Dead or Alive Xtreme 3 (Import)
Bereits beim Release des ersten Dead or Alive-Titels vor 20 Jahren machte Team Ninja keinen Hehl daraus, dass das optische Design des weiblichen Teils der Kämpferriege ein paar zusätzliche Käufer anziehen soll. Somit war es fast schon eine logische Konsequenz, als einige Jahre später - damals noch exklusiv für die erste Xbox - Dead or Alive Xtreme Beach Volleyball angekündigt wurde. Statt sich gegenseitig zu verprügeln, zeigten sich die Mädels in diesem Spiel in Bademoden und traten im Beach Volleyball sowie in ein paar anderen Minispielen gegeneinander an. Zu diesem Zeitpunkt sorgte die Ankündigung des Fun-Sport-Titels noch für allgemeine Belustigung. Heutzutage jedoch ist Fanservice in Videospielen so sehr verpönt, dass sich KoeiTecmo dazu entschieden hat, das Spiel vorsichtshalber nur innerhalb Asiens zu veröffentlichen. Wer Dead or Alive Xtreme 3 spielen möchte, kann dies trotzdem problemlos tun: Die außerhalb Japans vertriebene Asia-Version ist nämlich englisch untertitelt und kann, da die PlayStation 4 keine Region Codes hat, weltweit abgespielt werden. Wir haben die englischsprachige Version importiert und uns selbst angesehen, wie der Titel im Vergleich zu ähnlichen Spielen abschneidet.
Urlaub nach Programm
Im Hauptfokus von Dead or Alive Xtreme 3 steht weiterhin die Beach Volleyball-Simulation, an der sich im Vergleich zum ersten Teil praktisch nichts geändert hat. Das Gameplay belohnt schnelle Reaktionen und gutes Timing - vor allem beim Aufschlag und bei Schmetterbällen müsst ihr den Ball genau im richtigen Moment treffen, damit euer Angriff nicht ins Netz geht oder zu leicht pariert werden kann. Reagiert ihr schnell genug auf einen Block-Versuch der KI-Gegner, könnt ihr statt des Schmetterballs einen kleinen Lupfer ausführen und so fast garantiert einen Punkt landen. Dead or Alive Xtreme bietet zwar nicht annähernd die Spieltiefe eines Pro Evolution Soccer, beherbergt aber dennoch genug Potential für fordernde Matches mit langen und intensiven Ballwechseln. Die Steuerung funktioniert dabei jederzeit perfekt, und die Grafik liefert auch in hektischen Spielsituationen konstante 60 Bilder pro Sekunde.
Natürlich wäre eine bloße Aneinanderreihung von Volleyball-Matches sehr langweilig. Um dem vorzubeugen, hat Team Ninja ein eigenes Setting um die Sportart herum gestrickt: So spielt ihr jeweils 14-tägige Urlaube auf einer tropischen Insel durch, sodass ihr auch anderen Beschäftigungen in Form von Minispielen nachgehen könnt. Diese sind zwar mit viel Aufwand präsentiert, bleiben spielerisch aber sehr dünn: Das Tauziehen zum Beispiel funktioniert nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip und ist somit eher Glückssache, während ihr beim Pool Hopping oder beim Klettern im Prinzip nur ein Quick-Time-Event durchspielt. Die Jetskis, die man im zweiten Teil noch in bester Wave-Race-Manier über den Ozean jagen konnte, wurden ersatzlos gestrichen - das Casino, in dem ihr abends eine Runde pokern oder in Glücksspielen etwas Geld verzocken könnt, hat jedoch weiterhin geöffnet.
Für ein gewisses Maß an Langzeitmotivation sorgen Elemente, die nach einem Urlaub dauerhaft erhalten bleiben. Verschiedene Strandbekleidungen, die ihr im Laufe eures Aufenthalts erwerben oder verschenken könnt, bleiben permanent und für zukünftige Durchgänge im Inventar der Protagonistinnen gespeichert. Die einzige erwähnenswerte Neuerung erlaubt es euch, auf Knopfdruck die Rolle des Eigentümers des Urlaubsresorts einzunehmen; in diesem Rahmen werdet ihr im Laufe des Spiels zahlreiche Missionen erhalten, für deren Erfüllung ihr Erfahrungspunkte bekommt, die sich aufsummieren und mit der Zeit ein paar neue Features freischalten. In dieser Rolle dürft ihr auch Fotos von den Urlauberinnen schießen, die auf der PS4 gespeichert bleiben und sich von dort aus auf einen USB-Stick kopieren lassen. Das Kernfeature für viele Fans ist das Sammeln der Badeanzüge: Für jede der neun Urlauberinnen können über 200 Strand-Outfits erworben werden, allerdings hat jede Figur nur auf einen kleinen Teil der Kollektion Zugriff. Wollt ihr eine Kämpferin in einem Badeanzug sehen, der für sie nicht im Laden käuflich ist, müsst ihr diesen an sie verschenken und darauf hoffen, dass euer Geschenk auch angenommen wird.
Nur Fanservice und schlechtes Gameplay?
