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Nintendo Switch Lite: Hui oder pfui?

Von Kamil Witecy am 13.07.2019

Sinnvolle Erweiterung oder unnötige Geldmacherei - die Meinungen zu Nintendo Switch Lite gehen weit auseinander. Die Japaner bringen in erster Linie eine preiswertere, handlichere aber dafür auch abgespecktere Variante des Gerätes auf den Markt, die sich an die mobilen Spieler richten soll. Schaut man sich die Nintendo Switch Lite näher an, stellt man fest, dass all die Features entfernt wurden, die aus der klassischen Nintendo Switch eine Hybrid-Konsole machen. Der TV-Modus fällt weg, die Joy-Cons wurden fest in das Gehäuse integriert und auch HD-Rumble und Infrarot-Sensor mussten dem Konzept weichen. Was bleibt, ist auf den ersten Blick der Name und die volle Kompatibiliät zur Switch-Spielebibliothek. Wer bestimmte Spiele, wie beispielsweise Super Mario Party nicht alleine spielen möchte, hat entweder Joy-Cons bereits zu Hause herumliegen oder muss diese noch extra hinzukaufen.

Was wir gut finden

Nintendo geht keine Experimente ein und hält am Namen fest. Das mag zunächst etwas paradox wirken, immerhin lässt sich mit der reinen Handheld-Konsole nicht mehr "switchen". Allerdings wird auch einer ganzen Menge Verwirrung vorgebeugt. Einen feschen neuen Namen hätten Kunden womöglich mit einer komplett neuen Konsole in Verbindung bringen können, weniger mit einer preiswerten Switch-Variante. Der Name Switch Lite macht somit klar: Hier handelt es sich um ein Gerät aus der Produktfamilie der Nintendo Switch mit einigen Abstrichen.

Nintendo ist seit jeher der "Herr des Handhelds" und das zeigen die Japaner auch hier wieder. Das Gerät kommt zwar nicht allzu edel daher, wirkt auf den ersten Blick allerdings wieder gut verarbeitet. Das Gehäuse wurde etwas verkleinert und damit zumindest für Jackentaschen zugänglich gemacht. Weitere Vorteile scheinen sich im Display bemerkbar zu machen. Dieses wurde zwar etwas geschrumpft, soll aber immer noch die 720p darstellen können, womit das Bild minimal schärfer sein dürfte. Auch der Akku soll nun etwas länger durchhalten, gemunkelt wird über 20-30% mehr Laufzeit.

Die Wünsche der Fans wurden zudem erhört und die Spieler erhalten endlich "ihr" Steuerkreuz. Vorbei sind die Zeiten der fummeligen Eingabe über Einzelknöpfe. Das digitale Steuerkreuz wurde in die Switch Lite integriert und ermöglicht vor allem bei der Vielzahl an Indie-Titeln und gerade aktuell bei Super Mario Maker 2 eine noch angenehmere Spielweise.

Nintendo setzt darüber hinaus von Beginn an auf verschiedene Farben. Damit ist der Weg frei für unzählige spezielle Editionen, wie zum Beispiel die bereits angekündigte Pokémon-Variante. Selbst Besitzer einer aktuellen Nintendo Switch könnten beispielsweise bei einer edlen Zelda- oder Metroid-Edition schwach werden und im Bundle mit dem passenden Spiel eine zweite Konsole ins Haus holen.

Was wir nicht so gut finden

Der Preis ist leider nicht ganz so heiß. Die 230€, die zahlreiche Händler in Deutschland aktuell aufrufen, sind schon eine Ansage, zumal vielerorts für nur 50 bis 60€ mehr eine handelsübliche Switch über den Ladentisch geht. Psychologisch clever wäre es gewesen, unter der magischen 200€-Grenze zu bleiben, das hätte sicherlich einige Kunden mehr angelockt. Da Nintendo aber seit Jahren keine festen UVPs mehr festlegt, ist das jedoch eher eine Entscheidung des Einzelhandels. In den USA startet das Gerät beispielsweise mit einem Preis von 199 US-Dollar.

Mit dem Lite-Konzept killt Nintendo das eigentliche Switch-Hauptfeature; und zwar komplett. Schade, dass man nicht zumindest über einen Mini-HDMI-Port nachgedacht hat, um das Gerät eventuell doch noch auf dem Fernseher laufen zu lassen. So ist der grandiose Pro-Controller für Nintendo Switch Lite absolut nicht zu gebrauchen, da man das Gerät auch nicht aufstellen kann. 

Der Speicher ist mit 32GB gleich geblieben und das ist bei einem reinen Handheld etwas wenig. Der Karten-Slot schluckt zwar viele gängige Erweiterungen, das kostet allerdings wieder zusätzlich. Ein interner Speicher von 128GB bzw. 256GB sollte in der heutigen Zeit nicht mehr die Welt kosten. 

