NplusX-Editorial-Duo: Ich weiß nicht genau, warum. Aber ich mag Switch.
Mein Kollege Niko beschreibt in seinem Schwester-Editorial zu diesem Text, was ihn an Switch nervt. Und ich kann dem nicht widersprechen. Er hat recht, dass das Betriebssystem noch nicht ganz fertig, noch nicht vollständig wirkt. Er hat recht, dass Nintendo beim Online-Gaming meilenweit hinterherhinkt, nach wie vor. Und er hat wahrscheinlich sogar recht, dass es vereinzelte Qualitätsprobleme gibt.
Dennoch: Aus irgendeinem Grund hat meine Switch-Konsole schon jetzt einen besonderen Platz in der Konsolenriege unter dem Fernseher. Das ist eher ein diffuses Gefühl. Ein Gefühl, das ich so nie für die Wii U-Konsole hatte, zu der ich nie einen solchen Draht gefunden habe. Vielleicht lässt sich dieses diffuse Gefühl etwas besser in Worte fassen. Drei Erklärungsversuche.
Erstens: Die Konsole wirkt nicht so, als habe Fisher Price sie hergestellt
Nintendo ist kein Design-Unternehmen. Nintendo-Hardware sah noch nie besonders aufregend aus, sie war meistens eher funktional designed und funktionierte einfach. Doch die Wii U-Konsole war wirklich ein Lowlight in Nintendos Konsolenhistorie. Im Zentrum: das Wii U GamePad, ein klobiger, dicker Kasten, der zwar gut in den Händen lag, aber nicht schön anzusehen war. Mit seinem endlos dicken Plastikrahmen und den übervorsichtig abgerundeten Ecken wirkte es mehr wie ein unzerstörbares Kleinkindspielzeug als ein Game-Controller.
Switch konnte dagegen nur gewinnen, setzt sich aber zudem auch von Nintendos bisherigen Handhelds deutlich ab, die mit ihrem 2004er-Klappdesign ebenfalls keine Designpreise verdienen. Das kleine Teil wirkt kompakter, fühlt sich schwerer und wertiger an, vielleicht auch, weil mehr Metall und Technik auf kleinem Raum verbaut sind. Das befriedigende Klicken beim Umswitchen fühlt sich gut an. Und der Bildschirm – es ist, als habe Nintendo alles am leucht- und farbschwachen Plastikbildschirm des GamePads in sein Gegenteil verkehrt. Die JoyCons mögen zwar etwas zu klein zum klassisch-bequemen Tabletop-Gaming sein –aber es sind zwei; sie haben einen Analog-Stick und laden zum simplen Multiplayer-Match zwischendurch ein. Die matte Lackierung des Ganzen trägt zudem dazu bei, dass nicht nach zwei Minuten alles mit Fingerabdrücken übersät ist.
Zweitens: Die Konsole weiß endlich wieder, was sie eigentlich will
Es klingt wie eine Kleinigkeit, aber eine Kleinigkeit, die meine Verbindung zu diesem Stückchen Hardware erheblich verbessert hat: Ich schalte sie an – und bin innerhalb von zwei Sekunden mitten im Spiel. Zunächst sorgte der dauerhafte Standby-Modus für eine gewisse Skepsis; vor allem wegen des Stromverbrauchs. Doch jetzt will ich es nicht mehr missen, kurz die Konsole anschalten zu können, selbst wenn es nur für zehn Minuten ist. Der Nintendo 3DS braucht deutlich länger, bis ein Spiel wirklich läuft. Von Wii U, erneut, ganz zu schweigen.
Ganz davon abgesehen trägt dieses Perma-Standby-Feature aber auch seinen Teil dazu bei, dass bei Switch endlich wieder klar wird, was diese Konsole will und was sie soll: Man soll sie mitnehmen können, zwischendurch spielen, auch Freunden seine Spiele zeigen können. Das funktioniert, überraschend gut. Und selbst wenn es nicht der große Ausflug ist, so ist der Mehrwert doch selbst dann noch klar spürbar, wenn ich im Bett ein paar Runden Mario Kart drehen kann.
Drittens: Nintendo entwickelt wieder ambitionierte Großprojekte
Der dritte und wichtigste Pluspunkt, den Switch schon jetzt gesammelt hat, liegt gewissermaßen in der Zukunft. Bisher mag das Switch-Lineup wenig überzeugend sein. Das lässt sich kaum bestreiten. Doch die Zukunftsaussichten sind besser, als sie es auf Wii U jemals waren.
Super Mario Odyssey scheint das innovativste und ambitionierteste Mario-Projekt seit Super Mario Galaxy zu werden. Neue Metroid- und Pokémon-Spiele liegen zwar noch in weiter Ferne, doch sie kommen, sie sind angekündigt. Das ist das Zeichen dafür, dass Nintendo wieder zu investieren bereit ist und sich auch größere und ambitionierte Projekte zu stemmen traut.
