Test

Dredge

Von Michael Prammer am 02.05.2023

Momentan spielen viele sogenannte Content-Creator, im Volksmund auch YouTuber genannt, das kleine Adventure Dredge und zeigen sich durchweg begeistert. Wir haben uns den Titel auf Nintendo Switch angesehen und verraten euch, ob sich der Ausflug in das mysteriöse Abenteuer lohnt.

Die Geschichte (und damit auch unser Abenteuer) startet in dem fiktiven Örtchen Großmark, einer kleinen Insel, auf der ein neuer Fischer gesucht wird. Der alte ist aus noch ungeklärten Gründen verschwunden und so kommen wir gerade richtig. Bei der Ankunft in die scheinbare Idylle hat unser Charakter zwar Schiffbruch erlitten, doch glücklicherweise werden wir vom ortsansässigen Bürgermeister gleich mit einem neuen Schiff samt Angelrute ausgestattet. Das geschieht allerdings nicht aus reiner Nächstenliebe. Wir müssen fortan unsere Schulden abarbeiten und gleichzeitig beim Aufbau der Stadt behilflich sein. Dabei bemerken wir schnell, dass irgendetwas in der Gegend faul und unser Vorgänger nicht ohne Grund verschwunden ist. 

Es ist nicht alles so, wie es scheint

Die Bewohner haben offensichtlich etwas zu verbergen, denn sie zeigen sich nicht nur sehr sparsam mit ihrer Gesprächsbereitschaft, sie wirken auch vom Verhalten her alles andere als normal. Egal ob es sich um den Bürgermeister oder den Fischhändler, mit dem wir unsere ersten Geschäfte machen, handelt, so richtig Vertrauen in die Landsleute möchte einfach nicht aufkommen. Das wird auch nicht besser, als unser Charakter von seinen ersten Angeltouren zurückkommt und seltsame Anomalien in seinem Netz findet. Statt sinnvolle Antworten gibt es nur mehr Aufträge mysteriöser Art, wobei wir für besonders bizarre Funde mehr Geld kassieren. So ist der Spielstart etwas grotesk, geprägt von einer eine Reihe sonderbarer Aufgaben, die zwar einfach zu bewältigen sind, aber zunächst nur bedingt Sinn machen.

In Dredge bereisen wir abseits von Großmark insgesamt fünf Inselgruppen, auf der unterschiedliche Geheimnisse versteckt sind. Das Schiff, welches uns der Bürgermeister zu Beginn zur Verfügung gestellt hat, kann uns dabei jedoch nur bedingt helfen. Um unseren Aktionsradius zu erweitern, müssen wir es im Laufe des Abenteuers verbessern. Nicht nur die Motoren wirken sehr schwach auf der Brust, auch die Angel ist nicht für jeden Fisch geeignet und der Frachtraum bietet nur Platz für eine bestimmte Anzahl an Güter. Neben einer Schiffsbauerin finden wir in Großmark glücklicherweise ein Trockendock, mit dem wir unser Schiff aufwerten und reparieren können. Die benötigten Materialien dazu fischen wir aus den unterschiedlichen Gewässern in der Umgebung. Selbiges tun wir natürlich auch mit Fischen, die puzzleartig im Frachtraum untergebracht werden müssen. Die frische Ware wird verkauft und das Geld gleich in eine neue Angel oder Schiffsverbesserungen investiert.

Das Angeln und das Fördern von verschiedenen Gütern erfolgt anhand eines Minispiels. Dabei startet jedes Mal ein kleines Quick-Time-Event und wir müssen im richtigen Moment die geforderte Taste drücken. Wer mal daneben haut, den bestraft das Spiel lediglich mit Verstreichen von Zeit, denn diese spielt eine wichtige Rolle. Unser Abenteuer startet immer im frühen Morgengrauen und sollte zum Einbruch der Nacht beendet sein. Tagsüber ist die See noch ruhig, aber nachts kommt Nebel auf, und Fische, die sich in den Gewässern herumtreiben, wirken bedrohlich. Die nächtlichen Wesen lassen sich übrigens nicht bekämpfen, was die Sache nicht gerade einfacher macht. Ein Auge am oberen Bildschirmrand macht uns darauf aufmerksam, dass wir langsam einen Hafen ansteuern sollten. Je nach Auftragslage kann es aber auch sein, dass wir nachts weiterarbeiten müssen.

