In Teamplay verschafften wir euch regelmäßig sonntags kurze Eindrücke darüber, was die Redakteure von NplusX gerade zocken. Die letzte Ausgabe findet ihr hier.

Andy:

Lange Zeit habe ich nicht verstanden, wer die Zielgruppe für PlayStation VR 2 sein soll. Ich wäre zwar bereit, einen Premium-Preis für tolle Technik zu zahlen - aber das Spieleangebot besteht gefühlt nur aus Minispielesammlungen mit Smartphone-Grafik und wenigen Ausreißern nach oben. Jetzt hat Idea Factory jedoch ein Spiel auf den Markt gebracht, das den Preis für das teure Headset im Alleingang rechtfertigt.

In Board Games With Waifus darf ich mich zusammen mit Charakteren aus verschiedenen japanischen RPGs an einen Tisch setzen und Brettspiele mit ihnen ausprobieren. Neben den weiblichen Figuren aus bekannten Idea-Factory-Spielen wie Megadimension Neptunia VII, Death end re;Quest oder Mary Skelter 2 bietet das VR-Erlebnis auch Collaboration-Charaktere aus anderen Franchises - wie etwa Marie Rose aus Dead or Alive oder Reisalin Stout aus Atelier Ryza. Zur Spieleauswahl gehören Klassiker wie Catan und Monopoly, aber auch einige Deep Cuts wie das Tabletop-RPG Car Wars.

Der Clou daran: Die virtuellen Figuren haben keine vorgeschriebenen Dialogzeilen. Stattdessen greifen sie jeweils auf ein GPT-4-Modell zurück, das mit den Scripten der textlastigen Spiele, in denen die Charaktere ursprünglich aufgetreten sind, trainiert wurde. Dadurch reagieren sie glaubwürdig auf alle möglichen Spielsituationen und behalten gleichzeitig ihre eigenen, individuellen Persönlichkeiten, die man aus den Originalspielen kennt.

Wenn man bedenkt, dass eine Buchung bei einem Escort-Service mehr kostet als PlayStation VR 2, hat man die Investition für das teure Headset bereits nach einem einzigen virtuellen Spieleabend wieder raus.

Jerry:

Waifus? Genau mein Ding! Ich habe die letzten Tage rund zwölf Stunden in das Adventure-Spiel Tentacle Island gesteckt. Der Titel des japanischen Entwicklerstudios Smut-Games erzählt die spannende Geschichte der sexy Biologin Kikiro, die mit ihrer Zwillingsschwester Honoka auf die sagenumwobene Insel Tanuchi reist, um dort im biologischen Institut zu arbeiten. Als Kikiro nehmen wir an einem Beachvolleyballturnier teil, gehen im Bikini-Laden shoppen, spielen mit Honoka im Pool und erkunden natürlich die Insel, immer auf der Suche nach einem legendären Tentakelmonster. Richtig interessant wird das Spiel erst nach rund zwei Stunden Spielzeit. Dann nämlich trifft die leicht bekleidete Kikiro in einer funkelnden Grotte zum ersten Mal auf den riesigen Tintenfisch mit seinen glitschigen Tentakeln. Kikiro darf das seltene Tier bei einem Tauchgang nicht nur in seinem natürlichen Habitat beobachten, sondern auch noch fotografieren. Anschließend müssen Zellproben im biologischen Institut akribisch untersucht werden. Könnten Mikroorganismen aus der Schleimhaut des Tintenfisches genutzt werden, um einen Impfstoff gegen Altersdemenz herzustellen? Können die Saugnäpfe der Tentakel verwendet werden, um auch schwere Navigationsgeräte sicher an der Windschutzscheibe eines Autos zu befestigen? Ich freue mich schon darauf, dass mir Tentacle Island Antworten auf solche und ähnliche Fragen liefert.

