Nintendos Hybridkonsole Switch ist seit 2017 auf dem Markt und ein voller Erfolg. Trotz technischer Defizite schlug die Konsole mit seinem Konzept ein wie eine Bombe und kann auch heute noch, knapp acht Jahre später, beachtliche Verkäufe generieren. Die Nintendo Switch ist zudem nicht nur Nintendos meistverkaufte Konsole aller Zeiten, sondern hat auch bereits den zweiten Rang des herstellerübergreifenden Verkaufs-Rankings errungen. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass Nintendos Dauerbrenner in den nächsten Monaten bzw. Jahren sogar die PlayStation 2 als meistverkaufte Konsole aller Zeiten ablöst.

Dennoch arbeitet Nintendo natürlich schon seit geraumer Zeit an einem Nachfolger, der noch dieses Geschäftsjahr offiziell vorgestellt werden soll. Mit Informationen zur Konsole hält sich Nintendo selbst aber noch bedeckt. Stand jetzt gibt es noch keine offiziellen Bilder der Nachfolgekonsole (unser Banner-Bild ist dementsprechend nur ein Konzept-Entwurf, in diesem Falle von Ben Geskin), geschweige denn einen offiziellen Namen. Gerüchte und Leaks sprießen vielleicht gerade deshalb wie die Pilze aus dem Boden. Wir haben nachfolgend ein paar dieser Leaks und Gerüchte zusammengetragen und mit unseren eigenen Einschätzungen und Prognosen kombiniert.

Name

Wir gehen davon aus, dass Nintendo hinsichtlich des Namens des Switch-Nachfolgers keine großartigen Experimente machen wird. Nintendo hat hoffentlich aus dem Fiasko der Wii U gelernt und verzichtet auch auf einen an ältere Konsolen angelegten Namen, wie etwa "Super Switch". Stattdessen wird die Konsole schlicht "(Nintendo) Switch 2" heißen. Das deckt sich auch mit den Aussagen und Fotos "renommierter" Leaker und Brancheninsider.

Leistung

Erst vor einigen Tagen wurden Fotos eines Motherboards geleakt, das angeblich aus der Switch 2 stammt. Auf den Bildern ist ein überarbeiteter Nvidia-Prozessor – ein Tegra T239-SoC – mit 12 GB Arbeitsspeicher zu sehen. Der noch aktuellen Switch stehen im Vergleich dazu nur 4 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung, die PlayStation 5 kommt hingegen mit 16 GB daher. Leistungstechnisch sollte die Switch 2 also erwartungsgemäß zwischen die zwei Systeme fallen und etwa einer stärkeren PS4 oder Xbox One mit besserem Arbeitsspeicher und natürlicher generell viel modernerer Technik entsprechen. Der SoC (system on a chip) soll Ampere-basiert sein und damit der Bauweise der RTX 3000-Reihe von Nvidia ähneln, allerdings mit einigen Anpassungen, um der mobilen Natur der Hybridkonsole gerecht zu werden. Unklar erscheint hingegen noch, ob Nintendo auf einen 8-nm- oder 5-nm-Fertigungsprozess setzt. Ein 5-nm-Fertigungsprozess ist deutlich teurer, würde die Energieeffizienz der Konsole aber erheblich verbessern, was besonders dem mobilen Aspekt der Switch 2 zu Gute kommen würde (Stichtwort Akku-Laufzeit).

Native 4K-Auflösungen mit 60 FPS wird die Switch 2 vermutlich dennoch nicht schaffen, aber mit Hilfe von DLSS (eine KI-basierte Upscaling-Technologie, die Bilder mit geringerer Auflösung in Echtzeit auf fast natives Niveau hochskaliert) zumindest indirekt auf den Fernseher zaubern. Ein kürzlich von Nintendo veröffentlichtes Patent deutet nämlich recht deutlich darauf hin, dass Nintendos neue Konsole eine DLSS-ähnliche Upscaling-Technologie von Nvidia nutzen wird.

Ebenfalls wird hierzu spekuliert, dass diese Technik auch die Größe von Videospielen deutlich reduzieren kann. Dies würde es den einzelnden Entwicklerstudios weiterhin erlauben, auch technisch aufwändigere Spiele auf den aktuell maximal 32 GB umfassenden Cartridges unterzubringen, ohne auf teurere Speichermedien ausweichen zu müssen.

