Test

Wipeout Omega Collection

Von Lars Peterke am 12.06.2017
Und das ist nicht unbedingt selbstverständlich. Auch wenn die Wipeout-Reihe zu den ältesten Sony-Franchises gehört, mussten Fans zuletzt recht lange auf einen neuen Titel warten. Jetzt endlich werden sie zumindest teilweise belohnt, denn die Wipeout Omega Collection ist - wie der Name schon sagt - nur eine Collection aus älteren Titeln. Warum diese es trotzdem in sich haben, klärt unser Test.

Massig Adrenalin und wuchtige Beats

Die Anspannung steigt. Unser freischwebender Rennbolide steht auf dem letzten Startplatz. Während der Daumen bereits frohlockend die Beschleunigungstaste umschmeichelt, wummern die treibenden Beats des elektronischen Soundtracks in unseren Ohren. Eine robotische Stimme zählt den Countdown herunter und wir schießen los. Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit jagen wir durch den kurvigen Parcour, die Hochhäuser der futuristischen Stadt fliegen nur so an uns vorbei. Unser Fahrzeug ist gut ausbalanciert, wir haben uns für einen Renner mit hohem Tempo und gutem Handling entschieden. Feinfühlig drücken wir hin und wieder eine der beiden Schultertasten, um mit unseren Luftbremsen die Ideallinie zu halten, damit wir keinen Beschleunigungsstreifen verpassen.

Dann eine laute Explosion, unser Gefährt verliert rapide an Geschwindigkeit. Unser Kontrahent hat uns mit einer zielsuchenden Rakete getroffen. Während wir versuchen zu beschleunigen, ziehen vier Fahrzeuge an uns vorbei. Das Fahrerfeld ist sehr dicht und die AI nicht auf den Kopf gefallen. Noch zwei Kurven bis zum Ziel. Wir fahren über ein gelbes Energiefeld. Der Bordcomputer informiert uns, dass ein Quake Disruptor zum Abschuss bereit steht. Wir nehmen die letzte Kurve und… Feuer! Eine seismische Schockwelle erfasst die Fahrer vor uns und wir düsen mit 0.6 Sekunden Vorsprung als erster ins Ziel. Durchatmen.

Und das Durchatmen nach dem Rennen ist dann auch die einzige Entspannung, die einem Wipeout gönnt. Die restliche Zeit pumpt dem Spieler das Adrenalin durch die Adern. Nach insgesamt neun Ablegern ist der SciFi-Racer des inzwischen geschlossenen Studios Sony Liverpool (ehemals Psygnosis) eine anerkannte Größe. Dennoch saßen Fans zuletzt auf dem Trockenen. Mit der Omega Collection bekommen sie nun immerhin eine Zusammenstellung der drei letzten großen Titel: Wipeout 2048 (PSVita, 2012) und den Download-Titel Wipeout HD (PS3, 2008) inklusive seiner Erweiterung Wipeout Fury aus dem Jahr 2009.

Die Crème de la Crème

Mit der Auswahl dieser Titel greift Sony nicht nur auf drei der gelungensten Ableger der Reihe zurück, sondern schnürt damit in Sachen Spielbarkeit zudem ein sehr homogenes Paket. In der Kampagne werden die Herausforderungen aus Wipeout 2048 zuerst aufgeführt. In dem Vita-Titel wirkt die Steuerung zunächst schwammig, bietet nach einer Eingewöhnungsphase aber eine sehr gute Kontrolle über die Fahrzeuge. Die ersten Events sind einfache Rennen, die Waffen werden in den folgenden Herausforderungen nach und nach dazugeholt. Wer hier ein paar Rennen spielt, der hat im Anschluss auch kein Problem, die ersten Rennen in Wipeout HD zu absolvieren. Hier liegt der Fokus noch etwas mehr auf den Waffen und die Steuerung ist direkt. Auch der Stil des Streckendesigns variiert leicht.

In Wipeout kommt es noch viel stärker auf ideales Fahren an als in anderen Genre-Vertretern wie F-Zero oder FAST RMX. Das liegt daran, dass ihr im Normalfall nicht boosten könnt wo ihr wollt. In Wipeout eine spaßige Aufgabe, denn das Streckendesign und auch die visuelle Gestaltung überzeugen auf ganzer Linie. Für jede Herausforderung gibt es unterschiedliche Zielsetzungen. Für das perfekte Emblem muss in der Regel eine relativ makellose Leistung erbracht werden. Danach werden neue Herausforderungen und zu bestimmten Meilensteinen dann auch neue Rennklassen und Fahrzeuge freigeschaltet. Letztere variieren stark im Handling und erfordern immer etwas Übung. Wer in Wipeout die Bande küsst, bekommt dies im Regelfall unmittelbar mit dem Verlust mehrerer Rangplätze quittiert.

