Test

Super Mario Maker 3DS

Von Stefan Finke am 21.12.2016

Schon seitdem uns die Klempner-Nase auf dem NES beglückte, kam man um das Gedankenspiel nicht herum, sich auch eigene Level auszudenken. Modular, klötzchenförmig und immer von links nach rechts: Es könnte nicht einfacher sein, sich selbst ans Brett zu setzen und ein Level zu konzipieren. Jetzt auch auf dem Nintendo 3DS.

Etliche Modifikationen und Fanprojekte zu 2D-Mariospielen sprangen bereits im Internet herum, die Idee manifestierte sich schon längst. Besser spät als nie griff auch Nintendo die Idee auf und fand mit der Wii U und dem Gamepad eine geeignete Plattform, einen eigenen Levelbaukasten zu veröffentlichen. Super Mario Maker auf der Wii U fand dementsprechend mit 3.19 Millionen verkauften Einheiten weltweit eine durchaus positive Resonanz. Kein Wunder, dass Nintendo nun das Konzept auch auf seiner anderen Plattform, dem Nintendo 3DS, herausbringen möchte.

Bauen und Spielen: Das geht!

Doch wie hält sich der 3DS-Port gegenüber dem Original? Es ist natürlich klar, dass der 3DS nicht so leistungsstark ist wie die Wii U und dass eventuell Abstriche gemacht werden müssen. Nur wo und wie - das ist die Frage. Doch erst mal zum Leveleditor selbst. Dieser ist im Großen und Ganzen ziemlich gleich geblieben und steuert sich auch uneingeschränkt wie sein älterer Bruder. Am oberen Bildschirmrand findet ihr bis zu 60 Elemente zum Levelbau, die nach und nach freigeschaltet werden. Durch Schütteln oder mehrmaliges Anstupsen von Elementen können viele Gegner und bewegliche Objekte modifiziert werden und nach kürzester Zeit hat man den Dreh raus, mit dem intuitiven Interface umzugehen. Damit gestaltet sich der Levelbau wie schon im Original lebendig und dynamisch. Leider ertönt jedoch keine Stimme mehr, die den Namen des platzierten Objektes ausspricht. Dies ist zwar nur ein kleiner Touch, nichtsdestotrotz eine spielerische und lustige Stimulation beim Levelbau.

Neben dem Editor liefert Nintendo eine erhebliche Menge vorgefertigter Level, die nach eigener Lust durchgespielt werden können. Diese Level betonen oftmals eine spezifische Mechanik, die beim zukünftigen Levelbau inspirieren kann. Der Umfang erstreckt sich hier auf bis zu 100 vorgefertigte Level. Diese sind tatsächlich sehr spaßig und lohnenswert. Viele der verbauten Ideen können wunderbar amüsieren und werden zudem von levelspezifischen Challenges bereichert. Zu jeder Stage gibt es zwei Extra-Bedingungen, die ihr beim Durchspielen erfüllen könnt. So müsst ihr in einer Stage alle Piranha-Pflanzen besiegen, ohne dabei die Gumbas zu verletzen, auf denen sie reiten. In einem anderen Level dürft ihr nicht nach links laufen - eine Bedingung, die euch diese abwechslungsreichen Level in einer völlig neuen Art erfahren lässt.

