
FIFA 20
In FIFA 20 stecken in diesem Jahr im Grunde gleich zwei Spiele. Denn mit Volta Football führt EA einen durchaus umfangreichen Straßenfußball-Spielmodus ein, der in vielerlei Hinsicht an die in der Vergangenheit eigenständig verkaufte FIFA-Street-Reihe erinnert. Volta Football gehört jedoch zum Gesamtpaket von FIFA 20 und stellt eine willkommene Alternative zum klassischen Fußball auf dem Rasenplatz dar. Außerdem ermöglicht der Modus einen weitere Möglichkeit, auf die Fußballfans sehr lange warten mussten: In FIFA 98 gab es den Hallenmodus zum letzten Mal, in dieser Saison kehrt er im Rahmen von Volta endlich wieder zurück.
Vom Stadion auf die Straße
Volta Football stellt zweifelsfrei die größte Neuerung von FIFA 20 dar. Hier geht es vom grünen Gras auf asphaltierte Hinterhöfe, eingezäunte Kunstrasenplätze auf Hochhäusern oder in kleine Sporthallen. Statt elf gegen elf heißt es in Volta wahlweise drei gegen drei, vier gegen vier oder fünf gegen fünf Spieler. Je nach Match und Modus kickt ihr mal mit bzw. mal ohne Torwart und Bande oder könnt auf Wunsch auch nach den offiziellen Futsal-Regeln bolzen. Trotz der prinzipiell vielen Parallelen zur FIFA-Street-Reihe gibt es jedoch in punkto Gameplay doch einige Abweichungen.
Denn in Volta helfen euch spektakuläre Tricks und Dribblings im Gegensatz zu FIFA Street nur bedingt weiter. Natürlich könnt ihr auch im Volta-Modus tricksen, tunneln und mit der Hacke spielen. Doch in der Praxis sind vielmehr blitzschnelle Kurzpässe und ein vorausschauendes Stellungsspiel die größten Erfolgsfaktoren, sodass der Modus realistischer als die Sreet-Reihe anmutet. Das Einbeziehen der Bande ruft kreative Schuss- und Passmöglichkeiten hervor, im Gegensatz dazu stehen die hohen Bälle oder Pässe, auf die ihr im Straßen- und Hallenmodus am besten ganz verzichten solltet. Somit spielt sich Volta im Vergleich zum „normalen“ Fußball sehr viel schneller und hektischer - deutlich arcadiger eben. Auf den kleinen Plätzen geht es ständig hin und her, gleichzeitig könnt ihr mit nur einem klugen Pass unmittelbar vor dem gegnerischen Tor stehen. So liegt es an euch dauerhaft Vollgas geben, weil jeder Abpraller eine neue Chance eröffnen kann.
Bei den Spielmodi gibt es insgesamt drei Optionen. In den Online-Saisons könnt ihr wie aus der FIFA-Reihe gewohnt gegen Spieler aus aller Welt antreten. Im Tour-Modus habt ihr hingegen die Chance, euer eigenes Volta-Team zusammenzustellen und dann in einer Art Mini-Karriere Events und Turniere rund um die Welt zu spielen. Das Prunkstück von Volta ist jedoch der Storymodus, der „The Journey“ aus den letzten drei FIFA-Ablegern ersetzen soll. In FIFA 19 wurde die Geschichte rund um Alex Hunter nämlich vorerst abgeschlossen, nun widmen sich die Entwickler auch in diesem Bereich vollumfänglich dem Straßenfußball.
Mit Volta auf dem Weg nach Brasilien
Ähnlich wie in „The Journey“ findet ihr euch auch im Storymodus von Volta in der Rolle eines aufstrebenden Talents wieder. Doch diesmal spielt ihr nicht mit einem vorgegebenen Spieler wie Alex Hunter, sondern könnt euren Straßenkicker, oder wahlweise auch eure Straßenkickerin, mit Hilfe eines erfreulich umfangreichen Charaktereditors selbst gestalten und ihm oder ihr einen eigenen Namen geben. Im Anschluss tretet ihr einem Team bei und spielt euch im Laufe der Geschichte bis hin zur Street-Weltmeisterschaft in Südamerika. So ist euer Team zur Qualifikation bei Straßenkicks in Europa, Afrika, Asien und Amerika unterwegs und ihr habt zwischendurch immer wieder die Möglichkeit, neue Mitspieler für eure Mannschaft zu rekrutieren. Zudem werdet ihr auch in der Volta-Story in jedem Spiel für gute Aktionen wie Tore, Vorlagen und Tacklings belohnt, sodass sich am Ende eine Gesamtnote für euren Kicker ergibt. Außerdem könnt ihr durch Training und Spielerfahrung die Fähigkeiten eures Fußballers in den drei Bereichen Offensive, Defensive und Athletik verbessern.