Was Wipeout schon immer von seiner Genre-Konkurrenz abhob, ist das Waffensystem. Spezielle Felder auf der Strecke rüsten euch mit diversen Items aus, die sich in die Kategorien "Aktiv" und "Passiv" unterteilen. Aktive Waffen sind in der Regel Projektilwaffen wie Raketen, ein MG-Geschütz oder eine Plasma-Kanone. Unter passiven Waffen finden sich hingegen Minen, ein Turbo-Schub oder ein Energie-Überbrücker. A propos Energie: Man hat als Spieler immer die Wahl, ob man eine Waffe abfeuern oder sie in Schiffsenergie umwandeln will. Spätestens wenn die Kontrahenten in späteren Herausforderungen immer bissiger werden, kann diese Entscheidung lebenswichtig sein. Denn ohne Energie explodiert der Rennbolide und das Rennen ist vorbei.

Wipeout erzeugt durch die Kombination aus filigranem SciFi-Rennen und dem Waffensystem ein erhabenes Spielgefühl, das in den Titeln der Omega Collection besonders zur Geltung kommt und sehr gut ausbalanciert wurde. Wenn man so will also die Crème de la Créme der Reihe. Der Spieler muss permanent kleine taktische Entscheidungen treffen und beim Abfeuern der Waffen genau Maß nehmen. Um dabei filigrane Manöver zu ermöglichen, kann der Spieler nicht nur mit den Luftbremsen seine Flugbahn feinjustieren, sondern seinen Boliden durch doppeltes Antippen einer Schultertaste einen leichten Satz zur Seite machen lassen. Das ist besonders nützlich, um etwa im letzten Moment einer Mine auf der Rennstrecke auszuweichen.

Ein Visuelles Schmankerl

Wer genug Herausforderungen gespielt hat, kann in der Rennbox einzelne Rennen fahren und dabei den Schwierigkeitsgrad nach seinen Belieben anpassen. Das ist eine gute Gelegenheit, die Strecken kennenzulernen. Außerdem besteht die Möglichkeit im Splitscreen gegen einen Freund zu fahren. Ist ein einzelner Kontrahent nicht genug, kann mit der Wipeout Omega Collection auch online gegen andere Spieler gefahren werden. Die erreichten Leistungen werden in diversen Ranglisten aufgeführt.

Besonderes Lob verdienen die Entwickler für die Technik. Denn das Spiel sieht nicht nur fabelhaft aus und läuft butterweich, sondern ist auch ein Vorzeigetitel für die PS4 Pro. Mit abgeschaltetem Motion Blur läuft der Titel in nativer 4K-Auflösung und hält dabei konstante 60 Frames pro Sekunde. Darüber hinaus wurden die enthaltenen Wipeout-Titel nicht bloß portiert. Bei vielen Spezialeffekten wurde geschliffen und poliert, sodass man etwa Wipeout 2048 auch für einen waschechten PS4-Titel halten könnte. Die Handheld-Herkunft ist ihm fast nicht anzumerken. Auch Optimierungen für HDR sind in das Spiel eingeflossen.

Fazit:

Mit der Wipeout Omega Collection ist Sony eine durch und durch überzeugende Werkschau gelungen. Es ist zwar etwas schade, dass es neben der aufpolierten Grafik und einigen kosmetischen Anpassungen keine wirklich neuen Inhalte in das Paket geschafft haben. Auch ein aktualisierter und erweiterter Soundtrack wäre sicherlich ein Punkt auf der Wunschliste vieler Fans gewesen. Doch Serien-Neulinge und Freunde von schnellen Rennspielen wird das vermutlich alles nicht stören. Sie können bedenkenlos zugreifen. Das ist vermutlich auch das beste Signal an die Chefs bei Sony, die dann hoffentlich sehr bald die Entwicklung eines komplett neuen Wipeout-Titels anstoßen. Wir zumindest hätten nach der sehr gelungenen Omega Collection mächtig Bock drauf.

Unsere Wertung:
8.5
Lars Peterke meint: "Diese technisch makellose Umsetzung der besten Wipeout-Titel ist ein Must-Have für Fans des Genres."
Wipeout Omega Collection erscheint für PlayStation 4. Wir haben die Version für PlayStation 4 getestet.
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1 Kommentar:
McClane)
McClane
Am 12.06.2017 um 18:27
Die Crème de la Créme: Gleiches Wort, verschiedene Akzente.