Es wird das Gaming-Event des Jahres: Nintendo stellt seine neue Konsole vor – nur zwei Monate vor dem geplanten Release. Noch nie hat der Publisher seine Karten vor einem Konsolen-Release so lange verdeckt gehalten, so lange so wenig erzählt. Bemerkenswert. Denn Switch ist eine der vielleicht wichtigsten Konsolen der Firmengeschichte. Sie entscheidet mit über Nintendos Zukunft im Konsolenbusiness.

Vor der Enthüllung weiß man über Switch nur eines sicher: Es wird sich um eine Hybrid-Konsole handeln, die man sowohl als eigenständigen Handheld als auch als TV-Konsole nutzen kann. Alles Weitere? Derzeit nur Gegenstand von wilder Spekulation. Mal kommt sie aus seriösen Quellen, mal aus dubiosen Twitter-Kanälen oder chaotischen Foren. Was sind Fake-News und was ist wahr? Wir haben den Überblick über die Meldungen der vergangenen Monate und geben euch zusammen mit unserer eigenen Einschätzung ein Bild davon, was ihr für kommenden Freitag erwarten könnt - und was nicht.

NplusX-Prognose 1: Nintendo wird über den Switch-Launch sprechen. Doch nicht alle Karten offenlegen.

Das Switch-Event wird Nintendos Auftakt für die heiße Phase vor dem Launch. Gleich nach dem Event werden Händler weltweit neues Promotion-Material auslegen und Möglichkeiten schaffen, dass Kunden Switch vorbestellen können. In den kommenden zwei Monaten wird es Nintendos oberstes Ziel sein, dass auch Menschen, die Nintendo nicht so sorgfältig verfolgen, von dem neuen Produkt erfahren.

Die volle Konzentration wird also darauf liegen, das Launch-Fenster zu beleuchten. Diese wichtige Startphase einer Konsole schließt für gewöhnlich vier bis sechs Monate nach dem Launch-Tag ein. Nintendo wird Aufschluss darüber geben, welche Spiele und Angebote in diesen ersten vier Monaten erscheinen werden. Darüber hinaus wird es aber wohl noch keinen Blick in die fernere Zukunft geben; und wenn, dann wird er sehr kurz sein. Nintendo hat auf Wii U schlechte Erfahrungen damit gemacht, Spiele wie Xenoblade X oder The Legend of Zelda erst vollmundig anzukündigen und dann erst drei Jahre später zu veröffentlichen oder immer weiter zu verschieben; diese Praxis hat für einige Shitstorms gesorgt. Außerdem bleibt zu beachten: Im Juni ist wieder E3, drei Monate nach Switch-Release. Für die wichtige Spielemesse wird man sich einige Leckerbissen aufheben wollen.

Auch nach der vollständigen Switch-Enthüllung wird es also wohl noch einige offene Fragen zur Zukunft der Konsole geben. Nicht alle Erwartungen werden erfüllt, nicht alle großen Nintendo-Franchises werden gleich zu sehen sein.

NplusX-Prognose 2: Nintendo wird nicht über die Technik seiner Konsole sprechen.

Über die Switch-Specs ist bereits einiges durchgesickert. Denn Nintendo hat im Vorfeld der Enthüllung mit zahlreichen Entwicklern gesprochen und ihnen die genauen Leistungsdaten der neuen Konsole vorgelegt. Die Berichte darüber halten wir für glaubwürdig. Sie geben Aufschluss darüber, dass Nintendo Switch wohl keine besonders leistungsfähige Konsole wird und eher nur leicht über Wii U-Niveau liegt, jedenfalls aber deutlich hinter PlayStation 4 und Xbox One. Zumindest auf dem Papier. Wie fertige Spiele unter diesen Voraussetzungen für Switch aber letztendlich aussehen werden, wird der Freitag zeigen.

Schon wesentlich konkreter: Es soll zwei Leistungsmodi geben; einen für den Handheld-Modus, bei dem nur das 720p-Display angesteuert wird, und einen mit mehr Leistung und 1080p für den Dock-Betrieb. Wir sind sehr zuversichtlich, dass es so kommen wird.

