Final Fantasy 16
Final Fantasy ist zurück und darf zeitexklusiv auf der PlayStation 5 gespielt werden. Wir haben uns das neueste Rollenspiel-Epos der beliebten Serie etwas genauer angesehen.
Die Welt von Final Fantasy XVI führt uns diesmal in die Welt von Valisthea. Diese besteht aus zwei Kontinenten, nämlich Styrm im Westen und Ashra im Osten, und zusätzlich auch einige verfeindende Reiche beherbergt. Das Reich Valisthea setzt dabei ihr Wissen in die Anwendung von Magie und gewinnt mit Hilfe mächtiger Kristalle beispielsweise Feuer oder Trinkwasser. Diese Kristalle sind auch der Grund dafür, dass es auf der Welt zu Konflikten kommt, da diese sogenannten Mutterkristalle der Ursprung sämtlicher Rohstoffe des Planeten darstellen und dementsprechend begehrenswert sind. Die Kämpfe führen dazu, dass die Magie immer mehr zurückgeht, was die Erbeutung der Kristalle noch erbitterter macht und sich für die einzelnen Nationen als lebensnotwendig darstellt, um ihr Fortbestehen sicherstellen zu können.
Clive und der Orden des Phönix
In dieser Ausgangslage übernehmen wir die Kontrolle des jungen Prinzen Clive, dem ältesten Sohn des Herzogs von Rosaria. Für gewöhnlich wäre Clive der Thronfolger, würde im Land Rosaria nicht ein anderer Faktor eine wichtige Rolle spielen. Das Herzogtum genießt nämlich den Schutz der sogenannten Esper Phönix, uralte, magische Wesen, welche über die Macht eines Elements - in unserem Fall des Feuers - verfügt. Diese wählen einen sogenannten Dominus aus, einen Mensch, der das Wesen kontrollieren kann. Wie es das Schicksal so will, wurde nicht etwa Clive ausgewählt, sondern sein jüngerer Bruder Joshua. Dies macht Clive nicht nur zum Beschützer seines Bruders, sondern er darf sich auch an dessen Fähigkeiten bedienen. Jedoch bringt die Wahl des Dominus auch gleichzeitig die Thronfolge mit sich und damit ist Clive zumindest für seine Mutter eine herbe Enttäuschung.
Die Geschichte setzt zunächst in einer Rückblende an, um dem Spieler in einem Tutorial zu vermitteln, was eigentlich los ist, wie das Spiel funktioniert und welche Fähigkeiten Clive besitzt. Dann nimmt die Story recht schnell Fahrt auf, die Ereignisse überschlagen sich und lassen euch teilweise mit offenen Mündern zurück. Das liegt aber nicht nur an der Story selbst, von der wir euch an dieser Stelle nicht allzu viel verraten werden. Das gesamte Spiel und die gesamten dazugehörigen Zwischensequenzen sind einfach nur grandios inszeniert. Was da bereits in den ersten Minuten über den Bildschirm flackert, ist ganz großes Kino. Die Geschichte nimmt euch sofort mit, dreht keine unnötigen Schleifen zu Beginn und ihr werdet Clive sofort als Hauptcharakter ins Herz schließen.
Überragende Story trifft auf tolle Charaktere
Zwei Aspekte der Story möchten wir an dieser Stelle nochmal vertiefend aufgreifen, da diese wesentlich für das Spielerelebnis sind. Zwar werden mehrere zeitliche Abschnitte im Spiel beleuchtet und auch geografisch kommt ihr viel herum, doch im Kern dreht es sich dennoch alles um Clive. Die breit gefächerte Charaktervielfalt aus dem Vorgänger, welche von Kritikern etwas augenzwinkernd als „Boyband“ dargestellt wurde, gehört der Vergangenheit an. Clive hat zwar ständig neue Begleiter, im Wesentlichen ist er aber der Held über die komplette Dauer des Abenteuers. Diese Fokussierung auf nur einen Helden tut dem Spiel sehr gut. Hinzu tritt das Land, also die Spielwelt selbst, stark in Erscheinung. Politische Intrigen, ständige Kämpfe und unerwartete Handlungsbögen verschiedenster Personen machen dieses Spiel einfach nur lebhaft, wie kaum ein anderes.
