#Schmerzhaft: Spider-Man
Wer kennt es nicht? Da wird ein Spiel veröffentlicht, das von Teilen der Presse und der Käuferschaft gefeiert wird und schon beachtliche Verkaufszahlen generiert hat. Ihr installiert ungeduldig das Spiel und saugt sabbernd aberwitzige Gigabytes an Patch-Daten auf die Konsole, damit ihr endlich loszocken könnt.
Nur, um schon recht bald zu merken, dass… ihr es gar nicht so geil findet...
Zur Ausgangslage: Als Kind liebte ich die Cartoon-Serien mit dem Spinnenmann und außer bei dem aktuellen Avengers-Azubi und Tony Stark-Fanboy hatte ich auch viel Spaß mit den bisherigen Kino-Auftritten. Nun lag Spider-Man für die PS4 samt schickem Steelbook unter dem festlich geschmückten Tannenbaum. Der Weihnachtschor sang darauf ein Hallelujah und schon bald rotierte das Laufwerk meiner geliebten PS4 mit sonorem Beiklang die Disc des für mich ersten Spider-Man-Videospiels seit dem altehrwürdigen Gameboy.
Ich verstehe übrigens zweifellos, was viele Zocker an dem Spiel schätzen. Zunächst war auch ich verzaubert. Wow, Spidey sieht unfassbar gut aus, stellenweise hatte ich das Gefühl, einem modernen Animationsfilm zu folgen. Nach ein wenig Eingewöhnung flutschte auch die Steuerung und es bereitete mir einen Riesenspaß, durch die schier endlosen Häuserschluchten des virtuellen Manhattan zu schwingen sowie fiese Schergen zu verprügeln und zu „umgarnen“. Und obwohl die Geschichte anhand der Zwischensequenzen und vieler Funksprüche hochwertig und atmosphärisch erzählt wird, nahm meine Faszination unerwartet schnell ab. Aber warum bloß?
Check
Für viele Fans ist Spider-Man wohl der spielgewordene Superheldentraum. Bei mir entstand aber schnell das Gefühl, dass die Entwickler eine Checkliste abgearbeitet haben, auf der steht, was alles in einem modernen Videospiel drin sein muss. Große offene Welt: check. Freischaltbares: check. Sammelkram: check. Zusätzliche Gadgets: check. Mods für den Krempel: check. Moveset erweitern: check. Türme/Hochhäuser erklimmen, um die Karte zu öffnen: aber sowas von gecheckt.
Das muss ja nicht zwingend falsch sein, nur hatte ich bei Spider-Man das Gefühl, dass die Designer vor lauter Checklistigkeit vergessen haben, ein längerfristig faszinierendes Spiel zu entwickeln und ihrem Titel so etwas wie eine Seele zu verpassen, anstatt alles hineinzupacken, was der Ottonormalverbraucher erwarten könnte. Ja, es gibt natürlich Abwechslung in Spider-Man, dennoch fühlte sich für mich alles gleichförmig und erschreckend schnell ermüdend an.
Schema F
Funkspruch: „Spidey, geh da hin, da ist die Scheiße am dampfen!“ Ich schwinge mich durch die halbe Stadt da hin. Videosequenz, in der ich kurz die Badasses kennenlerne. Ich verpügle den Mob. Zwei Sekunden später kommt die zweite Welle - dann die dritte. Ich geh kurz hops, weil zwei nervtötende Typen gleichzeitig auf mich schießen. Nächster Versuch. - Übernächster Versuch - geschafft. Vierte Welle. Okay, jetzt habe ich alle Söldner geplättet und freue mich darüber, dass ich nun noch coolere Netze verschießen kann. Nächster Funkspruch. Jetzt muss ich mich durch dreiviertel der Stadt in die andere Richtung schwingen und dort irgendwelche Fieslinge verdreschen und einspinnen. Zwischendurch darf ich Hochhäuser hochkraxeln, um mit Hilfe eines hirnlos einfachen Schiebemechanismus nach und nach die Übersichtskarte der Stadt aufzudecken. Daraufhin werden mir weitere hochspannende Verbrechen zugespielt, auf dass ich die nächsten Schergen durchkneten und einwickeln darf. Auch die Rucksackmarken, die ich aus irgendeinem Grund einsammeln kann, werden für die möglichst anspruchslose Aufgabenerfüllung auf der Map markiert. Garniert werden die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen dann von kleinen Schalter- und Schiebeaufgaben (Rätsel kann man die wirklich nicht nennen), die viel zu einfach, unfassbar langweilig und einfach nur deplatziert sind. Es wirkt einfach so, als wären diese Dinge im Spiel drin, weil... äh... ja weil sowas nun eben drin sein muss.