Für eine reine Handheld-Konsole fehlt zudem Bluetooth. W-Lan ist schön und gut, aber mobil ist der Bluetooth-Standard doch komfortabler und gehört eigentlich fast schon standardmäßig mit an Bord. 

Der Akku soll zwar etwas länger durchhalten als bisher, aber die angegebenen Werte sind immer noch ausbaufähig. Maximal eine Stunde länger macht den Kohl nicht fett. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass das Gerät nur mobil verwendet werden kann, hätten wir uns hier eine deutlichere Verbesserung gewünscht. 

Unser Ausblick

Michi meint:  Nintendo erweitert seine Switch-Familie mit einem (vermutlich) ersten Produkt. Warum auch nicht, die Konsole verkauft sich gut und eine weitere Variante bringt mehr potentielle Käufer. Allerdings schafft Nintendo "nur" ein zusätzliches Produkt und versäumt es etwa, für Vielspieler (wie mich zum Beispiel) eine wirkliche Zweit-Konsole auf den Markt zu bringen. Ein größerer Akku, ein größerer Speicher und ich hätte für 200€ ziemlich sicher eine zweite Switch im Haus. Und nicht nur mir würde es vermutlich so gehen. Aus meiner Sicht fehlen mit dieser Ausführung die ganz großen Argumente für die etwa 35 Millionen Switch-Besitzer, sich eine zweite Konsole zu kaufen. Dennoch werden sicherlich einige Handheld-Only-Gamer und vermutlich auch eine jüngere Zielgruppe durchaus zuschlagen. Ich bin dementsprechend gespannt, welchen Start die Lite hinlegen wird.

Kamil meint: Für mich ist das nichts! Eine Switch ohne das eigentliche Hauptfeature macht für mich persönlich wenig Sinn - weder als Zweitkonsole noch als Ersatz für meine normale Nintendo Switch. Dennoch ist es aus Nintendos Sicht schon verständlich, dass sie insbesondere für jüngere Spieler, Casual-Gamer sowie vor allem auch Nintendo-3DS-Besitzer, die auf Titel wie Pokémon und Animal Crossing warten, jetzt eine preisgünstigere Alternative anbieten. So können auch die letzten 3DS-Nutzer endlich zur Switch wechseln. Auch der Preis wird mittelfristig fallen und wenn Nintendo in naher Zukunft Bundles mit Titeln wie Pokémon und Animal Crossing für unter 200€ schnüren wird, wird sich die Hardware auch verkaufen.

Lars meint: Nintendos langfristiges Ziel ist es tatsächlich mehrere Switch-Geräte pro Haushalt unterzubringen - das wurde oft genug betont. Mit einer portablen Switch Lite könnte das in einigen Fällen auch bei den Core-Gamern aufgehen, wenn diese der Freundin beispielsweise die coole Switch Lite im Animal-Crossing-Design kaufen und sie dann auch hin und wieder selber benutzen. Doch auch ich finde den Preis - zumindest zum Launch - etwas zu hoch. Ich würde aber sogar fest davon ausgehen, dass viele Händler bereits zum Weihnachtsgeschäft den zunächst aufgerufenen Preis schnell unterbieten werden. Denn wenn man die Switch Lite im Bundle mit Pokémon Schwert/Schild für einen guten Kurs anbieten kann, dann sieht die Welt schon wieder anders aus.

Ein ganz anderer Gedanke noch zum Schluss von mir: Nintendos Doug Bowser hat im Zuge der Ankündigung explizit bestätigt, dass es in diesem Jahr keine weitere, neue Switch-Hardware geben wird. Im nächsten Jahr aber dann schon? Die Gerüchteküche hat ja immer auch schon von einem dritten Modell gesprochen, also einer "Switch Pro". Üblicherweise released Nintendo neue Systeme mit größeren Zugtiteln simultan. Im Hinblick auf eine mögliche Switch Pro könnte dies bedeuten: die Konsole wird mit einem "Pro"-tauglichen Spiel veröffentlicht. Da das einzige Spiel auf Nintendos aktueller Releaseliste dieser Kategorie momentan Breath of The Wild 2 ist, könnte man also prognostizieren, dass der Titel zusammen mit einer leistungsstärkeren Switch Ende 2020 erscheint. Alleine schon deswegen, um der PlayStation 5 und Xbox Scarlett etwas Wind aus den Segeln zu nehmen.

Jerry meint: Es ist nie verkehrt der Kundschaft mehr Optionen bieten zu wollen und insofern werde ich sicher nicht über die Ankündigung einer Switch Lite meckern, festhalten muss ich jedoch, dass das Gerät in meinen Augen abgesehen vom günstigeren Preis praktisch keine Vorteile mit sich bringt. Mit 208 mm Länge ist das Lite-Modell zwar drei Zentimeter kürzer als das Original, aber noch immer nicht klein genug für Jackentaschen. Laut der amerikanischen Nintendo-Seite hält der Akku 30 Minuten länger als der Akku des großen Bruders. Die deutschen Kollegen sprechen von einer Stunde und nennen hier die Laufzeit von Zelda: Breath of the Wild. So oder so ist der Wert nicht gut. Die Farben grau, gelb und türkies sprechen mich alle nicht an, und dann ist da auch noch die Kleinigkeit, dass die Switch Lite nicht an einem Fernseher verwendet werden kann. Für mich persönlich: Nein danke.

