Test

Dishonored 2

Von Michael Prammer am 01.12.2016

Im Jahr 2011 musste Corvo im Stealth-Abenteuer Dishonored seine Ehre wiederherstellen. Vier Jahre später befindet sich die Tochter der Kaiserin in Schwierigkeiten und will zurück auf den Thron ihrer Mutter.

Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske setzt chronologisch 15 Jahre nach dem ersten Abenteuer des ehemaligen kaiserlichen Leibwächters Corvo Attano an. Dieser geriet in Dishonored in ein Netzwerk voller Intrigen und deckte eine Verschwörung gegen das Kaiserreich auf. Die Geschichte spielte im fiktiven Dunwall, einer von der Industrialisierung geprägten Stadt, die von Kaiserin Kaldwin regiert wurde. Die Thronherrscherin wurde von einem Attentäter ermordet, die vermeintlich gemeinsame Tochter von Corvo und der Kaiserin, Emily, entführt und Corvo als Sündenbock hingestellt. Während des Abenteuers rückte er die Verhältnisse ins richtige Licht und verhalf Emily über die Jahre als Thronerbin zu ihrem rechtmäßigen Regierungsanspruch. Die Fortsetzung der Geschichte setzt mit einem Putschversuch der vermeintlichen Tante von Emily ein. Diese schnappt sich den Thron, lässt Corvo und Emily verhaften und schafft es, das gesamte Volk hinter sich zu scharen. Emily und Corvo haben nun die Aufgabe, die Thronräuberin aus der Stadt zu verjagen und die Hintergründe des Putsches aufzudecken.

Schleichen oder brachiale Gewalt?

Dishonored 2 ist, wie auch schon der Vorgänger, ein Action-Adventure, welches mit zwei unterschiedlichen Herangehensweisen absolviert werden kann. So habt ihr stets die Wahl zwischen einer lautlosen Methode, indem ihr eure Widersacher betäubt oder euch heimlich an ihnen vorbeischleicht, und einer actionreiche Variante. Sprich: Alles kurz und klein ballern. Das Spielgeschehen verfolgt ihr dabei aus der Ego-Perspektive. Je nachdem wie ihr euch entscheidet, werden auch Handlung und die Umgebung von eurem Spielstil beeinflusst.

Neben zahlreichen Waffen, wie Armbrust, Pistole und Schwert, stehen euren Protagonisten auch magische Fähigkeiten zur Verfügung. Mit diesen ist es möglich, sich beispielsweise schneller zu bewegen oder lautlos zu meucheln. Beide spielbaren Charaktere haben zudem noch eigene, unterschiedliche Spezialfähigkeiten. So kann Corvo die Gestalt von Tieren annehmen, während Emily einen Doppelgänger heraufbeschwört, der die junge Dame im Kampf unterstützt. Zwei Charaktere? Richtig gelesen, denn bereits früh im Abenteuer wird man vor die Wahl gestellt, ob man nochmals Corvo aus dem Ruhestand holt oder doch die junge Emily von der Leine lässt. Man spielt dann allerdings bis zum Ende mit dem gewählten Charakter, wodurch sich einige Zwischensequenzen ändern. Schon jetzt ist also klar: Mehrmaliges Durchspielen ist nötig, um wirklich alles zu sehen.

Corvo und Emily gemeinsam gegen alle

Hat man sich in Dishonored durch die an London angelehnte Stadt Dunwall geschlichen und gemeuchelt, so verschlägt es den Spieler dieses Mal hauptsächlich nach Karnaca. Karnaca erinnert dabei recht deutlich an die Stadt Venedig und dient als Ausgangspunkt für die Suche nach den Hintergründen des Putsches. Ein wenig schade ist jedoch, dass die Entwickler insbesondere Neueinsteiger nicht an die Hand nehmen, sondern schon zu Beginn relativ plump ins Abenteuer werfen. Ein paar mehr Hintergründe, insbesondere auch für Spieler, die den Vorgänger noch nicht kennen, wären schön gewesen. Überhaupt kann die Geschichte nicht mit dem grandiosen Abenteuer von Corvo aus dem ersten Teil Schritt halten und brilliert nur gelegentlich auf dessen Niveau.

Im etwa acht Stunden andauernden Abenteuer seid ihr jedoch nicht nur auf der Suche nach der Wahrheit, sondern auch auf der Suche nach den eigenen Kräften. Denn die übernatürlichen Fähigkeiten der Charaktere sind das große Highlight im Spiel. Es gibt unzählige Fähigkeiten freizuschalten, welche durch sogenannte Runen aktiviert werden. Diese sind teilweise einfach zu finden, ab und an aber auch recht gut versteckt und dadurch umso begehrenswerter. Je nach Spielstil, ob lautlos oder brachial, ändert sich auch der Storyverlauf und damit zwangsläufig das Ende der Geschichte. Zusammen mit den beiden wählbaren Charakteren sind somit vier Spieldurchgänge erforderlich, wenn ihr wirklich alles in Dishonored 2 erleben möchte. Mit der Suche nach sammelbaren Extras ist somit locker ein angenehmer Umfang von 30 Stunden und mehr möglich.