Von Wii U zu 3DS: Eine Abstiegsgeschichte

Doch damit sind wir leider auch beim Ende angekommen, was den Mehrwert des 3DS-Ports anbelangt. Obwohl die Grundausstattung von guter Qualität ist, versagt diese Version in jeglicher Hinsicht, welche die Wii U-Fassung zu einer frischen, dauerhaft abwechslungsreichen und sogar sozialen Erfahrung gemacht hatte. Die 3DS-Version erlaubt es euch nicht, eure selbstkreirten Level online hochzuladen und zum Spielen verfügbar zu machen. Lediglich lokal und über Streetpass können eure Level geteilt werden. Dies kann sich abhängig von eurer sozialen Umgebung schon recht schnell als eine arge Einschränkung entpuppen. Selbst unter besseren Bedingungen kann nichts mit dem weltweiten Internet mithalten, in welchem ihr in der Wii U-Fassung etliche Reaktionen und Bewertungen zu euren Schöpfungen bekommen konntet. A propos Bewertungsabgabe: Diese Funktion steht der 3DS-Version ebenfalls nicht zu Verfügung. Genauso eingeschränkt ist die 100-Mario-Challenge, in welcher ihr mit 100 Leben eine Reihe von Nutzerlevel durchspielen müsst. Hier schöpft die 3DS-Version, wenn eine Internetverbindung verfügbar ist, aus dem Pool der Level, die mit der Wii U-Version geschaffen wurden. Diese könnt ihr nicht bewerten. Auch können keine Level erscheinen, die den Mystery Mushroom inklusive haben, da auch der amiibo-Support für die 3DS-Version gestrichen wurde. Wieder eine fragwürdige Entscheidung, wo doch der amiibo-Support mittlerweile auf dem 3DS etabliert ist und die vielen Kostüme von beliebten Nintendo-Charakteren eine wünschenswerte und lustige Bereichung sind. Und obwohl das Spiel bereits aus dem Levelpool der Wii U-Fassung schöpft, ist es nicht möglich, nach einzelnen Leveln zu suchen oder den Levelkatalog, wie er noch in der Wii U-Fassung existiert, zu nutzen. Lediglich eine sehr limitierte Auswahl zufällig gewählter Level wird euch als "empfohlen" zugeworfen, mit etwas Glück findet man etwas Spielenswertes darin.

Mario Maker war in vielerlei Hinsicht nur wegen der Online-Kapazitäten ein Erfolg. Die Fähigkeit, mit Leichtigkeit seine Levelkreationen zu teilen, legte den Baustein für eine soziale Plattform, in welcher besonders bemühte und gute Kreationen durch Bewertungen ausgezeichnet wurden und somit dem levelsuchenden Spieler eine informiertere Sortierung an Spielerlevel präsentieren konnte. Es war immer ein Genuss, zur Konsole zurückzukehren und herauszufinden, dass in der eigenen Abwesenheit so und so viele Spieler eure Kreationen gespielt haben. All diese Dimensionen an Spaß, Kreativität und sozialer Interaktion werden in der 3DS-Version nicht unterstützt und somit fällt dieser Port enorm flach aus. Zu diesem Ärgernis kommen weitere technische Limitationen hinzu: Während die 8- bzw. 16-Bit Grafikstile natürlich auch auf dem 3DS unverändert sauber aussehen, gestaltet sich der New Super Mario Bros.-Stil aufgrund der niedrigen Auflösung eher verpixelt. Zusätzlich wird der Bildschirm durch einen schwarzen Rand verkleinert. Ebenso verlagert das Spiel etliche Spieldateien auf eure SD-Karte, auch wenn ihr das Spiel physisch als Cartridge erworben habt. Wechselt die Cartridge das System, muss sich das Spiel neu konfigurieren und der Installationsprozess dauert erneut mehrere Minuten.

Fazit

Sowohl Mario-Maker-Fans als auch Neueinsteiger dürften bei dem Gedanken an eine 3DS-Version des Leveleditors entzückt sein, doch leider überschreiten die Einschränkungen in der Online-Funktionalität das Maß des Hinnehmbaren. Dass der 3DS-Port gleichwertig zur Wii U-Fassung und mit vollem Umfang erscheint, war kaum zu erwarten, allerdings verhalten sich die Limitierungen zum Spaß hier wie die Grätsche zum Bein. Die fehlende Möglichkeit, eigene Level hochzuladen und nach Kreationen anderer einzeln und gezielt zu suchen, ist unabdingbar. Und mit dem fehlenden Bewertungssystem ist definitiv ein Deckel aufs Fass gesetzt. Und das ist wirklich sehr schade, denn der Editor selbst und die vorgefertigen Nintendo-Level geben eine solide und spaßige Vorlage für einen tollen Titel. Auch über die grafischen Limitierungen hätte man leicht hinwegsehen können, wenn der Rest nicht gefehlt hätte. Doch so muss man eher davon abraten, sich die 3DS-Version zuzulegen, insbesondere wenn man eine Wii U bei sich zuhause hat. Sie ist nämlich die bessere Version. Wer unbedingt Level unterwegs bauen oder die vorgefertigten Level bzw. die etwas reduzierte 100-Mario-Challenge ausprobieren möchte, der mag vielleicht noch auf seine Kosten kommen.

Unsere Wertung:
6.5
Stefan Finke meint: "Hände weg, wenn ihr die Wii U-Fassung spielen könnt."
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