LEGO Horizon Adventures
Horizon Zero Dawn ist im LEGO-Look auf der PlayStation 5 und Nintendos Hybridkonsole erschienen. Können Aloy und Rost auch als Plastikfiguren überzeugen, oder hat die Legierung Rost angesetzt? Unser Test gibt Aufschlüsse.
Kultige Kultisten
Als Horizon Zero Dawn im Jahre 2017 exklusiv für die PlayStation 4 erschien, wurde das Spiel der Killzone-Macher Guerrilla Games nicht nur für sein Gameplay, sondern auch für seine Story gelobt. Genau diese Story greift Studio Gobo jetzt für LEGO Horizon Adventures auf, allerdings nur in Grundzügen und nur für die ersten zwei bis drei Minuten des Titels. Während dem Intro, das LEGO-typisch mit viel Humor und Slapstick-Einlagen daherkommt, erklärt ein Erzähler, dass wir uns in einer post-post-post-apokalyptischen Welt befinden, in der mechanische Roboterdinosaurier umherstreifen. Es wird zudem gezeigt, wie Aloy als Waisenkind von Stammmutter Teersa in einem heiligen Berg aufgefunden und in die Obhut des Kriegers Rost gelegt wird. Nachdem sich Aloy schon in jungen Jahren als talentierte Werferin entpuppt und ihren Ziehvater mit allerlei Gegenständen (z. B. Hotdogs) bewirft, bringt er ihr das Bogenschießen bei und sieht zu, wie sie zu einer stattlichen Kriegerin heranreift.
Während sich Horizon Zero Dawn fortan darauf konzentriert, zu erklären, wieso Roboter die Erde bevölkern und wo Aloy ursprünglich hergekommen ist, verschwendet LEGO Horizon Adventures hierfür nur noch Nebensätze. Stattdessen geht es nach dem Intro darum, dass Mitglieder eines verrückten, sonnenbesessenen Kults das Dorf Mutterherz zerstören und Teersa sowie etliche andere Zeitgenossen, die mal mehr und mal weniger in die Welt von Horizon passen, entführen. Die Kultisten und ihr Anführer Helis wollen als Sonnenfans die Erde in eine Wüste verwandeln und alle Menschen zum Sonnenbaden zwingen. Mit anderen Worten: Spätestens nach dem Intro wird jede Story dem Humor des Spiels untergeordnet und wir bekommen eine Geschichte, die mehr Mittel zum Zweck ist, aber dank skurriler Dialoge, Unmengen an Wortwitzen und anderen Albernheiten gut und vor allem kindgerecht unterhalten kann.
Slushie-Pinguin-Aloy
Ausgehend von der kleinen Ortschaft Mutterherz darf Aloy verschiedene Missionen annehmen. Eine offene Welt wie in den „großen“ Horizon-Spielen gibt es dabei nicht. Stattdessen führt jede Mission Aloy in einen abgegrenzten Bereich innerhalb eines Gebiets, das entweder einen Wald, eine verschneite Berglandschaft, einen Dschungel oder eine Wüste darstellt. Jede Mission präsentiert sich also als eine Art lineares Level, in dem Aloy Entführte befreien, Maschinen bekämpfen oder bestimmte Punkte, wie etwa den Kopf eines Langhals-Roboters, erreichen muss. Dabei gibt es sehr häufig auch Arenen, das heißt durch unsichtbare Hindernisse abgegrenzte Gebiete, in denen Aloy gegen mehrere Gegnerwellen kämpfen muss, ehe sie weitergehen darf.
Als Aloy können wir uns allein in jede Mission stürzen oder von Erond, Teersa und Varl, die jeweils eigene Spezialwaffen bzw. Angriffe besitzen, unterstützt werden. Unterstützung bekommen wir aber wohlgemerkt nur, wenn Freunde bereit sind, im Koop-Modus zu zocken. Computergesteuerte-Mitstreiter gibt es nicht. Wer solo unterwegs ist, darf allerdings zum Beginn einer jeden Mission zwischen Aloy und einem der anderen drei Charaktere wechseln.
Nach jeder Mission kehrt Aloy nach Mutterherz zurück, das im Laufe des Spiels von den geretteten Dorfbewohnern wieder aufgebaut wird. Unter den zuerst befreiten Zeitgenossen befindet sich ein Schneider, der sich in Mutterherz sofort an die Arbeit macht und Aloy seine Waren anbietet: Verschiedene Kostüme, die – das nötige Kleingeld vorausgesetzt – erworben und in der postapokalyptischen Welt getragen werden können. Wolltet ihr schon immer in einem Polizisten-, Bauarbeiter- oder Slushie-Pinguin-Kostüm Roboterdinosaurier jagen? Jetzt könnt ihr es!