Natürlich kommt es in der knapp sechs bis sieben Stunden langen Story zu diversen Problemen, Verletzungen, Zwischenfällen und größeren Streitereien mit der Konkurrenz, aber auch innerhalb der eigenen Mannschaft. Doch leider kann die Straßenfußballgeschichte unter dem Strich weder erzählerisch noch dramaturgisch ohne echte Entscheidungsmöglichkeiten auch nur annähernd mit der Geschichte rund um Alex Hunter mithalten. Vor allem aber haben es die Entwickler mit der stark aufgesetzten Coolness doch arg übertrieben. Schlecht konstruierte und übertriebene Dialoge, Selfies nach Toren und peinliche Jubel laden immer wieder zum Fremdschämen ein. In Summe wirkt es fast so, als hätte man die Regie des letzten Need-for-Speed-Ablegers (zum NplusX-Test) nun auf die FIFA-Serie losgelassen. „Krass Mann, du hast so abartig tighte Skills. Aber das ist kein 1-versus-1, Mann!“. Vielleicht ist der hiesige Tester aber auch einfach mittlerweile schon zu alt und nicht mehr die Hauptzielgruppe der Entwickler - wer weiß das schon.
Ein weiterer Kritikpunkt: Der Volta-Modus lässt sich ausschließlich online spielen. Zwar tretet ihr in der Story und in der Tour prinzipiell nur gegen KI-Gegner an, aber ohne Verbindung zum EA Server geht selbst das nicht. Laut EA liegt es daran, dass die Volta-Teams permanent mit den Spieler-Kreationen anderer User aufgefüllt werden - und das geht nun einmal nicht ohne Internet. Immerhin können wir im Anstoß-Modus auch offline Volta-Partien starten, aber das sind dann eben nur einzelne Matches und keine Story oder Karriere.
Lizenzen auf Champions-League-Niveau und Upgrade für die Bundesliga
Ein großes Plus der FIFA-Serie war schon immer die umfangreiche Lizenzierung. Auch FIFA 20 bildet da keine Ausnahme und bleibt das Maß aller Dinge, da es bei Teams, Trikots, Spielern und Stadien kaum Wünsche offenlässt. FIFA 20 bietet mehr als 30 offizielle Ligen, somit über 700 Teams und damit mehr als 17.000 virtuelle Originalspieler. Das erste Mal mit dabei ist auch die rumänische Liga. Einen kleinen Verlust muss FIFA dann aber dennoch hinnehmen: Juventus Turin ist zwar noch dabei, musste aber in Piemonte Calcio umbenannt werden, da die Italiener einen Exklusivvertrag mit PES 2020 abgeschlossen haben. Dabei bleiben zwar die Spielernamen erhalten, aber Trikot und Vereinswappen sind jetzt nicht mehr authentisch. Bereits in der letzten Saison hat sich EA dafür die prestigeträchtige Lizenz der UEFA Champions League von Konami zurückgeholt, das bleibt auch in diesem Jahr so.
Auch für Fans des deutschen Fußballs gibt es Grund zur Freude: Endlich haben sich die Entwickler der Spielergesichter in den deutschen Ligen angenommen. Dank mehr als 180 neuen Face-Scans können nun auch viele der international nicht ganz so bekannten Spieler aus der Bundesliga auf den ersten Blick erkannt werden, was die Authentizität der Duelle in der Bundesliga noch einmal deutlich nach oben schraubt. Darüber hinaus sind gleich 13 neue und originalgetreu nachempfundene Stadien aus der 1. und 2. Bundesliga (u.a. Weserstadion und Commerzbank-Arena) in FIFA 20 enthalten. Damit wurde die Anzahl der Original-Stadien aus Deutschland auf 18 erhöht. Lediglich die Allianz Arena der Bayern ist nicht mehr in FIFA 20 enthalten. FIFA-Konkurrent PES hat sich durch eine Partnerschaft die exklusiven Rechte an dem Stadion gesichert. Dafür hat sich EA wieder die offiziellen Broadcast-Lizenzen der Bundesliga gesichert. Dadurch werden bei Duellen in Deutschland - ob im Karrieremodus oder im Anstoßmodus - viele visuelle und akustische Elemente der Bundesliga-Spiele genutzt und eingeblendet. Dazu gehören die Bundesliga-Hymne, die Spielpräsentation oder eben auch die offiziellen Teambilder.
