Test

Avatar: Frontiers of Pandora

Von Nico Zurheide am 05.02.2024

Willkommen auf Pandora, wo die Natur nicht nur atemberaubend schön ist, sondern auch im Mittelpunkt von Ubisofts und Massive Entertainments neuem Action-Adventure steht. Soviel sei vorab versprochen: Fans der Filme von James Cameron werden sich in der atemberaubenden Welt von Pandora quasi wie zu Hause fühlen, während Neueinsteiger in eine faszinierende neue Welt eintauchen können. Wir schlüpfen hier in die Rolle eines Na’Vi, der seine Wurzeln und seine Bestimmung sucht, während er sich gegen die feindliche menschliche Organisation RDA zur Wehr setzt. Das Spiel bietet vor allem eine atemberaubende Grafik und ein mehr oder weniger altbackenes Gameplay, das uns aber die Verbindung mit der Natur spüren lässt. Doch ist es mehr als nur „Far Cry in Blau“? Wir haben es getestet und verraten euch, warum es sich lohnen kann, nach Pandora zu reisen.

Die Story von Avatar: Frontiers of Pandora beginnt mit einem Schock: Wir sind ein Na’Vi des Sarentu-Clans, der zusammen mit einigen anderen Kindern von Menschen gefangen genommen und großgezogen wurde, bis das kooperative Projekt beendet wurde. Dann haben wir 16 Jahre in einer Kapsel geschlafen, bis wir plötzlich aufgewacht sind und festgestellt haben, dass die Sarentu ausgelöscht wurden. Wir sind allein, verloren und ohne Erinnerung an unsere Vergangenheit. 

Zum Glück treffen wir bald auf den Aranahe-Clan, der uns freundlich aufnimmt und uns die Grundlagen des Lebens als Na’Vi beibringt. Wir lernen, wie wir uns mit dem lebendigen Mond Pandora verbinden können, wie wir mit Pflanzen und Tieren interagieren und wie wir uns gegen die RDA verteidigen können. Außerdem schließen wir uns schnell auch dem Widerstand an, einer Gruppierung aus freundlich gesinnten Menschen und einigen Na’Vi, die versuchen, die Zerstörung von Pandora zu stoppen. Die Story wird anfangs für ein Open-World-Spiel spannend erzählt und lässt uns im weiteren Verlauf immer tiefer in die Kultur der Na’Vi eintauchen, wobei die Stringenz damit etwas verloren geht. Ein Symptom der meisten Open-World-Spiele.

Umweltschutz ist nicht leicht

Das Gameplay von Avatar: Frontiers of Pandora orientiert sich stark an Far Cry, was an sich kein Nachteil ist, da die Reihe für ihr solides Open-World-Design bekannt ist. Wir können die riesige Spielwelt frei erkunden, verschiedene Missionen erledigen, Feinde bekämpfen, Ressourcen sammeln, unsere Ausrüstung verbessern und unsere Fähigkeiten ausbauen. Dabei haben wir die Wahl zwischen verschiedenen Waffen, wie Jagdbogen, Schwerem Bogen, Kurzbogen, Sturmgewehr, Schrotflinte und Granaten. Die Waffen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, je nachdem, ob wir uns für einen lautlosen oder einen offensiven Ansatz Der Fokus des gesamten Spiels liegt jedoch auf der Verbindung mit der Natur, die sich in vielen Aspekten widerspiegelt. Zum Beispiel müssen wir die Zutaten von Pflanzen einzeln und behutsam sammeln, indem wir ein Mikrospiel mit Stick und Trigger absolvieren. Wenn wir das nicht tun, werden die Pflanzen beschädigt und geben uns weniger Ressourcen. Ähnlich verhält es sich mit den Tieren, die wir mit möglichst einem Pfeil erlegen müssen, sonst leiden sie unnötig und die Zutaten werden schlechter. Mit menschlichen Waffen sind sie sogar ungenießbar. Das Spiel belohnt uns also dafür, dass wir respektvoll mit der Natur umgehen, was uns auch näher an die Philosophie der Na’Vi bringt.

