NplusX-Kommentar: Mal wieder Lust aufs Geldverdienen
Nintendo ist ein Aktienunternehmen. Es befindet sich im Besitz von knapp 67.000 institutionellen Investoren und Privatpersonen, die Anteile an der Firma besitzen, und handelt in ihrem Auftrag. Der Auftrag lautet: „Wirtschaftet mit unserem Geld so, dass es mehr wird!“ Das ist schon seit 1983 so.
Nintendos neues Management unter CEO Tatsumi Kimishima scheint diesen Auftrag anders erfüllen zu wollen als noch sein 2015 verstorbener Vorgänger, Satoru Iwata. Das ist nach der Enthüllung von Nintendo Switch deutlich geworden. Iwata trug stets ein Motto vor sich her, zumindest öffentlich, etwa in Investorenbriefings: „Wenn unsere Fans zufrieden sind, werden sie unsere Fans bleiben. An dieser langfristigen Beziehung werden wir Geld verdienen.“ Ein höchst langfristiger, manch einer würde sagen: langwieriger Ansatz.
Der freundliche Herr Iwata
Um seine Fans zufriedenzustellen haben Iwata und sein Team an vielen Stellen Köder ausgelegt, kleine Leckerlis, um Kunden langfristig an die Marke zu binden: Am deutlichsten machen das wohl die Launchphasen von Wii U und 3DS. Als man wenige Wochen nach dem Start den Preis des Nintendo 3DS senkte, bemühte man sich redlich, die Handvoll Fans, die sich die Konsole („dummerweise“) für einen höheren Preis zum Launch gekauft hatten, zu entschädigen. Jeder bekam kostenfreie Download-Spiele. Das gab es auf Wii U nicht. Dafür schenkte Nintendo auf der Heimkonsole im Frühjahr 2014 jedem, der sich Mario Kart 8 gekauft hatte, einen Gratis-Titel als Download, ebenfalls als Unterstützungsmaßnahme für die schwächelnde Konsole.
Die Liste lässt sich lang weiterführen. Wii Fit U bekamen Fans beispielsweise als kostenfreien Test-Download, die Sportspielneuauflage Wii Sports Club gab es immer wieder gratis zu spielen. Virtual Console-Titel wie Super Metroid konnte man zeitweise für 30 Cent herunterladen, für andere gewährte Nintendo einen Rabatt, sofern man ihn schon anderswo gekauft hatte. Im Club Nintendo verschenkte der Publisher mitunter recht hochwertige Merchandise-Artikel gegen ein paar Marktforschungsdaten. Online-Gaming blieb stets kostenfrei. Wenn Nintendo DLC veröffentlichte, war die Devise meist, dass er Mehrwert stiften sollte. Mario Kart 8 etwa ließ sich für zwölf Euro um 50 Prozent vergrößern. Splatoon erweiterte Nintendo auf etwa das Fünffache seines Startumfangs. Gratis, ohne daran einen Cent zusätzlich zu verdienen. Wenn man so weit gehen möchte, könnte man sogar Spiele wie Bayonetta 2, die ohne jede Chance auf Profitabilität dennoch von Nintendo gefördert wurden, als Fan-Geschenk bezeichnen.
Nintendo war noch nie günstig, sondern immer eine Premium-Marke, deren Produkte im Zweifel auch teurer (also wertvoller) sein sollten als die der Konkurrenz. In keinem Fall jedoch wollte das sympathische Traditionsunternehmen in Verbindung mit den Geschäftspraktiken seiner Konkurrenz gebracht werden, die ihre Preise seit Jahren durch Zusatzservices, Abomodelle und Microtransactions erhöhte und dafür wenig Gegenliebe aus der Fangemeinde erhielt (die selbige Produkte dennoch kaufte).
Die Schwelle zum einfachen Marketing-Promotioninstrument war bei all diesen Beispielen natürlich immer fließend; letztlich wollte und will Nintendo langfristig doch nur mehr Geld dadurch verdienen, dass es ab und zu mal etwas geschenkt gibt. Zumindest in der Gesamtschau ergeben die Maßnahmen der Jahre 2009 bis 2016 aber doch das Bild eines Unternehmens, das Kundentreue immer wieder auch explizit belohnen wollte, das auf eine langfristige, nachhaltige Kundenbeziehung setzte und dafür auch bereit war, kurzfristig in Vorleistung zu gehen.
Nintendo hat wieder Lust aufs Geldverdienen
Nur: Iwatas Strategie hat sich nicht ausgezahlt. Oder sie war so langfristig, dass sich ihre Effekte nie gezeigt haben. Oder sie wurde einfach durch die eklatanten Mängel im Lineup der Wii U-Konsole oder an völlig anderer Stelle neutralisiert. Die 3DS- und vor allem die Wii-U-Ära blieben jedenfalls finanziell betrachtet karg. Nintendo hat nicht genug Geld verdient, der Aktienkurs fiel jahrelang oder stagnierte unablässig auf niedrigem Niveau; nur vorteilhafte Wechselkurseffekte verhalfen mitunter zu kleinen Gewinnen. Die Subventionierung der Hardware hat zumindest im Fall Wii U keine Rendite abgeworfen, aufwändige Großproduktionen haben sich wegen der geringen Verbreitung nie wirklich gelohnt.
