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Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs

Von Deniz Üresin am 10.01.2017

Im Jahre 2006 bekamen es europäische Rollenspielfans das erste Mal mit einem Haupttitel der in Japan über alle Maßen bekannten und beliebten Dragon-Quest-Reihe zu tun. Der inzwischen achte Teil kam damals exklusiv für die PlayStation 2 heraus und stellte mit seinen detaillierten 3D-Modellen und weitläufigen Arealen im Anime-Look visuell einen großen Schritt vorwärts für die Serie dar, deren Spiele bisher immer Spritegrafiken verwendet hatten. Auch der orchestrierte Soundtrack und die englische Sprachausgabe waren Neuerungen, welche die Immersion steigern und das Erlebnis intensivieren sollten. Knapp elf Jahre später möchte Dragon Quest VIII erneut RPG-Herzen höher schlagen lassen, doch dieses Mal im Hosentaschenformat. Das Remake des klassischen Rollenspiels aus dem Hause Square Enix erscheint in Europa am 20. Januar 2017 für die Systeme der Nintendo-3DS-Familie und stellt mit Ever Oasis wohl eines der letzten RPGs für den altgedienten Handheld dar.

Eine Reise, die ist lustig

Die titelgebende Reise des verwunschenen Königs ist bereits in den ersten Spielsekunden Thema. Ihr befindet euch gerade in einem Wald in der Nähe der Stadt Farebury und rastet. Doch wer seid ihr eigentlich? In eurer Truppe befinden sich ein krötenartiges, sprechendes Männchen, ein Pferd, ein dicker Bandit, eine gewitzte Maus mit Irokesenfrisur und ihr, die treue Palastwache aus dem Schloss Trodain. 

Das kleine grüne Männchen ist tatsächlich der König des gleichnamigen Königreichs und das Pferd seine Tochter, Prinzessin Medea. Das Schloss wurde vom finstren Hofnarren Dhoulmagus angegriffen und verflucht. Lediglich eure namenlose Spielfigur hat den Fluch unbeschadet überstanden und zusammen mit eurem Kumpel Yangus, dem Ex-Banditen, sucht ihr nach einem Weg, das Königreich und seine Bewohner zu retten und vom Fluch zu befreien. Im weiteren Spielverlauf gesellen sich aus verschiedenen Gründen noch die reizende Magierin Jessica und der Frauenschwarm Angelo hinzu. Exklusiv in der 3DS-Version können auch die rote Elster, eine mit allen Wassern gewaschene Piratin und Morrie, der passionierte Besitzer einer Monsterarena, in euer Team mit aufgenommen werden.

Die Story wird dabei durch Zwischensequenzen weitererzählt, die meist mit Sprachausgabe versehen sind. Wie üblich für ein Dragon-Quest-Spiel ist die Haupthandlung dabei nicht wirklich ein Spannungsfeuerwerk und erinnert eher an ein Märchen als an eine überaus komplexe RPG-Story, die gespickt von unvorhergesehenen Wendungen, Verrat und Intrigen ist. Die herzerwärmende Story, die euer Team durch viele lustige, aber auch traurige Momente führt, kann durch optionale Zwischensequenzen und Nebenquests weiter vertieft werden, wodurch man meist mehr über die Charaktere und ihre Lebensgeschichten erfährt.

(Fast) alles wie gehabt

Dragon Quest ist eine Serie, die sich in vielerlei Hinsicht sehr treu bleibt – vor allem beim Gameplay. Auch in diesem Ableger gilt es, Städte zu besuchen, sich adäquat auszurüsten, Hinweise von den Bewohnern zu erfragen, den nächsten Dungeon ausfindig zu machen und niedlichen Monstern in rundenbasierten Kämpfen eins auf die Mütze zu geben.

Wie in allen modernen Dragon-Quest-Titeln gibt es dabei keine Zufallskämpfe mehr, die Gegner laufen gut sichtbar durch die Welt und können bei Bedarf angegriffen oder vermieden werden. Im Kampf steht dabei neben den üblichen Aktionen wie Angriff, Magie oder Verteidigung auch die Konzentration zur Verfügung. Konzentriert sich ein Charakter während des Kampfes, steigt sein Konzentrationslevel und nachfolgende Angriffe oder Zauber haben deutlich mehr Schmackes. Dieses taktische Element wurde in Dragon Quest VIII eingeführt und verfeinert vor allem gegen Ende des Spiels das Kampfgeschehen. Das ist vor allem deswegen auch nötig, da das tiefgründige Klassensystem aus Dragon Quest VII hier gänzlich fehlt.

