NplusX-Test zum Nintendo Switch Pro Controller: Braucht man den?
Knapp 70 Euro verlangt Nintendo für den klassisch anmutenden Switch-Controller – ein heftiger Preis. Er ist damit (abgesehen vom Xbox One Elite-Modell) der teuerste Controller auf dem Konsolenmarkt.
Der erste optische Eindruck
Auf den ersten Blick sieht der geneigte Pro-Gamer allerdings nichts, was diesen hohen Preis dringend rechtfertigen würde. Die Evolutionsgeschichte von Nintendos Controllern lässt sich klar ablesen. Seine Form teilt der Switch-Pro-Controller noch mit den Wii- und Wii U-Vorgängern, die Button-Verteilung erinnert aber eher an den unvergessenen GameCube-Controller, bei dem die Aktionsknöpfe über dem rechten Stick angeordnet waren.
Optisch ist der Pro Controller von Nintendos neuer Konsole geradezu extravagant. Die Griffe sind aus mattem, leicht perforiertem Plastik gefertigt, was den Grip in der Hand verstärken soll. Der Mittelteil ist mit halbdurchsichtigem Plastik verkleidet, hinter dem man das Innenleben gerade noch erahnen kann. Auf der Innenseite sind merkwürdige Symbole geprägt. Sie erinnern an eine Platine. Diese Designelemente tauchen im Switch-Kosmos aber sonst an keiner anderen Stelle auf, sind daher merkwürdig, aber optisch zumindest nicht uninteressant. Die insgesamt matte Anmutung des Pro Controllers ist vor allem in einer Hinsicht praktisch vorteilhaft: Fingerabdrücke sind kaum zu erkennen, anders als auf dem klavierlackglänzenden Wii U Pro Controller.
Die Knöpfe: Druckpunkte, Stärke, Größe
Nintendo hat seine ganze Erfahrung aus 20 Jahren Konsolen mit Analogstick-Controllern in den Pro Controller fließen lassen – und das fällt sehr positiv auf. Die beiden gleich großen, gummierten Analogsticks fühlen sich super an, geben genau den richtigen Widerstand bei der Bedienung zurück und springen zuverlässig wieder in ihre Ursprungsposition zurück. Ihre Oberfläche ist genau so groß, dass sie normal große Daumenflächen perfekt abdeckt. Für den richtigen Halt sorgen mehrfach geriffelte Außenkreise und eine Kuhle in der Mitte. Abrutschen ist quasi unmöglich.
Auch die Aktionsknöpfe sind super gelungen. Sie sind viel größer als zum Beispiel die des Wii U Pro Controllers (als die der JoyCon-Controller sowieso) und klicken sich etwas weicher. Dadurch haben sie in ihrer Fassung ein wenig Spielraum und klackern daher ein wenig – nicht jedoch so stark wie die des Wii U-Pendants.
Nintendos lange Tradition des Steuerkreuzes spiegelt sich auch in diesem Controllerelement wider. Jede Richtung hat einen klar definierten Druckpunkt, den man unweigerlich spürt. Der große Vorteil im Vergleich zu den vier einzelnen Knöpfen des linken JoyCon wird bei der Nutzung deutlich: Man kann mit dem Daumen von links nach rechts, von oben nach unten gleiten und muss nicht instinktiv den nächsten Knopf suchen. Nintendo hat gut daran getan, beim Pro Controller diesen Kompromiss, der im Konzept der JoyCon-Controller liegt, mit einem Steuerkreuz zu umgehen.
Während die Sticks und Knöpfe auf den JoyCons zwar klein, aber dennoch gut sind, haben die Standardcontroller eine echte Schwäche: Ihre Schultertasten, deren Druck man kaum merkt. An dieser Stelle ist der Pro Controller meilenweit voraus. Zwar sind die ZL- und ZR-Trigger auch hier digitale Tasten, die nur „An“ oder „Aus“ kennen (und nicht etwa stufenlos, also analog funktionieren), aber ihr Druckpunkt ist sehr deutlich und fühlt sich super an. In den Triggern ist jeweils eine kleine Kuhle für den Zeigefinger integriert, damit er sie richtig trifft. Die Mittelfingerbank, die noch im Vorgängermodell, im Wii U GamePad oder in den JoyCons integriert war, fehlt im Switch Pro Controller allerdings. Dieses kleine Komfortelement, das den Gewichtsdruck des Controllers zum Teil auf die beiden Mittelfinger verlagern sollte, fehlt zwar nicht akut, dennoch ist sein Wegfall ein bisschen schade, es hat sich immer gut angefühlt.
In der Mitte finden sich noch der Plus- und Minus-Knopf sowie der Share- und der Home-Button, der in einem blauen Plastikkreis eingefasst ist.