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5 Kommentare:
Tobsen)
Tobsen
Am 13.07.2019 um 12:30
Sehr wahrscheinlich wird die PS5 leistungsfähiger als die Switch lite sein. Ich werde, denke ich, die PS5 kaufen; auch zumal ich bereits eine Switch habe, die ich ja ohnehin auch mitnehmen kann.
CaptainSatan)
CaptainSatan
Am 13.07.2019 um 20:40
Selbst die PS4 ist bereits jetzt leistungsfähiger
Jerry)
Jerry
Am 14.07.2019 um 08:34
@CaptainS: Dessen ist sich der gute Tobsen durchaus bewusst ;)
@Tobsen: Aber nur die Switch Lite gibt es in gelb 111!!!!
NXPro)
NXPro
Am 13.07.2019 um 15:01
Endlich hat man für Handheld (Switch lite) und Heimkonsole (Switch) eine gemeinsame Spielebasis. Finde die Switch lite als 3DS-Nachfolger perfekt und das Ding wird durch das große Spieleangebot auch seine Abnehmer finden.

Ich verstehe zwar einige Argumente, dass man "mehr" (Akkulaufzeit, Speicher...) möchte, aber dann würde man auch direkt wieder die Switch angreifen. Eigentlich blieb nur eine abgespeckte Version als Handheld übrig.

Egal wie man es wendet. Die Switch lite ergänzt die Switch perfekt! Als Switch User braucht man natürlich als Einzelperson keine Switch lite zusätzlich. Das ist aber auch nicht das Ziel von Nintendo.
Pogo)
Pogo
Am 13.07.2019 um 16:25
" Alleine schon deswegen, um der PlayStation 5 und Xbox Scarlett etwas Wind aus den Segeln zu nehmen."
Auf der einen Seite eine Switch Pro, die höchstens 1080p können wird, weil Sie ja gar keine großartig andere Hardware verbauen können um kompatibilität zu gewährleisten, Preis 399USD/420€. Auf der anderen Seite PS5/Scarlet mit neuester AMD Ryzen CPU, Navi 2 GPU (mit Raytracing), SSD etc., 4K volle backwardskompatibility - Preis 499-599USD/€.

Das sieht für mich nicht nach Wind aus den Segeln nehmen aus, sondern nach maßlos überteuerter Hardware auf Nintendos Seite.
2null3)
2null3
Am 14.07.2019 um 11:11
Man kann natürlich enttäuscht sein, aber persönlich halte ich den fehlenden TV Anschluss für einen nachvollziehbaren und logischen Schritt, da neue Käufer sich ansonsten wohl allesamt für die Lite Konsole entscheiden würden, die dann das gleiche könnte wie die normale Switch und im mobilen Bereich sogar ein wenig besser wäre (schärferer Bildschirm, etwas handlicher, etwas mehr Akku), dabei aber 70 - 100 Euro weniger kosten würde.
Außerdem würde sich Nintendo mit einem TV Mode an der Lite auch gleich noch mehrere Shitstorms einhandeln, denn unbedarfte neue Lite Käufer wären vermutlich direkt sauer, wenn sie ihre Konsole das erste mal an den Fernseher anschließen und dann erfahren, dass sie sich noch einen weiteren Controller kaufen müssen ("Wucher! Geldschneiderei!").

Ich persönlich finde das Ding echt hübsch und ziehe in Erwägung, es mir zuzulegen, wenn der Preis bei 200 Euro angekommen ist.
CaptainSatan)
CaptainSatan
Am 14.07.2019 um 14:11
Naja, Nintendo sollte die Möglichkeit einer separaten DockingStation bieten
TraxDave)
TraxDave
Am 21.07.2019 um 08:34
Mich persönlich interessiert die Switch Lite sowieso nicht, ich gehöre aber auch nicht zur Zielgruppe.
Was mit dem Fehlen von Bluetooth gemeint ist, check ich nicht ganz, aber Bluetooth sollte doch verbaut sein, wenn man andere Controller benutzen will. :P
Auch mehr Speicher würde ich nicht fordern, sieht man doch bei iPhones, wie der Hersteller dann mit dem Preis umgeht.
Vom Preis her hätten sich die Händler eigentlich auf 199€ einigen sollen..klingt gleich viel einladender. Für viele Eltern reichen die knapp 100€ weniger im Gegensatz zur normalen Switch jedoch glaube ich trotzdem, um zur neuen Lite-Variante zu greifen.