Core Keeper
Für Fans des Survival-Sandbox-Genres war Core Keeper zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung eigentlich fast schon wieder ein alter Hut. Immerhin wurde die Early-Access-Version des Spiels bereits vor zwei Jahren veröffentlicht und konnte schon damals Fans und Kritiker mit seinem Gameplay und seiner Atmosphäre überzeugen. Jetzt ist das Spiel aber endgültig fertig und hat seinen Weg auf alle aktuellen Plattformen und damit auch auf die Nintendo Switch gefunden. Wir haben uns mit Fackeln und Spitzhacke bewaffnet auf den Weg durch die Höhlenwelten gemacht und dabei einmal geprüft, wie sich das Abenteuer auf Nintendos Konsole spielt.
Von Forschern, Relikten und verdammt großen Höhlen
Die Geschichte des Spiels ist, wie für das Genre nicht ungewöhnlich, vergleichsweise schlicht und damit auch schnell erzählt: Als Mitglied einer Forschungsexpedition war euer Charakter mit seinen Kollegen in einem unbekannten Dschungel unterwegs, als er plötzlich eine seltsame Präsenz fühlte und zwischen den Bäumen ein geheimnisvolles Relikt bemerkte. Davon angezogen und mit der gesunden Neugier eines Forschers ausgerüstet, machte er sich direkt daran, das Relikt einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, als er von einem Lichtblitz erfasst wurde und sich vor den Augen seiner Kollegen in Luft auflöste.
All das wird euch schnörkellos während einer kurzen Zwischensequenz in ein paar mit Texten unterlegten Bildern erzählt, ehe euch das Spiel ans Steuer lässt. Und obwohl Core Keeper auch im weiteren Verlauf kaum mehr erzählte Handlung bietet, reicht das Gezeigte vollkommen aus, um einen nachvollziehbaren Kontext zu schaffen, der erklärt, warum ihr alleine in einer Höhle sitzt und aus dieser nicht einfach wieder heraus spaziert. Zusätzlich erhaltet ihr vom namensgebenden Kern der Höhle bei dem euer Abenteuer startet noch einen losen roten Faden in Form der Aufgabe, die Bosse der einzelnen Biome zu besiegen und dem Kern mit ihren Essenzen wieder zu alter Kraft zu verhelfen.
Zu Beginn: Die Qual der Wahl
Noch bevor euch das oben beschriebene Intro gezeigt wird, erstellt ihr beim ersten Starten des Spiels aber zuerst einmal eure Welt und euren Charakter. Jede Welt wird prozedural generiert und ist damit einzigartig. Wer möchte, kann aber auch einen gewünschten Seed eingeben und damit das Zufallssystem umgehen. Zusätzlich können die Menge an Rohstoffen und anderen Elementen in der Welt nach Bedarf angepasst werden, wobei die vielen Einstellungen oft gar nicht benötigt werden, da das System seinen Job sehr gut macht. Core Keeper bietet euch vier Schwierigkeitsgrade, die für jeden etwas bieten, egal ob ihr einfach nur forschen und bauen oder wilde Kämpfe mit Monstern bestreiten möchtet. Einmal eingestellt, lässt sich der Schwierigkeitsgrad der Welt allerdings nicht wieder ändern. Mit Speicherplätzen für bis zu zehn Welten spricht aber nichts gegen diverse parallel gespielte Abenteuer.
Auch bei den Charakteren habt ihr mit 15 Speicherplätzen genug Raum für alle möglichen Experimente und könnt neben dem Aussehen der Figur auch deren Startklasse bestimmen, was allerdings nur Einfluss auf die erste Ausrüstung der Figur hat, da grundsätzlich jeder Charakter alles erlernen kann. Wer es noch ein wenig spannender haben möchte, kann auch einen Hardcore-Charakter erstellen, der nur über ein einziges Leben verfügt und nach der ersten Niederlage nicht wiederbelebt werden kann. Das modulare Speichersystem bietet einige Vorteile. Charaktere können frei in unterschiedlichen Welten eingesetzt werden und auch die Welten können frei im Einzel- oder Mehrspielermodus verwendet werden, wenn ihr zum Beispiel eine tolle Höhlenwelt im Einzelspiel gefunden habt und diese dann doch lieber zusammen mit euren Freunden erforschen wollt.