Auch in Dishonored 2 funktioniert die gelungene Mischung aus Schleichen, übernatürlichen Fähigkeiten und klassischer „Hau-drauf“-Action, zumal euch das Spiel viel Spielraum für den eigenen Spielstil lässt. So muss hin und wieder auch mal experimentiert werden, denn auch die Gegner-KI ist zumeist recht anspruchsvoll, sodass ihr an der einen oder anderen Stelle mehrere Anläufe benötigen werdet. Die fair gewählten Rücksetzpunkte und die vier Schwierigkeitsgrade lassen aber kaum Frust aufkommen und greifen auch ungeübten Spielern unter die Arme. Apropros KI: Das Verhalten der Passanten wirkt im Vergleich zu den Feinden etwas stümperhaft. So kann man diese in aller Seelenruhe ausrauben, ohne das dies Konsequenzen nach sich zieht. Was in Dishonored 2 ebenfalls nicht so gut gelungen ist, ist der Nahkampf mit dem Schwert. Da ihr die Gegner nicht direkt anvisieren und markieren könnt, schlägt ihr auch gerne mal ins Leere. Das ist nervig und lässt euch hin und wieder über die Steuerung fluchen, die aber davon ab wirklich einwandfrei von der Hand geht. Ein Tutorial zu Beginn des Abenteuers führt den Spieler behutsam in das Stealth-Abenteuer ein und vermittelt die Grundkenntnisse des Spieles. 

Technisch ist Dishonored 2 eine echte Wucht. Die malerische Kulisse und die tollen Charaktermodelle haben im Vergleich zum Vorgänger nochmal eine ordentliche Schippe draufgepackt. Die tollen Hintergründe und der Detailreichtum der Umgebung begeistern von der ersten Minute an. Leider ist das Abenteuer nicht frei von technischen Fehlern. Gelegentliche Ruckler, aufpoppende Gegenstände und gelegentliches Flackern am Rand des Bildschirms sind unschöne Begleiterscheinungen, die der Spieler in Kauf nehmen muss. Die musikalische Untermalung ist allerdings wieder voll im Soll und begleitet das Spiel bestens. Ein Extralob sei an dieser Stelle an die sehr gelungene deutsche Synchronisation gerichtet, da haben die Herrschaften einen klasse Job gemacht.

Fazit:

Dishonored 2 ist ein tolles Action-Abenteuer geworden. Die Kombination aus Schleichen, übernatürlichen Fähigkeiten und brachialer Gewalt ist bestens gelungen und erlaubt dem Spieler seinen ganz eigenen Spielstil zu entwickeln. Dazu kommt noch die Wahl zwischen zwei verschiedenen Charakteren, die sich in ihren persönlichen Fähigkeiten spürbar unterscheiden. Dadurch könnt ihr das Abenteuer ohne Probleme mindestens zweimal durchspielen, ohne den Spaß daran zu verlieren. Technisch bietet Dishonored 2 mächtig was für Augen  und Ohren, wobei einige technische Patzer den Gesamteindruck etwas trüben. Zudem sorgen die unsauberen Nahkämpfe in Dishonored 2 für einige Frustmomente und die Geschichte ist lange nicht so gut gelungen, wie noch beim Vorgänger. Das sollte Freunde von Abenteuern der gepflegten Schleicherei aber nicht von einem Kauf abhalten. Im Gegenteil, wer Deus Ex: Mankind Divided bereits durch hat und sich nach neuem Futter in dieser Richtung sehnt, ist hier genau richtig!

Von uns getestet: PlayStation-4-Version

Unsere Wertung:
8.5
Michael Prammer meint: "Gelungenes Stealth-Abenteuer, das Fans des Vorgängers begeistern wird."
Dishonored 2 erscheint für PC und PlayStation 4 und XBox One. Wir haben die Version für PC getestet.
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3 Kommentare:
prog4m3r)
prog4m3r
Am 01.12.2016 um 13:24
Vergleichen zu Deus Ex konnte ich mich zwar auch nicht erwehren, aber mit der perfekten Spielmechanik eines Deus Ex kommt Dishonored einfach nicht mit und man ist doch sehr versucht einfach alles zu meucheln was einen Puls hat. Als Spiel für zwischendurch taugt es aber allemal, ein Highlight Titel stellt es mMn. aber eher nicht dar.

Zumal Bugthesda seinem Namen mit Dishonored 2 ja auch alle ehre machen soll, vor allem auf PC. Besser auf die Game of the Year Edition warten und dann mal für 10-20€ mitnehmen.
McClane)
McClane
Am 01.12.2016 um 13:46

Von Michael Prammer am 01. """""Dezenber""""" 2016
nibez)
nibez
Am 02.12.2016 um 20:06
Schöner Test! Ich freu mich schon drauf, scheint ja wirklich gut geworden zu sein.