das alles zusammen ergibt eine völlig neue Spielweise im Beat ’em up-Genre. Die Spieler haben dabei unterschiedliche ARMS-Aufsätze, die verschiedene Fähigkeiten bieten. Da wären zum Beispiel Raketen, Schutzschilde, unterschiedliche Boxhandschuhe mit verschiedenen elementaren Effekten oder Bumerangs. Zu Beginn hat jeder Kämpfer drei Waffen zur Auswahl, mehr schalten sich im Verlauf des Spiels frei.
Apropos Arenen: Diese bieten einige Abwechslung und haben unterschiedliche Eigenschaften. In einer Arena befinden sich beispielsweise Sprungplatten, die ihr für besonders hohe Sprünge nutzen könnt. Eine andere Arena beinhaltet Plattformen, auf denen eure Kämpfer durch die Lüfte schweben können.
Über den Grand Prix zu Ruhm und Ehre
Bei den Spielmodi zeigt sich ARMS auf den ersten Blick relativ spendabel. Das Herzstück für Solisten bildet der Grand Prix-Modus. Hier gilt es, sich gegen neun Kontrahenten im Kampf durchzusetzen und am Ende ein grandioses Finale zu bestreiten. Dabei könnt ihr den Grand Prix in mehreren Schwierigkeitsgraden (1 bis 7) bestreiten. Die Schwierigkeitsgrade sind dabei gut gestaffelt und bereits ab dem dritten merkt ihr eine deutliche Steigerung der Computer-KI. Um am Ende als Sieger aus dem Match hervorzugehen, reicht es jedoch nicht aus, einfach nur zehn Kämpfe zu bestreiten. Im Laufe des Grand Prix schleichen sich auch noch andere Spielformen ein, die außerhalb des Grand Prix in anderen Spielmodi ausgewählt werden dürfen. Beim Spielmodus "Basketball" gilt es, den Spieler durch einige Schläge zu schwächen, um ihn dann durch Greifen in einem Korb zu versenken. Die Regeln ähneln mit 2- und 3-Punktewürfen denen des echten Ballsports – das Spiel endet bei 10.Eine weitere Spielform: "Volleyball". Hier muss der Ball mit gezielten Schlägen in das gegnerische Feld bugsiert werden. Berührt der Volleyball den Boden im eigenen Feld, beginnt er zu glühen, ehe er explodiert - ein Punkt für das gegnerische Team ist die Folge. Sieger ist derjenige, der zuerst fünf Punkte hat. Das "Zielscheibenschießen" ist die letzte Spielform, die es in ARMS neben dem eigentlichen Boxen zu entdecken gibt. Die Gegner stehen sich dabei gegenüber und müssen in der Mitte liegende Zielscheiben treffen, um die meisten Punkte zu erlangen. Den Feind zu treffen, gibt zudem Bonuspunkte.
Der nächste Multiplayerhit von Nintendo?
So viel Spaß ARMS zu Beginn auch alleine macht, so eintönig wird es nach einer gewissen Zeit. Hat man alle 10 Kämpfer durch den Grand Prix gebracht, gibt es kaum noch Motivation für weitere Durchläufe. Es sei denn, ihr möchtet unbedingt alle Kämpfe auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad beenden. An dieser Stelle kommt der Mehrspielermodus gerade recht. Dank unterschiedlicher Controller-Möglichkeiten, die es im Spiel gibt, ist das mit zwei Joy-Cons an einer Switch kein Problem; denn zu zweit kann auch jeder Spieler nur einen JoyCon nutzen. ARMS macht allerdings am meisten Spaß mit Bewegungssteuerung. Für einen gemütlichen Boxabend zu zweit benötigt ihr demnach ein weiteres Joy-Con-Set.ARMS bietet auch Online-Kämpfe. Im Standardkampf tretet ihr im Kampf um Münzen gegen andere Spieler an, während ihr im Ranglistenkampf stattdessen um Ruhm und Ehre boxt. Dieser steht allerdings erst zur Verfügung, wenn ihr den Grand Prix mindestens auf Schwierigkeitsgradstufe 4 abschließt, was gar nicht so einfach ist. Leider war es zu unserem Testzeitpunkt noch sehr schwierig, andere Spieler in Onlinekämpfen ausfindig zu machen. Wenn wir dann Kämpfe fanden, liefen diese aber zumeist einwandfrei und ohne technischen Schwierigkeiten. Lags oder Verbindungsabbrüche konnten wir nur selten feststellen. Leider fehlen einige wichtige Aspekte, um den Onlinemodus zu einer runden Sache zu machen. Man kann entweder gegen Freunde spielen oder Standardkämpfe austragen. Leider gibt es aber keine Möglichkeit zu wählen, ob man einen klassischen Kampf austragen oder gezielt eines der Minispiele in Angriff nehmen möchte. Auch die Möglichkeit, ein Turnier zu erstellen ist in ARMS (noch?) nicht gegeben. Schade, hier ist Mario Kart deutlich weiter.
Wie bereits erwähnt bietet ARMS mehrere Steuerungsoptionen. Das reicht von einem einzelnen JoyCon bis hin zum Pro-Controller. Die Tastensteuerungen sind dabei zwar präzise, erfordern allerdings Übung. Leider haben wir keine Möglichkeit gefunden, die Tastenbelegung manuell zu ändern. Das ist schade. Man merkt dem Titel ohnehin an, dass er voll auf Bewegungssteuerung ausgelegt ist. Sie funktioniert auch außerordentlich gut – mit einer Einschränkung. Während die Befehle der Bewegungen, des Schlagens und des Ausweichens mit den Neigungen der JoyCons wunderbar funktionieren, ist vor allem das Blocken nicht immer so präzise, wie man sich das in einem hektischen Kampf wünscht. Ist man mit dem Kreuzen der Arme zu schnell, kommt es zu einem Versuch des Gegnergriffs. Das ist unter Umständen sehr suboptimal, denn das öffnet dem Gegner Tür und Tor. Dafür aber klappt der Rest richtig gut und die Bewegungssteuerung fühlt sich präzise und genau an. Was zu Beginn des Spiels in eine wilde Fuchtelei ausartet, wächst mit einer steilen Lernkurve zu gekonnten Manövern zusammen.
Übrigens: ARMS wird, ähnlich wie Splatoon, in Zukunft um mindestens drei kostenlose Erweiterungen ergänzt. Das ist auch notwendig. Denn bereits nach wenigen Spielstunden werdet ihr alle Arenen, alle Kämpfer und alle Spielmodi ausführlich bespielt haben.
Ein gutes und etwas anderes Beat-em-up! :)
Street Fighter 2 hat eine ähnliche Wertung, aber ist ein uraltes Spiel und nicht zu vergleichen mit einem modernen Beat-em-Up. Ich mag Street Fighter, aber trotzdem ist im Moment FÜR MICH Arms ganz klar vorne und ICH bin froh, dass ich eben nicht Street Fighter 2 gekauft habe. Dem musst du nicht zustimmen!
Zu ARMS: Wird vermutlich gekauft, der Testpunch war größtenteils sehr unterhaltsam. Wahrscheinlich kaufe ich es mir aber nicht sofort zu Release, sondern warte erst etwas ab. Hätte zuvor sowieso noch einige Games abzuarbeiten und Splatoon2 im Juli reizt mich dann doch noch um einiges mehr.
@Belphegor
Ich finde es immer wieder Amüsant wie du dich zum Deppen machst (:
Merkst was?(:
Daher werde ich wohl noch ein Monat warten müssen bis Splatoon 2 raus kommt. :)