Moving Out 2
Moving Out 2 ist – wenig überraschend – der Nachfolger des physikbasierten Umzugssimulators Moving Out, der im April 2020 von Publisher Team 17 veröffentlicht wurde. Wer sich damals schon als chaotischer Möbelpacker die Zeit vertrieben hat, kann sich diesen Test eigentlich sparen, denn Moving Out 2 ist schlicht mehr desgleichen, jetzt aber mit einem zusätzlichen Online-Modus und einigen neuen Barrierefreiheit-Optionen. Wer den ersten Teil dagegen noch nicht kennt, dem legen wir die nachfolgenden Zeilen ans Herz. Viel Spaß!
Grundsätzlich ist Moving Out genau das, wonach es klingt: ein Umzugssimulator. Ein bis vier Spieler übernehmen die Rolle von Möbelpackern (ausgebildete „Furniture Arrangement and Relocation Technicians“ oder auch F.A.R.T.s, die für die Firma „Smooth Moves“ arbeiten), um in einer Vielzahl von Szenarien und Levels verschiedene Gegenstände aus Häusern zu transportieren oder neuerdings auch mal hinein zu tragen. Das Ziel ist es stets, so schnell wie möglich zu arbeiten, während man sich den Herausforderungen und Hindernissen stellt, die im Weg stehen. Das klingt womöglich nicht sonderlich spaßig, aber die verschiedenen Möbelstücke dürfen nicht nur vorsichtig zur Tür hinausgetragen, sondern auch brachial durch Fenster geworfen werden. Größere Möbelstücke, die für einen Möbelpacker zu schwer sind, erfordern zudem Teamwork, und so entwickelt sich rasch ein gleichermaßen chaotisches wie kurzweiliges Koop-Spiel, das mit seinem lokalen Multiplayer-Modus durchaus partytauglich ist.
Wie läuft das Ganze in der Praxis ab? Wir fahren in einer Oberwelt mit unserem LKW zu einem Gebäude in der fiktiven Ortschaft Packheim. Danach startet ein Timer und wir beginnen mit der Umzugsarbeit. Da steht beispielsweise ein Sofa im Wohnzimmer? Zu zweit hinlaufen, durch Drücken der Schultertasten an beiden Enden packen und zum nächsten Fenster tragen. Um das Sofa nach draußen zu werfen, müssen beide Möbelpacker das Sofa erst hin- und herschwingen, um letztlich im richtigen Augenblick gleichzeitig die Wurftaste Y zu drücken. Enge Korridore oder Türen erfordern eventuell, dass wir das Sofa geschickt um Ecken manövrieren. Dann muss das Möbelstück noch zum Transportlaster geschleppt und dort möglichst weit hinten abgestellt werden, denn der Platz im LKW ist knapp bemessen und das Sofa könnte sonst den Weg für kleinere Gegenstände versperren. Dieses Prozedere wiederholt sich immer wieder, bis eine vorgegebene Anzahl an Möbeln verräumt wurde. Als Belohnung winken dann – je nach benötigter Zeit – verschiedene Sterne, mit denen wir neue Levels freischalten.
Unterschiedliche Schauplätze und mannigfaltige Hindernisse sorgen dafür, dass sich nie eine wirkliche Routine einstellen kann. Durch Portale können wir nach einiger Zeit Packheim sogar verlassen und in verschiedene Dimensionen reisen. So reichen die verschiedenen Szenarien von herkömmlichen Häusern bis hin zu ungewöhnlichen Orten, wie einer Fabrik in einem Schlaraffenland, wo alle Gegenstände aus Pfefferkuchen und anderen Süßigkeiten bestehen, oder Gebäude in einer futuristischen Sci-Fi-Stadt hoch über den Wolken. Die Hindernisse variieren entsprechend der jeweiligen Umgebung und sprechen in ihrem Abwechslungsreichtum für die Kreativität der Entwickler. In der Süßigkeitenfabrik müssen beispielsweise Wände aus Zuckerguss erst mit einer Abrissbirne durchbrochen werden, während uns auf einem Bauernhof wütende Ziegen jagen.
