Test

Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon

Von Michael Prammer am 31.03.2023

Sexy Hexy mal komplett anders - bereits kurze Zeit nach dem Release von Bayonetta 3 wurde mit Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon ein Spin-Off der beliebten Bayonetta-Serie angekündigt. Das exklusive Switch-Spiel zeigt sich dabei komplett anders, als man es bisher von der Serie gewohnt ist. Ob auch dieser Ableger überzeugen kann, verrät unser Test.

Auf den ersten Blick wirkt Bayonetta Origins wie ein Indie-Spiel. Und böse Zungen würden behaupten, dass es auch als ein solches konzipiert wurde und man lediglich den großen Namen Bayonetta mit in den Titel übernommen hat, um Verkäufe zu generieren. Tatsächlich hat das Spiel mit den bisherigen Serien-Ablegern, bis auf ein paar Namen einiger Charaktere und Anspielungen auf zukünftige Handlungen, nicht viel gemein. Die kleine Hexe befindet sich in diesem Abenteuer in der Ausbildung und ist gerade einmal unschuldige 10 Jahre alt. Das Mädchen untersteht der Herrin Morgana und beschreitet ihre ersten Schritte zur Umbra-Hexe, mit dem Ziel, ihre Mutter zu retten. Demnach geht es hier deutlich „humaner“ zur Sache und knappe, erotische Outfits und anstößige Aufschreie, wie es manche Serien-Fans vielleicht mit dem Titel verbinden, wird man in Cerezas Abenteuer nicht erleben.

Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Die Geschichte führt euch zu den Wurzeln der jungen Hexe. Ihre Lehrmeisterin Morgana versucht ihr das Beschwören von Dämonen beizubringen, dies scheitert allerdings zunächst. Ohne diese Fähigkeit ist es der kleinen Cereza aber nicht gestattet, den nahegelegenen, verbotenen Wald zu betreten. Eine mysteriöse Stimme lockt sie jedoch in eben diesen Wald und wie es der Zufall so will, schafft es Cereza dann doch aus ihrem Plüschtier namens Cheshire ihren ersten Dämonen zu beschwören. Dieser Dämon weiß aber nichts mit seiner neuen Herrin anzufangen, jedoch merkt er schnell, dass er ohne Cereza nicht weiterkommt. Im Wald gibt es nämlich einige Stellen, die dem Plüschtier gar nicht schmecken. Andererseits befinden sich im Wald zahlreiche Feinde und Hindernisse, welche die schwächliche Hexe nicht alleine bezwingen kann. Und so muss das ungleiche Paar wohl oder übel zusammenarbeiten.

Auf dieser Zusammarbeit der beiden Figuren liegt das Hauptaugenmerk des Gameplays von Bayonetta Origins. Die beiden ungleichen Protagonisten, Dämon und Hexe, bilden ein Team und werden zeitgleich gesteuert. Richtig gelesen, gleichzeitig. Cereza wird mit dem linken Stick übernommen, Cheshire mit dem rechten Stick. Das spielt sich zunächst auch genauso kompliziert wie es klingt und erfordert etwas Koordination. Das Problem ist nämlich, dass die Kamera nicht bewegt werden darf. Demnach seid ihr auf die Bildschirmeinstellung angewiesen, die euch das Spiel gerade liefert, was nicht immer optimal ist. Zwar könnt ihr per Tastendruck euren dämonischen Begleiter einpacken, was die Steuerung auf jeden Fall erleichtert. Jedoch gibt es genügend Passagen, wo das kooperative Gameplay-Element gefordert wird. Da ist zum Beispiel ein Weg mit stinkenden Früchten, die der Dämon nicht passieren möchte, der Cereza allerdings nichts ausmacht. Davor allerdings wartet eine Hecke aus Dornen, die nur der Dämon mit seinen Kräften beseitigen kann.

Nur zusammen sind sie stark

Das Voranschreiten durch die einzelnen Abschnitte gestaltet sich als netter Rätselspaß, der das Spielerlebnis etwas auflockert und nie nervig wirkt. Einzig die bereits erwähnte Kamera führt hin und wieder zu ein paar unschönen Momenten, bei denen man mit seinen zwei Protagonisten etwas durcheinanderkomme. Umso bedauerlich ist es daher, dass es keinen Koop-Modus für zwei Spieler gibt. Da wurde den zwei Protagonisten eine kooperative Fähigkeit spendiert, diese darf aber nur von einem Spieler genutzt werden. Als Couch-Koop hätte das Spielprinzip durchaus Potential gehabt. Zumal das Spiel mit der Zeit an Komplexität gewinnt. Cheshire bekommt immer mehr Fähigkeiten und darf weitere Attacken lernen. Und Cereza setzt an unterschiedlichen Stellen ihre Hexenfähigkeit ein, mit der sie in einer Art Rhythmus-Spiel neue Wege freilegt.