Mit Nintendo Switch sollen alle Karten neu gemischt werden. Nintendo zeigt sich so selbstbewusst wie seit Jahren nicht mehr. Switch, so glaubt man in Kyoto, ist der große Wurf geworden. Anders kann man sich die robuste Preispolitik nicht erklären, die hinter dem anstehenden Konsolenlaunch steht. Das nackte System steht zu einem Preis im Regal, der auf dem Niveau der Konkurrenz liegt; ohne Spiel, ohne Extras, ohne Subvention. Eine Mikrospielsammlung wie 1-2-Switch, früher Beipackgoodie, soll jetzt 50 Euro in die Nintendo-Kasse spülen. Online-Gaming kostet bald monatlich Geld, nur „der Zugang zum eShop ist kostenfrei“ (Originalzitat). Zwei zusätzliche Controller kosten 80 Euro; bis zu acht davon kann man an einer Konsole nutzen. Und auch seine Smartphone-App Super Mario Run schlägt mit 10 Euro zu Buche, für App-Store-Verhältnisse entspricht das fast einem Kleinwagen.
Um die Erlöse zu maximieren, greift Nintendo auch auf bestehende Assets, also Wertobjekte zurück. Mario Kart 8 hat sich auf Wii U sieben Millionen Mal verkauft. Mario Kart Wii besaßen fünfmal mehr Menschen. Klar, dass der Publisher sich denkt, dass mehr Potenzial in dem mühsam Entwickelten stecken muss, als es die sieben Millionen ausdrücken. Also erscheint der Titel nun erneut. Der Umfang erweitert sich dabei ungefähr um den Inhalt eines DLC-Pakets (ein Battle-Modus und ein paar neue Fahrer und Items sind dabei). Der Preis ist trotzdem noch der gleiche wie 2014.
Kurzum: Nach den kargen Tagen von Wii U und 3DS hat Nintendo jetzt offenkundig mal wieder Lust aufs Geldverdienen. Und zwar nicht langfristig, nach mühsamer, jahrelanger Aufbau- und Überzeugungsarbeit, sondern kurzfristig, jetzt, sofort. Schließlich wird das Unternehmen in Switch-Zeiten auch nur noch an einem Plattform-Ökosystem verdienen, nicht mehr zweifach Zubehör und Add-Ons verkaufen können. Die Investoren wollen nach Jahren des Herumkrebsens rund um die schwarze Null endlich wieder die berühmten "Nintendo-like profits" sehen, von denen in den Investorenbriefings immer die Rede ist.
Das alles ist legitim. Denn Nintendo ist ein Wirtschaftsunternehmen. Hohe Preise sind völlig okay, wenn die Produkte wertvoll sind und bei Kunden ein bestimmtes Bedürfnis ausgesprochen gut befriedigen. Sofern Nintendo den Mehrwert einer „portablen TV-Konsole“ so gut erklären kann, dass mögliche technische Unzulänglichkeiten in den Köpfen der Konsumenten in den Hintergrund treten, ist es auch okay, wenn eine Switch-Konsole so viel kostet wie eine PS4. Doch Nintendo darf nicht hoffen, dass diese Strategie mit einem maximal-minimalistischen Kurs wie zu Wii-U-Zeiten zusammenpassen wird. Iwatas Ansatz mag zu gutgläubig, zu langfristig angelegt gewesen sein. Doch mit möglichst wenig Aufwand möglichst ausreichende Spiele und Produkte entwickeln zu wollen, wäre wiederum zu kurzfristig gedacht. Ohne Premium-Produkte werden Nintendo-Fans keine Premium-Preise zahlen. Vielleicht noch zum Switch-Launch. Aber nicht auf ewig.
Ich für meinen Teil fand den "Iwata Way" immer perfekt denn er vermittelte Fanliebe und das das Unternehmen für Spieler da ist und nicht für Aktionäre und eben positiver wahr genommen wird als die Konkurrenz. Bei Kimishima merkt man einfach das er eiskalter Zahlenjongleur ist. Ein 0815 CEO der gewählt wurde und genauso schnell wieder abgewählt wird wenn er nicht liefert. Keiner der aus der hauseigenen Gamingsparte kommt. Kein Programmerier. Kein Entwickler. Kein Mann mit Innovation. Kein Spieler. Ein gelernter Manager der dem Unternehmen kurzfristig Gewinne bescheren wird. Aber auch ein Mann der wohl in 10 Jahren nicht mehr das Ruder in der Hand haben wird und dem dann egal sein wird, was Nintendo ist, wo nintendo ist und wie es um Nintendos Ruf bestellt ist. Er ist eben ein Cook und kein Jobs. Er ist eine Mayer (CEO von Yahoo) und kein Zuckerberg. Er ist kein Gates sondern ein Nadella. Er ist eben ein Kimishima und kein Yamauchi.