Typisches LEGO-Gameplay
Gameplay-technisch zeigt sich LEGO Horizon Adventures einwandfrei und ausgesprochen flott spielbar, aber auch sehr simpel. Viel zu entdecken gibt es nicht. Auch Rätsel bietet das Spiel nicht. Stattdessen wechseln sich ausschließlich Geschicklichkeitspassagen mit Kämpfen gegen Maschinen oder Kultisten ab. Die Geschicklichkeitspassagen lassen sich grundsätzlich als sehr einfach beschreiben, während für die Kämpfe einer von fünf Schwierigkeitsgraden gewählt werden kann. Für die Kämpfe wurden die aus der Horizon-Serie bekannten Robotergegner ganz aus LEGO-Teilen nachgebaut und mit neuen Nah- und Distanzangriffen versehen, allerdings fehlen die verschiedenen ausgeklügelten Waffen, mit denen Aloy in Horizon Zero Dawn und Horizon: Forbidden West den Robotern an die nicht vorhandenen Kragen geht. Aloys einzige Waffe ist in Horizon Adventures ihr Bogen, der mit der Quadrat-Taste verwendet wird. Schnelles Drücken der Taste schießt einen Pfeil in die Richtung, in die Aloy gerade blickt. Durch Gedrückthalten der Taste darf Aloy auf Gegner zielen, dabei verhindert die isometrische Ansicht des Spiels jedoch ein genaueres Zielen auf bestimmte Körperteile, wodurch das Vorhandensein von Schwachstellen, die erst durch das Scannen von Gegnern sichtbar werden, ein Stück weit ad absurdum geführt wird.
Dass die Kämpfe trotzdem nie langweilig werden, liegt weniger an den Waffen, die Aloy und co standardmäßig bei sich tragen, als vielmehr an Waffenvariationen und -upgrades: Schüsse durch Feuer hindurch führen beispielsweise zu brennenden Pfeilen, die mehr Schaden anrichten. Neben Brandpfeilen sind auch Eis- und Schockpfeile möglich. Ein Upgrade sorgt dafür, dass Aloy mehrere Pfeile gleichzeitig abfeuern kann. Explosive Fässer können von Aloy auf Gegner geworfen werden. In diversen Truhen gibt es zudem Items zu finden, die Aloy einen weiteren Vorteil verschaffen können. Manche Items werden auch von Gegnern fallen gelassen oder in den Kampfarenen zur Verfügung gestellt und verpassen LEGO Horizon Adventures so ein klein wenig Mario-Kart-Feeling. Schubstiefel ermöglichen beispielsweise einen Doppelsprung, der alles unter Aloy in Brand setzt, während das Hotdogwagen-Item Aloy einen Hotdogstand inklusive Verkäufer, der explodierende Hotdogs um sich wirft, aufbauen lässt. Klingt chaotisch-witzig? Ist es auch.
Gefallene Gegner beliefern Aloy mit XP-Punkten, die zu regelmäßigen Levelaufstiegen und so zu mehr Lebensenergie in der Form von Herzen am Bildschirmrand führen. Wie in den Zelda-Spielen beginnt Aloy mit drei Herzen und bekommt dann nach und nach weitere hinzu. Zwei verschiedene Skill-Trees schalten außerdem Fähigkeiten für alle vier Streiter oder spezielle Fähigkeiten für einzelne Kämpfer frei, dabei handelt es sich aber um passive Boni, die größtenteils auch durch einfaches Hochleveln der Charaktere freigeschaltet werden können.
Stimmiger Plastik-Look mit Original-Sprechern
Wie schon erwähnt ist es mehr als schade, dass es in der Welt von LEGO Horizon Adventures nicht viel zu entdecken gibt. Die linearen Level bieten keine nennenswerten Abzweigungen oder versteckte Passagen. Zwar gibt es Truhen oder kleine Bausätze, die jeweils Münzen spenden, um diese zu finden, muss Aloy aber kaum vom jeweils vorgegebenen Pfad abweichen. Der Entdeckerdrang der anderen Horizon-Titel geht damit gänzlich flöten. Unabhängig davon sieht LEGO Horizon Adventures in der von uns getesteten PS5-Fassung richtig gut aus. In einer Welt aus bunten Plastikklötzen sollte natürlich niemand aufwändige Texturen erwarten, aber es ist beeindruckend, wie Studio Gobo wirklich alles aus Plastikteilen aufgebaut hat. Frühere LEGO-Teile präsentierten sich als Mix aus realen Umgebungen und Plastikmodellen. Das ist hier nicht so. Als Konsequenz lassen sich die meisten Gegenstände in ihre Einzelteile zerlegen. Wenn Aloy über einen Weg läuft, werden unter ihren Schritten Plastikteilchen als "Staubpartikel" aufgeworfen. Das ist sehr stimmig, außerdem sind viele Licht-, Glanz- und Nebeleleffekte trotz der nativen 4K-Auflösung auf sehr hohem Niveau. Auf akustischer Seite ist es super, dass hier mit Ashley Burch (Aloy), John Hopkins (Erend), JB Blanc (Rost) die Synchronsprecher aus den anderen Spielen wieder am Werk sind.
Fazit:
LEGO Horizon Adventures ist absolut kein schlechtes Spiel. Die Technik ist beeindruckend, das Gameplay flott. Aber es ist halt trotz der Horizon-Lizenz „nur“ ein weiterer LEGO-Titel. Wer noch nie mit LEGO-Spielen in Kontakt geraten ist, bekommt ein LEGO-typisch chaotisches, aber sehr humorvolles und einwandfrei spielbares Klötzchenabenteuer mit Koop-Modus. Wer allerdings schon das ein oder andere LEGO-Spiel im Regal stehen hat, bekommt hier abgesehen von den Horizon-Charakteren wenig Neues geboten.