Die Geschichte von Dynasty Warriors 9 führt den Spieler ins alte China zur Zeit der sogenannten Han-Dynastie. Sie soll dabei die legendäre Entstehung der drei großen Königreiche interpretieren, wobei zugegebenermaßen unsere Geschichtskenntnisse in diesem Bereich erstens nicht besonders gut sind und zweitens die Story an sich relativ belanglos erscheint. Das liegt vor allem daran, dass es viele unterschiedliche Erzählstränge gibt, bei denen jeweils eine eigene Geschichte erzählt wird. Über 80 verschiedene Charaktere kommen dabei zum Einsatz, die allesamt auch spielbar sind.

Musou trifft offene Spielwelt

Dynasty Warriors 9 ist ein sogenannter Musou-Prügler – die Serie hat ein eigenes Genre hervorgebracht. Übersetzt könnte man das Ganze als „Eins-Gegen-Tausend-Prügler“ bezeichnen, was die Warriors-Serie wie den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf trifft. Als übermächtiger Held stürzen wir uns in den Kampf gegen Heerscharen von Feinden und räumen diese zuhauf aus dem Weg, ohne dabei auch nur ernsthaft in Gefahr zu geraten. Zumindest auf den ersten Blick, denn ganz so banal ist die Massen-Klopperei dann doch nicht. Stärkere Gegner und Bosse können dem Held ganz schön zusetzen und einfaches Button-Mashing, wie es bei solchen Spielen gerne mal vorkommt, führt nur selten zum Erfolg.

Generell könnt ihr im Kampf verschiedene Arten von Angriffen, Spezialattacken und Kombinationen einsetzen, die dann als mächtige Moves auf eure Widersacher einprasseln. So räumt ihr Feind um Feind scheinbar kinderleicht aus dem Weg, ehe sich euch ein größeres Ziel in Form eines stärkeren Bosses in den Weg stellt. Diese verfügen über durchaus fiese Angriffe und individuelle Spezialfertigkeiten - im Gegensatz zu manch anderen Feinden. Denn die meisten Gegner in Dynasty Warriors nehmen im Prinzip nur Statisten-Rollen ein, da sie sich kaum bis gar nicht wehren und sich euch dementsprechend einfach nur als Kanonenfutter in den Weg stellen. Dies sorgt weiterhin dafür, dass sich sowohl der Kombo- als auch der K.O.-Zähler in kurzer Zeit schier unaufhörlich nach oben schraubt.

Besiegte Gegner versorgen euch mit zahlreichen Belohnungen und Erfahrungspunkten. Dadurch kann euer Charakter nicht nur in seiner generellen Stärke verbessert werden, sondern auch neue Fertigkeiten dürfen trainiert und neue Waffen gekauft werden. Dazu zählen zum Beispiel elementare Attacken oder charakterspezifische Spezialangriffe, die eure Helden noch durchschlagskräftiger machen. Dafür notwendige Rohstoffe liegen aber nicht nur neben besiegten Gegnern, sondern lauern auch überall in der Spielwelt. Das Herstellen von Heiltränken oder anderen Items obliegt dem Spieler vor einer großen Schlacht selbst. So müsst ihr die Vorbereitung für eine große Schlacht vorab in Eigenregie durchführen, da ihr während der Missionen kaum noch die Möglichkeiten habt euch mit Hilfsmitteln einzudecken.

Die größte Änderung der Serie im neunten Teil ist die offene Spielwelt, die nun erstmals zum Einsatz kommt. Ihr folgt zwar weiterhin stets einem ausgewählten Missionsfaden, habt aber beim Durchlaufen der Story generell völlige Entscheidungsfreiheit. Auf dem Weg zum Ziel dürft ihr also im Rahmen der Möglichkeiten tun und lassen was ihr wollt. Da wären zum Beispiel optionale Nebenaufträge, die ihr überall und jederzeit annehmen könnt. Diese können euch zu kleineren Bosskämpfen bis hin zu simplen Sammelaufgaben führen. Außerdem ist die Spielwelt gefüllt mit kleinen Lagern und Burgen mit gegnerischen Armeen und Gefangenen. Zwingt ihr diese durch Waffengewalt zum Aufgeben und holt euch anschließend deren Unterstützung, könnt ihr auf deren Hilfe in weiteren Kämpfen setzen. In Kombination mit den eingangs erwähnten, über 80 spielbaren Charakteren mit einer eigenen kleinen Storyline, kommt so insgesamt ein wirklich gigantischer Umfang zu Stande, der Fans der Serie für Monate begeistern könnte.

