Was ist passiert?

Ein anonymer Poster hat im berüchtigten Forum 4Chan in japanischer Sprache Bilder gepostet, auf denen Szenen aus Super Smash Bros. zu sehen sein sollen. Betitelt mit „Super Smash Switch Images“ zeigen sie vermeintlich eine Switch-Version des Wii U- und 3DS-Prügelspiels von 2014.

Auf den Bildern erkennen Fans Stages und Charaktere, die es eigentlich nur in der Nintendo 3DS-Version des Spiels gab – jetzt allerdings in HD-Grafiken, wie man sie auf der Heimkonsole erwarten würde. Kommt also eine Switch-Version des Spiels, in der 3DS- und Wii U-Inhalte zusammen mit den DLCs vereint sind?

Obwohl alles so klar, so nachvollziehbar, so plausibel klingt: Die Aufnahmen könnten gut gemachte Fakes sein, die News nicht mehr als eine dieser ungeprüft übernommenen Falschmeldungen, lapidar von vielen abgeschrieben und als „Gerücht“ betitelt.

Wer die Story näher beleuchten will, sollte zuerst trennen, was plausibel und was echt ist. 

Keine Frage: Plausibel wäre es allemal, dass Nintendo auf der E3 in zwei Wochen eine Switch-Version von Super Smash Bros. ankündigt. An Mario Kart 8 Deluxe verdient der Publisher sich gerade eine goldene Nase. Nintendo braucht für den Herbst zudem mehr zugkräftige Online-Multiplayer-Titel, um seinen dann kostenpflichtigen Onlineservice zu pushen. Die üblicherweise gut informierte US-Journalistin Emily Rogers twitterte vor über einem Jahr über eine mögliche Umsetzung von Super Smash Bros. für Switch.

Mit den zwei Versionen von vor drei Jahren und ihren vielen DLC-Paketen gibt es darüber hinaus mehr als genug Inhalt, um ihn in einer „Ultimate Version“ zu bündeln, die wirklich alles (und vielleicht ein bisschen mehr) rund um den vierten Smash Bros.-Teil enthält. Masahiro Sakurai hat sich an seinem letzten Smash-Projekt regelrecht aufgerieben und könnte mit einer Smash Bros.-Zwischengeneration vermeiden, ein ganz neues Projekt entwickeln zu müssen – zumal auf Switch technisch ohnehin nicht viel mehr drin wäre als auf Wii U. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die keinesfalls selbstverständliche Anerkennung des Titels in der kompetitiven eSports-Szene. Für Nintendo könnte es riskant sein schon jetzt einen gänzlich neuen Nachfolger zu bringen. Eine komplettierte Neuauflage wäre ein kluger Kompromiss.

Dass es schon vor der Enthüllung von Switch Gerüchte um eine mögliche Umsetzung von Super Smash Bros. gab (die sich bis heute zusammen mit vielen anderen Gerüchten nicht bestätigt haben), trägt seinen Teil dazu bei, dass viele der Geschichte gern glauben.

Also: Es gibt erst einmal keinen Grund, nicht daran zu glauben, dass Nintendo eine Switch-Version von Super Smash Bros. entwickelt. Und genau deshalb sind wir bei der Geschichte so skeptisch. Denn gerade dann, wenn alles besonders plausibel erscheint, kommt die große Stunde der Faker, die mit ihren Bildchen ein paar Minuten Ruhm genießen können. Sie stoßen dann auf fruchtbaren Boden.

Es gibt keinen Grund, diese Screenshots für bare Münze zu nehmen

Das wohl größte „Grain of Salt“ (wörtlich ein Salzkorn, also ein Anhaltspunkt für Skepsis), wie man es in englischer Sprache nennt: Unseriöser als 4Chan kann eine Quelle gar nicht sein. Auf dem Board, das nicht selten als Müllkippe des Internets bezeichnet wird, kann jeder alles verbreiten; und da sind gefakete Spielescreenshots noch das Harmloseste.

Ein Vergleich der Paper Mario-Stage aus dem "Leak" mit der Paper Mario-Stage aus dem 3DS-Original. Der wohl überzeugendste der aktuellen Screenshots. Quelle: NeoGAF

Sollten die Bilder Fakes sein, ist viel Arbeit in sie geflossen, so viel steht fest. Doch gerade in der Smash-Szene wimmelt es nur so von Moddern und Hardcore-Fans, die ihre Freizeit für aufwändige selbstentwickelte und inoffizielle Erweiterungen für das Spiel aufbringen und teils zum Täuschen echte Mods entwickeln. Daraus sind mitunter auch schon qualitativ ausgezeichnete Fakes entstanden. Als beispielsweise ein Internetuser Rayman als spielbaren Charakter zeigte, sogar mit Video, gingen viele Fans ihm auf den Leim. Die Geschichte stellte sich als Ente heraus.

So könnte es auch dieses Mal sein. Viele Fans zeigen sich beim Betrachten skeptisch, manche Details an den Bildern scheinen nicht zu passen. Das beginnt mit den Modellen der 3DS-Charaktere, die denen der Handheld-Version immer noch sehr ähnlich zu sein scheinen. 

Die kleinen Fehlerchen gehen weiter bei Schriftarten, die auf einigen Screenshots uneinheitlich verwendet werden und die nicht mit den Original-Fonts des Spiels übereinstimmen. Obwohl die Screenshots dem anonymen Poster zufolge für ein japanisches Spielemagazin bestimmt sein sollten, ist auf ihnen "Bowser Jr." ausgewiesen, obwohl er im Original "Koopa Jr." heißen müsste. Die Skepsis endet bei der Farbgebung der Stages, die etwas blasser ausfällt, als Fans es aus den Ur-Versionen gewohnt waren.

Ein Vergleich der Schriftarten der Zeitanzeige. Unten: aus den aktuellen "Leaks". Oben: aus dem echten Spiel. Quelle: NeoGAF

Unsere Einschätzung

Die Bilder sind sehr gut gemacht und die Idee einer Switch-Umsetzung von Super Smash Bros. mehr als plausibel. Dennoch glauben wir: An den aktuellen Screenshots ist nichts dran. Und damit bleibt offen, ob Nintendo ein solches Spiel auf der kommenden E3 wirklich ankündigt oder nicht.

Ein Bild zum Schluss: Letztlich kann jeder mit (zu viel) Zeit einen mitunter auch sehr gut gemachten Fake kreieren. Smash Bros.-Freaks aus den internationalen Foren fühlen sich eher dem "Team Fake" zugehörig, also denjenigen, die dem aktuellen Leak eher skeptisch gegenüberstehen.