Trek to Yomi
Die Jungs und Mädels von Devolver Digital sind dafür bekannt außergewöhnliche Spiele auf den Markt zu bringen. Unter dem Entwicklerstudio Flying Wild Hog entstand das Samurai-Abenteuer Trek to Yomi, welches sich vor allem optisch von der Masse abhebt. Wir haben uns den Titel auf Nintendo Switch angesehen.
Wer das Genre von Trek to Yomi, was übersetzt ungefähr soviel heißt wie „Reise in das Land der Toten“, möglichst genau benennen möchte, der wird am ehesten den Ausdruck Cinematic-Action-Sidescroller verwenden müssen. Das gesamte Spiel lebt nämlich vor allem durch seinen Stil und durch seine grandiose Inszenierung, doch dazu später mehr. Die Story lässt sich hingegen so ziemlich jeder japanischen Geschichte entnehmen.
Ihr schlüpft in die Rolle eines Samurai-Schülers, befindet euch gerade im Training mit eurem Meister und urplötzlich wird euer Dorf angegriffen und euer Meister muss sofort zu Hilfe eilen. Natürlich bittet euch euer Herr, nicht einzugreifen, da eure Erfahrung längst nicht ausreicht und lässt euch zurück. Es kommt, wie es kommen musste - der scheinbar einzig fähige Schwertkämpfer des Dorfes, euer großer Meister, verliert gegen eine Horde Banditen und überlässt dem Helden als letzte große Aufgabe die Verteidigung des Dorfes. Die Geschichte ist zwar insgesamt relativ gut erzählt; aber man kennt es aber halt schon.
Samurai im Angesicht des Todes
Held des Titels ist fortan Hiroki, der gerade gelernt hat, mit einem Samurai-Schwert umzugehen. Spielerisch tut er dies zunächst in einer 2,5D-Perspektive und erkundet so das Dorf. Trifft unser frisch gebackener Retter auf einen oder mehrere Gegner, läuft der Kampf in 2D-Sidescroller-Manier ab. Es stehen ein starker Angriff, ein schwerer Angriff, die Parade und das Ausweichen im Repertoire des Schwertkämpfers parat. Dabei ist immer auf die Ausdauer des Samurai zu achten. Die Kämpfe funktionieren recht ordentlich und gehen nach ein bisschen Eingewöhnung flott von der Hand. Auch bei mehreren Gegnern bleibt alles überschaubar und nur in den höheren Schwierigkeitsgraden bekommt ihr auf Dauer echte Probleme. Wenn es dem Nachwuchs-Samurai doch einmal an den Kragen gehen sollte, helfen die vielen Checkpoints, die euch immer wieder mit Energie versorgen und zurück ins Spielgeschehen bringen. Allerdings sind diese auch leicht zu übersehen. Und nicht nur das: Allgemein wirken die 2,5D-Abschnitte sehr unübersichtlich und aufgrund der teils störrischen Kamera neigt man dazu, sich oft zu verlaufen.
Auch das Gameplay hat leider mit Problemen zu kämpfen. Zu eintönig sind die Abschnitte, zu nervig kommt die Kameraführung daher und das Schnetzeln von Gegnern stellt zwar teilweise eine Herausforderung dar, ein digitales Ableben wird dank der vielen Checkpoint allerdings kaum richtig bestraft. Nach ein paar Versuchen hat man den Kniff raus und erledigt jede noch so schwierig wirkende Passage; was daran nervt, ist einzig das ständige Wiederholen. Und man wird die Kämpfe oft wiederholen, wenn man sie teilweise nicht komplett auswendig lernt. Die Ausdauer ist ein ständiger „Feind“, blindes Draufhauen funktioniert höchstens im niedrigsten Schwierigkeitsgrad und so bleibt eigentlich nur das Ausprobieren unterschiedlicher Kombos bis man am Ziel ist. Fernkampfwaffen unterstützen euch zwar auch, beleben das Gameplay aber kaum spürbar. Hier lassen sich lediglich ein paar Treffer zu Beginn des Kampfes setzen, sodass man auf diese Ausrüstung ersatzlos verzichten hätte können. Dass der Gameplay-Aspekt zu kurz kommt wird Trek to Yomi leider zum Verhängnis, denn die knapp sechs Stunden, in denen die Story durchgespielt werden kann, haben abseits des Gameplays einiges zu bieten.
Schwaches Gameplay – grandiose Inszenierung
Der Star des Spiels ist eindeutig die Inszenierung und die Optik. Das gesamte Spiel sieht optisch aus wie ein alter Filmstreifen aus dem japanischen Wilden Westen. Die Grundtöne sind schwarz-weiß, das gesamte Spiel ist sehr düster gehalten, aber egal wo man hinschaut, überall auf dem Bildschirm ist etwas los. Überall brennt es, immer wieder fliegen Vögel davon, im Hintergrund bewegt sich irgendetwas und alles wird mit einem stilistischen Filmschleier belegt, wie man ihn aus alten Kinofilmen kennt. Dazu kommt ein toller Soundtrack, der durch Trommelklänge und andere typische Instrumente perfekt zum Spielgeschehen passt. Trek to Yomi stimmt melancholisch und hat keine schönen Momente. Freuden empfindet ihr als Spieler nur, wenn ihr im Spielgeschehen vorankommt und dann irgendwann den Abspann zu Gesicht bekommt. Es ist wirklich jammerschade, dass angesichts dieser grandiosen Inszenierung das Gameplay so auf der Strecke bleiben musste.
Über die Optik ist schon alles gesagt worden, sie ist der Star des Spiels und macht den Titel eigentlich auch zu einem besonderen Erlebnis. Leider ist die technische Seite nicht auf allzu hohem Niveau. Die bereits angesprochenen Kamera-Probleme trüben das gesamte Spielerlebnis merklich und lassen einen runden Spielfluss vermissen. In den Kämpfen merkt man hiervon glücklicherweise nicht alzu viel. Aufgrund der fehlenden Farbe wirkt das Spiele allerdings insgesamt auch viel zu dunkel und gerade wenn es darum geht, Checkpoints zu finden, werden diese gerne mal übersehen. Das kann dann ärgerlich sein, wenn ein besonders schwieriger Kampf in den Sand gesetzt wurde und ein größerer Abschnitt erneut zurückgelegt werden muss.
FAZIT:
Trek to Yomi möchte vom Stil her ein ganz besonderer Titel sein. Das Spiel schafft es mit Bravour eine Inszenierung an den Tag zu legen, die man so nur selten in einem Videospiel erlebt habt. Trek to Yomi präsentiert sich als alter, japanischen Schwarz-Weiß-Samurai-Film, der ein paar spielbare Elemente spendiert bekommen hat. Zusammen mit der passenden, dramatischen musikalischen Untermalung bekommt ihr hier ein düsteres Abenteuer spendiert, dessen Story jedoch altbekannt daherkommt. Problematischer ist jedoch, dass das seichte Gameplay die tolle Aufmachung etwas im Stich lässt und nicht überzeugen kann. Die Probleme mit der Kamera machen diesen Umstand nicht besser und so lässt sich dieser fernöstliche Ausflug leider nicht uneingeschränkt empfehlen. Devolver Digital steht für außergewöhnliche Spiele und das hier ist definitiv eines davon. Jedoch hat man spielerisch auch schon deutlich Besseres vom Publisher gesehen.