Test

Samurai Warriors: Spirit of Sanada

Von Andreas Held am 25.06.2017

Vater und Söhne

Hauptankerpunkt der Story ist der Sanada-Clan, insbesondere sein Anführer Masayuki sowie zwei seiner Söhne, Yukimura und Nobuyuki. Das Spiel startet kurz vor der Geburt von Yukimura und erzählt die komplette Lebensgeschichte des Kriegers, der seit jeher als Galionsfigur für das Samurai Warriors-Franchise Pate steht. Spirit of Sanada stellt erstmals nicht das politische Machtgerangel der Sengoku-Ära in den Vordergrund, sondern einzelne Charaktere. Im Vergleich zu den Vorgängern hat sich das Storytelling deutlich verbessert, sodass man nun auch ohne geschichtliche Vorkenntnisse die Handlung mühelos verfolgen kann. Obwohl der Sanada-Clan klar im Fokus steht, sind auch alle anderen der mittlerweile über 60 aus der Serie bekannten Figuren im neuesten Ableger spielbar. Der Story-Modus zwingt euch nur selten dazu, mit einem Mitglied der titelgebenden Familie in die Schlacht zu ziehen; oft seid ihr auf Nebenschauplätzen unterwegs und spielt Schlachten nach, die nur einen indirekten Einfluss auf den Werdegang der Sanadas hatten.

Neben dem Erzählstil hat sich auch das grundlegende Gameplay geändert, das nur noch zu einem Bruchteil aus großen Kämpfen besteht. Außerhalb der Schlachten seid ihr in verschiedenen Städten unterwegs, in denen ihr mit anderen Charakteren reden, Items herstellen, eure Waffen aufrüsten oder im Rahmen kleinerer Mikrospiele neue Items erwerben könnt. Ebenfalls neu sind eine Reihe frei begehbarer Gebiete, die in ihrem Aufbau stark an die Areale aus dem Monster-Hunter-Franchise erinnern. Hier könnt ihr euch allein oder mit einem KI-Begleiter auf die Suche nach Items und Gegnern machen, um euch Vorteile für die nächste großen Auseinandersetzung zu verschaffen.

Mein Leben als Ein-Mann-Armee

Doch sobald ihr euch auf ein Schlachtfeld begebt, zeigt euch Spirit of Sanada das altbekannte Gesicht der Serie. Zusammen mit einem von der KI gesteuerten Verbündeten, den ihr auf Knopfdruck jederzeit auch selbst steuern könnt, besiegt ihr innerhalb weniger Minuten mehrere hundert gegnerische Soldaten und Offiziere. Wie man es von der Serie seit einigen Jahren kennt, ist der Schwierigkeitsgrad extrem niedrig gehalten: Selbst die Anführer der feindlichen Armeen leisten euch nur selten Widerstand und verkleinern euren Lebensbalken im Zweifelsfall nur um wenige Pixel, sodass ein K.O. der Spielfigur praktisch undenkbar ist. In der zweiten Hälfte des Spiels und auf den höheren Schwierigkeitsgraden kann es durchaus auch mal brenzlig werden - das liegt dann aber nur daran, dass eure Gegner durch eure eigenen Angriffe nicht aus der Balance gebracht werden und dann eure Combos unterbrechen, ohne dass ihr etwas dagegen tun könnt. In solchen Situationen müsst ihr auf eure übermächtigen Spezialattacken zurückfallen, die in Spirit of Sanada mit einer geradezu albernen Frequenz eingesetzt werden können.
Dass der storybasierte Serienableger insgesamt aber deutlich schwieriger ausfällt als seine jüngeren Vorgänger, liegt an den vielen optionalen und verbindlichen Zielen, die euch im Laufe jeder Schlacht von den Entwicklern gesetzt werden. Einige von ihnen sind mit sehr knappen Zeitvorgaben versehen; andere mit extrem strengen Auflagen. Nicht selten gilt eine ganze Schlacht als verloren, nur weil ihr von einer bestimmten gegnerischen Einheit gesichtet wurdet oder weil ein einzelner feindlicher Offizier einen vorgegebenen Punkt auf der Karte erreichen konnte. Niederlagen durch den Tod einer verbündeten Einheit oder durch den Ablauf des oft sehr knappen Zeitlimits sind ebenfalls nicht unüblich. Das alles führt zu einer recht seltsamen Spielbalance: Eure eigene Einheit ist nahezu unantastbar, aber wenn irgendwo auf dem Schlachtfeld eine Kleinigkeit schief läuft, kann das ein sofortiges Game Over bedeuten.

Aus technischer Sicht ist Spirit of Sanada sogar ein Rückschritt im direkten Vergleich zu Samurai Warriors 4. Die Entwickler wollten offenbar möglichst viele gegnerische Einheiten gleichzeitig darstellen und durch die Luft fliegen lassen - das geschieht vor allem auf Kosten der Framerate, die in Spirit of Sanada deutlich ruppiger ausfällt als in den Titeln der Samurai Warriors 4-Familie. Dafür sind die verschiedenen Städte, in denen ihr euch im Laufe des Spiels bewegen könnt, wirklich schön gestaltet und durch ein hohes Aufkommen an NPCs sehr lebendig. Der Soundtrack bietet euch die Franchise-typische Mischung aus traditionellen japanischen Instrumenten und modernen Trance-Elementen und stellt ein echtes Highlight dar. Da die kommerzielle Zugkraft des Franchise in westlichen Gefilden mittlerweile stark nachgelassen hat, müssen europäische Spieler mit japanischer Sprachausgabe und englischen Untertiteln Vorlieb nehmen.

Fazit:

Auf dem Schlachtfeld hat sich Samurai Warriors: Spirit of Sanada kaum weiterentwickelt. Wie man es seit der Einführung des völlig übermächtigen Rage Modes in Dynasty Warriors 8 gewöhnt ist, steht auch im neuesten Ableger der Serie nicht mehr das Kämpfen, sondern das Siegen im Vordergrund. Zwar sorgen knappe Zeitlimits, strenge Zusatzaufgaben und gelegentlicher Widerstand durch starke feindliche Offiziere für ein Mindestmaß an spielerischem Anspruch - insgesamt liegt das Gameplay aber weit hinter dem der mittlerweile rund zehn Jahre alten Klassiker zurück, die der Serie auch im Westen eine gewisse Akzeptanz verschafften. Der neue Erzählstil, der die Biographie von Yukimura Sanada in einer ausführlichen und verständlichen Form präsentiert, wertet das Spiel jedoch ungemein auf. Die RPG-Elemente durchbrechen die Monotonie des sehr kampflastigen Gameplays, und die Handlung ist interessant genug, um ein Durchspielen trotz des bestenfalls mittelmäßigen Gameplays ansprechend zu gestalten. Wer ein generelles Interesse an der Sengoku-Ära hegt und nicht zu der Gruppe von Spielern gehört, die einen regelrechten Hass gegen das Warriors-Franchise aufgestaut haben, darf also durchaus darüber nachdenken, das Sommerloch mit Samurai Warriors: Spirit of Sanada zu stopfen.

Unsere Wertung:
7.0
Andreas Held meint: "Die ausführliche und leicht verständliche Handlung tröstet zumindest zum Teil über das gewohnt anspruchslose Gameplay hinweg."
Samurai Warriors: Spirit of Sanada erscheint für PC und PlayStation 4. Wir haben die Version für PlayStation 4 getestet.
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1 Kommentar:
the_Metroid_one)
the_Metroid_one
Am 25.06.2017 um 22:37
Klingt recht interessant, trotz technischer Schwächen. Schade dass es nicht für die Switch erscheint.