Test

Metroid Prime Remastered

Von Lars Peterke am 15.02.2023

Über 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung bekommt eines der besten Spiele des Nintendo GameCube und der damaligen Konsolengeneration endlich sein Remaster: Metroid Prime. Über dessen Qualität muss eigentlich nicht mehr viel gesprochen werden, die Metacritic-Bewertung von 97 Punkten spricht Bände. Doch wie sieht es mit der Qualität der Neuauflage an sich aus? Fans haben durchaus Grund, skeptisch zu sein, denn zuletzt gab man sich bei Nintendo hier eher faul: In Super Mario 3D All-Stars wurden die enthaltenen Spiele nur im Emulator wiedergegeben und The Legend of Zelda: Skyward Sword HD bot viel zu wenig Updates für viel zu viel Geld. Wir haben uns angesehen, ob “Metroid Prime Remastered” hier mehr überzeugt.

Rückkehr nach Talon IV

Metroid Prime im Jahre 2023 zu spielen gleicht einer Detox-Kur. Zuletzt waren Metroid-Spiele nämlich vor allem eines: hektisch und schnell. Egal ob Metroid: Other M, Metroid: Samus Returns oder Metroid Dread, mit jedem neuen Titel wurde das Gameplay schneller und actiongeladener. Metroid Prime hingegen ist das absolute Gegenteil. Nachdem wir dem Hilferuf der Weltraumfregatte Orpheon folgen, dort auf Meta-Ridley treffen und ihn auf den Planeten Talon IV verfolgen, beginnen wir dort mit der freien Erkundung des Planeten. Und das geschieht nicht in der Manier eines klassischen Sidescrollers, sondern aus der Ego-Perspektive von Samus Aran.

Das Gameplay ist eher langsam, die Musik atmosphärisch, die Sprung- und MorphBall-Passagen erfordern Geschick und beim Kampf gegen die Gegner kommt es mehr auf eure Beweglichkeit und Waffenwahl an, als auf Präzision. Ein völlig anderer Take auf die Metroid-Formel und eine hochspezielle Fusion aus Metroidvania, Shooter und Action-Adventure. 97 Punkte bei Metacritc, wir erwähnten es bereits.

Nun gilt es, das Geheimnis um Talon IV zu lüften. Die wenigen, kurzen Zwischensequenzen dienen eher der Atmosphäre und die Geschichte wird passiv durch die Spielumgebung erzählt. Diese kann an vielen Stellen mit eurem Scan-Visor abgescannt werden und offenbart über kurze Logeinträge das Schicksal der Chozo, die nach einem Meteoriteneinschlag eine hochgefährliche Substanz entdeckten und noch den Einschlagskrater vor ihrem Niedergang versiegeln konnten, bevor später dann die Weltraumpiraten auftauchen und anfingen die von ihnen als Phazon benannte Substanz abzubauen und für ihre Zwecke zu nutzen. Wir sind beim Erkunden des Planeten also regelmäßig dazu angehalten, die Umgebung genau zu studieren.

Grafik-Update der Extraklasse

Dieses Erkunden versetzt einen regelmäßig ins Staunen. Denn Nintendo hat dem Titel ein opulentes Upgrade der Spielwelt spendiert. Zunächst einmal spielt ihr wie schon auch bei der ersten Neuauflage aus der Metroid Prime Trilogy (Wii) im Breitbild-Format, jetzt aber eben auch in “Fast Full HD” (900p) und mit 60 Frames pro Sekunde. 

Darüber hinaus wurde aber auch die komplette Erscheinung des Spiels selbst radikal aufgebaut. Große Teile des Spiels wurden neu texturiert, das 3D-Modell von Samus etwa komplett überarbeitet und auch viele andere Objekte im Spiel verwenden detaillierte Modelle. Auch die visuellen Effekte wurden überarbeitet und man erkennt nur noch an wenigen Stellen, wie viel Jahre Metroid Prime bereits auf dem Buckel hat. Würde man es nicht besser wissen, könnte Metroid Prime auch als Switch-Neuentwicklung durchgehen. Wer es also noch nicht verstanden hat: Metroid Prime Remastered sieht absolut fantastisch aus.

