Kommentar: Resident Evil VII in der Cloud
Capcom bringt Resident Evil VII in Japan auf Nintendos Hybridkonsole. Das klingt zunächst nach einer guten Nachricht - doch halt! Es wird nicht einfach die Xbox One- oder PS4-Version auf die Switch portiert. Interessierte Switch-Spieler müssen den neusten Ableger der Resident-Evil-Serie aus einer Cloud streamen.##MORE##
Cloud? Streamen? Früher hätte man diese kompliziert klingenden Begriffe einfach mit dem Wort „mieten“ umschrieben, denn letztlich ist es genau das: Gamer dürfen das Spiele mieten. Für 2.000 Yen oder umgerechnet etwa 15 Euro können sie das Hauptspiel und alle DLCs für 180 Tage spielen. Danach ist nicht nur der Cloud-Zugang weg, auch der Speicherstand wird automatisch gelöscht. In diversen Foren und YouTube-Videos sorgt das nun für reichlich Diskussionsstoff; paradoxerweise obwohl hierzulande niemand davon betroffen ist, denn für Europa oder die USA sind keine ähnlichen Pläne bekannt.
Manche loben Capcom dafür, dass deren Entwickler einen Weg gefunden haben, ein technisch aufwendigeres Spiel auf der Switch anzubieten. Andere Spieler rügen den Publisher allerdings dafür, dass Switch-Spieler den vermeintlich miesesten Deal bekommen. Wenn Bethesda es schafft, das technisch durchaus beeindruckende Doom als Retail-Titel auf die Switch zu portieren, dann müsste das Capcom mit Resident Evil VII doch ebenso hinbekommen.
Beide Parteien liefern Argumente für ihre Meinungen und tatsächlich haben auch beide irgendwie Recht. Objektiv betrachtet bekommen Switch-Spieler am Wenigsten für ihr Geld, wobei ich damit nicht sagen möchte, dass 15 Euro für ein halbes Jahr Zocken nicht fair wären. Ungeachtet des niedrigeren Preises ist es einfach so, dass ich auch in zehn Jahren noch meine Kopie von Resident Evil VII aus dem Regal ziehen kann, um mich auf der PS4 ein wenig im Anwesen der Baker-Familie herumzutreiben - wahlweise sogar mit der VR-Brille auf dem Kopf. Den japanischen Switch-Spielern bleibt dagegen nur ein halbes Jahr Spielspaß, sofern sie nicht immer wieder 2.000 Yen für jeweils weitere 180 Tage hinlegen wollen. Sammler von Switch-Retail-Spielen schauen gar vollkommen in die Röhre.
Capcoms Geschäftsmodell auf der Switch ist nicht wirklich kundenfreundlich. Aber: Es ist auch nicht kundenunfreundlich. Resident Evil VII ist ein gutes Spiel, das nicht zu unrecht von der Fachpresse als gelungene Rückkehr zu den gruseligen Survival-Horror-Wurzeln der Serie gefeiert wurde. Ist es nicht besser ein solches Spiel immerhin zu einem akzeptablen Preis mieten zu dürfen, als es gar nicht auf der Switch spielen zu können?
Diejenigen, die Capcom kritisieren, könnten ebenso gut Nintendo die Schuld am Fehlen vieler AAA-Titel von 3rd-Party-Publishern in die Schuhe schieben. Nintendos Gamecube, der vor knapp 17 Jahren das Licht der Welt erblickte, war die letzte Konsole des japanischen Videospielgiganten, die technisch mit den Heimkonsolen der Konkurrenz mithalten konnte. Mit der Wii setzte Nintendo erstmals auf spielerische Innovation statt auf reine Hardwarepower; ein Konzept, welches das Vorgehen des Konzerns seitdem prägt.
Der speziell für mobile Geräte entwickelte Tegra-Chip der Switch ist leistungstechnisch, je nachdem welche Kriterien man sich anschaut, vergleichbar mit einem A8- oder A10-Prozessor von AMD oder einem etwas älteren i3-Prozessor von Intel - für einen Handheld beeindruckend, aber unter dem Strich auch deutlich schlechter als das von AMD angetriebene, inzwischen fast fünf Jahre alte Innenleben der PlayStation 4 oder der Xbox One; und gar meilenweit von der Leistung der neuen Xbox One X entfernt. Wer sich eine Switch kauft, muss sich von Anfang an bewusst sein, dass große AAA-Blockbuster wenn überhaupt nur mit Abstrichen auf der Hybridkonsole laufen. Die größten 3rd-Party-Serien wie Assassin’s Creed, Far Cry, GTA oder Call of Duty sucht man auf der Switch (bisher) vergeblich. Gerüchte um eine Switch-Version des kommenden Call of Duty: Black Ops 4 wurden von Activision erst kürzlich widerlegt. Dass Bethesda Doom auf der Switch zum Laufen gebracht hat und im Juni auch noch Wolfenstein II: The New Colossus auf Nintendo Switch veröffentlichen will, ist absolut lobenswert. Aber darf bzw. muss von Capcom deshalb dieselbe Fleißarbeit erwartet werden?
