Test

Kirby's Dream Buffet

Von Robert Emrich am 14.09.2022

Der Herbst beginnt und bei Nintendo wird es Zeit, mal wieder ein paar neue Spiele zu veröffentlichen, die dieses mal ganz im Zeichen des Wettkampfes stehen. Bevor es aber mit Splatoon 3 so richtig in die Vollen geht und wir uns mit Farbpistolen bewaffnet in die Schlacht werfen dürfen, präsentiert uns Nintendo zuerst noch “Kirby’s Dream Buffet”. An der Seite des namensgebenden Vielfraßes dürfen wir uns in einigen kleinen Minispielen mit Freunden und Fremden messen, um herauszufinden, wer den größten Appetit im ganzen Land hat. Wie sich das spielt und ob sich die Schlacht am Buffet wirklich lohnt, verrät unser Test.

Ach du dicke Torte!

Wie bei so vielen Wettkampfspielen hält sich auch Kirbys jüngstes Abenteuer in Sachen Handlung ziemlich zurück. Kirby findet eine riesige Torte, schnappt sich eine magisch glänzende Gabel und wird prompt zum Winzling geschrumpft. Aber so klein mit einer jetzt turmhohen leckeren Torte alleine gelassen zu werden, ist nicht das schlimmste Schicksal, das unserem Helden hätte widerfahren können. Und als dann auch noch drei Freunde von ihm ebenfalls geschrumpft in der Torte landen, beschließt die gefräßige Truppe, auf dem Buffet ein paar Wett-Essen zu veranstalten.

Zu preiswert um wahr zu sein?

Vom Spielmenü aus, durch das ihr wortwörtlich herumrollend navigiert, geht es zu diversen Unterpunkten, die für das tatsächliche Spiel alle mehr oder weniger interessant sind:

In einem Bereich könnt ihr euch eure freigespielten kosmetischen Gegenstände ansehen, in einem anderen Kirbys Aussehen anpassen und ein dritter Bereich listet euch alle errungenen Gourmet-Ränge auf, die ihr euch bisher erspielt habt. “Freies Rollen” ist da schon ein bisschen interessanter, denn hier könnt ihr euch in einem gesonderten Gebiet mit der Spielmechanik vertraut machen und außerdem alle Booster ausprobieren, die euch in den Matches begegnen werden. Das wirkliche Herzstück des Spiels ist aber das Hauptmenü in dem euch drei Spielmodi zur Verfügung stehen:

Im Kampfmodus könnt ihr alleine oder zu zweit gegen vom System gesteuerte NPCs antreten, ohne dafür mit dem Internet verbunden sein zu müssen. Das Online-Spiel führt euch dann, eine Nintendo-Online-Mitgliedschaft vorausgesetzt, ins Internet, wo ihr alleine gegen drei andere Spieler antretet. Und im dritten Modus “Lokales Spiel” könnt ihr gegen bis zu drei Freunde antreten, die sich in eurer unmittelbaren Nähe (etwa demselben Zimmer) befinden und jeweils selber eine Nintendo Switch Konsole sowie eine Kopie des Spiels besitzen.

Aufmerksame Leser werden es an dieser Stelle vielleicht schon gemerkt haben und tatsächlich beinhaltet unsere obige Auflistung der verfügbaren Spielmodi einen der größten Schwachpunkte des Spiels: Keine der Spieloptionen bietet euch die Möglichkeit, das Spiel zu viert vor dem heimischen Fernseher zu spielen, während der Online-Modus sogar noch einen Schritt weiter geht und euch nur alleine antreten lässt. Eine schwer nachvollziehbare Designentscheidung, wenn man bedenkt, dass Titel wie “Mario Kart 8” diese Möglichkeiten direkt anbieten. Noch unverständlicher wird es, wenn man bedenkt, dass ihr das Spiel lokal zu zweit an einer Konsole spielen könnt, bei einem lokalen 4-Spieler-Spiel dann aber zwingend vier Konsolen und vier Kopien des Spiels benötigt, statt dann zumindest jeweils zwei Spieler auf einer Konsole spielen zu lassen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Nintendo den im Vergleich zu Mario Kart 8 recht günstigen Preis des Spiels auf diese Weise kompensieren möchte. Letztlich bedeutet es aber, dass Kirby-Fans deutlich mehr bezahlen müssen, wenn sie mit mehr als einem Freund eine kurze Partie spielen wollen. Wobei die Länge der einzelnen Partien ein anderes Thema ist.