Betrachtet man die Spielwelt genauer, so muss erwähnt werden, dass Final Fantasy XVI keineswegs ein Open-World-Spiel ist. Der Titel gliedert sich immer wieder in größere Areale, welche teils auch frei erkundet werden dürfen. Allerdings werden diese dann durch eine Oberwelten-Karte voneinander ugetrennt. Wer jetzt aber glaubt dadurch ein kurzes Abenteuer vorzufinden, der irrt. Das neue Final Fantasy hat einen immensen Spielumfang und ihr solltet alleine für die Haupthandlung gut und gerne 40 Stunden einplanen. Wer das gesamte Abenteuer nebst allen Nebenmissionen abschließen möchte, darf etwa das Doppelte an Spielzeit einrechnen. Der Hauptfokus des Abenteuers wird ganz klar auf die grandiose Geschichte gelegt, was die einzelnen Areale etwas „schlauchig“ wirken lassen. Im Zeitalter eines The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom fühlt man sich da fast etwas eingeengt in seinem Erkundungsdrang und wünscht sich dann doch hier und da etwas mehr Freiheiten.
Große Action und viel fürs Auge...
Final Fantasy XVI legt aber wie bereits erwähnt den Fokus klar auf die Geschichte und auf das Kampfsystem. Dieses ist, wie bereits im Vorgänger, in Echtzeit gehalten. Damit bricht man bewusst mit der klassischen RPG-Formel, für die das Genre eigentlich mal berühmt geworden ist und setzt auf actionlastige Kämpfe. Dabei steuert ihr hauptsächlich Protagonist Clive, welcher als Hauptwaffe ein Schwert trägt. Sein tierischer Begleiter, ein Wolf namens Torgal, greift zusätzlich mit ins Kampfgeschehen ein. Neben den unterschiedlichen Angriffen mit dem Schwert ist es vor allem die Macht des Espers, welche viel Varianz in das Kampfsystem einbringt. Zu Beginn noch ausschließlich mit Feuer ausgestattet, gesellt sich im Laufe der Geschichte Erde oder Wasser hinzu, was je nach Gegnertyp Wunder wirken kann. Der geschickte Einsatz der unterschiedlichen Esper ist nämlich der Schlüssel zum Erfolg – gerade gegen die ganz harten Gegner. Jedoch gleich vorneweg: Final Fantasy XVI ist kein bockschweres Spiel. Zu Beginn dürft ihr wählen, ob Story oder Action, was im Falle von Story das Spielgeschehen schon beinahe etwas zu einfach macht.
Insgesamt wirken die Kämpfe gelungen, allerdings keinesfalls sehr anspruchsvoll. Der Einsatz mit bis zu drei Esper-Typen kann so gestaltet werden, dass man sich die Kämpfe im Vorfeld angenehm zurecht legen kann. Vielmehr ist es die Inszenierung der Kämpfe und die Optik der Gegner, die den großen Charme des Kampfsystems ausmachen. Tritt ein großer Bossgegner aufs Feld wird dieser epochal in Erscheinung gesetzt. Dazu setzt das Spiel an einigen Stellen auf einen Perspektivwechsel, sodass wir die Kontrolle einer anderen Figur übernehmen. Auch hier gibt es leichte, spielerische Kost, dafür gewaltig was fürs Auge. Was hier auf dem Bildschirm abgeliefert wird, hat man in der Form vermutlich noch nicht gesehen - freut euch drauf! Hier und da wird das Spektakel von sogenannten Quick-Time-Events aufgelockert, welche fair gelöst sind und nie besonders große Herausforderungen darstellen.
...dafür wenig für den „RPG-Freund“?