Die Stadt selbst sieht wirklich toll aus, bildet in meinen Augen aber lediglich eine oberflächliche Kulisse, um sich von hier nach da und manchmal auch nach dort schwingen zu können. Als wirklichen Spielplatz zum Erkunden und Entdecken habe ich sie nicht empfunden.
Jaja, ich weiß: Das Spiel bietet so viel mehr: Nette Gespräche mit Tante May, toll designte Sequenzen mit der zugleich niedlichen und toughen MJ und generell diese coole Cartoon-Atmosphäre. Aber auch die durchgestylteste Präsentation bringt mir nur wenig, wenn mich die Momente, in denen ich tatsächlich spiele, mit zunehmender Spieldauer einschläfern. Selbst wenn ich einmal gezwungen bin, zu Schleichen, wird es kaum besser: Ich klettere als Spidey durch die Belüftungsanlage von Gebäude 0815. Nein, es gibt keine Wegfindungsprobleme, kein Suchen und kein Ausprobieren. Es gibt nur DIESEN EINEN Weg, um zum Ziel zu kommen. Eine gelbe Markierung zeigt mir, durch welches Gitter in der Belüftungsanlage ich klettern soll. Das Spiel pausiert kurz, damit mir auch freundlich der Knopf angezeigt werden kann, den ich drücken soll, um den darunter stehenden Fiesling auszuschalten. Und danach wird wie gehabt wieder gekloppt und eingesponnen. Dies mag anfangs vielleicht noch Tutorial-Charakter für das Schleich-Gameplay haben, ich fand es spielerisch aber einfach nur langweilig.
Futter von der Stange
Die Entwickler haben eifrig alle nur denkbaren Open-World-Zutaten in diesen Eintopf geschmissen und ihn (wie auch bei immer mehr Konkurrenztiteln) mit Collectibles und Features zugeklatscht. Man nehme das Spider-Man-Universum, würze dies mit dem Charme einer hübschen Präsentation und gebe noch ein paar Esslöffel Arkham-Gameplay hinzu. Nur, um dann haufenweise trockenen Sammelkram und billige Formfleischmissionen aus dem Open-World-Regal darauf zu schmeißen.
Was bei anderen Spielen noch ein leckeres Mahl ergab, schmeckt einerseits inzwischen generell etwas dröge, außerdem ergibt es ohnehin nicht zwingend einen gut abgeschmeckten Spidey-Brei. Wenn man diesen Vergleich weiter bemühen mag, dann braucht es eben eine passende und ausgewogene Komposition der Zutaten und ein bisschen Fingerspitzengefühl beim Würzen, damit sich das Ergebnis auch besonders anfühlt. Und genau das fehlt mir bei diesem hübschen, aber leblosen Kantinengericht.
Vielleicht tue ich dem Spiel ja unrecht und es warten noch die coolsten Gameplaykniffe und herzzerreißende Storywendungen auf mich. Und obwohl Spider-Man wirklich toll inszeniert ist und mich häufig dazu gebracht hat, doch noch ein weiteres Stündchen zu investieren, so habe ich irgendwann doch die Lust verloren, mich weiter durchzuarbeiten. Denn danach fühlte es sich für mich zumeist leider an. Nach Arbeit. Und nicht nach Faszination. Schade.
Mir hat es persönlich sehr gut gefallen.
Ein modernen Triple-A Spiderman, gut gepolished. Nichts Bahnbrechendes. Macht aber Spaß. ^^
Garantiert ist es ein tolles Spiel. Aber irgendwie fühlte sich das Gameplay nach einem mix aus Assassins Creed und Arkham City an. Der Funke wollte einfach nicht übersprigen. Schade! Nach 2 Jahren im Regal habe ich es dann irgendwann verkauft.