Die Präsentation in FIFA 20 ist gewohnt erstklassig und stellt die ein oder andere TV-Übertragung locker in den Schatten, auch wenn sich an der Grafik im Vergleich zu FIFA 19 kaum etwas getan hat. Im Eröffnungsspiel der Königsklasse erklingt die bekannte Champions-League-Hymne und ihr bekommt beeindruckende Fan-Choreographien auf der Tribüne zu sehen. Viele Einspieler nach Toren oder Torchancen zeigen die Stars in der Nahaufnahme und untermauern die Emotionen der virtuellen Kicker. Dazu gibt es die typischen Fangesänge von den Rängen auf die Ohrmuscheln, die das Geschehen perfekt untermalen. Der deutsche Kommentar mit Wolff Fuss und Frank Buschmann ist zwar weiterhin noch nicht annähernd perfekt, im direkten Vergleich mit der PES-Serie aber nach wie vor um Längen besser. Atmosphärisch bietet FIFA 20 also so ziemlich alles, was das Fußballherz begehrt.
Bugs torpedieren die Neuerungen in der Karriere
Neben der Einführung von Volta Football ruht sich EA ansonsten auf seinen etablierten Spielmodis aus. Somit herrscht weitestgehend Modi-Stagnation (online als auch offline), wenn auch auf einem immer noch guten Level. Auch ohne „The Journey“ wirkt sowohl die Karriere als Trainer als auch als Spieler deutlich moderner als in Pro Evolution Soccer. Zwar werden FIFA-Kenner auch hier größere Veränderungen vermissen, aber es gibt zumindest einige Neuerungen, die dem Modus prinzipiell neuen Wind verleihen.
Konntet ihr im Vorjahr bei der Trainer-Karriere noch aus lediglich acht verschiedenen Trainertypen wählen, könnt ihr in diesem Jahr wie in Volta einen komplett individuellen Coach gestalten, der diesmal auch weiblich sein kann. Bei der Karriere als Spieler könnt ihr entscheiden, ob ihr den Profi selber gestalten wollt oder lieber auf einen bekannten Spieler zurückgreifen möchtet. Als junger Profi erhaltet ihr vom Trainer klare Anweisungen, dazu fußballtaktisches Feedback, sodass ihr euch individuell entwickeln könnt. Gerade auch im Vergleich zur Konkurrenz aus dem Hause Konami bietet FIFA hier die interessanteren Fußballübungen, die deutlich mehr Spaß machen.
Für mehr Spannung und Abwechslung sollen die überarbeitete Spieler- und Team-Moral sowie die interaktiven Pressekonferenzen sorgen. So haben die Trainer-Aussagen bei Interviews und Pressekonferenzen, die auf ein Dialogsystem mit unterschiedlichen Optionen zurückgreifen, konkrete Auswirkungen sowohl auf einzelne Spieler als auch auf die Mannschaft. Ihr müsst darauf achten, dass eure Spieler stets zufrieden mit ihrer Rolle im Team sind. Denn je höher die Moral des Teams, umso besser spielen eure Spieler auch ihre Stärken auf dem Platz auch aus. Dennoch ist das Moralsystem unter dem Strich zu rudimentär, um ein echter Gamechanger zu sein. Schon nach wenigen Spielstunden werdet ihr schnell herausfinden, welche Antworten ihr in den Interviews geben müsst, um die Moral des Teams nach oben zu hieven. Mehr Tiefe und mehr Antwortmöglichkeiten würden dem System gut tun.