Die 5-Minuten-Terrine des Spielspaßes

Als Nintendo Kirby's Dream Buffet vor einem Monat in einem ersten Video vorgestellt hat, ließ die Beschreibung des Spiels schon vermuten, dass die einzelnen Matches nicht sonderlich lange dauern dürften. Und tatsächlich besteht jedes Turnier aus vier einzelnen Spielen, die ihr auch einzeln laden könnt und in denen ihr möglichst viele Erdbeeren verputzen müsst, um das Match zu gewinnen. Der Aufbau ist dabei im Prinzip immer der gleiche:

Die erste Runde ist ein Rennspiel, in dem ihr vom Start zum Ziel rollend Erdbeeren essen und eure Gegner wegschubsen müsst, um als erste am Ziel und damit an der größten Erdbeertorte anzukommen. In der zweiten, sehr kurzen Runde variieren die Aufgabe immer ein wenig, drehen sich aber auch immer darum, Blöcke zerstörend, in Tassen springend oder Gegner schubsend an ein paar Erdbeeren zu gelangen. In der dritten Runde gibt es dann ein weiteres Rennen auf einer anderen Strecke, das aber ansonsten wie schon die erste Runde abläuft, ehe es in die finale Runde geht. Die nennt sich Battle Royale, entspricht aber eher einer Art vereinfachtem Smash Bros in dem ihr aus der Vogelperspektive auf das Spielfeld guckend eure Gegner über die Kanten des Spielfeldes schubsen müsst, um ihnen bei Erfolg ein paar ihrer Erdbeeren zu klauen. Zuletzt gibt es noch eine finale Auswertung, in der der Sieger gekürt wird. Wenn ihr euch im Online-Spiel befindet, wird euer Spiel-Rating, das euch mit vergleichbar guten Spielern in ein Spiel stecken möchte, euren Leistungen entsprechend angepasst. Außerdem bekommt ihr nach jedem beendeten Spiel noch ein wenig Erfahrung mit der ihr Level aufsteigt, die hier “Gourmet-Ränge” genannt werden und neue kosmetische Gegenstände und Musikstücke freischalten. 135 Gourmet-Ränge können maximal erspielt werden, um alles freizuschalten, was das Spiel zu bieten hat. Da die einzelnen Turniere insgesamt nur etwa fünf bis sechs Minuten dauern (ja, für alle vier Spiele zusammen) sollten ambitionierte Spieler dafür nicht allzu lange brauchen. Es ist aber leider fraglich, ob das Spiel nach den ersten Runden noch genug motivieren kann, um es mehrere Stunden lang bis zum obersten Gourmet-Rang durchzuspielen.