Doch das ist natürlich ein Umstand, der sich bei einer großen Enthüllungsshow schlecht vermarkten und schwierig beschönigen lässt. Deshalb wird Nintendo wohl gar nicht näher auf die Spezifikationen eingehen, obwohl es natürlich gerade sie sind, die Fans und Branchenbeobachter jetzt besonders interessieren. Vergleiche zu anderen Systemen wird Nintendo jedoch nicht ziehen und sich stattdessen auf die Aussage beschränken, dass Switch eine sehr entwicklerfreundliche Konsole ist, für die man leicht Spiele herstellen kann. Allenfalls sind Vergleiche zum Nintendo 3DS denkbar. In ihrer Handheld-Konfiguration kann sich die Switch-Konsole im Mobilsektor technisch schließlich sehen lassen. Ebenfalls wahrscheinlich: objektive technische Daten und Fakten. Dass man den wahrscheinlich wieder einmal mageren internen Speicher per SD-Karte um bis zu 128GB wird erweitern können, ist etwa einer dieser Fakten, die wir erwarten.

Nplusx-Prognose 3: Release-Termin und Preis

Doch wann wird Switch erscheinen? Der März ist gesetzt. Heißer Kandidat für den Switch-Release ist der 17. März 2017, mitten im Monat, genau vier Wochen vor Ostern. Darauf deuten nicht nur Einträge von Einzelhändlern hin, sondern auch ungewöhnliche Terminangaben bei Nintendos MyNintendo-Prämiensystem. Mit diesem Termin hätte Nintendo noch zwei Wochen Zeit, um vor dem Ende des laufenden Geschäftsjahres Switch-Konsolen an die Nintendo-Fans zu verkaufen und die Umsätze entsprechend zu verbuchen. Das hat man den Investoren bereits versprochen.

Zum Switch-Preis gibt es außer einigen Einträgen bei Einzelhändlern noch keine wirklich handfesten Anhaltspunkte. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass Switch für 250 Euro bis maximal 350 Euro im Laden stehen wird. Wahrscheinlich ist, dass es zwei Bundle-Konfigurationen geben wird, wie schon beim Wii U-Launch. Eine von ihnen könnte mit einem beigelegten Spiel auf den Markt kommen, das den höheren Preis rechtfertigt. Über 350 Euro wird Nintendo auch mit der Premium-Version wohl nicht gehen. Denn dann wäre Switch die teuerste Spielekonsole auf dem Markt. Unter 250 Euro wird die Konsole auch nicht kosten; denn die Verbindung von Mobil- und Stationärbetrieb hat ihren Preis. Zudem hat Nintendo bereits betont, dass man mit dem Verkauf der Konsole Geld verdienen wolle. In der Branche sind normalerweise Modelle üblich, in denen die Hersteller die Konsole zunächst für einen Verlust verkaufen, um dann später über die Software-Verkäufe Geld zu verdienen. Dieses Modell hat Nintendo auch für Wii U und Nintendo 3DS übernommen, will mit Switch aber wieder einen anderen Weg gehen. Unser Tipp: 249 Euro für die Minimalversion, 299 Euro für das Premium-Bundle.

NplusX-Prognose 4: Die Switch-Launch-Spiele

Die Hinweise waren wenig subtil: Im ersten Trailer zur neuen Konsole hatte Nintendo bereits Szenen zu Mario Kart 8 und Splatoon gezeigt, ohne entsprechende Spiele anzukündigen. Es gilt als sicher, dass diese beiden Wii U-Titel erneut für Switch erscheinen werden – mit neuen Inhalten. Da diese ehemaligen Wii U-Spiele bereits fertig entwickelt sind, wird Nintendo sie wohl zum Launch oder kurz danach veröffentlichen. Spannend wird vor allem zu sehen sein, welche Inhalte wirklich neu sind. Bei Mario Kart rechnen wir mit mehreren neuen Strecken (8 bis 16 scheinen realistisch), neuen Fahrern und womöglich einem neuen Spielmodus; dem Battle-Modus.