Deutlich ausgereifter erscheint auf den ersten Blick das dynamische Spielerpotenzial. Während in der Vergangenheit für jeden Spieler im Vorhinein von den Entwicklern bereits festgelegt war, bis zu welchem Wert er sich entwickeln konnte, richtet sich das Potenzial eines Spielers nun in erster Linie nach seinen Leistungen und Einsatzzeiten. So können Talente, die häufig zum Einsatz kommen und gleichzeitig gut auf dem Platz performen, deutlich höher steigen als potentiell gleichwertig talentierte Spieler, die aber kaum zum Zuge kommen oder keine Leistung bringen. Auch Spieler, die im hohen Fußballeralter noch gute Leistungen zeigen und viel spielen, verlieren nicht mehr so schnell an Stärke und hängen vielleicht noch das ein oder andere Profijahr hinten dran, wenn es wirklich gut läuft. Eine wirklich gute und sinnvolle Neuerung - wenn es denn richtig funktioniert.
Denn was bringen all diese Veränderungen im Karrieremodus, wenn diese nicht uneingeschränkt funktionieren? Traurig, aber leider wahr: Der Karrieremodus in FIFA 20 hat in den ersten drei Wochen mit zahlreichen gravierenden Bugs zu kämpfen gehabt. Neben nicht ganz aktuellen Kadern, Spielabstürzen und zum Teil elendig langen Ladezeiten in den Menüs und den Transferlisten funktionierten auch ganz elementare Dinge nicht richtig. Das von EA so angepriesene (und in der Theorie auch wirklich sinnvolle) dynamische Spielerpotential hat noch diverse Aussetzer, sodass sich Jugendspieler, die zwar häufig spielen, dennoch weniger gut entwickeln als Ergänzungsspieler. Ein weiteres Ärgernis: In meiner Bundesliga-Saison mit Schalke spielen Topclubs wie Bayern München, Leipzig oder Dortmund gegen den Abstieg, weil diese in den Spielen häufig nur mit Jugendspielern antreten, während die Topstars nur auf der Bank sitzen oder gar nicht im Kader sind. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf den Schwierigkeitsgrad, der selbst auf hohen Stufen viel zu leicht ausfällt. Das Ganze Dilemma ist vor allem auch deswegen sehr komisch, weil EA vor dem Start von FIFA 20 noch versprochen hat, genau daran zu arbeiten, dass Top-Teams in wichtigen Spielen immer mit der bestmöglichen Mannschaft auflaufen. Da scheint wohl einiges schiefgelaufen zu sein. Viele Bugfixes in anderen Spielmodi (vorrangig Ultimate Team) und Anpassungen am Gameplay hat EA zwar bereits recht schnell mit mehreren Updates vorgenommen, der Karrieremodus wurde jedoch erst gestern mit einem ersten Update angegangen, der die meisten der Probleme abschafft bzw. zumindest stark abmildert. Gerade für Launchkäufer, die vor allem offline spielen, war das ein echter Schlag ins Gesicht.
Mit FIFA Ultimate Team, der dank der Mikrotransaktionen wohl finanziell bedeutendste Modus für EA, gehen die Entwickler hingegen deutlich besser um. Neben einigen Komfortverbesserungen bei der Zusammenstellung eures Kaders wurde in diesem Jahr ein neues Season-System eingeführt, das sich ein wenig an Titel wie Fortnite anlehnt. Denn je nachdem, wie viele Tages, Wochen- und Saison-Herausforderungen gemeistert werden, werden Erfahrungspunkte angehäuft. Mit diesen steigt ihr im Rang auf und erhalten so neue Leihspieler, Packs, Münzen und weitere Boni. Trotzdem setzt EA bei Ultimate Team natürlich grundsätzlich weiterhin auf die Bezahlungen mit Echtgeld.
Ebenfalls neu sind die sogenannten FUT-Freundschaftsspiele. Hier könnt ihr mit eurem Kader gegen Freunde oder Spieler aus der Community antreten, ohne dabei eure Gesamtstatistik oder die Spielerwerte eures Teams zu beeinflussen. Im Couch-Modus könnt ihr zudem offline mit bis zu vier Freunden gegen die KI antreten. Gespielt wird dabei gegen Teams aus der FUT-Community. Ansonsten bleibt bei FIFA Ultimate Team in diesem Jahr weitestgehend alles beim Alten. In den Division Rivals sammelt ihr erneut im Ligen-System Punkte und versucht euch gegen immer stärker werdende Gegner an die Spitze zu kicken. Abseits davon sind die altbekannten Modi Squad Battles, Draft, Champions, Team of the Week und die Squad Building Challenges auch wieder mit dabei, was für jede Menge Abwechslung sorgt.
