Test

Fast RMX

Von Niko Schopinski am 07.03.2017
Außerhalb der von F-Zero inspirierten Strecken in Mario Kart 8 ist von den futuristischen Hochgeschwindigkeitsrennen nichts zu sehen. Eine äußerst ansprechende Alternative liefert das in München ansässige Entwicklerstudio Shin´en Multimedia mit der Nintendo-exklusiven Fast-Racing-Serie.

Neo Remix

Mit Fast Racing Neo versorgten sie die Wii U mit einem erstklassigen Highspeed-Sci-Fi-Racer, bei dem ihr in futuristischen Gleitern über verzwirbelt-spacige Rennstrecken düst. Fast RMX für Nintendos neue Konsole ist nun kein komplett neuer Titel, sondern eine erweiterte Portierung des Originals. Zu den ursprünglich 16 Strecken gesellen sich die acht Kurse aus dem Neo Future Pack-DLC sowie sechs brandneue Pisten. Somit enthält das Spiel insgesamt 30 Strecken. Außerdem stehen euch nach Freischaltung aller Gleiter nun ganze 15 Vehikel zur Verfügung, mit denen ihr die zehn Grands Prix umfassende Meisterschaft absolvieren könnt. Um einen Cup erfolgreich abzuschließen, müsst ihr euch in der Gesamtwertung mindestens unter den ersten Dreien platzieren. Habt ihr ein Rennen verbockt, so könnt ihr dieses nicht einfach neu starten. Hier ist Fast RMX gnadenlos. Wessen Puls hier weiterhin im niedrigen Bereich pumpt, der wagt sich an den folterartig schwierigen Heldenmodus. Hier müsst ihr den ersten Platz erreichen und euch ganz nebenbei mit sinkender Schildenergie herumplagen. Wer einen Crash baut, muss das Rennen dann auch gleich neu starten. Das ist wahrlich nichts für ungeduldige Gemüter, dürfte Profis aber motivieren. Der Heldenmodus wurde in Fast Racing Neo erst später im Spiel freigeschaltet, in Fast RMX ist er bereits nach Absolvieren des ersten Cups verfügbar.

    Für detaillierte Screenshots ist das Spiel bisweilen zu schnell.

Hinsichtlich der Spielmodi gibt es bei Fast RMX aber einen gehörigen Dämpfer: War das Zeitfahren auf der Wii U noch vorhanden, so fehlt es zum Start der Switch-Version komplett. Es wäre schön gewesen, alle Kurse zunächst ohne Gegnereinfluss kennenzulernen sowie Bestzeiten mit Kumpels aus der Freundesliste vergleichen zu können.

„Gentlemen, please start your … Düsenantrieb“

Fast Racing ist wirklich schnell und wird seinem Namen damit absolut gerecht. Schon die Einstiegsgeschwindigkeit ist sehr hoch und zieht in den beiden höheren Klassen noch weiter an. Dazu kommen zahlreiche Boosts, die beim Spieler schon fast einen Geschwindigkeitsrausch auslösen. Ein sehr interessantes und auch ein wenig Geschick erforderndes Feature sind die Beschleunigungsstreifen. Den erwünschten Temposchub verschaffen sie euch nur, wenn ihr die Phase eures Antriebs im richtigen Moment an die jeweilige Farbe der blauen und orangefarbenen Turbofelder anpasst. Dies geschieht ganz simpel per Knopfdruck, erfordert aber richtiges Timing und stetige Konzentration. Düst ihr im falschen Farbmodus über diese Elemente, werdet ihr spürbar abgebremst. Immer wieder sind die Böden so arrangiert, dass ihr bei voller Fahrt innerhalb von Sekundenbruchteilen die Phase wechseln müsst, um Boosts zu erhalten und nicht klebenzubleiben. Darüber hinaus sammelt ihr bunte Power-Kügelchen ein, die euren Boost-Tank auffüllen. Der zusätzliche Schub durch diese kleinen Orbs kann durchaus entscheidend für das Rennen sein. Umso mehr werdet ihr euch ärgern, wenn ihr sie ständig verpasst. Im Optimalfall seid ihr aufgrund der Turbofelder und der Power-Kugeln nahezu ununterbrochen am Boosten. Das erfordert einiges an Übung und Eingewöhnung und könnte Einsteiger zu Beginn überfordern und auch etwas nerven. Gewöhnt ihr euch allerdings an das Spiel, so entfaltet sich ein wirklich herrliches und forderndes Gameplay.

     In Fast RMX werdet ihr lernen, euch über dritte Plätze zu freuen.