Großer Umfang, schwache Technik

Herausragender Umfang hin oder her; das Spielprinzip von Dynasty Warriors 9 nutzt sich leider zu schnell ab. Um es noch einmal zusammenzufassen: Ihr marschiert oder reitet wahlweise mit einem Pferd durch die Landschaft und folgt eurem Hauptziel, das mittels Navigation durch Pfeile relativ einfach angezeigt wird. Unterwegs zerstört ihr gegnerische Lager, sammelt Rohstoffe ein oder nehmt ein paar Nebenmissionen an. Dadurch befreit ihr einige befreundete Generäle, die den Spieler unterstützen. Dann geht es irgendwann zur letzten Schlacht und am Ende wartet der große Bosskampf. Das ist alles durchaus unterhaltsam, wiederholt sich aber im Grunde bei allen Charakteren immer wieder. Die große Abwechslung fehlt. Das liegt auch ein wenig daran, dass ihr zwar stets eine eigene Kampftruppe um euch herum geschart habt, jedoch mit diesen nicht interagieren könnt. Die Möglichkeit für strategische Eingriffe hätten gerade in einem Open-World-Spiel wahre Wunder wirken können.

Ein weiterer großer Kritikpunkt: Die Technik ist nicht auf dem aktuellen Stand, wirkt recht leblos und uninspiriert. Lediglich die spielbaren Charaktere und größeren Bossgegner sind schön gestaltet, kranken jedoch an hüftsteifen Animationen. Außerdem ist die gesamte Spielwelt zwar beachtlich groß, abseits der Lager und Burgen aber relativ leer und man streift oft durch kahle Wälder oder Landstriche, ohne auf irgendetwas zu treffen. Auch weitere technische Mängel trüben das Geschehen zusätzlich. Dazu zählen kleinere Bugs, aufploppende Objekte und verwaschene Texturen sowie regelmäßige Framerateeinbrüche, die insbesondere bei hohem Gegneraufkommen auftreten. Zusätzlich bereitet euch die störrische Kamera bei den Massenkeilereien immer wieder Probleme und muss umständlich nachjustiert werden. Ihr könnt zwar einen Fokus auf ein einen Gegner setzen, doch ist dieser erlegt, verliert ihr euch unter Umständen wieder im Nichts und verliert das Geschehen aus dem Auge. Die Steuerung geht hingegen ordentlich von der Hand und auch an der Soundkulisse gibt es nichts zu meckern. Die fernöstliche Stimmung wird zumindest musikalisch gut eingefangen.

Fazit:

Dynasty Warriors 9 und der Sprung in die offene Spielwelt - das klappt leider nur bedingt. Eine offene Spielwelt passt prinzipiell gut zur Reihe und der riesige Umfang sowie die vielen spielbaren Charaktere werden beinharte Fans des Massen-Prüglers sicher wieder für Monate beschäftigen. So erzählt jeder Charakter seine eigene kleine Geschichte und das Aufleveln und Entwickeln der Kämpfer kann für viel Motivation sorgen. Dennoch fehlt es dem Titel vor allem an Abwechslung - der Umfang ist zwar riesig, aber im Grunde wiederholen sich sämtliche beschriebene Aktionen immer und immer wieder. Ein weiteres Problem ist die Technik von Dynasty Warriors 9. Neben der nicht mehr zeitgemäßen Optik und der eher leeren Spielwelt ist es vor allem die Kamera, die mich am meisten gestört hat. Auch die Framerateeinbrüche trüben das Spielgeschehen und machen Dynasty Warriors 9 insgesamt zu einem recht durchschnittlichen Spiel, das in erster Linie für Genre-Fans zu empfehlen ist, die sich der generellen Stärken und Schwächen der Reihe bewusst sind. Die groß angekündigte Open-World macht die Dynasty-Warriors-Reihe in dieser Ausführung allerdings zu keinem besseren Spiel.