Das Kampfsystem und die Geschichte haben ihren Anteil daran, dass Final Fantasy XVI sehr actionlastig geworden ist. Das ist im Grunde auch nicht schlecht, allerdings wünscht sich der klassische Final-Fantasy-Fan etwas mehr Rollenspiel in einem Rollenspiel. Denn Final Fantasy XVI ist in dem Sinne gar kein RPG mehr. Es gibt natürlich noch einige Elemente des ursprünglichen Genres. Die Esper dürfen in gut strukturierten Talentbäumen trainiert und bei nicht gefallen wieder zurückgesetzt werden. Gegenstände und Ausrüstungen werden ebenfalls gefunden, gekauft und verbessert. Allerdings spiel all das nur eine untergeordnete Rolle und fällt kaum ins Gewicht. Das liegt vor allem auch daran, dass es viele Gegenstände, wie Heiltränke, überall in der Spielwelt zu finden gibt. Dadurch braucht ihr gar nicht viel zu farmen oder üppig einzukaufen, da ihr euer Inventar ohnehin beinahe immer voll habt.
Außerdem fehlt es dem Spiel an gelungenen Nebenaufgaben. In Dialogen werden zwar hin und wieder kleinere Rätsel versteckt, welche das Spielgeschehen auflockern, und man darf das Spiel jederzeit pausieren und kann sich interessante Details zu Spielwelt, Feinden und Charakteren zu Gemüte führen. Allerdings vermisst man doch so kleinerer Nebenaufgaben, welche etwas Ruhe in das ganze Abenteuer reinbringen und abseits der action-geladenen Handlung die Gemüter etwas abkühlen.
Technisch gesehen gibt es hingegen wirklich gar nichts zu meckern. Final Fantasy XVI ist vermutlich eines der bisher schönsten Spiele, die je erschienen sind. Die Charaktere und die Umgebungen sehen einfach nur umwerfend gut aus und die Spielwelt wurde herausragend in Szene gesetzt. Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Entwickler hier keine Open-World zu „bespaßen“ haben und die einzelnen Areale deshalb einfacher darzustellen sind. Allerdings hat man sich hier die bestmögliche Mühe gegeben, um ein optisches Feuerwerk abzufackeln. Vor allem die Abschnitte mit den Esper-Kämpfen sorgen für feuchte Augen. Ganz ohne Fehl und Tadel läuft das Spielgeschehen leider nicht immer und die grandiose Optik muss gerade im Performance-Modus, welcher wahlweise eingesetzt werden darf, einige Ruckler an sehr belebten Kämpfen hinnehmen. Störend ist das jedoch kaum und wer gar nicht damit klarkommt wechselt einfach in den Grafik-Modus - hier haben wir kaum noch Ruckler wahrgenommen, dafür aber auch die etwas geringere Bildrate gehabt. Beim Sound gibt es wiederum gar nichts zu tadeln, der ist einfach nur bombastisch. Die Vertonung, die Musik und letztlich auch die Synchronisation sind einfach spitze.
FAZIT:
Final Fantasy XVI geht ganz andere Wege, wie man sie vielleicht von früheren Ablegern der Serie gewohnt war. Das Spiel zeichnet sich durch eine wunderschöne und gleichzeitig spannende Geschichte aus, welche bereits zu Beginn interessant erzählt wird und euch bis zum Ende nicht mehr loslässt. Dazu setzt man auf ein action-geladenes Kampfsystem, welches von den Ursprüngen des Genres gänzlich ablässt, sich jedoch flott und simpel spielt, ohne die ganz großen Finessen zu beinhalten. Die Spielwelt wirkt groß und abwechslungsreich, lässt jedoch etwas die Erkundungen vermissen. Überhaupt vermisst man im neuen Final Fantasy etwas den RPG-Faktor, der hier meiner Meinung nach deutlich zu kurz geraten ist. Die Inszenierung macht dies allerdings mehr als wett und ihr bekommt in durchschnittlich 50 Stunden ein brachiales Meisterwerk für die Augen. Für mich persönlich ist FF16 auf jeden Fall eines der schönsten Videospiele überhaupt und gerade die Kämpfe, bei denen die Kontrolle über den Esper übernommen werden darf, hat man in der Form wohl noch nicht erlebt. Final Fantasy XVI ist auf jeden Fall ein tolles Spiel, wenngleich es mit einigen Traditionen des Genres und der Serie bricht und mitnichten perfekt ist.