Kontrollfreak

Fast RMX steuert sich hervorragend. Ihr lenkt die Gleiter mit den Analogsticks butterweich durch langgezogene Kurven und bei Bedarf könnt ihr den Jet per Druck auf die hinteren Schultertasten auch problemlos durch engere Passagen lotsen. Wenn euch die Belegung der Buttons nicht behagt, so könnt ihr diese auch individuell anpassen. Verliert ihr im Spiel einmal die Kontrolle über euren Gleiter, dann liegt das in der Regel an der wahnsinnig hohen Geschwindigkeit. Besonders in der höchsten Klasse wird Fast RMX wirklich unheimlich schnell – mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Bei 1.000 Kilometern pro Stunde ist es effektiv kaum noch möglich, auf Schikanen zu reagieren. Ihr müsst sie stattdessen antizipieren; wissen, wann welche Kurve kommt. Also gilt es, die Strecken möglichst auswendig zu lernen, um zu gewinnen. Unfälle kosten dann wertvolle Sekunden. Generell ist Fast RMX wirklich anspruchsvoll und nichts für den klassischen Mario Kart-Sonntagsfahrer. 

Im Idealfall zockt ihr das Spiel mit dem Pro Controller auf einem großen Fernseher, hier sind Übersicht und Handling einfach am besten. Alternativ könnt ihr natürlich mit dem JoyCon-Grip oder auch quer gehaltenen JoyCon spielen. Letztgenanntes ist bei Weitem nicht perfekt, spielt sich mit ein wenig Übung aber dennoch ganz gut – zumindest, wenn man keine allzu großen Hände hat. Wahlweise dürft ihr eure Gleiter auch per Neigungssteuerung lenken. Ob damit wirklich Bestzeiten erreicht werden können, darf jedoch angezweifelt werden. Für lustige Partyabende funktioniert es aber ganz gut.

    Fulcon? ... Falcon? ... Kenner von F-Zero werden die Hommage verstehen.

Oh, wie ist das schön

Fast Racing Neo sah für ein Download-Spiel bereits auf der Wii U erstaunlich gut aus und lieferte stets eine stabile Bildrate. Und auch die Switch-Version läuft mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde, im TV-Modus jetzt sogar in 1080p-Auflösung. Im mobilen Betrieb bleibt es bei 720p. Durch die erhöhte Auflösung wirkt Fast RMX auf dem Fernseher natürlich etwas schärfer, ein Generationssprung ist aber wahrlich nicht zu erkennen. Wie auch schon bei Fast Racing Neo sind die Gleitermodelle sehr detailliert. Außerdem haben die Entwickler ansehnliche und abwechslungsreiche Hintergründe gestaltet. Diese verschwimmen jedoch gelegentlich ein wenig im Nebel, außerdem sorgt die hohe Spielgeschwindigkeit meist dafür, dass ihr nicht übermäßig viel von der Kulisse mitbekommt. Auf der Strecke begegnen euch  immer wieder bewegliche Hindernisse wie kleine Plattformen, Roboterspinnen oder umherschwirrende Gesteinsbrocken, die euch zum Ausweichen zwingen.

Beim Sound hat Shin’en seine ganz eigene Handschrift hinterlassen. Vom etwas trashig-arcadigen englischen Ansager bis hin zu den krachenden und klirrenden Elektro-Tunes, die sich durch so viele Shin’en-Werke ziehen – das ist Wiedererkennungswert. Trotzdem bleibt der Sound einfach Geschmackssache. Es wird wohl nicht jeder etwas damit anfangen können.

Zusammen sind wir schnell

Natürlich sind auch bei Fast RMX wieder lokale und Online-Multiplayer-Rennen möglich. Ihr könnt sowohl im mobilen als auch im stationären Modus mit bis zu vier Spielern im Splitscreen zocken, außerdem lassen sich bis zu acht Switch-Konsolen miteinander verbinden. Hierbei muss aber jeder Teilnehmer im Besitz von Fast RMX sein. Die Rasereien im geteilten Bildschirm laufen aufgrund der spürbar reduzierten Grafikdetails immer noch erstaunlich flüssig, die Übersicht hält sich bei diesem schnellen Spiel aber in Grenzen. Während es zu zweit noch überraschend gut funktioniert, so sind die Rennen zu viert generell eher eine Notlösung.

Die Online-Partien liefen im Rahmen des Tests anstandslos, allerdings gibt es keinerlei Einstellmöglichkeiten. Ihr könnt weder mit Freunden zusammen spielen, noch die Geschwindigkeitsklasse auswählen. Ihr werdet einfach in ein zufälliges Spiel hineingeworfen und dürft aus einer Vorauswahl an Strecken für euren Favoriten abstimmen - das ist arg dünn.