Nur ein Remaster, kein Remake

Grafisch haben die Entwickler das komplette Spiel einmal auf Links gedreht. Warum nicht also von einem Remake sprechen? Nun, weil sich inhaltlich und spielerisch absolut nichts geändert hat. Wir konnten in unserem kompletten Playthrough keinen einzigen Aspekt finden, der sich abseits von Optik und Soundqualität geändert hat. Einzig in Sachen Steuerung hat Nintendo nachgebessert. Neben der klassischen Steuerung und der aus der ersten Neuauflage übrig gebliebenen Bewegungssteuerung gibt es als neuen Standard eine Steuerung für zwei Joysticks. 

Mit der neuen Steuerung spielt sich der Titel auch etwas zackiger, da ihr gleichzeitig laufen und frei Zielen könnt. Schießen könnt ihr dann mit dem A-Knopf oder dem rechten Trigger. Je nach Spielstil werden dadurch andere Aktionen etwas hakeliger, etwa das Abfeuern von Super-Missiles, was einem dann auch erst später im Spiel auffällt, sobald man das Upgrade erhält. In den Einstellungen gibt es hier glücklicherweise einige Einstellungsmöglichkeiten zum Invertieren bestimmter Knopfbelegungen. Komplett frei konfigurieren könnt ihr die Steuerung aber nicht und ihr müsst im Spielverlauf vermutlich ein oder zwei Mal nachjustieren, bis alles perfekt sitzt. 

Ferner sind ein paar Konzeptgalerien, 3D-Modelle und ein Audio-Player im Hauptmenü neu hinzugekommen. Diese Inhalte machen das Spiel selbst zwar nicht interessanter, allerdings werden sie erst nach und nach freigeschaltet, sobald ihr im Spiel genug Items und Datenbankeinträge gesammelt habt. Für Completionists wird also eine Extraportion Motivation abseits des “Mission complete”-Bildschirms am Spielende geboten.

Wirklich vermissen tun wir größere spielerische Anpassungen aber ohnehin nicht, immerhin ist fast alles an Metroid Prime nahe am Optimum. Lediglich an der Weltkarte hätte man ein paar Details verbessern können. Hier ist visuell nicht immer klar, an welche Stelle eines neuen Areals die Aufzüge im Spiel führen. Zudem fehlt nach wie vor ein visueller Indikator, ob Räume von euch bereits komplett entdeckt wurden. Eine Funktion, die bei neueren Metroid-Spielen Standard ist.

FAZIT:

Eine fast perfekte Wertung des Originals ist eine harte Messlatte für eine Neuauflage. Und ursprünglich spielte ich auch mit dem Gedanken, hier einige Punkte abzuziehen. Denn Metroid Prime ist aus heutiger Sicht keineswegs perfekt. Im Leveldesign der Spielwelt gibt es ein paar kleinere Schwächen und viele Items können erst kurz vor Ende eingesammelt werden. Dadurch kann sich das letzte Fünftel von Metroid Prime etwas zäh spielen und es gibt viel Backtracking ohne dabei viel Neues zu sehen. Doch was sich zunächst wie Kritik anfühlt, entpuppt sich gerade dank der neuen herausragenden Optik als richtiger Pluspunkt. Bis auf sehr wenige Detailaspekte also genau richtig sich hier in erster Linie für ein Grafikupdate zu entscheiden und das darunterliegende Spiel unberührt zu lassen. Metroid Prime Remastered ist mehr denn je ein Spiel zum Abtauchen, Innehalten und Erkunden. Eine fast schon ruhige, atmosphärische Reise ohne Cutscene-Bombast und Spieltempo auf Anschlag. Etwas ganz Besonderes eben.