Robert:

Nachdem ich in über 100 Stunden alle Erfolge freigespielt habe, die es in Vampire Survivor gibt, war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Das von Michi getestete Void Scrappers war ganz nett und konnte mich ein paar Stunden lang an die Switch fesseln, den wirklichen Nervenkitzel brachte es aber leider nicht. Doch nun, auf der Suche nach dem ultimativen Schwierigkeitsgrad, habe ich die Lösung für all meine Probleme in der Mod-Community von Vampire Survivor finden können, die jüngst das Mod Vampire Survivor Survivor (von Fans liebevoll einfach nur "Vampire" genannt) herausgebracht hat.

Anfangs noch auf die Rolle einer pixeligen Fledermaus beschränkt, gilt es möglichst lange gegen einen von der K.I. gesteuerten Helden zu überleben, der im Laufe der Zeit vom einfachen Schläger zur ultimativen Kampfmaschine mit bildschirmfüllenden Spezialeffekten mutiert. Kleine Minispiele bei denen ihr zielsuchende Geschosse, die euch verfolgen, bei anderen Mitgegnern abladen müsst und kurze Runden Schnick-Schnack-Schnuck, um zu entscheiden, wer bei der nächsten Angriffswelle ganz vorne mit dabei sein muss, lockern das Spiel in dem ihr die meiste Zeit nur kunstfertig ausweichen müsst zusätzlich auf.

Nach besonders erfolgreichen Runden, wenn ihr länger als 15 Minuten überlebt oder den Jäger sogar besiegt habt, schaltet ihr weitere, stärkere Monster frei, bis ihr mit dem Tod den ultimativen Survivor Survior freischaltet, der mit seiner Sense schlecht geskillte Helden wie Getreide auf dem Feld mäht. Bis ich soweit bin, wird aber noch ein wenig Zeit vergehen. Gerade habe ich den Zombie freisgeschaltet und kann den Helden nicht nur wie als Fledermaus beißen, sondern ihn auch mit einem meiner Arme als Keule verhauen. Da kann er sich schon einmal warm anziehen...

Nico:

Das emotionale Spiel Before Your Eyes hat mich 2021 in seinen Bann gezogen, weil man die interaktive Erzählung quasi ausschließlich mit seinen Augen gesteuert hat. Eine Webcam registrierte dabei jedes Blinzeln, das direkt die nächste Szene der Story startet. Zurückspringen kann man nicht, es geht immer nur vorwärts. Durch die irgendwann zwangsweise trockenen Augen klingt das beinahe wie ein narrensicheres Konzept, um Spieler zum Heulen zu bringen.

Als nun vor Kurzem das Adventure Not Without My Face auf ein ähnliches Konzept setzte, war ich natürlich direkt interessiert. In dieser interaktiven Geschichte (Walking Simulator wäre als Beschreibung wohl etwas fehlleitend) nimmt eine Webcam direkt das ganze Gesicht auf und achtet dabei hauptsächlich auf die Augen, die Augenbrauen, die Nase und den Mund. In verschiedenen Szenen erleben wir das Leben des namenlosen, stummen Protagonisten und müssen ausschließlich mit unserer Mimik kommunizieren. 

Das Gameplay klappt insgesamt sogar ziemlich gut, nur einige wenige Male wurde beispielsweise eine hochgezogene Augenbraue nicht registriert. Die beste Freundin des Protagonisten hatte mir gerade eine neue Geschäftsidee unterbreitet und so konnte ich nur abwertend die Nase rümpfen, statt durch die hochgezogene Augenbraue angebrachte Skepsis zu äußern. Spielerisch war außerdem der Besuch bei einem HNO-Arzt ein absolutes Highlight. Die Story nimmt allerdings erst in der zweiten Hälfte des Spiels Fahrt auf, präsentiert dafür aber ein zufriedenstellendes Finale mit einem höchst innovativen Bosskampf, den ich unter anderem mit virtuellen Popeln beschnipsen musste. Definitiv empfehlenswert für Leute, die ein Videospiel einmal ganz anders erleben wollen.

Und was spielt ihr gerade?