Um uns auf die Nacht vorzubereiten und vor allem aber auch, um größere Fische zu fangen, hilft neben dem bereits erwähnten Trockendock und der Schiffsbauerin der Forschungsbereich eures Schiffs. Wenn wir Forschungsteile finden, was bei Angeltouren immer mal wieder möglich ist, bauen wir neue Angelrouten und können dadurch weitere Fischarten fangen. Außerdem wird unser Boot mit der Zeit nicht nur schneller, sondern bekommt auch eine üppige Beleuchtung spendiert, welche uns hilft, im Dunkeln zu manövrieren. Und dann wäre da noch der bereits erwähnte Frachtraum: Alles, was an Bord gelagert wird, sei es Angel oder Beleuchtung, nimmt Platz im Frachtraum weg. Tetris lässt grüßen und so ist es teilweise auch ein wenig Knobelei, die Gegenstände und die Fischfänge so zu platzieren, dass sich ein Ausflug gelohnt hat. Gegenstände, die nicht benötigt werden, dürfen wir im Lager deponieren und bei Bedarf wieder ausrüsten. 

Motivierendes Spielprinzip, ordentliche Technik

Mit der Zeit treffen wir auf immer merkwürdigere Figuren, stoßen auf immer größere Lebensformen und hin und wieder schleicht sich zudem etwas Unbekanntes zu unserer Fracht und vergiftet die gesamte Ladung. Als wäre dadurch nicht schon längst klar, dass etwas nicht ganz normal ist, beginnen wir, je länger wir wach sind, zu halluzinieren. Teilweise erscheinen neue Felsformen, dichter Nebel behindert die Sicht und an verschiedenen Orten tauchen plötzlich skurrile Monster auf. Dann entfaltet Dredge seine volle Wirkung und begeistert mit seiner mysteriösen Inszenierung. Die unheimlichen Orte, die unterschiedlichen, teils verworrenen Charaktere und die gerade in der Nacht düstere Welt laden zu einem unvergesslichen Erkundungstrip ein. Die Missionen sind dabei nicht immer ganz einfach und klar strukturiert, da die NPCs kaum Informationen preisgeben. Allerdings lohnt es sich stets am Ball zu bleiben, da es immer wieder nützliche Belohnungen zu finden gibt.

Kleinere Sammelaufgaben lockern das Spielerlebnis rund um das Fischfanggeschäft etwas auf, die Geschichte ist trotzdem der Star im Spiel und sorgt für die größte Motivation. In etwa 10 Stunden ist die Story beendet, wer alle Aufgaben abschließen möchte, bekommt noch einmal etwa fünf bis sieben Stunden je nach Spielweise dazu. 

Die stilisierte Optik kann während dieser Zeit komplett begeistern und fängt das Gefühl des Spiels mit ihrer reduzierten Farbpalette bestens ein. Die düstere Art und die mysteriöse Aufmachung wurden top in Szene gesetzt und dazu noch musikalisch treffend untermalt. So entsteht eine beklemmende, teils auch furchteinflößende Atmosphäre. Diese wechselt sich ab mit einer ruhigen Kulisse, gerade, wenn man nur am Tag unterwegs ist. Die Charaktere wurden ebenfalls gut getroffen, könnten allerdings hier und da etwas redseliger sein. Dazu hat man das Gefühl, dass die Bildschirmtexte etwas klein geraten sind. Eine etwas größere Schriftart würde bei kleineren TV-Geräten durchaus nützlich sein. Und wenn wir schon beim Meckern sind: hier und da fallen unnötig erscheinende Ladezeiten auf. Diese sind zwar nicht eklatant lang, trüben als ungewünschte Unterbrechungen allerdings etwas die Performance, die ansonsten wohlgemerkt ohne Bildrateneinbrüche und Ähnliches auskommt. 

FAZIT:

Von Dredge geht eine ganz besondere Faszination aus, die den Spieler in den knapp 15 Stunden Spielzeit kaum loslässt. Auf der einen Seite haben wir ein entspanntes Angelabenteuer, das die Motivation aufrechterhält, immer wieder neue Fische zu fangen, das Boot auszubauen und die Ausrüstung zu verbessern. Auf der anderen Seite eine mysteriöse, skurrile Geschichte mit gutem Spannungsbogen. Die wortkargen Charaktere liefern zwar nicht viele Informationen, tragen allerdings ihren Teil zur Inszenierung bei. In Kombination mit dem gelungenen Grafikstil und Soundtrack schafft es Dredge die gesamte Spielzeit über auf einem hohen Level zu fungieren. Etwas unnötig in Erscheinung tretende Ladezeiten trüben das Paket etwas, allerdings dürften sich die meisten Spieler daran kaum stören. 

Unsere Wertung:
8.5
Michael Prammer meint: "Gelungenes Adventure zwischen Entspannung und mysteriöser Handlung"
Dredge von Black Salt Games erscheint am 30.03.2023 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und Nintendo Switch und XBox One und XBox Series. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Team 17 zur Verfügung gestellt.
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