Ein weiterer Aspekt, der die Verbindung mit der Natur zeigt, ist die Möglichkeit, die Umwelt wiederherzustellen. Die feindliche RDA unterhält überall auf der Karte verschiedene Fabriken, die die Luft, das Wasser und den Boden von Pandora verschmutzen. Diese Fabriken können wir zerstören, wobei wir im Anschluss mit deutlich mehr Ressourcen belohnt werden, wenn wir dabei möglichst gewaltfrei vorgehen. Haben wir eine der Fabriken zerstört, sehen wir, wie die Natur sich regeneriert und die Flora und Fauna wieder aufblüht. Das ist nicht nur optisch ein schöner Effekt, sondern hat auch Auswirkungen auf das Gameplay, da wir dadurch neue Wege, Ressourcen und Verbündete freischalten können. Das Spiel motiviert uns also, Pandora zu retten, indem es uns die Schönheit und den Reichtum des Planeten zeigt.

Sammler und Jäger... und Sammler

Die Spielwelt von Avatar: Frontiers of Pandora ist ziemlich groß, aber mit dem etwa 3 Meter großen Spielcharakter bequem zu durchqueren. Später können wir auch mit Reittieren (Schreckenspferden) und Flugtieren (Ikrans) unterwegs sein, die das Erkunden nochmal deutlich angenehmer machen. Die Welt ist voller verschiedener Collectables, wie Sarentu-Totems, Ikran-Ausrüstung, Skillpunkte, Gesundheitspunkte, besondere Zutaten und Erinnerungen. Die Totems und Erinnerungen stärken unsere Bindung mit Eywa, der Gottheit von Pandora, und geben uns Zugang zu neuen Fähigkeiten. Ressourcen gibt es auch überall zu finden, zahlreiche Blumen und Tiere geben verschiedene Zutaten zum Kochen oder Herstellen von Items. Die Collectables sollen zwar dazu anregen, die Welt zu erkunden und mehr über unsere Vergangenheit zu erfahren, wie es in Ubisofts Open-World-Spielen aber so üblich ist, geht nach einigen Spielstunden die Sammellust etwas verloren.

Optisch hingegen besitzt Avatar sicherlich eine der beeindruckendsten Spielwelten überhaupt, weil die von James Cameron geschaffene Welt Pandora wie geschaffen ist für wunderschöne Naturbilder und atemberaubende Szenerien. Die Grafik ist detailreich, farbenfroh und realistisch, die Animationen sind flüssig und die Lichteffekte sind spektakulär. Besonders hervorzuheben ist die nachts fluoreszierende Flora, die die Welt in ein magisches Leuchten taucht. Das Spiel ist ein wahrer Augenschmaus, der uns tatsächlich immer wieder staunen lässt. Auch das Audiodesign ist auf hohem Niveau, die Spielwelt fühlt sich sehr lebendig an. Die Geräusche der Tiere, der Pflanzen und der Umgebung sind authentisch und immersiv, die Musik ist stimmungsvoll und die Sprachausgabe überzeugend.

Knack- und Schwachpunkte

Das Spiel ist natürlich bei weitem nicht perfekt. Eine der Schwächen ist die Wiederholung der Nebenquests, die sich sehr schnell ähneln und generell nicht wirklich nötig sind. Die Nebenquests bestehen meist aus simplen Aufgaben, wie etwas besorgen, jemanden retten oder etwas zerstören. Sie bringen uns sporadisch veraltete Ausrüstung und immer etwas Gunst, die wir bei den verschiedenen Clans sammeln können. Die Gunst beeinflusst, wie die Clans uns behandeln und welche Items sie uns anbieten. Das ist zwar eine interessante Idee, aber leider nicht sehr gut umgesetzt, da die Unterschiede zwischen den Clans kaum spürbar sind. 

Eine weitere Schwäche ist das Fehlen von Stufen und Geld. Das Spiel hat stattdessen ein System von Kampfkraft und Güteraustausch. Die Kampfkraft ist eine Zahl, die angibt, wie stark wir sind, und die mit besserer Ausrüstung steigt. Die Ausrüstung können wir entweder finden, herstellen oder tauschen. Dafür brauchen wir keine Währung, sondern nur Güter, die wir in der Welt sammeln können. Das sind zum Beispiel Zutaten, Ersatzteile oder Gunst. Das System ist an sich nicht schlecht, aber es nimmt dem Spiel etwas von der Spannung und dem Anreiz, sich zu verbessern. Es gibt keine wirkliche Herausforderung, die Ausrüstung zu bekommen, da wir sie einfach finden oder tauschen können. Es gibt auch keine wirkliche Belohnung, verschiedene Waffen oder Ausrüstung zu benutzen. Die Kampfkraft ist nur eine abstrakte Zahl, die keinen Einfluss auf das Gameplay hat, außer dass wir mit höherer Kampfkraft eben auch Gegner mit höherer Kampfkraft bekämpfen können. 