Die Charaktere lernen Zauber und Fähigkeiten beim Erreichen der vorgegebenen Level und auch auf das Wachstum der Stats wie Angriff, Weisheit oder Flinkheit hat man keinen Einfluss. Personalisierung ist in Stücken jedoch trotzdem über das Skillpunkte-System möglich. Mit jedem Level erhalten die Charaktere Skillpunkte, die sie frei auf ihre fünf vorhandenen Skills verteilen können. Investiert man Punkte in den Axt-Skill von Yangus, erlernt er kraftvolle Fähigkeiten, die er nur verwenden kann, wenn er gerade mit einer Axt ausgerüstet ist. Der Sex-Appeal-Skill von Jessica hingegen ist unabhängig von der ausgerüsteten Waffe und erhöht beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass Gegner sie verliebt anstarren, anstatt anzugreifen.

Ausrüstungsgegenstände können wie gehabt in diversen Läden gekauft, in Schatztruhen gefunden, Gegnern abgeluchst oder ganz einfach im Alchemiekessel bei vorhandenem Rezept (oder, wenn man ganz mutig ist, auch frei aus dem Bauch heraus) selbst zusammengebraut werden. Einige Rüstungen oder Ausrüstungskombinationen verändern dabei das Erscheinungsbild des Trägers, dies ist aber eher die Ausnahme als die Regel.

Bitte lächeln!

Dragon Quest VIII ist kein einfacher Port. Neben den neuen spielbaren Charakteren und den sichtbaren Gegnern wurden viele Details ausgebessert, verändert oder hinzugefügt. Die Geschwindigkeit der Kämpfe kann jetzt beispielsweise erhöht werden, was das Grinden deutlich angenehmer macht. Nach einem Level-Up wird die entsprechende Figur komplett geheilt. Es ist nun möglich, fast jederzeit im Spiel zu speichern, was die Beichte in der Kirche im Prinzip obsolet macht, was für gewöhnlich in einem Dragon-Quest-Spiel die einzige (permanente) Speichermethode darstellte. Auch wurden. einige versteckte Zwischensequenzen hinzugefügt, die mehr über Dhoulmagus, den Helden oder andere Charaktere verraten. Die aus Dragon Quest IX bekannten blauen Schatzkisten, die sich nach einer gewissen Zeit wieder mit zufälligem Loot auffüllen, sind dieses Mal ebenso mit von der Partie. Eine der prominentesten Neuerungen ist allerdings der Fotomodus und die dazugehörige Fotosafari. So könnt ihr jederzeit im Spiel außerhalb von Kämpfen oder Cutscenes das Spiel pausieren und ein Foto von der Szene machen. Euren Spielfiguren stehen sogar verschiedene Posen zur Verfügung und durch Absolvieren der Quests der Fotosafari könnt ihr verschiedene Verzierungen und Rahmen für die Bilder freischalten. Die Fotosafari-Quests bestehen dabei aus der Aufgabe, einen bestimmten Gegenstand, einen Ort, ein bestimmtes Monster oder eine bestimmte Person zu fotografieren. Zum Beispiel sind in jeder Stadt eine bis mehrere goldene Schleim-Statuen versteckt, die es aufzuspüren und abzulichten gilt. Über Streetpass können Bilder auch mit anderen Besitzern des Spiels getauscht werden. Insgesamt bietet Dragon Quest VIII selbst Kennern des Originals viele neue Dinge, die Spaß machen und für Kurzweil sorgen. Selbst nach dem Abspann gibt es noch Neues zu entdecken…

