The Men of Yoshiwara: Kikuya
Bei The Men of Yoshiwara: Kikuya handelt sich um eine "Visual Novel". Das Genre ist dabei eigentlich gar nicht als Videospiel anzusehen, sondern eher als eine Art Bildroman. Dieser wird jedoch durch gelegentliche Aktionen von beeinflusst und vorangetrieben. Dadurch wird das Hauptaugenmerk auf die Story und viel weniger auf das Gameplay gelegt. Die Hintergrundgeschichte des Titels ist dabei ebenso besonders wie sein Genre und lässt bereits einige Zielgruppen von Anfang an außen vor. Genau genommen dezimiert es die potenzielle Käuferschicht auf Frauen mit guten Englischkenntnissen.
Auf dem Weg zum Glück
Die Geschichte von The Men of Yoshiwara: Kikuya ereignet sich auf einer Insel, auf der keine Männer geboren werden. Dadurch sehen die dort anzutreffenden Rotlichtviertel etwas anders aus, als man diese in unserer Gesellschaft kennt. Männer werden dort in einer Art Quartier „gehalten“. Frauen ab einem bestimmten Alter begeben sich in dieses Quartier und suchen dort nach Liebe oder wollen Kinder zeugen. Die Hauptprotagonistin, von der ihr zu Beginn nur wisst, dass sie die Tochter eines Schiffskapitäns ist, gerät mehr oder weniger aus Zufall in das sündige Viertel und versucht schon bald selbst ihren Weg zum Glück zu finden.
Um es auf den Punkt zu bringen: In dieser Visual Novel übernehmt der Spieler die Rolle einer Frau, die versucht Männer herumzukriegen. Zusätzlich benötigt ihr wirklich sehr gute Englischkenntnisse, da eine deutsche Sprachfunktion komplett fehlt. Lediglich japanisch und chinesisch darf alternativ noch ausgewählt werden, was das ganze Unterfangen jedoch nicht gerade einfacher macht. Wer sich bis zu diesem Punkt noch nicht abschrecken gelassen hat, der sucht sich nach dem Prolog einen Mann aus und versucht dessen Gunst zu erlangen. Dies geschieht durch einen Prozentbalken im Profil und wird durch verschiedene Entscheidungen beeinflusst.
Frau sucht Mann
Im Verlaufe der Geschichte bekommt ihr einige Frage gestellt, mit deren Beantwortung ihr die sonst selbst fortlaufende Story etwas beeinflussen könnt. In den unterschiedlichen Kapiteln geht es also ganz konkret darum, durch eure Antworten und Entscheidungen möglichst viele Zuneigungs-Prozentpunkte auf dem Konto eures Zukünftigen zu sammeln, um ihn so von euch zu überzeugen. In der Praxis geht es im Endeffekt also immer um das gleiche Prinzip: Ihr klickt euch durch endlose, teils schmuddelige und zweideutige Dialoge, und entscheidet euch pro Kapitel maximal ein- oder zweimal für eine Kleinigkeit, die eure Gunst beim Mann der Begierde steigert. Diese Fragen oder Entscheidungen sind dabei genauso bizarr wie die Dialoge und teilweise so schlüpfrig, dass wir nicht näher darauf eingehen möchten. Die harmloseste Möglichkeit ist wohl die Frage "Hast du Angst?", die ihr mit den Anwortmöglichkeiten "Nein (Lügen)", "Wegstoßen und böse ansehen" oder "Schüchtern ja sagen". Man muss wohl schon ein ganz besonderes Faible für Liebesgeschichten dieser Art haben, um sich wirklich lange mit dem Spiel zu beschäftigen.
Durch gute Leistungen schaltet ihr zudem unterschiedliche Artworks frei, die ihr euch später nochmal im Menü ansehen könnt. Eine Rückspulfunktion und ein Quicksave lassen euch zudem einige Entscheidungen nochmal wiederholen, um die Wertung zu korrigieren. Dadurch fehlt jedoch gleichzeitig der komplette spielerische Anspruch, da man das Spiel sehr leicht betrügen kann, indem einfach immer wieder zurückgespult wird. Der Umfang der Visual Novel ist dabei sogar recht ordentlich ausgefallen. Sieben Charaktere wollen in der Hauptstory von euch überzeugt werden und dann hält das Spiel zusätzlich noch einige Nebengeschichten parat - wenn man sich diese dann antun möchte.
Technisch macht The Men of Yoshiwara: Kikuya nicht viel falsch, weil man nicht viel falsch machen kann. Die Zeichnungen, welche die Geschichte vorantreiben, sind gut gestaltet und bieten viele Details. Jedoch gibt es hier rein technisch nichts zu bewerten, da einfach nur Bild für Bild weitergeblättert werden - das könnte sogar ein GameCube auf die Beine stellen. Musikalisch ist das Spiel solide und wird durch eine recht lockere Musikuntermalung begleitet. Auf Sprachausgabe wird glücklicherweise verzichtet, da es schon ausreicht, manche dieser Dialoge selbst lesen zu müssen.
FAZIT:
The Men of Yoshiwara: Kikuya ist ein ziemlich skurriles Spiel, das die Zielgruppe aufgrund seiner Aufmachung von Anfang an auf ein Minimum dezimiert. Wer mit Visual Novels etwas anfangen kann und eine Frau ist, die auf schlüpfrige Liebesgeschichten steht sowie der englischen Spräche bestens mächtig ist, könnte hier durchaus für einige Stunden unterhalten werden. Auf wieviele Switch-Besitzer dies zutrifft, sei einmal dahingestellt. Alle anderen würden aber wohl ohnehin nicht auf die Idee kommen, ein Spiel dieser Art auszuprobieren. Wenn doch, dann trefft ihr auf endlose, peinlich-schweinische Dialoge, die einfach nur weitergeklickt werden müssen und euch nur wenig Möglichkeiten zur Interaktion bietren. Bereits ab dem zweiten Kapitel eines Charakters entwickelt sich die Geschichte zu einer Qual, die man sich einfach nicht mehr weiter antun möchte. Zumindest aus meiner Sicht als Mann. So bleibt The Men of Yoshiwara: Kikuya für einige „Auserwählte“ ein vielleicht durchaus interessanter Titel, der Rest der Switch-Gemeinde sollte das Geld aber besser sinnvoller anlegen.