Test

Assassin's Creed Shadows (Switch 2)

Von Michael Prammer am 10.12.2025

Seit etwa 20 Jahren begeistert und begleitet die Reihe Assassin’s Creed Gamer. Die Marke entwickelte sich durch historische Schauplätze, fesselnde Spielfiguren sowie diverse Erweiterungen und Hauptteile zu einem riesigen Franchise. Jetzt geht es für uns ins feudale Japan – eine Kulisse, die sich viele Fans seit Jahren gewünscht haben. Zwei Protagonisten bringen mit ihren vollkommen verschiedenen Spielweisen frischen Wind. In unserem Test erfahrt ihr, wie uns der Titel gefallen hat.

Zunächst ist zu vermerken, dass mit Shadows endlich wieder ein Hauptspiel der Reihe auf einer Nintendo-Konsole erschienen ist. Es ist das Jahr 1579 in Japan. Das Land erlebt eine Phase grundlegender Umwälzungen. Oda Nobunaga verfolgt mit unnachgiebiger Strenge das Ziel, die zerfallenden Reiche unter seiner Herrschaft zu vereinen. In Zeiten der politischen Neuordnung und wachsender Unruhe durch äußere Einflüsse wird die Provinz Iga von einem verheerenden Angriff erschüttert. Daraufhin ist eine junge Shinobi gezwungen, einen Weg einzuschlagen, der sie an die Grenzen des Machbaren bringt. Zur gleichen Zeit sucht ein berühmter Samurai aus fernen Ländern in seiner eigenen Vergangenheit nach Antworten.

Der doppelte Pfad: Ninja und Samurai

In Assassin’s Creed Shadows übernehmt ihr die Rollen von Naoe, einer agilen Assassinin aus Iga, und Yasuke, dem legendären afrikanischen Samurai, basierend auf tatsächlichen historischen Berichten. Die Geschichte spielt in der späten Sengoku-Periode. Ihr erlebt im Spiel zwei parallele Handlungsstränge der genannten Figuren. Während Naoe Rache übt, ein Familienerbstück zurückgewinnen will und die maskierte Gruppe Onryo verfolgt, war Yasuke einst versklavt und dient nun als Samurai Oda Nobunaga. Die Figur kämpft mit ihrer Identität und insbesondere mit den moralischen Widersprüchen, die ihr Leben prägen. Im Laufe der Geschichte treffen die beiden aufeinander und stellen sich schließlich gemeinsam den dunklen Mächten des Landes entgegen. Wie in den vorherigen Teilen tritt der Animus auch hier verstärkt in den Hintergrund. Gelegentlich erscheint eine geheimnisvolle Stimme, die euch ins Gedächtnis ruft, dass ihr selbst jemanden lenkt, der diese beiden Figuren kontrolliert. In der „Realität“ gibt es keine großen Ausflüge. Wie in den vergangenen Jahren erwartet euch erneut eine verzweigte Open World, zahlreiche Nebenmissionen und eine riesige Karte.

Assassin’s Creed Shadows bietet einen starken Kontrast im Gameplay, was durchaus reizvoll ist. Naoe verkörpert eine klassische Assassinin. Sie bewegt sich rasch, geräuschlos und akrobatisch und hat eine verborgene Klinge bei sich. Im Kampfstil ist es möglich, Lichtquellen zu löschen, heimliche Aktionen auszuführen und Schleichpassagen zu bewältigen. Yasuke ist dagegen eher ein Berserker. Er tritt Türen ein und beseitigt ganze Gruppen allein. Sein massiger Körper macht selbst typische AC-Bewegungen wie Balancieren oder spektakuläre Sprünge unmöglich. Die Charaktere bleiben während des gesamten Spiels ihrem Stil treu. Im Gegensatz zu Syndicate können die Figuren spielerisch nicht beliebig ausgetauscht werden. Jeder hat einen eigenen Fähigkeitenbaum, in dem die Unterschiede noch klarer zu sehen sind. Die Storymissionen sind in der Regel einer bestimmten Person zugewiesen, aber es gibt auch einige Abschnitte, in denen ihr frei wählen könnt: Handle ich lieber geheimdienstlich, oder stürme ich das Lager? Sowohl Naoe als auch Yasuke verfügen über verschiedene Waffen und Wurfgeräte. Besonders ins Auge fallen Naoes Talent für Kusarigama-Techniken (eine Waffe mit Sichel und Kette) sowie Yasukes Konzentration auf Schusswaffen und Sprengkraft. Aber ihr werdet wieder eine Menge an Ausrüstungsgegenständen finden, die gesammelt und die ihr verbessern oder kosmetisch anpassen könnt. Auch ein Ingame-Shop ist wieder vorhanden, jedoch sind Käufe für das vollständige Spielerlebnis diesmal nicht mehr zwingend erforderlich.

Wie es für Assassin’s Creed typisch ist, solltet ihr für die Hauptstory schon gut 40 bis 60 Stunden einplanen. Hinzu kommen wiederholbare Animus-Missionen, zahlreiche Nebenquests und eine Vielzahl von Fraktionen, die sich euch in den Weg stellen. Es gibt also viel zu erledigen, und wer AC kennt, der weiß auch, dass ihr für die Absolvierung einige Wegstrecken zurücklegen müsst. Obwohl es auf dem Weg immer wieder Minispiele gibt und der Ausbau eurer Basis das Geschehen auflockert, ertappt man sich oft dabei, über die alten, kompakteren Teile nachzudenken. Die Messlatte ist nach Star Wars Outlaws bereits enorm hoch. Auch in diesem Spiel merkt man, wie viel Arbeit das Ubisoft-Team investiert hat, um Optimierungen vorzunehmen. Es ist wirklich erstaunlich, einen so großen Titel auf eine Nintendo-Konsole zu bringen.