Wichtig ist auf dem Platz
Auf dem Platz solltet ihr in diesem Jahr keine Revolution erwarten, die Änderungen liegen wieder nur im Detail. Und in diesem Jahr muss man sogar noch etwas genauer hinsehen. Die wohl auffälligste Neuerung betrifft (einmal mehr!) die reduzierte Spielgeschwindigkeit. Dadurch wirken die Bewegungen und Animationen der Spieler nochmals realistischer und flüssiger. Da zudem die Bälle nicht mehr so am Fuß der Spieler kleben, müssen selbst Künstler wie Messi oder der Neu-Müncher Coutinho damit rechnen, dass sie das runde Leder das ein oder andere Mal an den Abwehrspieler verlieren oder es schlichtweg ins Aus rollt.
Veränderungen sind ansonsten auch bei der Spieler-KI in der Verteidigung auszumachen. Diese haben die Entwickler zugunsten der Offensive abgeschwächt. Dadurch können eure Offensivkräfte deutlich häufiger tödliche Pässe spielen, da die Verteidiger spürbar größere Lücken zwischen den Reihen lassen und die Passwege nicht mehr so effektiv zustellen wie noch in FIFA 19. Dort war die Defensiv-KI aber in vielen Situationen auch fast schon zu mächtig. Vor allem aber wird dadurch das ständige Hin-Und-Her-Geschiebe des Balles vor dem Sechzehner verhindert, was dem Spielfluss gut zu Gesicht steht. Um dies ein wenig auszugleichen, wurde allerdings auch die Effektivität von verschiedenen Pässen abgeschwächt, sodass Spielern mit schlechten Passwerten deutlich häufiger auch mal ein Pass misslingt. Vor allem die hohen Pässe in den Lauf sind noch ineffektiver. Insgesamt müsst ihr nun noch genauer zielen, wo genau der Ball hinsoll, was gerade in den ersten Matches für viele Fehlpässe sorgt. In der Summe tut es dem Gameplay aber wirklich gut.
Darüber hinaus gibt es neue Manöver wie das leichte Anlupfen über Doppeldruck der jeweiligen Passtaste oder die Schussvorlagen für bessere Abschlüsse oder Dribblings über kontrollierte Rückwärts- und Seitwärtsmanöver. Auch die Körpermasse wuchtiger Verteidiger wie Virgil van Dijk von Liverpool lässt sich in Tacklings spürbar besser einsetzen. Ebenfalls schön: Flanken führen wieder zu mehr Toren als noch in FIFA 19 und sind mit etwas Übung wieder ein probates Mittel. Von der laut EA spürbar verbesserten Ballphysik ist jedoch nicht allzu viel zu merken. Das Leder prallt zwar häufiger ab als im Vorgänger, verhält sich aber dennoch längst nicht so realistisch wie bei PES.
Unter dem Strich fällt der Spielflussvor allem durch das optimierte Pacing und der besseren Balance zwischen Defensive und Offensive besser als im letzten Jahr aus, auch wenn sich die KI-Kollegen teilweise etwas zögerlich verhalten und sich etwa in einigen Aktionen noch besser freilaufen könnten. Problematisch ist zudem auch das ständige Nachpatchen der Entwickler, sodass sich das Spielgefühl in den letzten Wochen immer wieder mal etwas verändert hat. Das ist aber leider ein grundsätzliches Problem der FIFA-Reihe.