Display und Docking-Station

Hier könnte sich die erste Enttäuschung anbahnen: Angeblich plant Nintendo, zur LCD-Technologie zurückzukehren. OLED-Bildschirme überzeugen mit besseren Schwarzwerten, einem höheren Kontrast und sehr guter Blickwinkelstabilität, sind aber um einiges teurer als LCD-Bildschirme und zehren stärker am Akku. Immerhin soll der Bildschirm der Switch 2 etwas größer sein als zuletzt: 8 Zoll statt 6,2 Zoll (bzw. 7 Zoll beim OLED-Modell). Auch die Auflösung soll von 720p auf 1080p springen.

Am Gehäuse sollen sich neuerdings außerdem gleich zwei USB-C-Anschlüsse befinden. Unten für die Docking-Station, oben womöglich für Zubehör, von dem wir noch nichts Näheres wissen. Der interne Speicher soll von 32GB auf 256GB wachsen, außerdem unterstützt die Switch 2 wohl SD Express-Karten. SD Express verdoppelt Datenraten für Micro-SD-Karten und könnte dadurch Ladezeiten deutlich kürzer ausfallen lassen.

Leaker behaupten zudem, die Docking-Station der Switch 2 wäre etwas kleiner als die der Switch. Der größere Bildschirm würde dadurch über den Rand der Docking-Station hinausragen. Es wird spekuliert, ob die Switch 2 im Dock so als Uhr benutzt werden oder andere zusätzliche Information anzeigen könnte.

Darüber hinaus soll die Dockingstation der Switch 2 auf eine Eingangsleistung von 60 Watt und auf eine Ausgangsleistung von 42 Watt kommen, während die Original-Switch nur auf 39 Watt respektive 18 Watt kommt, dabei jedoch auch sehr ressourcenschonend daherkommt. Neben der Tatsache, dass die Switch 2 sich dadurch höchstwahrscheinlich weitaus schneller laden lassen wird als die aktuelle Konsole, ist vor allem die Eingangsleistung interessant. In Verbindung mit dem Umstand, dass auf im Internet kursierende Fotos der vermeintlichen Switch 2-Docking-Station mehrere Lüftungsschlitze erkennbar sind und sie angeblich über einen eigenen Lüfter zur Kühlung verfügen soll, könnte also noch weitaus mehr Energie für die Switch 2 freigesetzt werden, beispielsweise für eine 4K-Ausgabe oder höhere Framerates im Docking-Modus.

Abwärtskompatibilität

Hier haben wir bereits Sicherheit: Nintendos Präsident Shuntaro Furukawa höchstpersönlich hat eine Abwärtskompatibilität bestätigt, allerdings mit einem (möglichen) Haken. Auf Twitter schrieb Furukawa: „Weitere Informationen zum Nachfolger der Nintendo Switch, einschließlich der Kompatibilität mit Nintendo Switch, werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.“ – Diese Wortwahl bestätigt zwar eine Form der Abwärtskompatibilität, lässt aber eine Hintertür für mögliche Einschränkungen offen. So könnte die Switch 2 beispielsweise nur mit digital erworbener Software abwärtskompatibel sein. Wir gehen jedoch von einer vollständigen Abwärtskompatibilität aus und hoffen, dass Furukawa nur noch ein paar neue Features vorstellen wird, die etwa die Ladezeiten, die Auflösung oder die Framerate älterer Spiele verbessern. Unabhängig davon besagen Gerüchte, dass Nintendo einige Switch-Spiele, darunter The Legend of Zelda: Breath of the Wild, auf der Switch 2 neu veröffentlichen möchte oder mit Technikupdates versehen will – mit etlichen grafischen Verbesserungen natürlich. Schon zur Gamescom 2023 wurde Entwicklern hinter verschlossenen Türen angeblich eine Tech-Demo gezeigt, um die verbesserte Leistung der Switch 2 anhand einer speziellen Version von Breath of the Wild zu demonstrieren.

JoyCons

Mal ehrlich: Die JoyCons der aktuellen Switch sind nicht ganz ausgereift. Für erwachsene Hände sind sie eigentlich zu klein und der JoyCon-Drift ist bis heute ein Problem. Das soll jetzt natürlich anders werden. Wir hoffen, dass die neuen JoyCons etwas größer sind und dadurch besser in der Hand liegen. Dazu deuten Patente auf bessere Sticks (Hall Effect) hin, welche dem berühmten "JoyCon-Drift" ein Ende setzen sollen. Außerdem werden die JoyCons statt mit einer Plastikschiene wohl mit Magneten am Mittelteil der Konsole befestigt. Auch soll vorne am rechten JoyCon eine neue Taste, auf der ein C eingraviert wurde, hinzukommen. Das C könnte für „Camera“, „Chat“ oder auch „Connect“ stehen.

