Kommentar zur Xbox One X: Zwischen den Generationen?
Seit dem 7. November ist die Xbox One X – ehemals beziehungsweise als Special Edition auch Scorpio genannt – auf dem Markt. Microsofts neue Heimkonsole verfügt ... Hm, nein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Text so beginnen möchte. Ist die Xbox One X tatsächlich Microsofts neue Heimkonsole? Irgendwie schon, aber wenn ich sie als neue Konsole bezeichne, dann klingt das für mich nach neuer Konsolengeneration. Ist die Xbox One X nicht eher eine neue Version einer alten Konsole? Der schicke schwarze Kasten ist noch immer eine Xbox One. Ich könnte die One X einfach nur als Upgrade oder Revision bezeichnen, doch diese Begriffe scheinen mir ebenfalls nicht fair.
Als die Playstation 4 Pro veröffentlicht wurde, hatte ich dieses Problem nicht. Die PS4 Pro läutete definitiv keine neue Konsolengeneration ein. Der normalen PS4 war und ist sie zwar überlegen, aber der Unterschied ist mitnichten groß genug, um mehr als die Bezeichnung Upgrade zu rechtfertigen.
Mit der Xbox One X ist das anders. Wer einen 4K-Fernseher (am besten mit HDR10-Unterstützung) besitzt und dort ausgewählte Spiele wie Assassin's Creed: Origins oder Forza 7 erst auf der alten Xbox One oder der S-Version und dann auf der neuen Xbox One X zockt, dem fällt definitiv ein ordentlicher Qualitätssprung auf, zumindest dann, wenn wir die Qualität auf die Optik eines Spiels reduzieren. In einem Interview mit der Zeitung The Telegraph hat Microsofts Phil Spencer außerdem erst kürzlich angedeutet, dass zukünftig Spiele exklusiv für die Xbox One X entwickelt werden könnten (Link).
All das spricht für den Beginn einer neuen Konsolengeneration, aber es gibt auch widersprüchliche Faktoren: Wer sich eine Xbox One X kauft, der kann damit im Moment nur alte Spiele genießen, beziehungsweise Spiele, die ebenso auf der ersten Xbox One und der S laufen, wenn auch gegebenenfalls mit Verbesserungen. Microsoft spricht hier von Abwärtskompatibilität, aber streng genommen ist dieser Begriff unpassend, denn die X1X und die Vorgänger teilen sich die gesamte Spielebibliothek. Die neue Xbox One ist so abwärtskompatibel wie die alten Versionen zukunftskompatibel sind. Microsoft will (vorerst) alle neuen Spiele auf die Fähigkeiten der Xbox One X zuschneiden, darüber hinaus sollen sie aber auch auf den älteren Xbox One-Geräten spielbar sein, nur eben in geringerer Auflösung und eventuell mit geringerer Framerate. Das ist zugegebenermaßen sehr kundenfreundlich, doch kann eine Konsole ohne einen einzigen Exklusivtitel als Beginn einer neuen Generation betrachtet werden? Ist es aus wirtschaftlicher Sicht für Microsoft sinnvoll, den Kunden keine exklusiven X-Titel anzubieten?
Vielleicht mache ich mir unnötige Gedanken. Es ist doch vollkommen egal, ob die Xbox One X das erste Gerät einer neuen Konsolengeneration ist. Selbst wenn die Konsole „nur“ ein Upgrade ist - dem Spielspaß tut das keinen Abbruch. Als jemand, der Spiele nicht nur gerne spielt, sondern den Markt als Ganzes verfolgt, frage ich mich allerdings: Wen will Microsoft mit der Xbox One X eigentlich ansprechen? Welche Zielgruppe(n) visiert das Unternehmen an? Lohnt sich der Kauf einer Xbox One X für normalsterbliche Spieler? Ganz egal welche dieser Fragen ich beantworten möchte, das Schlüsselwort ist immer 4K.
Die Xbox One X ist aktuell die beste, und, je nach Sichtweise, einzige echte 4K-Konsole auf dem Markt. Das klingt toll, aber hat eben auch einen großen Haken: Nur wer einen entsprechenden Fernseher besitzt, kann die Leistung der neuen Hardware voll nutzen. Microsofts offizielle Artikelbeschreibung enthält folgenden Satz: „Hervorragend für 1080p-Bildschirme – Spiele laufen flüssig, sehen fantastisch aus und werden schnell geladen.“ Dies gilt jedoch ebenso für die Xbox One, die Xbox One S, die PS4, die PS4 Pro und mit Abstrichen sogar für die Switch. Microsoft scheint sich der Tatsache bewusst, dass die meisten Spieler noch keinen 4K-Fernseher besitzen, und versucht mit schwammigen Formulierungen, diesen potenziellen Käufern die Furcht vor dem scheinbar überflüssigen und noch dazu recht teuren neuen Gerät zu nehmen. Für Spieler ohne 4K-Bildschirm bietet die Xbox One X nur minimale Vorteile gegenüber den Vorgängern: je nach Spiel etwas schnellere Ladezeiten, schärfere Texturen und eine höhere Bildrate. Hinzu kommt die Problematik, dass man die Vorteile von 4K in Werbevideos, die in 1080p gezeigt werden, nicht oder nur andeutend sichtbar machen kann.
Ich wage die Prognose, dass bei einer Preisdifferenz von etwa 300 Euro zwischen der Xbox One S und der X nur sehr wenige Spieler mit normalem HD-Bildschirm umsteigen werden. Die Xbox One X ist, wenn man den vielen Testberichten im Netz glauben darf, ein fantastisches Gerät, aber solange der Fernseher in meinem Wohnzimmer nur 1080p schafft und es keine Spiele gibt, die mich zu einem Kauf der Xbox One X zwingen, kommt ein Umstieg für mich leider nicht in Frage.
Wie steht ihr dazu?
Gleiches gilt natürlich für den richtigen Nachfolger der Xbox.
Den Kunden kann das freuen!
Das Ding ist leider ein Flop, weil es am Markt vorbei konzipiert wurde. Das Problem hat Microsoft leider häufiger. Entweder ein kleines Upgrade wie bei der PS4Pro oder eine neue Generation mit neuen exlusiven Spielen bringen. So läuft man Sony immer nur hinterher. Sony kann jetzt wieder entspannt die nächste Konsole planen.
Aber neue Spiele kann es nur geben, wenn jemand sie entwickelt. Und entwickelt werden sie nur, wenn es sich lohnt. Und es lohnt sich nur, wenn genug Leute die Konsole haben. Und es werden sich nur dann genug Leute die Konsole kaufen, wenn es exklusive Spiele dafür gibt. Da die Xbox One X aber mittelfristig keine exklusiven Spiele bekommen wird (soll ja alles kompatibel bleiben), wird sie der breiten Masse keinen Grund zum Umsteigen bieten. Und damit fällt das ganze Konstrukt in meinen Augen in sich zusammen.
Das Konzept Xbox One X kann nur funktionieren, wenn es als dauerhaftes angelegt ist; wenn Microsoft (oder wer auch immer) also klar sagt, dass man überhaupt keine ganz neuen Konsolengenerationen mehr entwickeln wird, sondern bei einem etwa drei- bis vierjährigen Upgrade-Zyklus bleibt, in dem aber alles kompatibel bleibt. Kundenfreundlich wäre das. Aber ich bezweifle, dass Sony da mitziehen will. Die werden irgendwann sicher eine PS5 ankündigen.
:)