Das Innenleben: NFC, Rumble und Bewegungssensoren
Die größte Neuerung im Vergleich zum Vorgänger – und zweifellos ein wichtiger Preistreiber – ist die Technik, die im Innenleben verbaut ist. Der Pro Controller verfügt nämlich ebenfalls über 1:1-Bewegungssensoren, wie sie beispielsweise im Wii U GamePad oder in den JoyCons verbaut sind. Das hat den großen Vorteil, dass jedes Spiel, das mit der im Konsolenumfang enthaltenen JoyCon-Grip-Halterung spielbar ist, auch mit dem Pro Controller funktionieren wird – also der Großteil der kommenden Switch-Spiele. Minispiele wie 1-2-Switch, die ausschließlich auf die JoyCons setzen, kommen für den Pro Controller ohnehin nicht in Frage.
Wichtig wird diese Funktion zum Beispiel für Titel wie Splatoon 2. Im Wii U-Original herrschte noch GamePad-Zwang, hauptsächlich wegen der Spielkarte, aber auch weil die Zielmechanik (außer im lokalen Modus) die Gyro-Sensoren erforderte. Der Switch-Nachfolger wird nun ohne Einschränkungen auch mit dem Pro Controller funktionieren.
Die NFC-Funktion ist für Nintendos amiibo-Figuren gedacht – obwohl kein Spiel angekündigt ist, das zum Spielen amiibo-Figuren erfordern würde (auf Wii U gab es insgesamt nur eines, Animal Crossing – amiibo Festival), wäre es jetzt möglich, solche Titel auch nur mit dem Pro Controller zu spielen.
Bleiben die integrierten Vibrationsmotoren als weitere wesentliche Preistreiber. Das überraschende HD-Rumble-Feature, das in den JoyCon-Hälften steckt, hat Nintendo auch in den Pro Controller verbaut. Es wird dazu führen, dass sich der Controller in manchen Spielen so anfühlt, als würde etwas in ihm stecken. Blöd nur: Das ist bislang alles hypothetisch. Denn im Moment ist kein Spiel angekündigt, das dieses Feature spielerisch nutzen würde. 1-2-Switch ist der einzige Titel, der HD-Rumble in einigen Minispielen inhaltlich einbindet, und es ist nur mit den JoyCons spielbar. In Snipperclips und FAST RMX vibriert der Controller etwas detaillierter, allerdings kann da von einem spielerischen Nutzen noch nicht die Rede sein. In The Legend of Zelda – Breath of the Wild vibriert der Controller fast nie (und wenn, dann so, wie es der Wii U Pro-Controller getan hätte). In Mario Kart 8 Deluxe, das nächsten Monat ansteht, wird das Motorengeheul mit Hilfe der HD-Rumbling-Motoren dargestellt. Sicher hat Nintendo aber für die Zukunft noch Ideen für dieses Feature, das den Preis der Controller in die Höhe getrieben hat.
Der Switch Pro Controller ist übrigens ein Bluetooth-Controller. Das heißt: Potenziell könnt ihr ihn auch mit einem PC koppeln und ihn dann verwenden, um zum Beispiel Steam-Spiele zu spielen.
Ein Vergleichsversuch: Switch Pro Controller vs. Wii U vs. Xbox One vs. DualShock4
Eine fast unmöglich zu erfüllende Aufgabe, doch versuchen wir es trotz aller Subjektivität trotzdem: Welcher Controller ist denn nun der beste? Alle Hersteller haben in dieser Generation ausgezeichnete Controller auf den Markt gebracht, auch Sony hat seinen Rückstand aus der PS3-Ära mit dem DualShock 4 abgebaut.
Nintendos Controller liegt dabei gefühlt am besten in der Hand. Die langen Griffe verschwinden angenehm in der Handfläche und verleihen optimalen Halt. Schade, dass die Mittelfingerbank des Wii U Pro Controllers und des GamePads verschwunden ist, sie hätte noch ein kleines Plus gegeben.
Die etwas nach außen gespreizten Griffe des Xbox One-Controllers führen dazu, dass der natürliche Daumenfokus auf den Knöpfen liegt, um den rechten Stick mit dem Daumen zu bedienen, muss man den Handballen recht weit vom Controller wegbewegen, was die Ergonomie beeinträchtigt.
Beim Druckpunkt der Knöpfe liegen Microsoft und Nintendo gleichauf, Sony fällt mit den ziemlich flachen PlayStation-Buttons ein wenig zurück. Bei den Analogsticks hat hingegen Microsoft die Nase vorn. Während die Widerstände bei allen Controllern super sind, hat Microsoft mit den genoppten Seitenrändern seiner Sticks den besten Grip zu bieten. Bei den Schultertasten ist wegen der sehr unterschiedlichen Technologien, die dahinterstecken, kein sinnvoller Vergleich möglich. Beim Steuerkreuz siegt Nintendo klar.