FAZIT:

Solltet ihr mit futuristischen Rennspielen wie WipeOut oder F-Zero gar nichts anfangen können, so braucht ihr euch auch mit dem „neuen“ Racer von Shin´en nicht weiter beschäftigen. Fast RMX ist schnell, hart und erfordert einiges an Einarbeitung und Beharrlichkeit, um in den Highspeed-Rennen zu bestehen. Wer sich darauf einlässt, für den entfaltet sich ein forderndes, aber sehr aufregendes und lohnendes Spielerlebnis. Für knapp 20 Euro bekommt ihr ein erstaunlich umfangreiches und technisch blitzsauberes Spiel, dass tendenziell mehr nach Vollpreis riecht als nach günstigem eShop-Content. Besitzt ihr aber bereits Fast Racing Neo samt DLC-Strecken, dann müsst ihr gut abwägen, inwiefern sechs neue Kurse und kleinere Verbesserungen für euch den erneuten Kauf rechtfertigen. Ärgerlich ist neben den etwas antiquierten Online-Optionen, dass es das Zeitfahren zum Start nicht mit ins Spiel geschafft hat. Trotz dieser Mängel ist Fast RMX aber ein sehr empfehlenswertes Spiel für Fans von futuristischen Highspeed-Racern - damit lässt sich sogar die Abwesenheit eines neuen F-Zero gut verkraften.

Anmerkung: Inzwischen haben die Entwickler von Shin´en Entertainment über ihren Twitter-Kanal eine erste Aktualisierung für das Spiel angekündigt. Das Update #1 soll das Zeitfahren (Time Attack Mode) sowie den Support für das Online-Spiel mit Freunden zu einem späteren Zeitpunkt integrieren. Basis für unseren Test und dessen Wertung war aber die zum Release erhältliche Fassung des Spiels.

Unsere Wertung:
8.0
Niko Schopinski meint: "Trotz einiger Defizite überzeugt Fast RMX mit vielen Strecken, sauberer Technik und anspruchsvollem Gameplay, könnte Gelegenheitsspieler aber überfordern."
Fast RMX erscheint für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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3 Kommentare:
actioneichhorn)
actioneichhorn
Am 07.03.2017 um 14:20
Guter Test. Aber ich denke da es neben Zelda halt nur diesen Titel hier gibt der einigermaßen interessant ist für die Switch wird das Spiel evtl etwas besser bewertet als es eigentlich ist. Dennoch ein gutes Spiel.
NXPro)
NXPro
Am 07.03.2017 um 14:34
Ich finde den Titel sogar besser als 8.0. Wenn man aber nur einen einfachen Fun Racer sucht, dann wird der Titel enttäuschen. Daher je nach Geschmack eine 6.0 - 9.0. Für mich eher weit oben.

Den Preis sollte man auch beachten, es ist eben kein Vollpreistitel.
actioneichhorn)
actioneichhorn
Am 07.03.2017 um 15:03
@NXPro das ist doch ein einfacher Fun Racer.
Schniko)
Schniko
Am 07.03.2017 um 15:10
@actioneichhorn: Puh, das würde ich nicht behaupten. Einfach ist das Spiel wahrlich nicht, außer vielleicht noch die allerersten Cups. Ein typischer Funracer ist es meiner Meinung nach auch nicht, dafür wird unter Garantie nicht jedemann Spaß haben. Ist auch immer die Frage, wie genau man für sich Funracer definiert, aber mit Mario Kart hat das wenig zu tun.
NXPro)
NXPro
Am 07.03.2017 um 15:28
Ein Fun Racer ist für mich Mario Kart. Man spielt zum ersten mal und alle können einigermaßen mithalten und Spaß haben. Bei diesem Spiel wird dir das nicht gelingen.

Wie auch im Fazit vom Test bin ich der Meinung, dass das Spiel ein anspruchvolles Gameplay hat und "Einarbeitung und Beharrlichkeit, um in den Highspeed-Rennen zu bestehen" braucht.
Belphegor)
Belphegor
Am 07.03.2017 um 21:01
Ich warte dann mal auf die Retail in nem Jahr. Nochmal mach ich den Indie-Digitalkaufacheiß nicht mit. Genauso wie bei Shovel Knight!
the_Metroid_one)
the_Metroid_one
Am 07.03.2017 um 21:31
Wenn dann auch nur Retail und billig wobei ich nicht so extrem viel Lust darauf hatte es wieder zu spielen.