Laut VGChartz, einer zugegebenermaßen nur bedingt zuverlässigen Quelle, hat sich Doom auf der Switch etwa 300.000-mal verkauft. Dem gegenüber stehen fast 4 Million verkaufte Kopien auf den beiden Konkurrenzkonsolen. Bethesda ist offenbar dennoch zufrieden mit der Switch-Version, aber wir wissen auch nicht wie aufwendig die Portierung war. Wie viel Zeit und Aufwand müsste Capcom in eine qualitativ vergleichbare Switch-Version von Resident Evil VII stecken?
Japanische Spieler, denen Capcoms neues Geschäftsmodell nicht gefällt, können Resident Evil VII trotz Interesse am eigentlichen Spiel einfach ignorieren, riskieren damit jedoch ein falsches Signal zu senden. Capcom könnte als Konsequenz schlechter Absatzzahlen ähnliche Großprojekte gar nicht mehr auf die Switch bringen. Spieler, die dagegen die 2.000 Yen für 180 Tage Zombieaction hinlegen, belohnen Capcom für den experimentellen Versuch einen großen AAA-Titel mit minimalem Aufwand und einigen Nachteilen für den Konsumenten auf die Switch zu bringen. Was ist nun also besser?
Ich selbst bin Retail-Sammler und wenn ich schon Resident Evil Revelations 2 und Mega Man Legacy Collection 2 sehe, dass sie nur als Download beiliegen, finde ich es schade.
Sich das Spiel jetzt nur noch "ausleihen" zu können, finde ich dann enttäuschender.
Klar, es ist toll, dass dadurch Spiele zum Spielen ermöglicht macht, aber man betrachte da ja auch das Konzept der Switch: Unterwegs Resident Evil 7? Das klappt nicht.
Klar, man hat halt auch ein halbes Jahr Zeit für Resident Evil 7, aber das erinnert mich etwas an WoW damals: Man zahlt die Gebühr für zwei Monate und ich bekam das Gefühl, dass ich da auch für das Geld es auch auskosten musste - in mir würde es auch das Gefühl des "Du musst das jetzt so schnell es geht durchspielen" auslösen.
Mich nervt es da ja schon, dass ich zum Editionswechsel der Pokémongeneration immer einmal die Bank buchen muss, nur um kurz meine Pokémon rüber zu ziehen.
Ich bin auch jemand, der lieber 720p@30fps auf Switch hat (mit von mir aus auch weniger qualitativen Texturen), als es in 1080p@60fps auf PS4 zu zocken, solange es wenigstens flüssig läuft. Also mir wäre Bethesdas Ansatz deutlich lieber^^
Und da Jerry passenderweise Doom als Beispiel anführt, greife ich das auch mal auf: Auf der Switch sieht das Spiel bei niedrigeren fps und gleichzeitig niedrigerer Auflösung mit Abstand am schlechtesten von allen verfügbaren Versionen aus. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein halbwegs brauchbares RE7-Spielgefühl auf der Switch eben nicht möglich ist. Ubi hat Steep ja auch nicht aus Boshaftigkeit eingestellt - es läuft einfach nicht. Das muss man sich eben eingestehen können und sich auch dran gewöhnen. Denn spätestens wenn 2020 PS5 und X2 verfügbar sind, ist die Switch noch immer am Markt und ein GTA6 läuft da einfach nicht auf einem Tegra. Es sei denn, R* beispielsweise hat interesse daran das auf PS3-Grafik zu verkrüppeln. Und ich denke, das haben sie nicht.
Aber das wird man halt alles sehen.
Ansonsten ist der Aufschrei der Retail-Sammler groß . . . Na und? Das war schon immer eine laute aber sehr kleine Gruppe die nuchts zu sagen hat und nur dafür gut ist um ein paar überteuerte Special Editionen an den Mann zu bringen
Auch wenn ich wiederum eine Ausnahme bin, da es von meiner Seite keinen Aufschrei gibt :P
Aber Games streamen...ich hoffe, bis das der Normalfall wird, dauert es noch ein, zwei Jahrzehnte ^^
Ansonsten bin ich dieselbe Dauer mit meinem Pile of Shame beschäftigt.
Technisch möglich wäre mit Sicherheit auch eine andere Umsetzung...wieso man allerdings keine unbegrenzte Streamdauer erwerben kann, verstehe ich nicht ganz.