Zwei weitere heiße Kandidaten für den Switch-Launch gibt es von Nintendo noch: The Legend of Zelda – Breath of the Wild und das neue 3D-Abenteuer von Super Mario. Zwei echte Schwergewichte, die Nintendo hier in den Ring schicken könnte. Beide Spiele sollen so gut wie fertig entwickelt sein, schließlich arbeiten die Teams aus Kyoto und Tokyo schon seit fünf beziehungsweise drei Jahren daran. Doch es ist schwer vorstellbar, dass Nintendo wirklich beide direkt zum Switch-Launch anbieten wird; die Gefahr, dass sie sich gegenseitig die Kunden klauen, wäre groß. Unser Tipp: The Legend of Zelda – Breath of the Wild erscheint am Launch-Tag (wie einst Twilight Princess zum Start der Wii-Konsole). Das neue Super Mario-Spiel folgt dann einige Monate später, zum Beispiel im Juni (sieben Jahre nach Super Mario Galaxy 2). Übrigens: Wir halten es für nicht ausgeschlossen, dass das neue Super Mario-Spiel tatsächlich Super Mario Galaxy 3 heißt oder zumindest das Konzept der Galaxy-Reihe wieder aufgreift. Serienschöpfer Shigeru Miyamoto hat davon in den vergangenen Jahren immer wieder gesprochen.

Und die Dritthersteller? Von ihnen sind realistischerweise keine Großprojekte zu erwarten. Mit einer Ausnahme: Ubisoft ist traditionell ein treuer Nintendo-Partner. Die Zielgruppen der beiden Unternehmen passen gut aufeinander. Besonders irre Meldungen gab es in den vergangenen Monaten um ein Spiel, das Ubisofts Raving Rabbids mit Super Mario verbinden soll. Wir meinen: Die Gerüchte stimmen. So etwas kann man sich nicht ausdenken, ohne sich völlig lächerlich zu machen. Zudem hat Ubisoft bereits Beyond Good & Evil 2 angekündigt, aber noch keine Zielplattformen genannt. Gut möglich, dass Nintendo sich eine Zeitexklusivität gesichert hat. In diesem Jahr wird der Titel aber jedenfalls nicht mehr erscheinen.

Darüber hinaus sind von Drittherstellern zaghafte Annäherungsversuche ohne allzu viel Risiko zu erwarten. Dass Bethesda eine Umsetzung von The Elder Scrolls V – Skyrim plant, gilt als sicher. Das Risiko, mit einem solchen Projekt zu scheitern, ist gering. Die Kosten für die Umsetzung dürften sich in sehr moderatem Rahmen gehalten haben. Das gilt auch für eine angeblich geplante Umsetzung von Rayman Legends für Nintendo Switch.

NplusX-Prognose 5: Und was gibt’s sonst noch?

Was wir bislang von Nintendo Switch gesehen haben, ist nicht sonderlich innovativ. Die Kombination aus Handheld und Konsole ist es, zweifellos. Doch in seinen Einzelteilen wäre Switch im Moment eine ziemlich gewöhnliche Heimkonsole und ein ziemlich gewöhnlicher Handheld. Das wäre für Nintendo ziemlich … ungewöhnlich.

Es ist mehr oder weniger unausweichlich, dass wir noch nicht alle Features und Funktionen der neuen Konsole im Ankündigungstrailer gesehen haben. Viel Augenmerk wird sich dabei auf die sogenannten JoyCons richten, also die kleinen Andockcontroller, die links und rechts an das Mobilteil gesteckt oder abgenommen werden, um damit zu spielen. Im Moment handelt es sich lediglich um relativ kleine Controller. Doch was in ihrem Inneren steckt, ist noch unklar. Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass die JoyCons in der finalen Version tatsächlich über Bewegungssteuerung verfügen, sodass Switch auch als mobile Version der Wii-Konsole fungieren könnte.

