Test

Endless Ocean Luminous

Von Andreas Held am 04.05.2024

In einer vergangenen Nintendo-Direct-Ausgabe hat Nintendo etwas überraschend einen dritten Teil der Endless-Ocean-Serie angekündigt, die zuletzt 2010 auf Nintendo Wii vertreten war. Arika, das im Switch-Zeitalter vor allem für Spiele wie Tetris 99 oder Super Mario Bros. 35 verantwortlich war, hat sich an eine Fortsetzung der Tauchsimulation gewagt.

No Man's Ocean

Endless Ocean Luminous führt euch zunächst in den Story-Modus, der aber - ganz anders als noch im zweiten Teil - lediglich ein kleines Beiwerk darstellt. Die Handlung des Spiels wird in wenige Minuten kurzen Story-Happen erzählt, die in der Regel nur aus ein paar Textboxen und minimalen Gameplay-Einlagen bestehen. Damit der Abspann trotzdem nicht bereits nach unter einer Stunde über den Bildschirm läuft, müsst ihr im Hauptmodus des Spiels entweder allein oder mit bis zu dreißig anderen Spielern zufallsgenerierte Ozeanabschnitte erforschen und dort bestimmte Zielvorgaben erfüllen, um weitere Story-Kapitel freizuschalten.

Eure Hauptaufgabe in diesen Ozeanabschnitten ist es, einfach nur möglichst viele Fische und andere Lebewesen zu scannen. Um alle Story-Kapitel freizuschalten, müsst ihr viele tausend Fische abscannen, was auf den ersten Blick nach einer endlosen Fleißaufgabe klingt. In der Praxis geht das aber recht zügig vonstatten, da ihr die L-Taste gedrückt halten und auf diese Weise ganze Schwärme in einem Rutsch anvisieren und anschließend wegscannen könnt. Trotzdem führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass sich das Gameplay von Endless Ocean Luminous ein wenig wie Fließbandarbeit anfühlt: Ihr schwimmt zu einer Fischgruppe, scannt sie, schwimmt zum nächsten Schwarm, scannt ihn, und wiederholt das dann noch ein paar hundert Mal, bis ihr genug Fische abgegrast habt, um alle Story-Kapitel freizuschalten.

Damit das alles nicht allzu langweilig wird, hat Arika noch ein paar optionale Aufgaben in den Titel eingebaut, die für einen kleinen Sammlertrieb sorgen. So könnt ihr versuchen, alle der über 500 im Spiel enthaltenen Spezies zu katalogisieren. Ebenfalls katalogisiert werden verschiedenste Gegenstände, die ihr auf dem Meeresboden findet, von denen über 300 Stück entdeckt werden wollen. Darüber hinaus gibt es noch ein paar weitere Aufgaben, die euch dazu animieren sollen, jeden Ozeanabschnitt möglichst gründlich zu erforschen, bevor ihr ihn hinter euch lasst. So kann man sich durchaus drei bis vier Stunden lang auf jeder Karte aufhalten, bis alle wichtigen Aufgaben erledigt sind.

Tiny Puddle

Die Ozeanabschnitte in Endless Ocean Luminous werden nicht wirklich zufallsgeneriert, sondern aus vorgefertigten Bausteinen zusammengesetzt. Von denen hat Arika jedoch dermaßen wenige erstellt, dass sie sich bereits innerhalb eines einzelnen Ozeanabschnitts mehrfach wiederholen oder sogar zwei mal nebeneinander derselbe Baustein verwendet wird (siehe Screenshot unten). Darüber hinaus ist jeder dieser Bausteine exakt quadratisch, und wenn ein Abschnitt mit 30 Metern Wassertiefe und ein weiterer mit 70 Metern Tiefe direkt nebeneinander liegen, verläuft dazwischen eine gradlinige, 40 Meter hohe Felswand. Große Teile der generierten Ozeane, für die offenbar keine vorgefertigten Bausteine mehr zur Verfügung standen, sind komplett flach und teilweise völlig leer (siehe Screenshot oben). All das sorgt dafür, dass die virtuellen Welten nicht einmal annähernd glaubwürdig wirken und keinerlei Atmosphäre oder Immersion erzeugen.

Während die über 500 Fisch-Modelle für Switch-Verhältnisse nett anzuschauen und auch einigermaßen liebevoll animiert sind, liegt die restliche Optik mindestens zwei Konsolengenerationen zurück. Auch akustisch dürft ihr nicht allzu viel erwarten, da die Hintergrundmusik nur sporadisch einsetzt und ihr ansonsten nur das endlose Geblubber eurer Sauerstoffflasche zu hören bekommt. Immerhin: Rein technisch scheint die Engine in Ordnung zu sein und die Framerate bleibt weitgehend stabil, auch wenn dutzende Fische gleichzeitig auf dem Bildschirm gerendert werden. Nur die Ladezeiten könnten etwas kürzer sein.

FAZIT:

Endless Ocean Luminous ist nicht nur ein unglaublich enttäuschender Nachfolger, sondern wahrscheinlich eines der schlechtesten Spiele, die Nintendo jemals gepublisht hat. Das Gameplay erinnert eher an Fließbandarbeit als an ein Videospiel, und die audiovisuelle Präsentation ist an Lieblosigkeit kaum zu überbieten. Es ist offensichtlich, dass für die Entwicklung von Endless Ocean Luminous nur ein winziges Entwicklungsbudget zur Verfügung gestellt wurde - trotzdem steht das Sequel nun zum Vollpreis in den Läden, damit ein paar alte Fans mit dem Markennamen über den Tisch gezogen werden können. Schon allein deshalb sollte jeder einen großen Bogen um diesen seelenlosen Cashgrab machen.

Unsere Wertung:
4.5
Andreas Held meint: "Endless Ocean Luminous ist ein zynischer Versuch, mit einem nostalgiebehafteten Markennamen schnelles Geld zu verdienen."
Endless Ocean Luminous von Arika erscheint am 02.05.1986 für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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2 Kommentare:
Denios)
Denios
Am 05.05. um 00:22
autsch
mega)
mega
Am 08.05. um 19:55
Hatte mich wirklich gefreut.Schade drum. Teil 2 war wirklich großartig. Ich habs wieder storniert.