Test

Dishonored: Tod des Outsiders

Von Michael Prammer am 22.09.2017

DLC oder eigenes Spiel?

Wer mit der Serie noch nie zu tun hatte, bekommt jetzt die ideale Gelegenheit. Der DLC, der als komplett eigenständiges Spiel fungiert, bringt eine eigene Geschichte mit sich und nimmt nur sporadisch Bezug auf die beiden Hauptteile der Serie. So können sich Neulinge ganz in Ruhe an das Dishonored-Universum wagen. Die Geschichte erzählt von Billie alias Meagan Foster, die in Dishonored 2 nur eine kleine Nebenrolle spielte. Die Hafenstadt Karnaca dient zwar wie schon im zweiten Dishonored-Spiel als Schauplatz, jedoch nur am Rande. Billie befindet sich auf der Suche nach ihrem alten Mentor Daud. Dieser hat vor, den sogenannten Outsider zu töten, einen Mann mit übernatürlichen Fähigkeiten. Da Daud aktuell nicht in der Lage ist, den Auftrag selbst auszuführen, übergibt er Billie diese Bürde weiter.

In fünf Kapiteln, die relativ geradlinig je nach Spielweise in sechs bis acht Stunden bewältigt werden, darf man sich auf die Suche nach dem Outsider begeben. Dreh und Angelpunkt ist ein verlassenes Schiff am Hafen, von dem aus man zu den verschiedenen Missionen startet. Inhaltlich sind die Missionen dabei abwechslungsreich gestaltet. So muss man beispielsweise Daud zunächst aus einem Boxring befreien und in einer späteren Mission in eine Bank einbrechen, um eine bestimmte Waffe zu stehlen, die für den Spielverlauf wichtig ist. Jedoch gibt es innerhalb der Missionen kaum Freiheiten für eigene Entscheidungen und die Story wird an einem roten Faden herunter erzählt.

Nahkampf ist Trumpf

Mehr Freiheiten lässt da die Spielmechanik zu. Grundsätzlich hat man die Wahl, ob man sich lautlos durch die Level schleicht und die Gegner betäubt oder ob man alles niederstreckt, was einem vors Messer läuft. Letzteres gestaltet sich oftmals als schwierig, da die Fülle an Schusswaffen aus dem Hauptteil nicht mehr gegeben ist. Die Spielmechanik ist weniger auf Fernkampf ausgelegt, als vielmehr auf Nahkampf. Man hat generell immer die Möglichkeit, die Feinde zu betäuben oder zu töten. Kommt man ohne Mord aus, erhält man am Ende des Levels dies in der Statistik vermerkt und kann sich dieses als Ziel für weitere Spieldurchläufe vornehmen. Stupides Gegner-aus-dem-Weg-räumen klappt sowieso nicht. Bei mehr als drei Feinden auf einmal gewinnen diese schnell die Oberhand und strecken Billie binnen Sekunden nieder.

Eine Neuerung im Vergleich zu den beiden Hauptspielen ist, dass man das sogenannte Chaos-Level abgeschafft hat. Wer besonders brutal zu Werke ging, bekam das im Spielverlauf zu spüren. Dies ist jetzt nicht mehr so, dafür wirken die Wachen deutlich aufmerksamer. Bereits beim zweiten der fünf anwählbaren Schwierigkeiten merkt man dies deutlich. Eine weitere Verbesserung ist, dass man nicht jedesmal, wenn man entdeckt wird, die Szene von vorne beginnen muss, sondern erst mit dem eigenen Ableben an einem der fair gesetzten Rücksetzpunkte neu startet. Dadurch kann man auch im Falle einer Entdeckung einfach mal einen oder zwei Gegner beseitigen, ohne dass dies gravierende Auswirkungen auf das Spielgeschehen hat. Das Abenteuer wird dadurch deutlich dynamischer als noch in den beiden Hauptspielen.

Es gibt genügend Dinge zu tun in Dishonored: Tod des Outsiders. Zusätzlich zu den bereits erwähnten sechs bis acht Stunden Story kommen Nebenmissionen, die in jeder Hauptmission angenommen werden können. Dazu gibt es viele versteckte Objekte - Bilder, Notizen, etc. - zu finden und als Bonus noch ein New Game+. Wenn man sich dann noch die Zeit nimmt und versucht, alle Missionen ohne einen Mord zu überstehen und damit eine tadellose Statistik herzuzaubern, sollte für weitere Stunden Spielspaß gesorgt sein.

Sehr gute Technik

Dishonored: Tod des Outsiders steht dem zweiten Teil der Serie technisch in nichts nach und sieht fantastisch aus. Man bekommt außerdem das Gefühl, dass die Entwickler aus früheren Fehlern gelernt haben und kleinere Kinderkrankheiten wie Pop-ups und Ruckler beinahe komplett entfernt haben. Zwar kann auch hin und wieder der ein oder andere Schönheitsfleck zu finden sein und dann poppt vielleicht doch mal ein Objekt unschön auf, jedoch zählt sowas eher zu den Ausnahmen. Die Soundkulisse ist wie schon bei Dishonored 2 nebst Vertonung mit deutscher Synchronisation bestens gelungen und trägt zur gelungenen Unterhaltung bei. Die Steuerung klappt hervorragend - das Abenteuer steuert sich beinahe fehlerfrei. Anfänger werden sofort zurechtkommen und auch Profis und Kenner der beiden Vorgänger fühlen sich von Beginn an wie zu Hause.

Fazit:

Dishonored: Tod des Outsiders ist eine mehr als gelungene Erweiterung von Dishonored 2 und sollte daher vielmehr als eigenständiges Spiel betrachtet werden. Zwar bekommt man nicht die ganz große Geschichte, die ganz großen Freiheiten und muss mit nur noch einer Spielfigur Vorlieb nehmen. Jedoch ist das alles wirklich gut umgesetzt worden und unterhält problemlos mehrere Stunden. Besonders für Neulinge kann dieses Abenteuer die perfekte Einstiegsdroge ins Dishonored-Universum sein, da Vorkenntnisse aus den anderen Spielen zwar nett, aber nicht zwingend erforderlich sind. Fans von Schleichspielen und Dishonored-Fans werden sich diesen Happen jedenfalls kaum entgehen lassen können.

Gestestet wurde die Xbox One Version

Unsere Wertung:
8.0
Michael Prammer meint: "Schöne Standalone-Erweiterung, die mehrere Stunden zu unterhalten weiß."
Dishonored: Tod des Outsiders erscheint für PC und PlayStation 4 und XBox One. Wir haben die Version für XBox One getestet.
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