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NplusX-Kommentar: Microsofts Spiele-Problem

Von Andreas Held am 12.06.2017

In der gestrigen Präsentation zeigte Microsoft sieben Spiele, die exklusiv nur für Xbox One und Windows 10 erscheinen werden. Gefühlt waren es deutlich mehr, da alle Trailer mit demselben Einspieler begannen, der aber oftmals nur so ominöse Worte wie "Console launch exclusive" beinhaltete - die so beschriebenen Titel sind entweder nur zeitexklusiv oder werden zumindest auch außerhalb des abgeschotteten Windows-Stores für PCs erscheinen.

Unter den sieben Exklusivtiteln finden sich drei Shooter, ein Rennspiel und - man höre und staune - drei Platformer: Ori and the Will of the Wisps, Cuphead und Super Lucky's Tale. Nimmt man die "Console launch exclusives" hinzu, folgen weitere Shooter - etwa Playerunknown's Battleground oder Deep Rock Galactic. Und die großen Multiplattformspiele? Anthem ist ein Shooter, Metro Exodus ist... ein Shooter. Neben Forza 7 und Assassin's Creed Origins zeigte Microsoft in der ersten Dreiviertelstunde seiner Präsentation ausschließlich Shooter.

Erst danach folgten auch Spiele, die etwas weiter aus Microsofts Genre-Komfortzone ausbrechen. Dragon Ball Fighter Z, Code Vein und Life is Strange: Before the Storm bringen dringend benötigte Abwechslung ins Xbox-Portfolio. Zusammen mit den drei exklusiven Hüpfspielen, kommenden und bereits erhältlichen Multiplattform-Titeln und nicht zuletzt durch die Abwärtskompatibilität zu ausgewählten Xbox- und Xbox-360-Klassikern wird das Lineup zu einer sehr runden Sache.

Hier liegt nicht das Problem. Die Crux ist, dass ich mir die Konferenz aus einem sehr subjektiven Blickwinkel heraus angesehen habe, den aber vermutlich viele Spieler geteilt haben: Ich besitze bereits eine PS4 und einen halbwegs tauglichen Windows-7-PC und habe gestern einen Grund gesucht, in meinem Wohnzimmer neben der Sony-Konsole noch Platz für eine Box zu schaffen. Genauso haben viele Besitzer einer Xbox One vermutlich auf den Über-Titel gewartet, der sie darauf brennen lässt, ihn in 4K und in bestmöglicher Qualität zu spielen. Doch der kam nicht. Stattdessen präsentierte Phil Spencer hauptsächlich Vertreter aus wohlbekannten, vielleicht sogar übersättigten Genres.

Microsoft schafft es mit seinem Spieleangebot nicht, aktuell bestehende Marktlücken auszunutzen. Ein JetSki-Racer, der die 4K-Auflösung für Wassereffekte mit einem noch nie dagewesenen Detailgrad nutzt; ein überarbeitetes und ausgereiftes Microsoft Flight, das mit der neuen Hardware-Power eine unglaubliche Weitsicht auf den Bildschirm zaubert; oder ein Monster-Hunter-Klon, in dem ich Drachen und andere Kreaturen jagen kann, deren Größe und Detailgrad andere Konsolen in die Knie zwingen würde: Solche Spiele würden mir das dringende Gefühl geben, dass ich wirklich etwas verpasse, wenn ich weiterhin weder einen Windows 10-PC noch eine Xbox One besitze. State of Decay 2, ein Coop-Shooter in dem ich auf hochaufgelöste Zombies ballern kann, erzeugt dieses Gefühl nicht.

Stattdessen argumentiert Microsoft damit, dass ich bereits etablierte Spielkonzepte in höherer Auflösung genießen darf. Doch dieses Argument scheint aktuell noch nicht so sehr zu zünden, wie es sich die Hardware-Ingenieure in Redmont wohl erhofft haben. Es bedeutet nämlich, dass die Xbox One X im Vergleich zu den bestehenden Xbox-Konsolen keine wirklich einzigartigen Spielerfahrungen bieten wird, sondern lediglich verbesserte. Zugegeben: Es war falsch, etwas anderes zu erwarten, da Microsoft von Anfang an ankündigte, dass man auf Xbox One X nur aufgehübschte Xbox One-Titel spielen können wird. Aber die meisten Zuschauer haben sich wohl trotzdem, zumindest unterbewusst, auf entsprechende Ankündigungen eingestellt.

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1 Kommentar:
Tim)
Tim
Am 12.06.2017 um 20:58
Jo, geht mir genauso. Ich war stellenweise überrascht, wie das Publikum jedes Mal ausrastete, als das Schlagwort 4K fiel. Technik kann doch kein Selbstzweck sein, um den bereits bestehenden Einheitsbrei ein bisschen hübscher zu machen - sie sollte dazu dienen, Spielprinzipe zu ermöglichen, die bislang kaum oder nur eingeschränkt möglich waren. Die Xbox One X ist da auf einer merkwürdigen Schwelle zwischen neuer Generation und Upgrade.
Gast)
Gast
Am 12.06.2017 um 23:30
Wirtschaftlich betrachtet hat Microsoft alles richtig gemacht. Die einfach gestrickte Masse springt sowieso auf. Zugegeben, Titel wie Anthem, Metro und Code Vein sehen schon interessant aus. Microsoft hat einen soliden Job gemacht. auch wenn mich deren Portfolio so gut wie gar nicht interessiert.
JeWe)
JeWe
Am 12.06.2017 um 23:47
Ich verstehe nicht ganz, wie es zusammenpassen soll, dass Microsoft aus deiner Sicht wirtschaftlich alles richtig gemacht hat und du gleichzeitig sagst, dass dich deren Portfolio so gut wie gar nicht interessiert. Ob sie abgesehen von einem selbst die meisten überzeugen konnten kann man doch eigentlich so schnell nicht beurteilen.
Mich zumindest konnte die Ubisoft Pressekonferenz vom Spieleangebot eher überzeugen und die Gegenüberstellung zu Sony/Nintendo steht ja auch noch an.
Gast)
Gast
Am 13.06.2017 um 04:40
Es hängt damit zusammen, dass ich eine hohe Erwartungshaltung habe. Zur näheren Erläuterung, um meine Erwartungshaltung zu konkretisieren zitiere ich aus einen meiner vorherigen Beiträge:

"Das heißt eigenständige Spiele, die mit glaubhaften Charakteren, ordentlichen THEMATISCHEN INHALTEN, mit Einwirkung eigener und/oder auch externen Erfahrungen an Kunst und Kultur, die wie die Konkurrenz auch eine Erlebnis und eine Achterbahnfahrt der Emotionen auslösen können."

Kein Hersteller oder Publisher weiß in meinen Augen zu überzeugen, da diese sich nicht der Kunst unterwerfen, sondern meistens, wenn nicht immer, marktorientiert handeln und auf dieser eingeschränkten Basis Spiele entwickeln. Wenn sich etwas ergibt, dann ist dies eine Seltenheit. Das ist meine subjektive Sicht.

Aus objektiver Sicht bin ich aber fair genug und sage, dass Microsoft einen guten Job gemacht. Warum? Weil es nicht auf den eigenen Geschmack ankommt, sondern auf den größtmöglichen Nenner. Dieser besteht zum größten Teil aus westlichen Shooter-, Sport- und Actionadventure-Spiele, die mich nicht interessieren.