Vor allem an etwas skurrileren Orten, die das sonst übliche Gameplay mit neuen Gimmicks sprengen, zeigt sich, dass Moving Out 2 genau wie der Vorgänger auf Multiplayer-Action ausgelegt ist. Zwar sind alle Level alleine spielbar, aber der Spaß bleibt dann häufig auf der Strecke. Auf einem Bauernhof gibt es zum Beispiel Tore, die sich von alleine schließen. Wer mit einem oder mehreren Freunden dort unterwegs ist, kann sich besagte Tore von einem Mitspieler einfach öffnen lassen, um währenddessen etwa ein zappelndes Schweinchen in seinen Stall zu tragen. Wer alleine spielt, muss dagegen das Schweinchen absetzen, um das Tor zu öffnen und nicht selten dabei zusehen, wie die flinke Sau in der Zwischenzeit rasch wieder abhaut. Solisten ist Moving Out 2 so trotz diverser Einstellungsmöglichkeiten, die das Spiel deutlich leichter machen, nur bedingt zu empfehlen. In geselliger Runde kommt dagegen Laune auf, und das nicht nur an den oben erwähnten Schauplätzen, sondern auch in freispielbaren Arcade-Leveln.
Apropos freischaltbar… Die Charaktere – darunter auch völlig abgedrehte Zeitgenossen wie ein Maiskolben, ein Alien oder ein Wurm in einem Apfel – sind in einem skurrilen Stil gestaltet, der zu der humorvollen Atmosphäre des Spiels passt. Das Portfolio tollpatschiger Charaktere besteht aus bereits bekannten Zeitgenossen aus dem ersten Teil, wie Rye Yu und Sidney, aber auch aus einer großen Anzahl neuer Figuren, von denen die meisten erst nach und nach freigeschaltet werden müssen. Eine kleine Anzahl an Spielfiguren kann außerdem als DLC erworben werden. Dass sich die Entwickler besonders um das Thema Inklusion gekümmert haben, wird übrigens nicht nur bei den Barrierefreiheit-Optionen klar, sondern auch bei den Charakteren. Wer möchte kann seine Lieblingsfigur nämlich jederzeit in einen Rollstuhl setzen.
Optisch präsentiert sich Moving Out 2 wie gehabt in einer isometrischen Ansicht und natürlich wieder bunt, cartoonartig und voller Humor. Im Vergleich zum Vorgänger wurde hierbei praktisch nichts verändert. Das ist in dem Fall aber kein wirklicher Kritikpunkt, denn die Action läuft stets flüssig und kommt auch auf Nintendos Hybridkonsole mit relativ kurzen Ladezeiten aus. Während letzteren werden Weisheiten eingeblendet, die den Humor des Spiels unterstreichen. Kostprobe gefällig? "Man kann nicht umziehen, ohne ein paar Eier zu zerschlagen. Oder Fernseher."
Auf eine Sprachausgabe wurde weitestgehend verzichtet. Lediglich im Menü gibt es einen Sprecher, der ausschließlich Englisch beherrscht. Die Bildschirmtexte sind aber natürlich auf Deutsch, und die fröhliche Musik passt unabhängig davon jederzeit perfekt zum Gameplay.
Fazit
Moving Out 2 ist in vielerlei Hinsicht nicht nennenswert besser als der Vorgänger. So ist es für Einzelspieler noch immer genauso uninteressant, und neue Spielmodi, wie etwa ein 2-vs.-2-Modus, bei dem sich die Spieler on- oder offline um die Möbel schlagen, sucht man vergeblich. Unabhängig davon ist Moving Out 2 jedoch nach wie vor ein wunderbar chaotischer Koop-Multiplayer-Titel. Er richtet sich sowohl an Neulinge als auch an Spieler, die mit dem ersten Teil Spaß hatten und einfach nur mehr davon wollen, und ist angereichert mit einem neuen Online-Modus, neuen Umgebungen, neuen Charakteren und neuen Herausforderungen in einer ungemein kreativen, lustigen Spielwelt.