Dieses Risiko ist der Publisher auf Wii U fast nie eingegangen, dort folgte ein simples 2D-Jump & Run auf das nächste (die gibt es allerdings mit Kirby und Yoshi auch auf Switch noch); und selbst das große 3D-Mario-Flaggschiff, Super Mario 3D World, war eine spielgewordene Sparmaßnahme; eine Maximierung des Minimums, so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Auch wenn Nintendo bislang wenig Konkretes vorzuweisen und noch viel zu beweisen hat, so lässt die bisherige Kommunikation doch hoffen: Da kommt was. All das erzeugt in mir ein Gefühl: Ich würde gerne öfter mit Switch spielen. Doch, im Moment, ist das noch schwierig. Denn es gibt kaum etwas zu spielen.
Unabhängig davon muss ich aber mal anmerken, dass ich generell finde, dass ihr in letzter Zeit (unnatürlich) negativ wirkt - als ob ihr unbedingt einen Kontrapunkt gegen den aktuellen Hype/Erfolg um die Switch setzen wollt. Auch Überschriften wie "Erstens: Die Konsole wirkt nicht so, als habe Fisher Price sie hergestellt" oder "Ich weiß nicht genau, warum. Aber ich mag Switch." haben so einen Beigeschmack. Man könnte das auch positiver formulieren - weil es ja auch für euch was Positives ist. Es muss nicht immer alles nur "nicht negativ" sein.
Ich lese sonst eigentlich nur still mit, wollte das aber mal an der Stelle anmerken. Es gibt sicher jede Menge, was man immer noch an Nintendo kritisieren darf und muss - Savegames, Preise für das Dock, fehlende Infos zu Online, Smartphone-App, vieles, was Nico in seinem Artikel anmerkt. Da sind schlimme Dinge dabei, für die Nintendo jede Ohrfeige verdient. Aber die Kritik hier (und in manchen anderen Artikeln) finde ich oft etwas fehl am Platz bzw. künstlich forciert. Zumindest kommt es mir so rüber. Ich finde es schön, dass Nintendo mit der Switch so viel besser gemacht hat (auch, was die Spiele angeht), und das darf mMn durchaus auch mal mit positiverer Berichterstattung belohnt werden. Ihr wollt es doch auch :)
Ich kann vor allem den letzten beiden Sätzen von Tim zustimmen. Ich liebe es, mit der Switch zu zocken, aber es ist noch nicht so einfach, weil es noch nicht so viele Games gibt :D :D :D
Ich finde ansonsten beide Artikel gelungen - lesen sich gut und haben gute Argumente (oder schlüssig dargestellte Emotionen).
Allerdings muss ich eine Lanze für die WiiU brechen: Diese habe ich nachwievor unter dem Fernseher stehen - und das auch gern. Das Gameplay mit Gamepad-Screen UND Fernseher ist doch anders als bei der Switch - PrimeVideo lässt sich komfortabel per touch bedienen, udn ich kann das Bild zum TV "switchen" ohne vom Sofa aufstehen zu müssen.
Optisch verstecke ich das Gamepad auch nicht - da sind die NeonCons auffälliger. Allerdings wirkt die Switch im Vergleich schon höherwertig designed.
Damit entkräftet man doch meist Contraargumente:
"Es hat da vielleicht das und das Problem, aber... [Proargumente]".
Zumindest habe ich es so aufgefasst. :)
Ich hatte es letztens wieder einmal in der Hand. Es fühlte sich extrem riesig und ungemütlich an, im Vergleich zu dem JoyCon-Controller.
Ich glaube, Gewohnheit ist für das GamePad sehr wichtig.
Ich stimme aber auch hier vollkommen zu. Gerade die Mobilität ist der Punkt, der mich am meisten positiv überrascht hat. Die Mobilität auch unterwegs einfach zu zweit ein paar Runden Mario Kart zu spielen.
Sehr schöner Artikel und guter Zusatz zum anderen Artikel. :)
Ich weiß was du meinst. Schon bei der Wii war das der Fall. Wurde ein Spiel getestet, hieß es zum Beispiel nicht "Das Spiel hat eine tolle Grafik.", sondern "Das Spiel hat eine tolle Grafik für Wii-Verhältnisse."
Dieser negative Touch war nie nötig. Aber insgesamt doch ein feiner Artikel.
Die Spiele die es gibt sind gut, ich habe bisher auch keine Probleme mit meiner Switch und ich finde es Genial sie überall mit zunehmen ( auch mal ins Bad) schaffte meine Wii U leider nicht.
Egal wo die Switch macht spaß, klar ein paar Apps könnte sie noch vertragen aber sonst macht sie das was Nintendo mir damit komunizieren will.
Den schnellen Start der Switch mit dem 3DS vergleichen ist schwierig. Meiner Meinung nach befindet sich der Switch Standby nämlich zwischen 3DS Standby und 3DS aus, aber wer weiß wie das technisch gesehen zu argumentieren ist.
JEDOCH, was eigentlich auch zur Debatte stünde: Im Negativen (siehe Schwester-Artikel) wird Nintendo so oft mit der Quasi-Konkurrenz verglichen. Hier, im Positiven, wäre zumindest mir das nicht aufgefallen. Der Vergleich zum Standby der PS4 wäre nämlich um eine Spur aussagekräftiger. :P
Ich finde auch diesen Artikel sehr gelungen und verstehe auch die Gedankengänge, geht mir ähnlich!
Gerade als Gegenpol darf man aber ruhig noch positiver klingen. ;)