Test

Mika and the Witch's Mountain

Von Jeremiah David am 20.08.2024

Fast 25.000 Unterstützer haben auf Kickstarter dazu beigetragen das Spiel Mika and the Witch’s Mountain vom spanischen Entwicklerstudio Chibig zu verwirklichen. Nach einigen Jahren Entwicklungszeit ist es jetzt endlich soweit: Mika schwingt sich auf ihren Besen und macht auf der Switch und dem PC die Lüfte unsicher. Versionen für die Konsolen von Microsoft und Sony sollen erst später veröffentlicht werden, wir haben uns davon aber nicht beirren lassen und die Switch-Version vorab für euch getestet.

Es geht auch ohne Eule

Die junge Hexe Mika hat ein Empfehlungsschreiben ihrer Mutter im Gepäck und ist mit viel Vorfreude auf dem Weg zur Zauberschule der Oberhexe Olagari, die ganz am Gipfel des Gaunbergs auf der Insel Mont Gaun haust. Olagari ist aber alles andere als verzückt über das Auftauchen der kleinen Mika und beschließt, ihr gleich eine harte Lektion zu erteilen: Sie schubst Mika von der Aussichtsplattform am Berggipfel und zerstört dabei ihren Besen. Tja, als junge Hexe hat man’s nicht leicht. Zum Glück ist aber ganz in der Nähe des Gaunbergs ein Dorf, wo die freundliche Allegra Mikas Besen notdürftig zusammenflickt und ihr zudem einen brandneuen Besen in Aussicht stellt. Um das Geld dafür einzutreiben, heuert Mika beim lokalen Versandunternehmen an und liefert fortan Pakete auf der Insel aus.

Das heißt, dass wir als Spieler munter umherfliegen und verschiedene Gegenstände an die Inselbewohner ausliefern. Mit dem erstmal nur rudimentär reparierten Besen können wir aber nur einen halben Meter über der Erde schweben, wodurch viele Orte noch gar nicht erreichbar sind und wir lediglich Bewohner im Dorf beliefern können. Das ändert sich mit einem neuen Besen von Allegra. Dann nämlich dürfen wir zweierlei Luftströme einsetzen: Horizontale Luftströme verhelfen uns zu mehr Tempo, während uns vertikale Luftströme einen Schub nach oben geben. Ein weiterer Besen schaltet ähnliche Skills frei, ehe der Letzte uns zu Olagari zurückführt. In der Praxis heißt das, dass wir mit immer besseren Besen immer anspruchsvollere Parkour-Strecken meistern können, um stets höher gelegene Bereiche von Mont Gaun zu erreichen, wobei der Schwierigkeitsgrad trotzdem stets der sehr jungen Zielgruppe des Spiels entspricht und geübte Gamer nie vor eine ernsthafte Herausforderung stellen sollte.

Stempelsammlung

Die Paketempfänger beurteilen jede Paketlieferung mit einem Stempel. Für gute Postgänge bekommt Mika einen grünen Stempel und eine Münze, für mittelmäßige Lieferungen einen gelben Stempel, aber keine Münze. Wenn etwas schiefläuft, wartet ein roter Stempel und ein „sehr ernstes Gespräch“ mit Greff, dem Boss des Versandunternehmens. Wie gut eine Lieferung gelaufen ist, wird durch die Unversehrtheit des jeweiligen Pakets bestimmt. Pakete können durch Stöße, Wasser und Zeit beschädigt werden. Mit einem wasserempfindlichen Brief im Gepäck sollte Mika also zum Beispiel nicht ins Meer stürzen, mit einer zerbrechlichen Vase nicht gegen einen Felsen prallen. Die Schadenspunkte werden genau wie die Bewertung des jeweiligen Kunden auf einem Lieferschein festgehalten. Letzterer hält auch Informationen über den Absender und den Empfänger bereit, nennt jedoch keine Adressen. Wenn wir also beispielsweise eine Campinglampe an Kiala in den Windwiesen ausliefern sollen, müssen wir durch Erkunden der Umgebungen erst einmal herausfinden, wo besagte Windwiesen überhaupt sind. Jeder Ort verfügt zwar über ein Ortsschild, das muss mit der A-Taste allerdings erst aktiviert werden, damit der Ort namentlich in der spielinternen Landkarte auftaucht.