Nicht lang schnacken, Felsen hacken
Im Spiel angekommen, erwartet euch eine Welt, deren Größe man schlicht als gigantisch beschreiben könnte, wenn man überlegt, dass wir nach über 100 Stunden emsiger Spielzeit nur einen winzigen Bruchteil aufgedeckt hatten. Davon bekommt ihr zuerst einmal aber nur wenig mit. Aus der Vogelperspektive in der ihr euren pixeligen Charakter steuert betrachtet, bietet der Raum des Kerns einen ersten sicheren Startpunkt, an dem ihr euch mit der einfachen aber effizienten Steuerung des Spiels vertraut machen könnt, ehe ihr anfangt, euch nach Lust und Laune durch die Welt zu graben. Alles was ihr irgendwo abbaut wandert als Ressource in eure angenehm großen Taschen und vieles (wie zum Beispiel die meisten Felswände) kann an anderer Stelle bequem mit einem einzelnen Tastendruck wieder errichtet werden, sodass ihr von Anfang an die Möglichkeit habt, eure Welt nach euren Wünschen zu formen. Erste Hilfsmittel stellt ihr aus Holz und ohne besondere Voraussetzungen her, ehe ihr ersten Kontakt mit dem eigentlichen Crafting-System habt, das mit den besuchten Biomen (und den in ihnen gefundenen Ressourcen) immer weiter wächst, dabei aber nie unübersichtlich wird. Alles hat seinen festen Platz und Verwendungszweck und kann mit der Zeit hergestellt werden. Auch die Kämpfe mit den unzähligen Monstern, die die Biome bevölkern, spielen sich sehr sauber, wobei ihr bei den Angriffen eurer Figur keine besondere Finesse erwarten solltet. Die einzelne Schultertaste, mit der ihr den Gegenstand in euren Händen schwingt, macht ihren Job sehr gut, während die Gegner mit unterschiedlichen Angriffsmustern dafür sorgen, dass es trotz des Button Mashings nie zu einfach wird, wenn ein neues Biom erkundet wird. Ähnlich entspannt ist der Survival-Teil des Spiels, der sich im Großen und Ganzen auf eine Leiste beschränkt, die euren Hunger anzeigt. So müsst ihr in regelmäßigen Abständen Nahrung zu euch nehmen, um nicht zu verhungern. Essen ist in den Höhlen aber erstaunlicherweise nahezu überall vorhanden und euer Charakter teilt euch auch regelmäßig mit, dass er gerne etwas essen möchte, wenn es dann soweit ist.
Nachdem ihr euch mit den ersten Feinheiten des Spiels vertraut gemacht habt, entwickelt sich recht schnell eine beinahe meditative Routine: Ihr grabt euch durch die Welt mit ihren immer härteren Wänden, besiegt immer härter werdende Gegner und Bosse und nutzt deren Ressourcen, um Werkzeuge zu schaffen mit denen noch härteren Wänden und Gegnern effizient zu Leibe gerückt werden kann. Abwechslung vom Grind bieten die Arbeit auf den eigenen Feldern, das Angeln, diverse Nutz- und Haustiere und allerlei Gegenstände, die sich in den Höhlen finden lassen und mit denen ihr eure Welt beliebig umgestalten könnt. So haben wir irgendwann, um ein Beispiel zu nennen, ein paar Karts gefunden und rund um unsere Festung eine Rennstrecke gebastelt, die zu einigen Wettrennen einlud. Überhaupt ist das kreative Potential von Core Keeper gewaltig und wer in Spielen wie Minecraft oder Terraria Spaß an der Gestaltung von Welten hatte, kann auch in Core Keeper sehr glücklich werden, auch wenn es nicht ganz an den schieren Umfang der beiden erstgenannten Titel heranreicht. Fast alles, was ihr tut, verschafft euch in einem von insgesamt elf Talentbäumen Erfahrung, sodass ihr mit der Zeit in den unterschiedlichen Aktivitäten immer besser werdet, was ebenfalls zum erfolgreichen Überleben beiträgt.
Wer das Spiel nicht alleine erleben möchte, kann es auch kooperativ mit Freunden erleben. Hierfür benötigt jeder Spieler eine eigene Konsole sowie eine Kopie des Spiels und eine Nintendo Online Mitgliedschaft. Couch Koop bietet der Titel leider nicht an. Weitere Wermutstropfen sind die Umstände, dass Core Keeper kein Crossplay unterstützt und auf der Switch nur bis zu vier Spieler zusammen spielen können, während es auf den anderen Plattformen bis zu acht Spieler gemeinsam mit den Monstern aufnehmen können. Hier wurde zumindest beim Thema Crossplay einiges an Potential verschenkt und es bleibt zu hoffen, dass Entwickler Pugstorm hier vielleicht noch eine Lösung in Form eines späteren Updates findet, das die Beschränkungen aufhebt. Von diesen Einschränkungen einmal abgesehen, gibt es technisch an dem Port für die Switch nichts zu meckern. Alles läuft so flüssig, wie man es von einem Spiel in Stardew Valley Optik erwarten kann und die pixelige Grafik funktioniert durchgehend ausgezeichnet, sodass es nie Probleme gibt, etwas zu erkennen (wenn genug Fackeln in der Gegend aufgestellt werden). Unterlegt wird das ganze durch einen Soundtrack, der das Geschehen entspannt märchenhaft unterlegt. Einzig die Steuerung und das Inventar-Management sind im Vergleich zur Steuerung mit der Maus am PC minimal umständlicher, was man dem Spiel aber natürlich schwerlich vorwerfen kann.
Fazit:
Nachdem ich Core Keeper bereits 2022 auf meinem PC für etliche Stunden rauf und runter gespielt hatte, viele der späteren Content-Updates aber noch gar nicht ausprobiert habe, war ich auf den Port der finalen Version mehr als gespannt. Umso schöner ist es, berichten zu können, dass der Titel auf der Switch, wie kaum anders erwartet, super funktioniert und eine gelungene Alternative zu bekannten Größen wie Stardew Valley, Animal Crossing und Terraria darstellt. Zwar ist es ein wenig schade, dass Pugstorm dem Titel kein Crossplay verpasst hat, sodass alle Plattformen zwangsläufig unter sich bleiben müssen. Doch davon abgesehen laden die charmante Aufmachung und das durchdachte Spielprinzip zu dutzenden, wenn nicht sogar hunderten Stunden Erforschung und Basenbau ein. Freunde des Genres, aber auch alle, die einen guten Einstieg in die Welt der Survival-Sandbox-Spiele suchen, können bedenkenlos zugreifen.