NplusX-Spezial: Videospiele-Streaming im Praxis-Test
Ob man es als Hardcore-Gamer nun gutheißen möchte oder nicht, Spiele-Streaming wird ein Bestandteil unseres Hobbys. Google verspricht, dass Vorbesteller der sogenannten „Founders-Edition“ von Stadia ab Ende November alle aktuellen Third-Party-Spiele ohne leistungsstarke Hardware spielen können. Will heißen, selbst Gamer mit einem veralteten Laptop oder einem Handy, werden im nächsten Jahr große Spiele wie Cyberpunk 2077 daddeln können. Nicht länger werden eine aktuelle Konsole oder ein teurer Gaming-PC benötigt, um mit besten Ergebnissen zu zocken. Während Google Stadia in den Startlöchern steht, hat ein anderer Großkonzern aus Deutschland still und heimlich den Streaming-Markt betreten betreten und dies erstmals zur vergangenen Gamescom so richtig publik gemacht. Die Telekom bietet mit Magenta Gaming aktuell die Möglichkeit, kostenlos in den Service rein zu schnuppern, um rund 100 Spiele ohne aktuelle Hardware zu spielen. Genau das haben wir getan und möchten euch nun von unseren ersten Streaming-Erfahrungen berichten.
Mit diesem Artikel wollen wir keine Werbung für die deutsche Telekom machen, sondern den Dienst lediglich vorstellen. Die geschlossene Beta kommt kostenfrei daher, ein paar Voraussetzungen müssen jedoch erfüllt sein. Zunächst einmal muss man natürlich Kunde der Firma Telekom sein. Darüber hinaus muss man mindesten über eine 50MB-Leitung verfügen und eine T-Online-Nummer besitzen. Wer diese Bedingungen erfüllt, darf ein Passwort generieren oder die bereits vorhandenen Daten eines anderen Telekom-Services benutzten.Das Unternehmen riet Interessenten zur Gamescom noch, sich schnell zu registrieren, allerdings scheint die geschlossene Beta aktuell nicht ganz so geschlossen, wie zunächst angepriesen. Wir haben uns erst am 11.09. erfolgreich angemeldet, also fast drei Wochen nach dem Lauch des Services. Die ganze Anmeldeprozedur dauert kaum länger als 10 Minuten, wenn man seine Zugangsdaten zur Hand hat. Danach lädt man noch die Magenta Gaming-App auf das Gerät seiner Wahl herunter und es kann losgehen. Windows und Android werden momentan problemlos unterstützt, iOS-Systeme und sogar die XBOX sollen noch folgen.
Die Spieleauswahl ist sehr übersichtlich gegliedert und in unterschiedliche Genres unterteilt. Ganz oben auf der Tagesordnung wird mit The Witcher 3 (komplette Edition) geworben. Das Rollenspiel ist nicht mehr taufrisch, für Testzwecke allerdings absolut ausreichend. Ansonsten ist die gebotene Auswahl solide. Mit Pillars of Eternety, Superhot, Evoland 2 und Tropico 5 wird unter anderem ordentliches Material geboten. Die App unterstützt einige Controller, dank Windows 10 haben wir uns für den der XBOX One entschieden. Wer keinen Controller nutzen möchte, kann bei den meisten Spielen auch auf Maus und Tastatur zurückgreifen.
Während des Spielstarts werden wir in unseren Account eingeloggt, wobei hier die Benutzerdaten eingegeben werden müssen. Das geschieht bei jeder Sitzung neu, jedes weiter gestartete Spiel kann allerdings ohne lästige Anmeldung gespielt werden. Bei dem bereits erwähnten The Witcher 3 kommt jedoch noch eine kleine Hürde hinzu. Bei Spielen ohne Jugendfreigabe verlangt die Telekom ein Ident-Verfahren zur Feststellung des Alters. Dieses kann man entweder über Webcam und Personalausweis oder via Onlinebanking erledigen. Im Anschluss darauf wird eine Jugendschutz-Pin erstellt, mit der man fortan auch Spiele ab 18 zocken darf.
Die App erledigt nun alles Wichtige im Hintergrund: die Bildrate wird automatisch angepasst, die Details werden angepasst und die Grafikeinstellungen werden so eingestellt, dass der Spieler das beste Erlebnis abhängig von seiner Internetleitung geliefert bekommt. Natürlich darf auch jeder selbst an den Reglern in den Optionen drehen. Dann allerdings muss man sich auf unschöne Lags und schlimmstenfalls auch Spielabstürze einstellen. Der Controller wird übrigens direkt beim Spielstart erkannt, muss allerdings vorher eingeschaltet werden. Nachträglich, also während einer laufenden Spielesitzung, ist das nicht mehr möglich.
Unsere Erfahrungen mit The Witcher 3 waren durchwachsen, wobei das durchaus am Beta-Satus des Dienstes liegen könnte. Geralts Abenteuer sahen mit Magenta Gaming auf jeden Fall gut aus. Die Einstellungen für die für uns vorhandene 50MB-Leitung waren absolut in Ordnung und so konnte das Spiel optisch locker mit der XBOX One-Version mithalten. Schon nach wenigen Minuten begann allerdings eine lästige Ruckelorgie, ehe sich Geralt fast 45 Minuten lang ohne nennenswerte Beeinträchtigung durch die Lande bewegen ließ. Bei anderen Spielen war dieses Phänomen ebenfalls zu beobachten, manche Titel stürzten sogar komplett ab. Pillars of Eternity lief dagegen gänzlich ohne Probleme.
Nach jeder Sitzung bittet die Telekom um Feedback, es wird also offensichtlich noch am Service gearbeitet.
Wer in die Welt des Spielestreamings einmal eintauchen möchte und zufälligerweise Telekom-Kunde ist, der sollte von der „geschlossenen“ Beta Gebrauch machen. Nach dem Anmelde-Kram erhält man Zugriff auf eine nette Spielebibliothek, die zwar nicht besonders aktuell ist, aber qualitativ durchaus überzeugen kann. Dank Controller-Unterstützung lassen sich die Titel nahezu problemlos spielen. Unser erster Test offenbarte allerdings auch die große Schwäche der vermeintlichen Zukunft. Der Spieler ist stets von einer guten Internetverbindung abhängig. Dem gegenüber stehen: Teure Hardware ist unnötig, langwierige Installationsprozesse ebenso.