Tim: Liebe Kollegen, es kribbelt bei mir schon ein bisschen. Nintendo wird morgen Switch ankündigen. Mal ganz unabhängig von sachlichen Analysen und Gerüchte, die wir schon angestellt haben: Was erwartet und erhofft ihr euch ganz persönlich von der Ankündigung und von den ersten Monaten mit der neuen Konsole? Lasst uns mal einen NplusX-Multiplayer draus machen - "alle dürfen mitspielen" sozusagen. Zuerst über das Wichtigste: die Spiele.

Michi: Ich erwarte mir ganz viel vom neuen Super Mario-Spiel. Ich hoffe, Nintendo geht den Weg zurück in Richtung Super Mario 64 und verlässt die Schiene, die man mit Super Mario 3D World eingeschlagen hat. Der Wii U-Auftritt war ein tolles Spiel, das will ich nicht bestreiten. Aber ich will mit dem Klempner wieder "freier" hüpfen und mich nicht durch die Kamera "ausbremsen" lassen. Dann wäre The Legend of Zelda: Breath of the Wild ein zweiter, richtig feiner Titel zum Start. Jedoch würde mir eines von beiden erst einmal ausreichen. Mit einem Blockbuster wäre ich schon glücklich und würde mich ins Jahr 1997 zurückversetzt fühlen. Damals habe ich auf dem N64 auch nur ein Spiel gehabt. Und das hat für Monate ausgereicht.

Schniko: Dass mit Zelda: Breath of the Wild und mutmaßlich auch einem neuen 3D-Mario-Spiel zu rechnen ist, klingt zunächst einmal fantastisch. Inwiefern Zelda auch inhaltlich und dramaturgisch begeistern kann, bleibt abzuwarten. Auch Marios neues Abenteuer muss sich erst einmal beweisen. Super Mario 3D World empfand ich ebenfalls als etwas uninspiriert, streckenweise sogar langweilig und auch nicht durchgehend gut designt. Allerdings sollten Nintendos Entwickler nun genug Zeit gehabt haben, um wieder mehr hochklassige Software zu entwickeln. Ein neues Projekt von den Retro Studios erwarte ich eher zur kommenden E3, ansonsten bietet die Gerüchteküche mit einem Rabbids-Mario-Crossover, Beyond Good & Evil 2, Umsetzungen von Wii U-Spielen sowie einer Virtual Console mit Gamecube-Titeln schon einiges an Futter. Ich persönlich wünsche mir zum Start noch eine komplett neue IP, im Sommer ein Wave Race in HD, im Herbst Luigi‘s Mansion 3 und zum Weihnachtsgeschäft Wario‘s Woolly Snow World. Interessant wird dann sein, ob Nintendo auch mittelfristig liefern kann und nach Zelda und Mario über 2017 hinaus genug relevante Spiele erscheinen.

Deniz: Ich erwarte ehrlich gesagt gar nicht so viel. Irgendwann kommt ein neues Mario; und Breath of the Wild wird auch bald kommen. Splatoon, sei es ein erweiterter Port, ein zweiter Teil oder sonstwas, ist wohl auch gesetzt. Für die ersten Monate wird es sowieso sicherlich genug geben, aber ob Nintendo da gleich großartige Überraschungen raushaut? Auf jeden Fall müssen die Mädels und Jungs bei Nintendo sich ordentlich anstrengen, damit sich das Trauerspiel der letzten WiiU-Jahre nicht wiederholt. Ich wünsche mir persönlich ein richtiges neues Metroid und einige japanische RPGs, die aber dann wohl eher nicht von Nintendo selbst kommen.