Objektiv lässt sich also kein klarer Sieger feststellen, dafür sind die Hände der Spieler zu unterschiedlich, jeder kommt anders mit den verschiedenen Modellen klar. Subjektiv gefühlt ist der Switch Pro Controller das insgesamt „kompletteste“ Modell, das es im Moment auf dem Markt gibt. Er ist eine logische Evolution aus den schon ebenfalls sehr gut gestalteten Wii U-Controllern, dem Pro Controller und dem GamePad, die weitgehend identisch verarbeitet waren.
Fazit:
Nintendo hat einen tollen Controller gebaut, der alles das liefert, was Spieler sich von einem guten Controller erhoffen: angenehme Haptik, absolut fehlerfreie Druckpunkte und ein interessantes, ansehnliches Design. Eigentlich liefert er sogar noch mehr als das, integriert sind nämlich auch Gyro-Sensoren und das spannende HD-Rumbling. Das ist auch der Grund für den unverhältnismäßig hohen Preis von knapp 70 Euro. Nintendo ist jetzt klar in der Bringschuld: Um die hohen Preise für seine Controller (Pro Controller ebenso wie JoyCon) zu rechtfertigen, braucht es dringend Spiele, die HD-Rumble und Bewegungssteuerung klug miteinander verbinden. Sobald diese zweite (beziehungsweise erste …) Welle von Switch-Spielen anrollt, wird der Pro Controller einen klaren Mehrwert bieten. Wer seine neue Konsole hauptsächlich im Fernsehbetrieb nutzen möchte, hat mit dem Pro Controller eine Alternative zum mitunter etwas fummeligen JoyCon-Grip, die alles kann, was Switch-Spiele brauchen, und damit maximale Kompatibilität bietet – obwohl er nicht im Konsolenumfang enthalten ist.
Wenn ich mir den Controller auf dem Bild anschaue, könnte ich in Zukunft wohl das Gleiche Problem bekommen. Würde glaub an dieser Stelle auch eher den "Select"-Knopf vermuten -_-
Ja der Pro Controller ist um einiges konfortabler - aber ich kann die Kritik in der Form nicht verstehen. Im Handheldmodus ist es definitiv gleichwertig zu nem 3DS und der Zusammengestekcte Controller fällt mir bei Zelda nach 5 Minuten schon nicht mehr negativ auf...
Der Switch Pro Controller ist für mich der bisher beste Controller, den ich in Händen halten durfte. Optisch gefällt er mir auch sehr gut und das man ihn auch am PC verwenden kann ist ein Bonus oben drauf.
Gestern haben wir zu dritt auf einer Autofahrt Bombern gegeneinander gezockt...jeder mit nur einem Joy Con...das ging ohne Probleme.
Auch Zelda habe ich gestern mit den Joy Cons gespielt und mit dem Pro Controller. Beides ging wunderbar. Natürlich war der Pro Controller im direkten vergleich besser.
Auch wenn ich hier eine ganz andere Meinung als Belph vertrete.....den Share (Schrott) Button finde ich ebenfalls doof platziert und habe auch schon Bilder gemacht, ihn das zu wollen. Ich vermute man wird sich an die Button Anordnung noch gewöhnen.
Auch bei Snipperclips finde ich die Steuerung mit den Joy Cons perfekt.
Und der Pro Controller finde ich auch noch einen Tick besser, als den schon genialen Wii u pro Controller.
Ansonsten komme ich mit dem Joy Con Grip sehr gut klar. Aber die Button auf dem rechten Joy Con sind schon etwas schwer zu erreichen, da sie genau oberhalb des Sticks liegen. Früher oder später landet der Pro Controller auch mal in meinen Besitz.
Will aber sagen, dass ich toll finde, dass ihr auch den Controller testet. Ich weiß nicht, ob ich mit der Meinung vielleicht eher allein da stehe, aber ich fände es toll, wenn ihr öfter mal Zubehör testet. Damit meine ich auch diverses Zubehör von Drittherstellern. In der N-Zone wurde früher ne Zeit lang verschiedenstes Zubehör getestet und ich hab das sehr geschätzt. Leider wurde das dann irgendwann eingestellt ..
- eingebauter Akku. Also praktisch eingebaute Lebenszeit. Das finde ich besser gelöst beim X1-Controller
- auch wenn es nervt: fehlende Analogtrigger. DAs schließt von Anfang an bestimmte Games aus.