Größere Veränderungen haben die Entwickler indes noch an den Standardsituationen vorgenommen. So findet das grundlegende Steuerungsprinzip der Eckbälle jetzt auch bei den Freistößen und Elfmetern Anwendung. Durch einen Cursor könnt ihr jetzt genauer entscheiden, wohin ihr den Freistoß bzw. Elfmeter schießen möchtet. Zudem stehen euch bei der Ausführung ganz gezielt verschiedene Schussarten wie Topspin, Flatterball, angeschnittener Schuss und Vollspannschuss zur Verfügung, was mitunter für ganz andere Flugkurven sorgt, aber in der Ausführung zunächst recht hakelig ist. Gerade für Neulinge, die das erste Mal das neue Schusssystem verwenden, wird es zu Fragezeichen über den Köpfen führen. Der Cursor lässt sich nur sehr zittrig bewegen und das Zusammenspiel zwischen linkem und rechtem Stick erfordert einiges an Übung. Trainiert ihr diese Situationen jedoch, fühlen sich die neuen Standardsituationen aber deutlich verbessert an und wirken nicht mehr so zufällig wie noch in FIFA 19.
Fazit:
In diesem Jahr fällt mir die Bewertung von FIFA schwerer als sonst. Obwohl die Entwickler die Änderungen im Gameplay diesmal sehr dezent angegangen sind, fühlt sich der Kick auf dem Rasen einfach besser, taktischer und authentischer als im letzten Jahr an. Das liegt vor allem an der besseren Balance zwischen Angriff und Verteidigung sowie dem realistischeren Spieltempo. Das Spielen macht dadurch unter dem Strich einfach mehr Spaß als im letzten Jahr, auch wenn die abgeschwächte Defensiv-KI durchaus auch für den ein oder anderen Frustmoment sorgen kann. Sehr gefreut hat mich zudem auch, dass die Bundesligakader mit vielen neuen, authentischen Spielergesichtern überarbeitet wurden.
Mit der Einführung des Volta-Spielmodus sowie der Wiedereinführung eines Hallenmodus hat EA zudem auf die Wünsche der Fans gehört und eine gelungene Alternative zum klassischen Fußball geliefert, die für ein lockeres Spiel unter Freunden bestens geeignet ist. Doch während mich der Storymodus „The Journey“ in den letzten drei Jahren wirklich packen konnte, ist der neue Volta-Storymodus trotz ordentlichem Umfang enttäuschend. Weder erzählerisch noch dramaturgisch kann die Straßenkickgeschichte mit der Geschichte rund um Alex Hunter mithalten. Noch schlimmer ist jedoch die ganze Pseudo-Coolness drumherum, die einfach einen hohen Fremdschämfaktor aufweist. Richtig schlimm ist jedoch der unfertige Zustand, in dem FIFA 20 veröffentlicht wurde. Selbst drei Wochen nach Release und zahlreiche Bugfixes später gab es immer noch diverse Fehler im Spiel, die vor allem den Karrieremodus betrafen und diesen nahezu unspielbar machten. Besonders für treue Fans, die vor allem im Einzelspielermodus und offline spielen, war das ein echter Schlag ins Gesicht. Glücklicherweise wurden die meisten Fehler im Karrieremodus mit einem Update vor wenigen Stunden endlich angegangen. Ob jedoch wirklich alle Probleme behoben wurden bzw. neue Fehler entstanden sind, wird sich erst noch zeigen. In jedem Fall nervig: In bereits begonnenen Karrieren sind die alten Bugs alle noch enthalten. Hier hilft nur das Erstellen einer neuen Karriere.
Von uns getestet: PS4-Version

Einzig das aktive Verteidigen ist etwas unhandlich geworden, wie ich finde.
Mit X verfolgt man nur noch und geht gar nicht mehr zum Ball, sondern läuft viel mehr parallel zu ihm. Lediglich mit dem Analogstick und der Zweikampftaste kann man aktiv um den Ball kämpfen. Das Einsetzen von Kreis darf gerne mehr Timing erfordern, aber mir passiert es leider doch zu oft, dass ich komplett am Spieler vorbeirenne .-.
Ich meine, da ist man mit "verfolgen" direkt auf den Spieler zugelaufen.
Übrigens: Alles Gute zum Geburtstag!
schon vor Jahren mit dem Tactical Defending. Man kann bei den Gameplay-Hilfen aber wieder zum Klassischen Verteidigen umschalten.
Dazu muss ich allerdings sagen, dass FIFA diesbezüglich mehr als broken ist. Sobald der Gegner X (PS4) hält, kann man im Prinzip nicht mehr im 1:1 vorbei, außer der eigene Spieler ist in den Werten um einiges besser.