Mark: Nach der teils doch sehr mageren Spieleausbeute auf Wii U bleibt bei mir die Hoffnung, dass Nintendo seine Ressourcen bereits seit längerem auf Switch konzentriert hat und fleißig am Werkeln ist. Und dabei meine ich andere Spiele als Zelda und diverse Wii U-Ports wie Mario Kart 8 oder Splatoon. Ob das angeteaserte neue Mario bereits zum Launch in den Regalen steht, bleibt abzuwarten, es wäre gewiss ein großes Zugpferd. Besonders wichtig ist jedoch, dass Nintendo auch außerhalb des Launchfensters noch Spiele liefern kann, die nicht schon für Wii U erschienen sind.

Andreas: Das Argument "Nintendo hat seit Jahren keinen großen Heimkonsolentitel mehr gestemmt, da muss ja jetzt was kommen!" habe ich in den letzten Jahren zu oft gehört, als dass ich noch daran glauben würde. Denn diese Prognose hat sich nie bewahrheitet. Die First-Party-Spiele werden dort weitermachen, wo Wii U aufgehört hat – mit sehr kleinen und anspruchslosen Spielchen im Stile von Mario Tennis: Ultra Smash oder Captain Toad: Treasure Tracker. Außerdem erwartet uns mit großer Sicherheit noch irgendein Steuerungs-Gimmick, das auch im neuen Zelda ständig zum Einsatz kommen wird. Umfangreiche Einzelspieler-Erfahrungen oder gar einen herausfordernden Schwierigkeitsgrad wird Nintendo mit Sicherheit nicht mehr auffahren. Der Support der Dritthersteller wird in erster Linie davon abhängen, ob diese dazu bereit sind, ihre 3DS-Serien auf Switch umzuziehen; möglich ist auch, dass viele dieser Serien auf Smartphones wechseln, wenn den Publishern die Entwicklung für eine Heimkonsole zu aufwändig erscheint.

Lars: Nintendo wird versuchen, bis zur Herbstsaison um Thanksgiving alle wichtigen Marken auf Switch zu platzieren. Das bedeutet: Remakes, Remasters und Enhanced Editions. Ich lege mich fest: Wir werden in diesem Jahr Neuauflagen von Mario Kart 8, Splatoon, Super Smash Bros. und Super Mario Maker sehen. An neuen Titeln dürften wir zum Launch ein neues Mario-Spiel erhalten. Zelda dürfte Nintendo taktisch klug im Sommerloch platzieren, damit der Titel genug Media Coverage bekommt und keine anderen Spiele im Switch-Lineup kannibalisiert. Wesentlich vager wird es im Winter. Hier will ich lediglich auf das Mario / Rabbids RPG-Crossover wetten. Darüber hinaus wird es sicherlich einen Liebhaber-Titel geben, vielleicht ein weiteres Luigi‘s Mansion. An Third Party-Titeln können Fans einige Ports erwarten, allerdings nichts Prestigeträchtiges vom Kaliber eines GTA V. Die Hersteller werden sich womöglich je einen guten Titel aus ihrem Lineup für einen Switch-Port ausgewählt haben, um mit ihm Lücken im Switch-Lineup abzudecken. Diverse Sportspiele, Skyrim, Dark Souls und der ein oder andere Shooter dürfte für die ersten Monate der Switch in der Pipeline sein. Bei all der Spekulation bin ich mir aber sicher: Nintendo wird zunächst nur das Lineup für den Release-Zeitraum enthüllen und sich vieles für die E3 aufheben.

Tim: Ich höre heraus: Eure Erwartungen sind nach den Erfahrungen mit Wii U zwar größtenteils positiv, aber gedämpft-realistisch. Bis auf Wario’s Woolly Snow World höre ich da jetzt keine Revolutionen heraus. Wie sieht es denn mit dem Switch-Preis aus, dem zweiten wichtigen Thema vor der Veröffentlichung?