Dabei wurden die Gebiete im Verlauf des Abenteuers abwechslungsreich gestaltet und es macht Freude, die neuen Abschnitte zu erkunden. Hier und da sind nützliche Gegenstände und Geheimnisse zu entdecken und an manchen Stellen verbergen sich geheime Areale. Obwohl das Spiel relativ geradlinig ist, lädt Cerezas Abenteuer auf diese Weise zu einigen Entdeckungen ein und motiviert den Spieler, die Augen offen zu halten. In diesen besonderen Arealen warten dann schwierigere Aufgaben oder Kämpfe, welche als Belohnung beispielsweise die Energieleiste der kleinen Hexe aufbessern. Allerdings ist das Abenteuer der kleinen Cereza alles andere als schwierig. Im Gegenteil - der Titel braucht relativ lange, um in Fahrt zu kommen. Und das kann Spieler schon abschrecken. Denn in den ersten Stunden spielt sich Bayonetta Origins relativ lahm. Wer die Motivation aufrecht hält, bekommt in den insgesamt 12 bis 15 Stunden ein ordentliches Abenteuer, was allerdings nie zu schwierig ausfällt.

Auch die Präsentation ist sehr gut gelungen. Bayonetta Origins kommt als interaktives Bilderbuch daher, auch wenn es das Abenteuer zu Beginn mit dieser Formel etwas übertreibt. Die einzelnen Erzählabschnitte werden auf Buchseiten dargestellt und liebevoll inszeniert. Der malerische Stil auf diesen Erzählabschnitten kommt genau richtig rüber und vermittelt einen märchenhaften Stil. Als grafischen Stil haben sich die Entwickler auf eine Cel-Shading-Optik festgelegt, welche sehr gut umgesetzt wurde und größtenteils auch sauber arbeitet. Der Wald sieht einfach nur toll aus und das Panorama der Welt wurde klasse ausgegeben. Ein paar Einbrüche der Bildrate waren hier und da zu verzeichnen, was aber wohl auch an der schon betagten Hardware der Switch liegen könnte. Wirklich störend war dies allerdings nicht. Musikalisch weiß der Titel gänzlich zu überzeugen. 


FAZIT:

Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon darf als gelungener Sponn-Off-Titel betrachtet werden. Vor allem Fans der Serie werden auf ihre Kosten kommen. Aber nicht wegen der spielerischen Elemente, denn genau da muss sich der Bayonetta-Fan ordentlich umgewöhnen. Es ist vor allem die liebevolle Story, die dank der tollen Inszenierung zu begeistern weiß. Das für Bayonetta-Verhältnisse neue Spielprinzip wird vor allem Rätsel-Fans gefallen, braucht allerdings auch einige Zeit, bis es in die Gänge kommt. Und das ist auch der Hauptkritikpunkt im Spiel. Der Einstieg ist wirklich sehr zäh und viele Spieler verlieren vielleicht schon nach ein paar Spielstunden die Lust, das Abenteuer weiterzuspielen. Zwar wird der Titel nie wirklich schwer, allerdings nimmt das Abenteuer nach einigen Spielstunden nochmal ordentlich Fahrt auf und bietet auch abseits der Hauptpfade ordentlich Abwechslung, sodass die Reise der kleinen Hexe ist auf jeden Fall einen Blick wert ist.

Unsere Wertung:
7.5
Michael Prammer meint: "Gelungener Ausflug der „jungen Bayonetta“ - mit zähem Einstieg, aber toller Präsentation und coolen Ideen."
Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon von Platinum Games erscheint am 08.03.2023 für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Nintendo zur Verfügung gestellt.
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1 Kommentar:
2null3)
2null3
Am 31.03.2023 um 17:19
Der Stil gefällt mir. Vielleicht sollte ich mir das mal ansehen, wenn ich die anderen 3 Teile endlich fertig habe. :D