Abseits der Botengänge gibt es noch verschiedene Sammelobjekte zu finden. Tarotkarten sind wenig mehr als Trophäen im Menü, mit sogenannten Napopo-Statuen können wir dagegen neue Outfits oder Besenanhänger für Mika kaufen.

Windwaker-Charme mit Schwächen

Technisch zeigt sich Mika and the Witch’s Mountain durchwachsen. Die Steuerung ist nicht überragend präzise, aber immerhin zweckmäßig. Die stilisierte, bunte Optik erinnert derweil nicht nur aufgrund der Inselthematik sehr an The Legend of Zelda: Wind Waker, kommt aber auch ziemlich klobig und zum Teil detailarm daher. Viele Zeitgenossen stehen zudem nur leblos herum und bieten keine Interaktionsmöglichkeiten. Die Hühner auf einem Bauernhof sind wie festgeklebte Statuen, ähnlich den vielen Gebäude-Attrappen auf der Insel, die grundsätzlich nicht betreten werden können. Die Inselwelt wird so zu einer reinen Kulisse für Mikas Besenmanöver reduziert, und die NPCs hätten problemlos auch mit stationären Briefkästen ersetzt werden können. Abgesehen von ein paar kurzen Sätzen haben sie keine eigenen Geschichten zu erzählen. Auch die oben erwähnten Napopo-Statuen sind nicht wirklich versteckt, sondern stehen einfach willkürlich in der Gegend herum. Das schadet der Immersion und dem Drang die Spielewelt zu erkunden.

Angesichts dieser simplen Präsentation ist es umso bedauerlicher, dass das Spiel nicht immer eine stabile Framerate hält und mit gelegentlichen Glitches auskommen muss. Auch stürzte uns das Spiel mehrfach komplett ab und musste neu gestartet werden. Ein Bug kann sogar dafür sorgen, dass das Ende des Spiels unerreichbar wird und wir hoffen, dass hier ein Patch bald Abhilfe schaffen kann (Edit vom 23.08.24: Inzwischen wurde ein Patch veröffentlicht, der den hier genannten Bug beseitigt und kleinere Änderungen am Hauptmenü vornimmt).

Die Akustik ist größtenteils gelungen und überzeugt mit einigen schönen Melodien, die sich immer der jeweiligen Umgebung im Spiel anpassen, allerdings müssen die Charaktere komplett ohne eine Sprachausgabe auskommen. Dialoge werden mit Standbildern und Textboxen dargestellt.

Fazit:

Mika and the Witch’s Mountain ist ein Spiel, das ich mögen wollte. Die junge Hexe Mika ist ein sympathischer Charakter, und die farbenfrohe, auf ein junges Publikum ausgelegte Spielwelt sorgt für gute Laune. Kurze Sessions auf dem fliegenden Besen sind auch durchaus unterhaltsam, das repetitive, simple Gameplay, die seichte Story, die blassen Charaktere und einige technische Schwächen lassen Mika and the Witch’s Mountain aber schnell wieder in Vergessenheit geraten, wenn nach rund fünf Stunden Spielzeit der Abspann über den Bildschirm flimmert.

Unsere Wertung:
6.0
Jeremiah David meint: "Mika and the Witch's Mountain ist ein Gute-Laune-Spiel, das aber unter seichtem Gameplay und einer altbackenen Präsentation leidet."
Mika and the Witch's Mountain von Chibig erscheint am 21.08.2024 für PC und Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Chibig zur Verfügung gestellt.
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