Abgesehen vom Game Boy war damals auch so ziemlich gar nichts Kompatibel bei Nintendo, oder?
Ich kann mich damals noch an die Nintendo Classics erinnern, welche völlig überteuert für den Game Boy angeboten wurden.
Ich glaube nicht, dass es einem Kimishima egal ist, wie es bei Nintendo läuft. Du wirst aber sicher Recht haben, dass ein Yamauchi mit mehr Herzblut dahinter stand....bis dahin war es ja auch noch ein reines Familienunternehmen...soweit ich das in Erinnerung habe.
Leider scheint es bisher ja keine Premiumsoftware für die Premiumhardware zu geben.
Breath of the Wild, Mario Kart, Splatoon 2, Mario Odyseey, Xenoblade 2, das alles sieht schonmal sehr vielversprechend nach Premiumsoftware aus. Und ich bin sicher dass das für 2017 nicht alles gewesen sein wird. Wenn Nintendo will, dann können sie verdammt geile Spiele raushauen. Und nach meinem Gefühl scheinen die bei der Switch durchaus zu wollen
Kostenpflichtiger Online-Modus? 80€ pro Controller? Das wird immer intensiver.
Also mit Freunden kann ich wohl weder online noch offline mehr zusammen spielen.
Ironisch, denn genau dafür stand doch Nintendo für mich.
@Clessidor
vollwertiger Controller.
Die kleinen Dinger :-) (JoyCons) für 80 € anzubieten... ne man was hab ich ein Glück, es gibt nur 3 Titel die mich aktuell bei der Switch interessieren.
Zelda, spiele ich auf der WiiU. Endlich bekommt das alte Schätzchen mal wieder richtig Futter.
Mario Kart 8 habe ich noch nicht einmal für die WiiU durchgespielt, da brauche ich Nintendo nicht noch einmal 60 Euro für MK8 in den A...h zu blasen, weil es eine "Deluxe" Version sein soll.
Bomberman R ist für mich dann doch nicht ein so starkes Argument 329 € für die Switch und 80 € für die JoyCons auszugeben.
Und wenn man dann solche Sachen list, das Nintendo scheinbar kein Interesse hat zB. ein Borderland 3 auf der Switch zu bekommen ... nah dann sind wir mal gespannt wo Nintendo mit ihrer fu.k.ng Aroganz noch hinkommen, statt sich um jedes mittlere und größere Softwarehaus zu bemühen muss man sowas lesen.
http://www.ign.com/articles/2017/01/16/gearbox-ceo-doesnt-see-borderlands-3-coming-to-nintendo-switch?watch
Zurück zum Thema Mario kommt erst im Herbst/Winter 17 ... Warum erinnert mich Mario so an Sonic Adventure ? Ach ja mit den 2 Teilen hat Sega ihre Hardware Ambitionen begraben. Nicht das ich hier parallelen sehe....
Aber, dank Black Friday wird man die Switch Ende des Jahres bestimmt im Bundle mit Mario für gut 250 € bekommen. Ich spar mir die Kohle. Und ich will jetzt keinen hören der sagt, die Switch wird man dann nicht für den Preis bekommen. Habe ich doch in der Black Friday Woche die gerne neu rausgekommene Xbox One S + Fifa 17 + Gears of War 4 für 234 € bekommen ... Bääähmmm...
Danke Nintendo so einfach hat man es mir noch nie gemacht kein Day One Käufer zu werden.
Man bin ich gefrustet!
Sollte es keine Übergangs-/Upgrade-Programm für Wii U User geben, die eben solche Spiele besitzen, DANN ist es für eben jene eine verwerfliche Stategie. Wirtschaftlich und auch logisch gesehen ist es mit den Ports die einzig richtige Entscheidung.
Die Controller Preise klingen auch erst mal sehr hoch, sind aber nach näheren Überlegungen nachvollziehbar. 70€ für den Switch Pro, 65€ für den PS4. Switch hat NFC, HD Rumble und Gyrosensoren und einen mindestens 8-fach so guten Akku. PS4 Gyro und "Touchpad" und ist ein paar Jahre alt --> teuer, aber gerecht.
Die Joy-Cons sind technisch gesehen wahnsinnig modern und innovativ und im Grunde sind es 2 Wii Motes + mit noch mehr Features --> teuer, aber gerecht.
Jedoch einfach sichtlich übertrieben ist wohl das Netzteil mit 30€, WTF XD
Das sollte besser in 20min alles aufgeladen haben.
Die restlichen Zubehörpreise finde ich auch okay. Nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber ihren Preis wert. Bis auf den Ladegrip. Den hätte man auch direkt in das Konsolen Packet mit rein packen können. 30€ dafür sind ein Witz.