Dann wäre da noch die KI der Gegner und der Verbündeten. Die RDA-Soldaten sind nicht besonders schlau und reagieren oft zu spät oder gar nicht auf unsere Angriffe. Sie verhalten sich darüber hinaus immer sehr ähnlich und nutzen kaum ihre Umgebung oder ihre Ausrüstung aus. Das Spiel hätte mehr Spannung und Herausforderung geboten, wenn die Gegner etwas intelligenter und abwechslungsreicher agiert hätten, die Möglichkeiten wären auf jeden Fall da gewesen. Mit einer Hauptstory von 20 bis 30 Stunden und zusätzlichen Stunden der Erkundung und Zurückeroberung von Pandora gibt es hier jedenfalls mehr als genug Spielinhalte.

Fazit:

Trotz dieser Schwächen ist Avatar: Frontiers of Pandora tatsächlich ein gutes Spiel, das uns in eine wunderbare Welt entführt und zumindest ansatzweise eine mitreißende Geschichte erzählt. Das Spiel ist außerdem ein Fest für Augen und Ohren, die Schönheit von Pandora wurde ausgezeichnet eingefangen. Fans der Filme werden das Spiel sicherlich lieben, aber auch Neueinsteiger können hier eine tolle Zeit verbringen. Darüber hinaus gibt es intensive und interessante Einblicke in die Welt der Na’Vi. Das Spiel ist also zwar nicht nur „Far Cry in Blau“, kommt aber über die Qualität der durchschnittlichen Ubisoft-Open-World-Spiele auch nur schwerlich hinweg.

Unsere Wertung:
7.0
Nico Zurheide meint: "Interessante Prämisse, herausragende Optik, doch mit altbekanntem Gameplay letztlich nur gehobenes Mittelmaß."
Avatar: Frontiers of Pandora von Massive Entertainment erscheint am 07.12.2023 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und XBox One und XBox Series. Wir haben die Version für XBox Series getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Ubisoft zur Verfügung gestellt.
Nur registrierte Benutzer können Kommentare verfassen. Jetzt registrieren
2 Kommentare:
Vyse)
Vyse
Am 05.02. um 17:44
Hab mir letztens mal einen Monat Ubisoft+ geholt, eigentlich wegen Prince of Persia, und war sehr positiv von Avatar überrascht. Die Grafik ist tatsächlich die schönste, die ich je in einem Videospiel gesehen habe. Es ist, als hätte Monolith ein Xenoblade Chronicles X2 mit dem Detailreichtum von Uncharted 4 entwickelt und dann mit HDR und 4K ausgestattet. Das ist tasächlich eine Bereicherung für das Spielerlebnis, da es eben nicht um irgendwas sinnloses wie einzeln animierte Armhaare geht, sondern die Spielwelt dadurch eben extrem schön aussieht.

Leider ist es spielerisch eine ziemliche Luftnummer. Es gibt zwar Ubisoft-typisch viele Sidequests und Nebenaufgaben, für die man aber leider nichts bekommt, weil es keine Erfahrungspunkte gibt. Die Kämpfe sind überraschend fordernd (v.a. weil die Anzahl der Heilungsitems begrenzt ist), aber ziemlich selten, und ansonsten besteht das Spiel nur aus Suchaufgaben, weil es selbst im Guided-Modus keine Questmarker gibt und man deshalb ständig auf die Karte schauen muss.

Ansonsten geht mir halt wieder mal das klischeehafte, typisch westliche Writing mit den "bösen weißen Männern" ordentlich auf die Nerven...
SantiagoWinehouse)
SantiagoWinehouse
Am 07.02. um 14:28
Danke für den Test.
Stimme so ziemlich in allen Punkten mit euch überein. Mir macht das Spiel wirklich Spaß, wobei sich einige Missionen wirklich ähneln und gar die Architektur der Stützpunkte (die großen RDA-Anlagen) teils 1:1 übernommen worden sind; und die Gegner die gleichen Strecken ablaufen. Grafisch wirklich atemberaubend schön. Einzig in der Höhenprärie ruckelt es bei mir teils (ich habe das Game auf PS5). Finde die Region etwas "kahl" und "langweilig". Alles in allem aber für mich gelungen und hat es mich gut unterhalten