Michi: Ich würde mir einen richtigen Kampfpreis um 199€ wünschen. Dadurch könnte man ziemlich viele unentschlossene Käufer an Land ziehen, die sich vielleicht aufgrund der bis jetzt angekündigten Spiele noch nicht sicher sind. Die Verkaufszahlen könnten damit schön hoch ausfallen, was dann auch anderen Publishern etwas Mut zu Switch-Portierungen oder Umsetzungen machen könnte. Die 199€ würde ich mir für die "nackte" Konsole wünschen, wäre dann aber auch bereit, für eine "Premium-Version" mit einem Top-Titel und einer Speicherkarte und/oder Pro-Controller 299€ zu bezahlen.

Andreas: Gehen wir davon aus, dass der New Nintendo 3DS XL im März immer noch 189€ kostet und Nintendo diesen Preis überbieten wird, stehen 249€ als das absolute Minimum. Dummerweise bekommt man eine PS4 zu genau demselben Preis, durch die vielen Angebote wahrscheinlich sogar billiger. Tatsächlich würde ich aber sogar eine Prognose von 279€ für die Basis-Version und 349€ für ein Premium-Bundle mit Splatoon und dem Pro-Controller wagen. Dieser Preis würde viele Kunden abschrecken – vor allem angesichts der schwachen Hardware müsste Nintendo eigentlich klar unter dem von dir als Kampfpreis beschriebenen Verkaufspreis von 199€ bleiben, um keine harte Kritik für seine Preispolitik einstecken zu müssen. 

Mark: Ich glaube Nintendo hat beim Wii U-Launch bereits gemerkt, dass ein Preis von über 300 € selbst in einem Bundle schwierig zu verkaufen ist. Zumindest eine Basis-Version ohne Spiel sollte für deutlich unter 300 € angeboten werden, was man bei der Wii U versäumt hat. Für Japan rechne ich bereits fest mit 25.000 Yen, dem Standardpreis für Nintendo-Konsolen seit dem Super Famicom. Wünschenswert wäre zudem, wenn ein mögliches Bundle auf technische Unterschiede wie verschieden große Speicher verzichtet und stattdessen nur ein Preisvorteil zum Kauf anreizen soll.

Lars: Nintendo muss mit einem attraktiven Basispreis einsteigen, anders geht es nicht. Eine handelsübliche PS4 ist inzwischen für unter 250 Euro zu bekommen. Nintendo wird diese Preisgrenze selbst mit einem guten Marketing nicht überschreiten können, das sehe ich auch so. Ich rechne mit einer abgespeckten Variante zu diesem Preis und erwarte ein Premium-Bundle für ca. 299 Euro mit Splatoon als Software-Beilage. Nintendo täte gut daran, seinen Early Adopters einen Titel in die Box zu legen, der eine längere Haltbarkeitsdauer hat als ein Nintendo Land und dazu motiviert, täglich die Konsole anzuwerfen. Zubehörteile wie beispielsweise der Pro Controller müssen selbstverständlich separat erworben werden. Ich gehe aber davon aus, dass der Joy Con Grip, also der Standardcontroller, an den die beiden JoyCons angeklippt werden, der Konsole beiliegt.

Schniko: Ich bin mir gar nicht so sicher, ob der Preispunkt allzu entscheidend für den Start der Switch sein wird. Wenn ich bedenke, wie viel Geld gern in Smartphones, VR-Headsets oder auch Apfel-Produkte investiert wird, dann halte ich einen Kampfpreis gar nicht unbedingt für notwendig – zumindest, wenn Nintendos neues Gerät bei genug Interessenten ein Must-Have-Gefühl erzeugen kann. Ein enorm wichtiger Faktor werden die Spiele sein. Wenn diese den Fans wieder ein zünftiges „Wow!“ entlocken, dann ist Nintendo auf dem richtigen Weg.

Tim: Und damit wären wir wohl wieder am Beginn unserer Diskussion. Danke für eure Einschätzungen. In ein paar Stunden sind wir schlauer. Liebe Leser, habt in den nächsten Tagen ein Auge auf NplusX – denn wir werden unsere ersten Switch-Spieleindrücke direkt mit euch teilen.