Unsere Wertung:
9.0
Lars Peterke meint: "Metroid Prime Remastered ist mit seinen Verbesserungen genauso besonders wie das 20 Jahre alte Original."
Metroid Prime Remastered von Retro Studios erscheint am 09.02.2023 für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Nintendo zur Verfügung gestellt.
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3 Kommentare:
mega)
mega
Am 14.02.2023 um 14:41
Ich finde ja immer Interessant, das Nintendo vorgeschoben wird... Nintendo hat dies, das und jenes verbessert... Nintendo wars. Nein, es waren die Retro Studios! Wäre es einzig nach Nintendo gegangen, hätten wir wohl ein billiges Upscale ala Skyward Sword bekommen. Nicht Nintendo gebührt hier der Respekt, sondern Retro Studios und die anderen die daran beteiligt waren. Nintendo hat, bis auf das Finanzielle, wohl kaum viel damit zu tun.
Jerry)
Jerry
Am 14.02.2023 um 16:29
Normalerweise würd ich dir zustimmen, aber der Port wurde von zig Studios gleichzeitig gestemmt. Laut den Credits von: Retro Studios, Iron Galaxy, Airship Images Limited, Atomhawk Design, CGBot, Gamesim Inc, Liquid Development, Original Force LTD, Shanghai Mineloader Digital Technology und Zombot Studio. Irgendwer von Nintendo hat das dann vermutlich koordiniert.
mega)
mega
Am 14.02.2023 um 17:45
Wie ich schrieb.. und die anderen Entwickler. "Die Entwickler" haben den Respekt verdient das man sie auch erwähnt.. aber nicht immer zu gunsten von "Nintendo hat" verpauschalisieren. 🤷‍♂️
Denios)
Denios
Am 15.02.2023 um 10:04
Retro Studios ist eine Tochterfirma von Nintendo. Die sind also auch gemeint. Bei den Retro Studios hat ja sicher auch nicht jeder einzelne Mitarbeiter an diesem Remaster gesessen. Dafür sind die Credits ja da.
Samus_Aran)
Samus_Aran
Am 15.02.2023 um 12:03
Nee, hat schon alles seine Richtigkeit, gerade weil Nintendo den finanziellen Part übernimmt. Sie bringen das Spiel schlussendlich raus, sie entscheiden über den Scope der Neuauflage und sie machen die Verträge mit den vielen Third Party Studios die am Remaster mitgewirkt haben. Die verdienen natürlich Lob für die gute Arbeit, aber woran sie überhaupt arbeiten bzw. nicht arbeiten, dafür ist eben Nintendo verantwortlich.
prog4m3r)
prog4m3r
Am 14.02.2023 um 17:12
"Komplett frei konfigurieren könnt ihr die Steuerung aber nicht und ihr müsst im Spielverlauf vermutlich ein oder zwei Mal nachjustieren, bis alles perfekt sitzt."

Mal davon ab, dass man die Tastenbelegung der Controller auf der Switch - soweit ich das richtig gesehen habe - mittlerweile nach belieben konfigurieren kann, lässt sich auch mit diversen 8bitdo Controller (inkl. Paddles) sicher eine sinnige Konfiguration finden.
Samus_Aran)
Samus_Aran
Am 15.02.2023 um 11:59
Ja, du kannst auf System-Ebene die Schemata generell anpassen, hier geht es aber explizit darum, dass das Spiel selbst dir diese Möglichkeit bietet.
TraxDave)
TraxDave
Am 17.02.2023 um 13:57
Nice, freu mich hart drauf, das Game das erste mal wirklich durchzuspielen. Ehre gebührt btw allen Entwicklern und Nintendo, da sie als einziges Unternehmen bestimmen, was gemacht wird und was nicht. Die Kritik richtet sich normalerweise auch immer nur an Nintendo ;)