Wenn zudem ganz aktuellen Fotos aus China zu glauben ist, sollen die JoyCons zum Launch mit den Farbkombinationen Schwarz/Blau sowie Schwarz/Orange daherkommen und die "SL"- bzw. "SR"-Buttons deutlich größer und angenehmer zu drücken sein als noch beim aktuellen Modell. Zuem wird anhand dieser Fotos spekuliert, dass mittig auf der Magnetseite der JoyCons ein optischer Sensor verbaut ist und dieser somit optional ähnlich wie eine Computermaus verwendet werden kann. Zusätzlich sollen dafür oben und unten an der Controllerseite Gummipolsterungen vorhanden sein, damit der JoyCon auf glatten Oberflächen besser rutscht und der neue Trigger soll in diesem Setting durch seine Positionierung als Sekundärklick genutzt werden können.

Spiele

Wahrscheinlich erscheint Metroid Prime 4 zeitgleich für Switch und Switch 2, so wie Breath of the Wild im Jahr 2017 für die Switch und die WiiU erschien. Klar ist auch, dass ein neues Mario Kart und ein neues 3D-Mario wohl schon seit Jahren in der Entwicklung sind, allerdings besagen Gerüchte, dass die Titel erst ein paar Monate nach dem Launch der neuen Hardware erscheinen sollen, womöglich in der Vorweihnachtszeit. Auch Pokémon Legends Z-A ist ein fast sicherer Kandidat für das erweiterte Launch-Fenster. Stattdessen könnte Nintendo zum Release der Switch 2 einmal mehr auf einen Casual-Titel setzen. Die Wii kam mit Wii Sports auf den Markt, die WiiU mit NintendoLand, die Switch mit 1, 2, Switch. Sollten die JoyCons zudem neue Fähigkeiten besitzen, von denen wir bislang nichts wissen, könnte Nintendo diese mit einem ähnlichen Casual-Spiel geschickt vorstellen. Oder stimmen die Gerüchte um die mausähnliche Steuerung und wir können uns auf ein neues Mario Paint freuen? Gepaart mit der kompletten Switch-Bibliothek und ein paar Spielen von 3rd-Party-Entwicklern, könnten Metroid Prime 4 und ein Casual-Titel den Launch sicher allein stemmen.

Ankündigung, Preis und Veröffentlichung

Hier scheiden sich noch die Geister. Es gibt jedoch einige Hinweise darauf, dass Nintendo die neue Konsole noch im Januar vor dem nächsten Investorentreffen (4. Februar 2025) offiziell enthüllen wird. Manche Leaker sprechen von Anfang Januar bzw. sogar konkret von dieser Woche (KW2). Auch der Zubehörhersteller Genki kündigte vor einiger Zeit an, auf der CES 2025 (7. bis 11.1) neues Zubehör speziell für die Switch 2 zu präsentieren und ausführlich darüber sprechen zu wollen.

Bis zum 31. März hat Nintendo aber noch Zeit, um im selbst gesteckten Zeitrahmen zu bleiben. Manche selbsternannte Experten gehen sogar von einem Release noch im März diesen Jahres aus, was genau acht Jahre nach dem der ersten Switch wäre, damit wäre der Zeitraum zwischen Ankündigung und Release allerdings mehr als nur knapp bemessen. Zu knapp wie wir finden. Dennoch deuten viele Hinweise darauf hin, dass die Konsole noch im 1. Halbjahr 2025 erscheinen wird und nicht erst zum Weihnachtsgeschäft 2025. Der Preis der ersten Switch lag 2017 offiziell bei 329€. Das OLED-Modell kostet derzeit 319€. Nicht nur inflationsbedingt dürfte sich der Preis der Switch 2 bei etwa 399€ bis 449€ einpendeln. Ein höherer Preis würde die Switch 2 auf das Niveau von PlayStation 5 und Xbox Series X (je 549€) hieven. Beide Konkurrenzkonsolen dürften der Switch 2 leistungstechnisch aber überlegen sein.