Eine klare Zielgruppe

Kirbys Spiele richten sich oft und gerne an jüngere Spieler und auch Kirby's Dream Buffet macht diesbezüglich keine Ausnahme. Mit seinen sehr kurzen Spielrunden kann das Spiel quasi immer mal wieder schnell gespielt werden, ohne durch andauernd geforderte Konzentration zu ermüden. Und weitere Mechaniken während der Rennen, etwa große Wände, die erst durchbrochen werden müssen und die schnelle Rennteilnehmer ausbremsen, während langsamere Teilnehmer aufholen können, helfen zusätzlich dabei, weniger erfahrenen Spielern eine Chance zu geben. Als letzten Kniff verteilt das Spiel bei der finalen Auswertung, ähnlich wie bei den “Mario Party”-Spielen, noch Bonuspunkte für zufällige Aktionen, wie die meisten Sprünge oder die meisten geschubsten Gegner, sodass bis zuletzt nicht feststeht, wer ein Turnier wirklich gewonnen hat. All diese Mittel machen das Spiel zu einer guten Wahl, wenn Geschwister ein wenig kurzweilige Unterhaltung suchen oder ihr ein Videospiel mit euren (sehr jungen) Kindern spielen möchtet. Für die meisten älteren Spieler dürfte das einfache Spielprinzip aber in den meisten Fällen nicht genug Langzeit-Motivation bieten, um den Kaufpreis rechtfertigen zu können. Das ist schade, da das Spiel mit ein wenig mehr Tiefgang durchaus auch langfristig Spaß machen könnte.

Rollt gut außer da wo es darauf ankommt

Technisch ist Kirby's Dream Buffet solide, bietet aber auch einige Schwachpunkte. Grafik und Soundtrack überzeugen mit dem für die Spielreihe üblichen Charme und geben wenig zu meckern, auch wenn viele Texturen, wie zum Beispiel die Schlagsahne auf den Kuchen, ziemlich schlicht gehalten sind. Die Steuerung ist ebenfalls einfach gehalten, funktioniert aber durchgehend gut. Für das gesamte Spiel werden neben dem Steuerkreuz nur zwei Tasten benötigt, die auf jede Eingabe sauber reagieren. Der größte Schwachpunkt der Technik ist ironischerweise die Online-Funktionalität. Die arbeitet zwar die meiste Zeit über sauber, sorgt aber nebenbei auch dafür, dass ein Lag bei einem Spieler das Spiel für alle Teilnehmer verlangsamt. Für ein Spiel, das in zwei von drei Spielmodi auf seinen Netzwerkcode angewiesen ist, keine ideale Ausgangslage. 

Fazit:

Während andere Teile der Kirby-Reihe oft auch Spieler ansprechen können, die sich für die Serie vorher nicht interessiert haben, hat Kirby's Dream Buffet eine klare Zielgruppe: überzeugte Fans, jüngere Kinder sowie deren Eltern, die nach einem Spiel suchen, das jugendfrei und für alle zugänglich ist. Die Grundidee ist nett und gut umgesetzt, hängt aber an der nicht einstellbaren Rundenzahl oder Matchdauer, sodass sich schon nach einigen Runden ein Gefühl der Wiederholung einstellt, dem andere Spiele wie Mario Kart oder Smash Bros durch ihren schieren Umfang entgegenwirken. Jüngere Kinder mag das nicht stören, für Erwachsene kann es aber irgendwann schlicht zu wenig sein, um langfristige Motivation zu entwickeln. Die Entscheidung, vier Spieler nicht auf einem Bildschirm spielen zu lassen und sie stattdessen zum vierfachen Erwerb des Titels bewegen zu wollen, ist schlicht nicht nachvollziehbar und beinahe ein Grund dem Titel ein “Nicht kaufen”-Abzeichen zu verpassen. Titel wie Mario Kart bieten da umgerechnet einfach viel mehr und sind dank der Fahrhilfe mittlerweile auch gut mit Kindern spielbar. Wer dem kleinen rosa Vielfraß aber trotzdem eine Chance geben möchte, sollte sich zumindest einen Mitspieler sichern, der ebenfalls Spaß an Kirby hat. Zu zweit machen Wettkampfspiele immer noch mehr Spaß als alleine.

Unsere Wertung:
5.0
Robert Emrich meint: "Eine schöne Spielidee, die von fragwürdigen Designentscheidungen eine Torte ins Gesicht gedrückt bekommt."
Kirby's Dream Buffet von HAL Laboratory erscheint am 17.08.2022 für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Nintendo zur Verfügung gestellt.
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