#Schmerzhaft: The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom
Die internationale Fachpresse hat Tears of the Kingdom mit Superlativen überhäuft. Auf Metacritic sitzt das Spiel unangefochten auf dem Thron der besten Spiele des Jahres und – sofern ich richtig gezählt habe – auf Rang 36 der besten Spiele aller Zeiten. Gamereactor argumentiert, dass TOTK nicht nur als phänomenales Sandbox-Spiel, sondern schlicht als herausragender Titel in Erinnerung bleiben wird. Das spanische Magazin Areajugones bezeichnet TOTK als das wichtigste Spiel der letzten 10 Jahre. Edge Magazine spricht gar von stratosphärischen Höhen, die Spieler – wohlgemerkt nicht nur wörtlich, sondern auch metaphorisch – erleben dürfen. Kollege Nico schreibt in unserem Test vom neuen besten Spiel aller Zeiten.
Während all meine Kollegen Tears of the Kingdom vermutlich schon durchgespielt haben, stecke ich noch mitten in der Haupt-Questline. Ich habe rund 12 Stunden auf dem Tacho. Für ein endgültiges Fazit ist es definitiv zu früh, aber nach all den Lobeshymnen muss ich feststellen: Bisher bin ich von Links neustem Abenteuer ein klein wenig enttäuscht.
Bevor mir irgendwelche Fans der Serie Gotteslästerung vorwerfen: Es ist definitiv kein schlechtes Spiel! Die Bezeichnung "schmerzhaft" hat es natürlich nicht verdient. Nur, es ist für mich ebenso wenig der herausragende Titel, der vielerorts gefeiert wird. Müsste ich Tears of the Kingdom mit einem Wort beschreiben, würde ich „nett“ wählen. Das Spiel ist nett. Es ist spaßig. Nur eben nicht herausragend, und ich bin mir jetzt schon relativ sicher, dass es mir später nicht groß im Gedächtnis bleiben wird. Gleiches galt auch schon für Breath of the Wild. Ich habe fast hundert Stunden mit dem Tears-of-the-Kingdom-Vorgänger verbracht. Ich hatte zweifelsohne meinen Spaß damit, aber ich habe es nicht grundlos wieder verkauft. Kein Teil davon hat sich so in mein Gedächtnis gebrannt, wie Szenen aus Spielen wie Red Dead Redemption 2, The Wicher 3, Bioshock, Portal 2, The Last of Us 1 + 2, Mass Effect 2 oder auch frühere Teile der Zelda-Reihe, wie Ocarina of Time oder Majora’s Mask.
Es gab anno 2017 so gut wie nichts, womit Breath of the Wild neue Maßstäbe setzen konnte. Vielfach gelobte Neuerungen waren lediglich für die Zelda-Serie neu, nicht für Videospiele allgemein. Die Optik mit ihren regelmäßigen Framerateproblemen war kaum der Rede wert. Die offene Welt war zwar riesig, aber verhältnismäßig leer mit Ortschaften, die damals wie heute als winzig bezeichnet werden dürfen. Die Story – größtenteils aus Rückblenden bestehend – war mehr Mittel zum Zweck, und viele Missionen waren langweilige Fetch- und Sammel-Quests. Nintendo hatte im Prinzip den Flair der Zelda-Reihe mit einem Bethesda-artigen RPG-Design kombiniert. Das Ergebnis: The Legend of Zelda: Breath of Skyrim.
Tears of the Kingdom ist genau das noch einmal. Zwar gibt es jetzt viel seltener Ruckeleinlagen, aber schöner ist die Welt nicht geworden. Tears of the Kingdom, veröffentlicht im Jahre 2023, kann optisch nicht einmal mit den auf der E3 2014 gezeigten „Gameplayszenen“ (siehe Bild oben) von Breath of the Wild mithalten. Speziell auf den schwebenden Inseln sieht Tears of the Kingdom meiner Meinung nach sogar schlechter aus als Breath of the Wild. Wenn sich Wolken über den Himmel schieben und so Schatten auf die gelben Gräser der Inselwelt in schwindelerregenden Höhen werfen, werde ich auf meinem 55-Zoll-Fernseher mit Kantenflimmern der Extraklasse „verwöhnt“. Das kann man Eiji Aonuma und seinem Team nur bedingt ankreiden, denn die Switch hinkt mit ihrer Leistung selbst Last-Gen-Konsolen ordentlich hinterher. Das macht die Sache aber nicht besser, zumal sich Tears of the Kingdom auch abseits der Optik nicht mit Ruhm bekleckert. So manchem Charakter würde ich gerne eine Ohrfeige verpassen, weil mich sein sinnfreies Gegrunze auf die Palme bringt. Dass eine Firma wie Nintendo, die allein mit dem kürzlich veröffentlichten Super-Mario-Bros.-Film fast 1,3 Milliarden Dollar eingenommen hat, zu geizig ist, um einer Serie wie Zelda eine vernünftige Sprachausgabe zu spendieren und selbst die wichtigsten Charaktere immer wieder mit animalischen Lauten und Textboxen auskommen müssen, ist für mich unverständlich.