Audiovisueller Rückschritt

Bei all den Erweiterungen und Verbesserungen müssen jedoch auch die Schattenseiten des 3DS-Remakes betrachtet werden: die Grafik und der Sound. Auf dem technisch veralteten Gerät sieht das Spiel nicht so gut aus wie das inzwischen elf Jahre alte Original, welches durch die Cel-Shading-Technik ähnlich wie Zelda The Wind Waker grafisch recht gut gealtert ist. Auch der orchestrierte Soundtrack, der in der japanischen Version des Remakes noch enthalten war, wurde in den westlichen Versionen durch Midi-Sounds ersetzt, die zwar immer noch sehr gut klingen, aber eben nicht so gut wie beim PS2-Vorbild. Die Pop-Ups der Umgebungsobjekte wie Bäume, Büsche, etc., die bereits im Dragon-Quest-VII-Remake negativ auffielen, sind auch hier anwesend. Auf einen 3D-Effekt haben die Entwickler dieses Mal ganz verzichtet, nicht einmal auf dem New 3DS kann man das Spiel in stereoskopischem 3D genießen. Wenigstens erkennt das Spiel dieses Mal den C-Stick des New 3DS, der hier für die Steuerung der Kamera genutzt werden kann, was deutlich angenehmer als die Bedienung per Schultertasten oder Steuerkreuz ist.

Ebenfalls negativ ins Gewicht fallen die Zensuren, die dem Spiel bereits in der japanischen Version angetan wurden: Zwei Szenen sind betroffen, die (ein klein wenig) abgeändert wurden. Auch wurden einige Kostüme, besonders die etwas freizügigeren von Jessica und anderen weiblichen Figuren, verändert. Immerhin gibt es nun deutlich mehr Kostüme als im Original und auch Yangus und Angelo, die in der PS2-Version das ganze Spiel über in ihrer Default-Kleidung rumrannten, bekamen etwas Mode spendiert.

Fazit:

Wie auch schon seine Vorgänger ist Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs ein malerisches Rollenspiel, das sich selbst nicht todernst nimmt, aber auch viele herzergreifende Momente in petto hat. Mal wieder sind es die vielen Kleinigkeiten, die liebevoll ausgearbeiteten und interessanten Charaktere und NPCs, die traumhafte Musik, der einzigartige Artstyle des Dragon-Quest-Schöpfers und die lebendig wirkende Welt, die Fans verzücken. Das fehlende Klassensystem, die technischen Einschränkungen und die zensierten Sequenzen und Kostüme trüben den Gesamteindruck ein wenig, doch alles in allem ist Dragon Quest VIII ein würdiger Nachfolger des ebenfalls sehr gutenDragon Quest VII: Fragmente der Vergangenheit.

Hardcore-RPG-Fans, die vom eher leichten Vorgänger enttäuscht waren, dürfen hier übrigens ein bisschen aufatmen: Dragon Quest VIII ist im direkten Vergleich eine Ecke schwerer als Dragon Quest VII. Keine Stelle erfordert stundenlanges, brutales Grinding, doch gerade wenn man in ein neues Gebiet kommt, können die Gegner, die gelegentlich in sehr großer Anzahl daherkommen, überraschend stark sein und den einen oder anderen fiesen Trick auf Lager haben, sodass Vorsicht geboten ist. Wer auf seine Gruppe aufpasst und genügend Heiltränke dabei hat und sich ab und zu mal eine bessere Rüstung gönnt, sollte auf keine unüberwindbaren Hindernisse stoßen.

Unsere Wertung:
8.0
Deniz Üresin meint: "Dragon Quest VIII ist ein märchenhaftes, klassisches RPG-Abenteuer mit tollen Charakteren und einer großen Welt, in der es viel zu entdecken gibt."
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2 Kommentare:
the_Metroid_one)
the_Metroid_one
Am 11.01.2017 um 00:37
Freue mich schon darauf, da nie gespielt. Danke für den Test!
Knusel)
Knusel
Am 11.01.2017 um 08:39
Ich habe bisher noch kein DQ Spiel gespielt ... Interesse hätte ich aber allemal. Leider kommen all die spiele für mich zu spät da ich schon ganz und gar auf Switch eingestellt bin und die 2.5 Monate mit den vorhandenen überbrücken werde.
Aber das neue DQ für Switch behalte ich im Auge. Hoffen wir mal das es auch dieses Jahr zu uns kommt .