Das Spiel auf der Switch 2 sieht dank DLSS-Upscaling und VRR technisch beeindruckend aus, insbesondere im Docked-Modus. Die Framerate erreicht 30 fps, jedoch ist sie nicht konstant; insbesondere in dicht besiedelten Gebieten kommt es zu Rückgängen. Die Sichtweite ist im Vergleich zu den anderen Konsolen verringert, und es treten gelegentlich Texturprobleme oder Kantenflimmern auf.

Technisch solide, jedoch ausbaufähig

Obwohl Features wie Raytracing fehlen und die Auflösung geringer ist, bleibt die Gesamtpräsentation überzeugend. Vor allem für ein Open-World-Spiel dieser Größenordnung läuft es überraschend stabil. Im Handheld-Modus sind die Unterschiede dann doch sehr deutlich spürbar. Die Auflösung nimmt deutlich ab, Charaktermodelle erscheinen weniger ansprechend, Texturen sind weniger scharf, die Vegetation wirkt durch das Upscaling oft unscharf und die FPS schwanken noch merklicher. Außerdem gibt es Ladezeiten, die eine Dauer von bis zu 30 Sekunden haben können. Es bleibt spielbar und ist ein Erlebnis für unterwegs, allerdings sichtbar eingeschränkt. Touchsteuerung ist nur für Menüs und den Basisbau verfügbar, während die Maussteuerung nicht unterstützt wird.

Abgesehen davon sind die visuellen Eindrücke sicherlich eines der Highlights – selbst in der technisch reduzierten Version: Die Farben, die Pflanzenwelt, das Klima, die Jahreszeiten – all dies trägt zu einer intensiven Atmosphäre bei. Der Klang fügt sich in die Szenerie und die Atmosphäre ein: Umgebungsgeräusche wie das Rascheln der Blätter, Pferdehufe auf Feldwegen oder das Murmeln von Gesprächen in belebten Städten sind entscheidend für die Stimmung und fördern die immersive Spielwelt. Musik und Effekte verstärken die dramatischen Momente und tragen wirkungsvoll zu ruhigen Schleichpassagen sowie lauten Kämpfen bei.

Die Synchronisierung ist in einer Vielzahl von Sprachen verfügbar, wobei Englisch und Japanisch standardmäßig enthalten sind. Die deutsche Tonspur kann erneut kostenlos heruntergeladen werden. Stimmen, Dialoge und Lippenbewegungen erscheinen insgesamt gut synchronisiert, obwohl gelegentliche Framerate- oder Performance-Abstriche die Immersion leicht beeinträchtigen können. Das Spiel bietet die Cross-Save-Funktion über Ubisoft Connect, mit der ihr eure Fortschritte plattformübergreifend mitnehmen könnt. Spielt weiter, zum Beispiel zu Hause auf der PS5 und unterwegs auf der Switch 2. Selbstverständlich benötigt ihr für beide Konsolen das Spiel. Die Switch-2-Version umfasst alle Inhalte, die auf anderen Plattformen verfügbar sind – die Claws-of-Awaji-Erweiterung wird später separat erscheinen. Schlussendlich sind wir der gleichen Ansicht wie bei Star Wars Outlaws: Wenn euch keine andere Plattform zur Verfügung steht, ist diese Version von Assassin’s Creed Shadows auf jeden Fall zu empfehlen.

FAZIT

Auf der Nintendo Switch 2 macht Assassin’s Creed Shadows insgesamt eine ordentliche Figur. Ubisoft beweist, ähnlich wie schon bei Star Wars Outlaws, dass der Publisher die Hardware grundsätzlich verstanden hat. Dennoch fehlt es derzeit noch am nötigen Fine-tuning. Solltet ihr bereits andere Konsolen besitzen und hauptsächlich vor dem Fernseher zocken, sollte die Switch 2-Version von Assassin’s Creed Shadows daher nicht eure erste Wahl sein. Der Detailgrad ist nicht hoch genug, die technischen Defizite – insbesondere die teils eklatante Diskrepanz zu den anderen Systemen – sind zu offensichtlich. Bei einem Vollpreistitel sind solche Mängel schwer hinzunehmen. Erschwerend kamen in unserer Testversion etliche Abstürze während einiger Zwischensequenzen hinzu, die in dieser Form nicht akzeptabel sind. Obwohl die Schleich-Action grundsätzlich brauchbar ist, zeigt sich hier: Ubisoft ist auf einem guten Weg, aber es liegt noch einiges an Arbeit vor den Entwicklern, um das wahre Optimum aus der Switch 2 herauszuholen.

Unsere Wertung:
7.0
Michael Prammer meint: "Solide Schleich-Action mit spürbaren Defiziten, die hoffentlich noch beseitigt werden"
Assassin's Creed Shadows (Switch 2) erscheint am 02.12.2025 für PC und PlayStation 5 und Nintendo Switch 2 und Xbox Series. Wir haben die Version für Nintendo Switch 2 getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Ubisoft zur Verfügung gestellt.
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