In den meisten Import-Reviews großer Magazine hat Dead or Alive Xtreme 3 extrem schlecht abgeschnitten. Die Tester führen dabei das Fehlen von Spielinhalten als Grund für ihr negatives Urteil an. Viele Leser sind jedoch der Meinung, dass auch die subjektive Grundhaltung der Autoren zu bestimmten gesellschaftspolitischen Themen bei der Wertungsfindung eine entscheidende Rolle spielte. Vergleicht man Dead or Alive Xtreme 3 mit dem spielerisch durchaus sehr ähnlich ausgelegten Mario Tennis: Ultra Smash, steht das von Team Ninja entwickelte Spin-Off eigentlich besser da: Denn während Marios Auftritt abseits von einzelnen Tennismatches wirklich nichts mehr vorzeigen kann, bietet Dead or Alive Xtreme 3 außerhalb des Beach Volleyballs zumindest noch einige Minispiele und hunderte sammelbare Outfits an. Auch die Präsentation des PlayStation 4-Titels ist deutlich aufwändiger: die Umgebungen sind viel detaillierter, die Figuren ungleich besser animiert. Trotz all dieser Faktoren hat Nintendos Fun-Sport-Titel den deutlich höheren Metascore.
Vor allem im Hinblick auf die sonstige Berichterstattung der Magazine, die Dead or Alive Xtreme 3 schlecht bewertet haben, darf man also zumindest die begründete Vermutung äußern, dass möglicherweise auch andere Faktoren bei der Beurteilung des Titels eine Rolle gespielt haben. Wahrscheinlich hat die Angst vor einer negativen Berichterstattung durch Redakteure, die ein Review zu einem Videospiel als Plattform für ihre persönliche gesellschaftspolitische Agenda missbrauchen könnten, KoeiTecmo zu der Entscheidung veranlasst, Dead or Alive Xtreme 3 nicht außerhalb Asiens zu veröffentlichen. Denn ein solcher Shitstorm würde den kompletten Markennamen "Dead or Alive" nachhaltig negativ belasten. Erst wenn man das Spiel einmal selbst zu Gesicht bekommt, wird die komplette Lächerlichkeit dieser Diskussion deutlich: Junge Frauen liegen in Bikinis am Pool oder spielen Beach Volleyball, und das war's im Prinzip. Trotzdem gibt es Aktivisten, die gegen solche Spiele vorgehen, als hätten wir keine größeren Probleme in unserer Gesellschafft - wie zum Beispiel Atomwaffen oder den IS.
Natürlich müssen wir an
dieser Stelle auch ehrlich sein: Eine Beach Volleyball-Simulation, in
der man die Bandmitglieder von One Direction steuern und Badeshorts
sammeln darf, würde vermutlich niemanden interessieren. Wir wollen auch
nicht verleugnen, dass sich die Figuren in Dead or Alive Xtreme 3 durch
geradezu lächerlich freizügige Outfits und in bestimmten Event-Szenen
auf eine Art und Weise zur Schau stellen, die sich fast ausschließlich
an männliche Spieler richtet. Das Spin-Off wird also nicht allein durch
sein Gameplay getragen; der Fanservice allein macht aber auch kein
Vollpreisspiel aus. Tatsächlich ist es bei Dead or Alive Xtreme 3 wieder
das berühmte Gesamtpaket, das den Titel interessant macht: Das seichte,
letztendlich aber unterhaltsame Gameplay funktioniert in Kombination
mit den hübschen Damen, dem Sammeltrieb und der positiven
Urlaubsatmosphäre. So gesehen ist Dead or Alive Xtreme 3 vergleichbar
mit Spielen wie Animal Crossing oder Stardew Valley, die ebenfalls wenig
Herausforderung oder Tiefe bieten, aber auf ihre eigene Art und Weise
Spaß machen. Und ganz abgesehen davon stellt die Beach Volleyball- und
Urlaubssimulation eine willkommene Abwechslung zu den Action-Titeln und
Rennsimulationen dar, die seit zwei Jahrzehnten den Markt dominieren.
FAZIT:
Rein objektiv betrachtet ist Dead or Alive Xtreme 3 ein ziemlich belangloses Spiel. Denn obwohl die Beach Volleyball-Matches dank des hohen Spieltempos durchaus kurzweilig sein können, würde das Gameplay allein wohl niemanden länger als ein bis zwei Stunden lang unterhalten können. Die sonstigen Minispiele sind zwar optisch sehr schön präsentiert, aus spielerischer Sicht jedoch kaum erwähnenswert. Und betrachtet man den Umfang der gebotenen Spielinhalte vor dem Kontext, dass es sich bei dem Spin-Off um einen Vollpreistitel handelt, fällt das Preis-Leistungs-Verhältnis äußerst dürftig aus. Die Mikrotransaktionen und den lächerlich überteuerten DLC wollen wir an dieser Stelle nicht groß thematisieren, da diese Faktoren auf das Kernspiel keinen Einfluss haben. Ein Import der englischsprachigen Asia-Version macht also nur für diejenigen Spieler Sinn, die dem Outfit-Sammelwahn und der visuellen Präsentation des Titels so viel abgewinnen können, dass auch nach einem Dutzend virtueller Urlaube die Luft noch nicht raus ist. Damit platziert sich Dead or Alive Xtreme 3 ganz klar als Nischentitel. Wer jedoch eine Ausflucht vom grauen, blutigen Shooter-Alltag sucht und Team Ninja den Feature-Mangel und das größtenteils sehr seichte Gameplay verzeihen kann, darf ruhig über einen Kauf nachdenken.
Aber ganz soweit geht's mit dem "Fanatismus" dann doch nicht! ;)
Aber WTF ist ein Butt-Battle?!
Alternativ hätte ich dann gern eine New3DS-Version.