In unseren Augen ebenfalls sehr wahrscheinlich: ein Touchscreen. Ohne berührungsempfindlichen Bildschirm wäre Switch in der heutigen Zeit ein höchst atypisches Mobilgerät, schließlich sind Konsumenten durch Smartphones und Tablets daran gewöhnt, dass sie fast jeden Bildschirm berühren können, um mit ihm zu interagieren. Einen NFC-Sensor irgendwo am Controller halten wir für sicher, schließlich will Nintendo weiter amiibo-Figuren verkaufen. Kamera und Mikrofon haben sich im Wii U GamePad hingegen nicht bewährt. So gut wie kein Spiel hat sie genutzt. Sie werden es unser Meinung nach nicht in die fertige Hardware schaffen.

Darüber hinaus stehen noch einige wildere Ideen im Raum, die aus Patenteinträgen der vergangenen Monate hervorgehen. Unter anderem ist da die Rede von einem Virtual Reality-Kasten, in den man das Switch-Mobilteil stecken könnte, um in virtuelle Realitäten abzutauchen. Oder von einem Sensor, der Handbewegungen und Gesten erkennt. Wie realistisch solche Features sind – dazu geben wir keine Prognose ab.

Interessant wird auch sein, was sich Nintendo für das Betriebssystem hat einfallen lassen. Wir sind uns sicher, dass Nintendo eine Eigenentwicklung vorgenommen hat und nicht, wie einst bemunkelt, Android verwenden wird. Es wird also eine Art neues Nintendo OS geben. Ob das eher leblos gebliebene Social-Network Miiverse wieder eine Rolle spielen wird, ist unklar. Wir halten es für wahrscheinlich, dass es eine neue Version geben wird – allerdings neben einer optionalen Anbindung an Facebook, YouTube oder Twitter, nicht stattdessen. Auch Nintendo hat erkannt, dass Teilen ein wichtiger Aspekt heutiger Spielekonsolen ist. Wir prognostizieren daher auch einen Share-Button oder eine ähnliche Funktion für die neue Konsole. Der Nintendo Account mit der damit verknüpften Nintendo Network ID wird auch auf Switch Bestand haben.

Unsere NplusX-Prognosen im Überblick:

Unsere Prognosen sind nicht von Nintendo bestätigt, es handelt sich zum jetzigen Zeitpunkt lediglich um Einschätzungen, die auf den bislang zur Verfügung stehenden Fakten und auf arrondierenden Kommentaren von Nintendo sowie auf der internationalen Gerüchtelage basieren:

• Nintendo Switch erscheint am 17. März 2017 in Deutschland und Europa. In den USA und in Japan kommt die Konsole ungefähr im gleichen Zeitfenster auf den Markt.
• Switch erscheint in zwei Bundle-Konfigurationen. Eine (mit weniger Speicher und ohne beigelegtes Spiel) kostet 249 Euro, eine andere (mit mehr Speicher, ein wenig Zubehör und einem Spiel) wird 299 Euro kosten.
• Zum Start veröffentlicht Nintendo als wichtigstes Zugpferd The Legend of Zelda – Breath of the Wild. Zudem erscheinen im Launch-Fenster einige Neuauflagen aus der Wii U-Generation: Mario Kart 8 und Splatoon. Dritthersteller veröffentlichen hauptsächlich Portierungen bereits bekannter Spiele. Ubisoft wird der wichtigste Unterstützer zum Switch-Launch. Das neue Super Mario Spiel erscheint kurze Zeit nach dem Launch.
• Nintendo hat noch nicht alle Features von Switch vorgestellt. Auf der Enthüllung wird es Neuigkeiten zu unbekannten Hardware-Funktionen zu sehen geben. Welche das sein werden? Prognose unmöglich.

Seid am 13. Januar 2017 bei uns dabei – wir begleiten die Switch-Enthüllung für euch den ganzen Tag lang. Um 05:00 Uhr beginnt unsere Live-Berichterstattung mit News und einer ausführlichen Zusammenfassung des Events. Danach werden wir Switch selbst anspielen und unsere Eindrücke mit euch teilen – hier auf NplusX.de und über Twitter und Facebook.