Das alles wäre nicht so schlimm, wenn Tears of the Kingdom jederzeit herausragend gutes Gameplay bieten würde, aber aktuell empfinde ich nur die Schreine und Tempel als qualitativ erstklassig. Tears of the Kingdom ist ein vorzügliches Rätselspiel, aber nur ein mittelmäßiges Action-Adventure. Viele Probleme des ersten Teils sind noch immer allgegenwärtig. Das Kampfsystem ist – gelinde gesagt – unausgewogen. Vermeintlich kleine Gegner können mich mit nur einem einzigen Schlag ins Jenseits befördern, während riesige Endbosse kaum eine Herausforderung darstellen. Die Waffenfusion wurde als Heilmittel gegen ständig kaputtgehende Waffen angepriesen. Tatsächlich lädt sie zwar zum kurzweiligen Experimentieren ein, löst aber mitnichten das Problem, dass ständig Schwerter, Schilde, Lanzen und Bögen kaputtgehen und ersetzt werden müssen. Das nervt und sieht zum Teil außerdem einfach nur dämlich aus: Auch wenn das Meckern auf hohem Niveau ist, so finde ich doch, dass es dem Spiel etwas an Atmosphäre raubt, wenn Link wie ein Neandertaler mit einem riesigen Gesteinsbrocken am Ende eines Steckens rumläuft. Die große Fülle an Kombinationen ist zudem Fluch und Segen zugleich. Wer durch ein gefühlt endloses Menü an Items scrollen muss, um einen bestimmten Gegenstand an einem Pfeil zu befestigen, weiß wovon ich spreche.
Link kann zehn Millionen Gegenstände bei sich tragen, aber ohne Erweiterung nicht mehr als 5 Sekunden lang laufen. Nerven tun auch Blutmond-Sequenzen, oder plötzliche Unwetter, die dafür sorgen, dass Link nicht mehr klettern kann. Statt Probleme auszumerzen, hat Nintendo bestenfalls provisorische Lösungen bereitgestellt.
Die bereits bekannte Welt aus Breath of the Wild ist – nun ja – genau das: Bekannt. Auch dadurch fühlt sich Tears of the Kingdom mehr wie ein riesiger DLC an als wie ein neues Spiel. Die dazugekommenen Gebiete unter und über Hyrule machen die Welt größer, sind qualitativ aber eher ein Rückschritt. Speziell das Erforschen des Höhlensystems empfinde ich als mühsam und bisher nicht lohnenswert. Die Spielewelt schreit allgemein danach, erforscht zu werden, bietet aber kaum nennenswerte Belohnungen für endlose Wanderungen durch Täler, Schluchten, Seen und … äh … kleine Baumbestände (Wälder schafft die Switch nicht). Das war auch schon in Breath of the Wild so, aber damals war die Welt an sich zumindest neu.
Die Story, die in den Katakomben unter dem Schloss wirklich stark beginnt, verflacht unglaublich schnell und ist so wieder einmal nur Mittel zum Zweck. Link muss Zelda und Hyrule retten. Hatten wir so schon zig mal. Nur darf er diesmal à la Banjo-Kazooie: Nuts & Bolts eigene Fahrzeuge bauen. Das ist anfangs noch cool, verliert aber nach einiger Zeit doch etwas an Reiz.
NPCs werden außerdem in bester Copy-&-Paste-Manier recycelt. An dem Korok-Kerl mit dem riesigen Rucksack, der wieder mit seinem Kumpel vereint werden möchte, laufe ich inzwischen genauso vorüber wie an dem Autisten, der Hilfe beim Aufstellen seiner Werbeschilder benötigt. Nur wenige Charaktere finde ich wirklich sympathisch.
Das ist alles wirklich Kritik auf hohem Niveau. Ich muss noch einmal betonen, dass ich Tears of the Kingdom auf gar keinen Fall für ein schlechtes Spiel halte. Letztlich scheitert der Titel vermutlich mehr an meiner hohen Erwartungshaltung und meinen persönlichen Vorlieben als an irgendwelchen qualitativen Mängeln, und ebenso vermutlich stehe ich mit meiner Meinung ziemlich alleine da, aber nichtsdestotrotz war es mir ein Verlangen diesen Artikel zu schreiben. Als Tester würde ich aktuell eine Wertung von 8 von 10 Punkten vergeben. Für fast jedes andere Spiel wäre das ein Erfolg, jedoch nicht für Nintendos Flaggschiff-Reihe. Tears of the Kingdom hat einige tolle Höhen, aber auch viele Momente, die mich das Spiel und dessen Entwickler verfluchen lassen. Es ist meiner Meinung nach gut. Aber eben nicht sehr gut. Vielleicht – hoffentlich – ändert sich meine Meinung jedoch noch.
Vielleicht solltest du dieses Spiel einfach ganz sein lassen oder es noch mehr Zeit geben (viel mehr Zeit).
Wenn man mit Botw schon nicht wirklich warm wurde, dann wird man wohl auch mit totk nicht warm, das Spiel bietet aber sehr viel mehr als botw und diese DLC Aussage ist sowieso der größte Unfug den ich über ein Spiel je gelesen habe.
Nee, diesen Artikel hätte man sich mMn sparen können. Aber schön das ihr immer noch versucht diese Site am leben zu halten.
Nachdem ich nun einige Stunden in Hyrule verbracht habe und ich endlich (!) nicht mehr nach einem Schlag von Mini-Gegnern getötet werde (war vermutlich das nervigste am ganzen Spiel), fängt es tatsächlich an, wieder ein wenig mehr Spaß zu machen. Aber zu belanglos und leblos sind die Welten, Nebenmissionen usw.
Ich habe mich ja vor Release schon nicht beliebt gemacht mit meiner Meinung, aber ich bin echt nicht so begeistert, wie die meisten. Ist für mich höchstens ein recht gutes Spiel. Ich "hechte" mittlerweile durch die Hauptmissionen, damit ich das Spiel abschließen kann (immerhin ist es ja ein Zelda!). Aber ich möchte nicht sammeln, vervollständigen usw. Es bietet ja auch überhaupt keinen Mehrwert.